Ein Schlaganfall ist eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu Ausfällen wichtiger Hirnfunktionen führen kann. Betroffene können Lähmungserscheinungen, Sprachausfälle oder Inkontinenz erleiden. Eine sofortige medizinische Versorgung ist entscheidend, um das Leben des Betroffenen zu retten und bleibende Schäden zu minimieren.
Was ist ein Schlaganfall? Definition und Formen
Ein Schlaganfall, auch Hirnschlag oder Apoplex genannt, ist eine plötzlich auftretende, potenziell lebensbedrohliche Erkrankung des Gehirns. Er entsteht durch eine Unterbrechung der Blutversorgung oder eine Blutung im Gehirn, was zu einem teilweisen oder dauerhaften Ausfall von Hirnfunktionen führt. Sauerstoffmangel kann zu dauerhaften Schäden führen, weshalb ein Apoplex immer ein medizinischer Notfall ist, der umgehend behandelt werden muss.
Es gibt zwei Hauptformen des Schlaganfalls:
- Ischämischer Schlaganfall: Hierbei wird die Blut- und Sauerstoffversorgung des Gehirns unterbrochen, meist durch einen Gefäßverschluss. Ursachen können Arteriosklerose (Arterienverkalkung), Embolien oder Thrombosen sein.
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Diese Form entsteht durch eine Hirnblutung, oft verursacht durch das Reißen spröder Arterien aufgrund von Arteriosklerose oder plötzlichem Blutdruckanstieg.
Schlaganfall in Zahlen: Alter als Risikofaktor
Der Apoplex ist eine typische Alterserkrankung. Rund die Hälfte aller Betroffenen ist über 70 Jahre alt, wobei der Schlaganfall hauptsächlich Menschen zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr betrifft. Allerdings kann ein Schlaganfall grundsätzlich auch in jüngeren Jahren auftreten, insbesondere wenn Risikofaktoren wie hoher Blutdruck vorliegen. In Deutschland erleiden jährlich rund 200.000 Menschen einen Schlaganfall, der häufig zu Schwerbehinderung und Pflegebedürftigkeit führt.
Die Lebenszeitprävalenz für Schlaganfall lag in Deutschland im Jahr 2014 bei 3,3 %. Mit zunehmendem Alter steigt die Prävalenz deutlich an:
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- 18- bis 44-Jährige: 0,9 %
- 45- bis 64-Jährige: 2,8 %
- 65- bis 79-Jährige: 7,5 %
- Ab 80 Jahren: 14,6 %
Ursachen und Risikofaktoren im Überblick
Für einen Schlaganfall kann es verschiedene Ursachen geben:
- Arteriosklerose (Arterienverkalkung): Ablagerungen von Zellen und Fetten an den Arterienwänden verengen die Gefäße und können zu einem kompletten Verschluss führen.
- Embolie: Ein Embolus (z.B. ein Blutgerinnsel aus der Lunge oder den Beinvenen) kann mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen und dort ein Gefäß verstopfen.
- Hirnblutung: Meist durch Einreißen spröder Arterien infolge von Arteriosklerose oder plötzlichem Blutdruckanstieg.
Weitere Risikofaktoren
- Alter: Ältere Menschen haben ein höheres Risiko, da Arterien leichter verkalken und Cholesterin- und Blutzuckerwerte im Alter oft ansteigen.
- Grunderkrankungen:
- Starkes Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Diabetes mellitus
- Arterielle Enge
- Fettstoffwechselstörungen
- Gefäßschäden durch Rauchen
- Herzerkrankungen
- Genetische Veranlagung: Schlaganfälle treten oft in Familien gehäuft auf.
- Vorangegangener Schlaganfall oder TIA: Erhöhen das Risiko für einen erneuten Apoplex.
Schlaganfall bei jüngeren Menschen
Obwohl der Schlaganfall primär eine Erkrankung des Alters ist, ereignen sich weltweit etwa ein Viertel aller Schlaganfälle bei Menschen unter 65 Jahren und jeder siebte Schlaganfallpatient ist jünger als 50.
- Definition: Bei Patienten im Alter zwischen 18 und 55 Jahren spricht man vom juvenilen Schlaganfall.
- Zunehmende Fallzahlen? Studien zeigen einen Anstieg der Schlaganfallzahlen bei jüngeren Menschen, während die Gesamtzahl der Schlaganfallpatienten stagniert. Dies könnte jedoch auch auf verbesserte Diagnosemethoden wie die MRT-Bildgebung zurückzuführen sein.
Ursachen bei jüngeren Menschen
- 18 bis 35 Jahre: Häufig angeborene Ursachen wie Herzfehler, Gerinnungsstörungen, Gefäßeinrisse (Dissektionen) und seltene Syndrome. Auch angeborene Fettstoffwechselstörungen können das Risiko erhöhen.
- 35 bis 50 Jahre: Vermehrt klassische Ursachen wie Gefäßverkalkung oder Blutgerinnsel aus dem Herzen, oft in Verbindung mit Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen und Bewegungsmangel.
- Spontane Gefäßdissektion: Ein Einriss in der Gefäßinnenwand einer Halsarterie, der zu einer Engstelle oder einem Gefäßverschluss führt. Betrifft oft Menschen unter 40 Jahren.
- Weitere seltene Ursachen: Gefäßentzündungen (Vaskulitiden), Gerinnungsstörungen (Thrombophilien) oder Schlaganfälle durch Gerinnsel aus dem Herzen (kardioembolisch) aufgrund von Defekten der Herzscheidewand.
Unterschiede zwischen Männern und Frauen
- 18 bis 35 Jahre: Frauen häufiger betroffen als Männer, insbesondere durch Risiken im Zusammenhang mit der Pille (besonders in Kombination mit Rauchen) und Migräne mit Aura. Auch Schwangerschaften erhöhen das Risiko.
- 35 bis 50 Jahre: Männer häufiger betroffen als Frauen.
- Höheres Alter: Männer und Frauen nähern sich wieder an.
Besonderheiten beim juvenilen Schlaganfall
- Häufig keine erkennbaren Risikofaktoren: Bei einem hohen Prozentsatz der jungen Schlaganfallpatienten (30-50 %) lassen sich keine eindeutigen Ursachen finden.
- Besseres Outcome? Das Outcome ist oft besser als bei älteren Patienten, aber etwa ein Drittel der Betroffenen erleidet Behinderungen, die ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen und zu Arbeitsunfähigkeit führen können.
- Relevanz der Folgen: Neuropsychologische Defizite wie Konzentrationsstörungen können bei jungen Menschen schwerwiegendere Auswirkungen auf ihre berufliche Leistungsfähigkeit haben.
Symptome eines Schlaganfalls
Ein Schlaganfall kann sich auf verschiedene Weisen äußern. Die Symptome können unspezifisch sein oder gar nicht auftreten, was den Apoplex besonders gefährlich macht. Kopfschmerzen können auftreten, müssen es aber nicht. Die Symptome können sich bei Männern und Frauen unterscheiden, weswegen Frauen oft zu spät Hilfe holen.
Typische Symptome:
- Bei Männern:
- Kopfschmerzen (mäßig bis stark)
- Benommenheit oder Verwirrung
- Sehschwäche
- Lähmung einer Gesichts- oder Körperhälfte
- Verlust des Hautgefühls
- Schwindel
- Schluckstörungen
- Seh- und Sprachstörungen
- Motorische Ausfälle
- Bei Frauen:
- Häufig Übelkeit und Erbrechen
- Muskelschmerzen
- Drücken im Brustkorb
- Schwindel
- Bewusstlosigkeit
- Erregungszustände
- Taubheitsgefühle in Händen, Füßen oder im Gesicht
Die Symptome hängen davon ab, welche Hirnregion betroffen ist. Bei Beteiligung des Sprachzentrums kann es zu Sprachstörungen kommen, während motorische Ausfälle weniger wahrscheinlich sind. Oft ist eine Körperhälfte betroffen, da das Gehirn viele Funktionen seitenverkehrt koordiniert.
Begleitsymptome:
- Orientierungslosigkeit
- Hochschnellen oder Absacken des Blutdrucks
- Doppelbildsehen
- Gesichtsfeldausfälle
- Mangelndes Körpergefühl
- Störungen im Wortverständnis
Diagnose und Therapie
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall muss sofort ein Notarzt gerufen werden. Die Diagnose umfasst:
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- Anamnese: Fragen zu Vorboten, Grunderkrankungen und neurologischen Ausfällen.
- Körperliche Untersuchung: Einfache Tests zur Überprüfung neurologischer Funktionen.
- Bildgebende Verfahren: Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) zur Feststellung von Hirnblutungen oder Gefäßverschlüssen. Doppler-Sonografie zur Darstellung von Gefäßverengungen.
- Weitere Untersuchungen: Regelmäßige Messung von Blutdruck, Puls, Cholesterin- und Blutzuckerwerten, Ultraschalluntersuchungen des Herzens und EKG.
Therapie
Die Behandlung des Schlaganfalls ist zeitkritisch. Je schneller die Therapie beginnt, desto mehr Hirngewebe kann gerettet werden.
- Akuttherapie:
- Ischämischer Schlaganfall: Thrombolyse (medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels) und Antikoagulanzien (gerinnungshemmende Medikamente).
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Operativer Eingriff zur Blutstillung.
- Langzeittherapie: Behandlung der Grunderkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Diabetes, hohe Cholesterinwerte) mit entsprechenden Medikamenten.
- Rehabilitation: Umfasst verschiedene Therapieformen, um verlorengegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen.
Prävention: Risikofaktoren minimieren
Es gibt beeinflussbare und nicht beeinflussbare Risikofaktoren für einen Schlaganfall.
Beeinflussbare Risikofaktoren:
- Bluthochdruck: Regelmäßige Kontrolle und medikamentöse Einstellung.
- Diabetes: Konsequente Blutzuckereinstellung.
- Hohe Cholesterinwerte: Medikamentöse Senkung des LDL-Cholesterins.
- Übergewicht und Bewegungsmangel: Gewichtsreduktion und regelmäßige körperliche Aktivität.
- Rauchen: Aufhören mit dem Rauchen.
- Übermäßiger Alkoholkonsum: Begrenzung des Alkoholkonsums.
- Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern): Behandlung zur Vermeidung von Blutgerinnseln.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren:
- Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter.
- Geschlecht: Frauen sind in bestimmten Altersgruppen häufiger betroffen.
- Familiäre Veranlagung: Bei familiärer Häufung ist das Risiko erhöht.
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