Mikroblutungen im Gehirn: Ursachen, Demenzrisiko und Therapieansätze

Mikroblutungen im Gehirn sind winzige Blutungen, die oft unbemerkt bleiben und erst durch bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) entdeckt werden. Sie können verschiedene Ursachen haben und werden zunehmend als Risikofaktor für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz, insbesondere im Zusammenhang mit der Alzheimer-Krankheit, erkannt.

Mikroblutungen als Demenz-Prädiktoren

Die Forschung hat gezeigt, dass Mikroblutungen im Gehirn mit der Entwicklung von Demenz in Verbindung stehen. Professor Dr. Gabriel P. Krestin, ein Experte auf dem Gebiet der Bevölkerungsbildgebung, betont die Korrelation zwischen Mikroblutungen, zerebrovaskulären Erkrankungen und der Entstehung von Demenz. Dank moderner MRT-Techniken, insbesondere der suszeptibilitätsgewichteten Bildgebung, können Forscher eine erhöhte Anzahl von Mikroblutungen feststellen. Diese Läsionen sind nicht nur mit Alzheimer, sondern auch mit einer erhöhten Mortalität verbunden.

Eine einzelne Mikroblutung erhöht bereits das Mortalitätsrisiko, und bei mehr als fünf Mikroblutungen steigt die Mortalität signifikant. Auch kardiovaskuläre und andere Erkrankungen spielen eine Rolle. Mikroblutungen sind somit starke Prädiktoren für erhöhte Mortalität. Darüber hinaus besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Anzahl der Mikroblutungen und der Einnahme von Thrombosehemmern.

Es besteht ein Konsens über verschiedene Risikofaktoren und damit zusammenhängende prädiktive Biomarker in der Alzheimer-Bildgebung, wobei die Hippocampus-Atrophie am bekanntesten ist. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Größe des Hippocampus und der Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen. Je kleiner der Hippocampus, desto früher setzt die Demenz ein.

Ursachen von Mikroblutungen

Die Ursachen von Mikroblutungen können vielfältig sein:

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  • Zerebrale Amyloidangiopathie (CAA): Hierbei lagert sich das Amyloid-Eiweiß in den Wänden der Hirngefäße ab, was diese verletzlicher macht. Die CAA tritt häufiger im höheren Alter auf und ist oft mit der Alzheimer-Krankheit assoziiert.
  • Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck): Hoher Blutdruck kann die kleinen Gefäße im Gehirn schädigen und zu Blutungen führen.
  • Zerebrale Mikroangiopathien: Krankhafte Veränderungen kleiner und kleinster Hirngefäße. Risikofaktoren hierfür sind hohes Lebensalter, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen.
  • Einnahme von Medikamenten: Insbesondere Thrombosehemmer und Vitamin-K-Antagonisten können das Risiko von Mikroblutungen erhöhen. Auch Statine stehen im Verdacht, das Blutungsrisiko bei Patienten mit Amyloidablagerungen im Gehirn zu erhöhen.
  • Vorhofflimmern: Diese häufigste Herzrhythmusstörung kann das Risiko für unerkannte Blutungen im Gehirn erhöhen und zur Abnahme der Denkleistung im Alter beitragen.

Symptome und Diagnose

Mikroblutungen verursachen oft keine direkten Symptome und werden daher häufig zufällig bei einer MRT-Untersuchung des Gehirns entdeckt. In einigen Fällen können sie jedoch zu folgenden Symptomen führen:

  • Kognitive Beeinträchtigungen: Probleme mit dem Gedächtnis, der Aufmerksamkeit oder der exekutiven Funktionen.
  • Neurologische Ausfälle: Lähmungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen, abhängig von der Lokalisation der Blutung.
  • Transiente fokal-neurologische Episoden (TFNEs): Vorübergehende Störungen der Wahrnehmung, Bewegung oder Sprache.

Die Diagnose von Mikroblutungen erfolgt in der Regel durch eine MRT-Untersuchung des Gehirns. Bestimmte MRT-Sequenzen, wie die T2*-gewichtete oder Gradientenechosequenz, sind besonders empfindlich für den Nachweis von Mikroblutungen.

Therapie und Prävention

Eine ursächliche Therapie für Mikroblutungen gibt es derzeit nicht. Die Behandlung zielt darauf ab, Risikofaktoren zu minimieren und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen:

  • Kontrolle des Blutdrucks: Eine gute Blutdruckeinstellung ist entscheidend, um weitere Schäden an den Hirngefäßen zu verhindern.
  • Anpassung der Medikation: Die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten sollte kritisch überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
  • Gesunder Lebensstil: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, der Verzicht auf Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum können das Risiko von Komplikationen im Zusammenhang mit Mikroblutungen reduzieren.
  • Vermeidung von Kopfverletzungen: Erschütterungen des Kopfes sollten vermieden werden, da sie das Risiko von Blutungen erhöhen können.

Zerebrale Mikroangiopathie

Krankhafte Veränderungen kleiner und kleinster Hirngefäße, genannt zerebrale Mikroangiopathien, sind die häufigsten Ursachen einer vaskulären Demenz. Risikofaktoren für zerebrale Mikroangiopathien sind ein hohes Lebensalter, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Um ein genaueres Bild vom Ablauf der Erkrankung zu erhalten, untersuchten Stefanie Schreiber, Ärztin und Forscherin in Klinik für Neurologie und Holger Braun, Wissenschaftler am DZNE in der Arbeitsgruppe von Klaus Reymann, einen Rattenstamm, der spontan Bluthochdruck, Diabetes und Störungen des Fettstoffwechsels entwickelt. Gemeinsam mit ihren Kollegen vom Leibniz-Institut für Neurobiologie berichten sie nun im Fachblatt Cerebral Blood Flow and Metabolism (JCBFM), dass eine Akkumulationen von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) zunächst in vereinzelten Kapillaren, den kleinsten Verzweigungen der Blutgefäße, dann aber auch zunehmend in den nächst größeren Arteriolen des Gehirns zu finden sind. Solche „Verstopfungen“ könnten bereits zu einer Mangelversorgung der Nervenzellen führen. Im höheren Alter entwickeln diese Ratten Mikroblutungen, auf die das Gehirn mit Gefäßthrombosen reagiert. Die Frage ist nun: Ist dieser pathologische Ablauf auch auf Patienten mit vaskulärer Demenz als Folge einer zerebralen Mikroangiopathie übertragbar? Wenn ja, dann bieten die entdeckten Ansammlungen von Erythrozyten neue Möglichkeiten einer frühen Diagnostik.

Vaskuläre Demenz

Vaskuläre Demenz ist mit etwa 15 Prozent aller Demenzerkrankungen die zweithäufigste Form nach Alzheimer-Demenz. Vaskuläre Demenz entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen auch in kleinerem Umfang sein. Diese können dazu führen, dass Bereiche des Gehirns mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden. Hierdurch können Hirnzellen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns geschädigt werden oder absterben. Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislaufsystem beeinträchtigt ist. Bei vaskulärer Demenz können zu Beginn vor allem Probleme mit Aufmerksamkeit, verlangsamtem Denken sowie Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Dazu können Gangstörungen oder Kontrollverluste der Blase sowie Probleme mit der Sprache kommen. Auch Gedächtnisstörungen können auftreten, stehen aber zu Beginn nicht immer im Vordergrund. Um diese festzustellen, werden zunächst die Symptome und deren Verlauf erfasst. Dies gibt möglicherweise schon Hinweise, ob es sich um eine vaskuläre Demenz handelt. Um diese festzustellen werden zunächst das Herz-Kreislauf-System sowie neurologische Funktionen, zum Beispiel der Gleichgewichtssinn, untersucht. Blutuntersuchungen können Hinweise auf Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen geben. Durchblutungsstörungen im Gehirn können mit Medikamenten behandelt werden, ebenso einige Risikofaktoren, wie zum Beispiel Bluthochdruck.

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Ausblick

Die Forschung zu Mikroblutungen im Gehirn und ihrem Zusammenhang mit Demenz ist noch nicht abgeschlossen. Zukünftige Studien werden sich darauf konzentrieren, die Mechanismen, die zu Mikroblutungen führen, besser zu verstehen und neue Therapieansätze zu entwickeln. Insbesondere die Entwicklung von bildgebenden Verfahren, die Mikroblutungen früher und genauer erkennen können, sowie die Erforschung von Medikamenten, die die Amyloidablagerungen in den Hirngefäßen reduzieren können, sind vielversprechende Forschungsbereiche.

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