Ein Schlaganfall kann das Leben eines Menschen innerhalb von Sekunden dramatisch verändern. Die alternde Gesellschaft führt zu einer Zunahme von Schlaganfallpatienten, aber auch junge Menschen können betroffen sein. Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall, wobei die Tendenz aufgrund der demografischen Entwicklung steigt. Neben einer gesünderen Ernährung wird Schlaganfallpatienten häufig sportliches Training empfohlen. Bewegung und Sport spielen jedoch nicht nur in der Prävention, sondern auch in der Rehabilitation eine entscheidende Rolle.
Die Bedeutung von Bewegung nach einem Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall ist es wichtig, den Alltag neu zu organisieren und Strategien zu entwickeln, um einen erneuten Schlaganfall zu vermeiden. Wer einen zweiten Schlaganfall verhindern möchte, sollte Sport treiben. Körperliche Bewegung schützt offenbar am besten vor einem weiteren Gefäßverschluss, wie eine Studie zeigt. Bewegung ist wohl das beste Mittel, um einen weiteren Schlaganfall zu vermeiden.
Vorteile von Sport für Schlaganfallpatienten
Sport hat für Schlaganfallpatienten gleich mehrere Vorteile:
- Erhöhte Mobilität: Die Betroffenen werden mobiler und selbstständiger.
- Verbessertes Körpergefühl: Sport führt zu einem besseren Körpergefühl und mehr Selbstbewusstsein.
- Gesteigerte Muskelkraft und Ausdauer: Muskelkraft und Ausdauer werden durch regelmäßiges Training gesteigert.
- Positive Auswirkungen auf Gedächtnis und Konzentration: Auch die Gedächtnisleistung und die Konzentrationsfähigkeit können positiv beeinflusst werden.
- Neurologische Folgen abfedern: Durch Sport können neurologische Folgen teilweise abgefedert werden.
- Sturzrisiko verringern: Die Kräftigung der Muskeln ermöglicht mehr Aktivität im Alltag und verringert das Risiko für Stürze.
- Herz-Kreislauf-System positiv beeinflussen: Bewegung hat positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System.
Wann und wie mit dem Sport beginnen?
Nach einem Schlaganfall sollte man nichts überstürzen. Lange Spaziergänge, etwas Gartenarbeit oder Wassergymnastik sind für den Anfang völlig ausreichend. Es ist wichtig, dass sportliche Aktivitäten auf jeden Fall mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, um abzuklären, welche Bewegung in welchem Umfang geeignet ist. Idealerweise schließt man sich einer Rehasportgruppe an.
Die Rolle der Physiotherapie
Bereits im Krankenhaus erhalten die meisten Betroffenen eine gezielte Physiotherapie, mit der beispielsweise die Koordination verbessert werden soll. Nach einer Akutbehandlung sind in der Regel umfassende Rehabilitationsmaßnahmen nötig, um die Folgen zu verringern. In den meisten Fällen sind viele Therapieeinheiten nötig, die von Spezialisten begleitet werden. Der Fokus wird hierbei auf die Beschwerden gelegt und die Therapie individuell angepasst.
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Rehasport als idealer Einstieg
Rehabilitationssport (Rehasport) ist in der Regel ein guter Einstieg. Rehasport unterstützt mit therapeutischen Übungen und Spielen, die sich positiv auf die Genesung auswirken. In der Regel wird diese Art des Sports in der Gruppe ausgeführt, was zusätzlich motivierend wirkt. Die Leitung einer solchen Sportgruppe führt ein Spezialist durch, der sich mit Schlaganfallpatienten auskennt und genau weiß, welche Übungen ideal sind.
Die Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten des Rehasports. Ein Arzt verschreibt Rehasport, wobei unterschiedliche Angaben gemacht werden müssen (u. a. empfohlene Dauer, Gründe, Ziele). Anschließend kann man sich auf die Suche nach einer Rehasportgruppe begeben, die sich auf Schlaganfallpatienten spezialisiert hat.
Geeignete Sportarten und Übungen
Es gibt eine Vielzahl von Sportarten und Übungen, die nach einem Schlaganfall geeignet sind. Wichtig ist, dass man sich nicht überlastet und die Intensität langsam steigert.
Ausdauersport
Ausdauersportarten verbessern Herz- und Lungentätigkeit und erhöhen die Mobilität und Belastbarkeit. Geeignete Ausdauersportarten sind zum Beispiel:
- Schwimmen
- Walking
- Nordic Walking
- Rad fahren
- Schnelles Spazierengehen
Beginnen Sie zunächst mit wenigen Minuten Sport und steigern Sie sich nach und nach.
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Krafttraining
Experten empfehlen Schlaganfallpatienten, zwei bis drei Mal wöchentlich Kraftübungen für die großen Muskelgruppen durchzuführen. Studien zeigen, dass es dadurch zu einer deutlichen Verbesserung der Muskelkraft kommen kann und sich dies wohl auch positiv auf die Gehfähigkeit auswirkt. Geräte sollten Sie also mit niedriger Intensität beziehungsweise mit wenigen Gewichten verwenden.
Gymnastik
Zu den Rehabilitationsmaßnahmen nach einem Schlaganfall gehört in der Regel eine umfangreiche Physiotherapie. Sie sollten sich aber nicht zu stark belasten und regelmäßig den Puls messen. Plötzliche Drehbewegungen des Kopfes sowie Übungen mit nach unten geneigtem Kopf sollten Sie vermeiden. Tabu ist zudem starkes Pressen.
Sitzgymnastik könnte ein geeigneter Sport nach Schlaganfall sein. Eine gute Übersicht an Trainingseinheiten, die Du im Sitzen ausführen kannst, findest Du im Artikel „Sitzgymnastik für Senioren".
Bewegung im Alltag integrieren
Neben gezieltem Sportprogramm kann man auch mehr Bewegung in den Alltag integrieren, zum Beispiel:
- Gehen Sie häufiger mal ein Stück zu Fuß.
- Verzichten Sie auf den Fahrstuhl und nehmen Sie stattdessen die Treppen.
- Gehen Sie beim Telefonieren auf und ab.
- Gehen Sie mehrmals, um Geschirr und Lebensmittel zum Esstisch zu tragen, statt ein Tablett zu benutzen.
Beispiele für Übungen
- Sitzgymnastik: Auch im Sitzen können viele Übungen durchgeführt werden, um die Beweglichkeit zu fördern.
- Wassergymnastik: Eine schonende Form der Bewegung, die besonders für Senioren geeignet ist.
Worauf man achten sollte
- Ärztliche Beratung: Selbst nach einem leichten Schlaganfall sollten Betroffene keinesfalls in Eigenregie mit Sport beginnen, sondern den Wunsch mit ihrem Arzt besprechen.
- Puls messen: Ein Pulsmesser ist beim Sport nach einem Schlaganfall eine gute Wahl, um das Herz-Kreislauf-System nicht zu stark zu belasten.
- Vermeidung von Überanstrengung: Wer seinen Körper zu schnell wieder voll belaste oder es mit dem Training übertreibe, tue sich selbst keinen Gefallen.
- Sturzgefahr beachten: Die Sturzgefahr ist gerade in den ersten Wochen und Monaten nach einem Schlaganfall hoch.
- Hitze vermeiden: Ein Training in der Mittagshitze ist nicht empfehlenswert. Unternehme keine Aktivitäten bei zu warmen oder gar heißen Temperaturen.
- Geduld haben: Seien Sie nicht zu ungeduldig mit sich selbst, geben Sie sich genügend Zeit und finden Sie eine Sportart, die Ihnen Spaß macht.
Bewegung als Prävention
Regelmäßige Bewegung hilft, körperlich und geistig gesund zu bleiben - und das in jedem Lebensalter! Wer sich wenig bewegt, riskiert Krankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Um das Herz-Kreislaufsystem zu stärken und der Entstehung von Erkrankungen wie dem Schlaganfall vorzubeugen, sollten sich Erwachsene bereits im jungen Lebensalter mindestens 30 Minuten am Tag bewegen. Auch im Alter gelten 30 Minuten moderate Bewegung am Tag als empfehlenswert.
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Körperliche Aktivität kann Schlaganfall-Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und erhöhte Cholesterinwerte senken - und so einem Schlaganfall vorbeugen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestens 150 Minuten ausdauerorientierte Bewegung pro Woche mit moderater Intensität oder 75 Minuten Bewegung pro Woche mit hoher Intensität.
Studien belegen den Nutzen von Bewegung
Eine Studie der Universität Göteborg zeigt, dass Menschen, die nach einem Schlaganfall vier Stunden pro Woche Sport treiben, sich innerhalb von sechs Monaten besser erholen als Menschen, die sich weniger oder gar nicht bewegen. Wenn man bis zu sechs Monate nach dem Ereignis vier Stunden oder mehr pro Woche körperlich aktiv ist, verdoppelt sich die Chance auf eine gute Genesung sogar.
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