Mikroblutungen im Gehirn sind kleine Blutungen, die im Hirngewebe auftreten. Sie sind oft schwer zu erkennen und können unterschiedliche Ursachen haben. In diesem Artikel werden wir die Ursachen, Diagnose und Behandlungsansätze von Mikroblutungen im Gehirn untersuchen.
Was sind Mikroblutungen im Gehirn?
Mikroblutungen im Gehirn sind winzige Blutungen, bei denen geringe Mengen Blut aus den Gefäßen austreten. Bis vor etwa zehn Jahren konnten sie nur durch eine Biopsie diagnostiziert werden, bei der Gewebeproben entnommen wurden. Heutzutage können sie jedoch mit moderner Magnetresonanztomographie (MRT) leichter erkannt werden.
In T2-gewichteten Aufnahmen der Kernspintomografie sind bei älteren Menschen häufiger kleine hypointense Regionen im Gehirn sichtbar. Es handelt sich um Ablagerungen von Hämosiderin, Residuen kleinerer Einblutungen ins Hirngewebe.
Die Auslöser können je nach Form der Mikroblutung unterschiedlich sein. Bei sogenannten hypertensiven Blutungen ist häufig hoher Blutdruck die Ursache. Durch diesen werden die Gefäße in der Mitte des Hirns stark überlastet, sodass sie brechen können. Bei zerebraler Amyloidangiopathie, Mikroblutungen in der Gehirnrinde, ist ein Überschuss des Proteins Beta-Amyloid für die Blutung verantwortlich. Es lagert sich in den Gefäßen ab und macht diese brüchig.
Ursachen von Mikroblutungen im Gehirn
Die Ursachen von Mikroblutungen im Gehirn sind vielfältig. Einige der häufigsten Ursachen sind:
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- Hypertonie (Bluthochdruck): Hoher Blutdruck kann die kleinen Blutgefäße im Gehirn schädigen und zu Blutungen führen.
- Zerebrale Amyloidangiopathie (CAA): Dies ist eine Erkrankung, bei der sich Amyloid-Proteine in den Wänden der Blutgefäße im Gehirn ablagern, was zu einer Schwächung der Gefäßwände und einem erhöhten Blutungsrisiko führt. Die Ablagerung von Amyloid-Eiweiß im Gehirn ist von der Alzheimer-Erkrankung bekannt. Amyloid-Ablagerungen zwischen den Nervenzellen können in Kombination mit Ablagerungen des Tau-Eiweißes eine Alzheimer-Demenz auslösen. Weniger bekannt ist, dass sich Amyloid-Ablagerungen im Alter auch in den Hirngefäßen finden und so wichtige Funktionen der Gefäße stören.
- Einnahme von Medikamenten: Bestimmte Medikamente, wie z.B. Acetylsalicylsäure (ASS) oder verwandte Thrombozytenaggregationshemmer, können das Risiko von Mikroblutungen erhöhen. Anwender von ASS oder Carbasalat-Kalzium hatten zu 71 Prozent häufiger zerebrale Mikroeinblutungen (Odds Ratio 1,71; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,21-2,41). Bei ASS-Anwendern waren sie besonders häufig in den Großhirnlappen und hier vor allem im Frontalhirn lokalisiert (Odds Ratio 2,70; 1,45-5,04).
- Andere Erkrankungen: Einige andere Erkrankungen, wie z.B. Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Entzündungen der Blutgefäße, können ebenfalls zu Mikroblutungen im Gehirn führen.
- Vorhofflimmern: Ein erhöhtes Risiko für kleine unerkannte Blutungen im Gehirn dürfte bei Menschen mit Vorhofflimmern, der häufigsten Herzrhythmus-Störung, zur allmählichen Abnahme der Denkleistung im Alter beitragen.
Symptome von Mikroblutungen im Gehirn
Mikroblutungen im Gehirn verursachen in der Regel keine akuten Symptome. Sie führen jedoch schleichend zu einem Absterben von Nervenzellen und somit zu Problemen wie Gedächtnisverlust. Die Auswirkungen können Ausfälle bei komplexen motorischen Abläufen sein - wie beim Gehen, handwerklichen Tätigkeiten oder beim Sport. Sie können bereits ab dem 40. Folgen können hier ebenfalls Koordinationsschwierigkeiten sein. Betroffene leiden zudem häufig an steifen Gelenken und sogar Spastiken. In Summe schädigen die Blutungen das Gehirn und beeinträchtigen auf Dauer die Gehirnleistung.
Einige Patienten berichten von transient fokal-neurologischen Episoden (TFNEs). Diese Episoden sind meistens weniger als 30 Minuten andauernde Störungen der Wahrnehmung, Bewegung oder Sprache, die plötzlich auftreten und auch wieder von selbst vergehen. Bei einigen Patienten wird die Verdachtsdiagnose erst gestellt, wenn die Patienten erste Zeichen einer kognitiven Störung, also Probleme mit dem Gedächtnis und der Orientierung, aufweisen. Eine CAA kann aber auch ein Zufallsbefund in der Bildgebung des Gehirns sein. Vermutlich haben mehr als 30% der Älteren über 70 Jahre mit CAA keine Symptome.
Diagnose von Mikroblutungen im Gehirn
Die Diagnose von Mikroblutungen im Gehirn erfolgt in der Regel durch eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns. Insbesondere die zerebralen Mikroblutungen sind ausschließlich auf blutsensitiven MRT-Sequenzen erkennbar. In diesen T2-gewichteten MRT-Aufnahmen sieht man bei den Betroffenen außerdem sehr oft Residuen von klinisch stummen SABs, die sich in Form einer sog. kortikalen superfiziellen Siderose darstellen. Damit ist die Diagnostik der zerebralen Amyloidangiopathie sicherlich eine unbestrittene Domäne der MRT.
Behandlung von Mikroblutungen im Gehirn
Die Behandlung von Mikroblutungen im Gehirn richtet sich nach der Ursache der Blutungen.
- Bluthochdruck: Bei Bluthochdruck ist es wichtig, den Blutdruck zu senken, um weitere Blutungen zu verhindern.
- Zerebrale Amyloidangiopathie: Es gibt derzeit keine spezifische Behandlung für die zerebrale Amyloidangiopathie. Die Behandlung konzentriert sich auf die Kontrolle der Symptome und die Vorbeugung von Komplikationen, wie z.B. größeren Hirnblutungen. Im Moment gibt es noch keinen kurativen Ansatz, die zerebrale Amyloidangiopathie kann nur symptomatisch therapiert werden. Zu beachten ist allerdings, dass die Symptomatik bei einer fokalen Subarachnoidalblutung der einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA), also einem leichten ischämischen Schlaganfall, entspricht. Werden diese Patienten unter dem Verdacht einer TIA medikamentös behandelt, steigt natürlich die Blutungsgefahr.
- Einnahme von Medikamenten: Wenn Medikamente die Ursache für die Mikroblutungen sind, sollte die Einnahme dieser Medikamente in Absprache mit dem Arzt reduziert oder beendet werden. Die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten sollte sehr kritisch überprüft und möglichst vermieden werden, da dies das Risiko für Hirnblutungen erhöht.
- Andere Erkrankungen: Wenn andere Erkrankungen die Ursache für die Mikroblutungen sind, sollten diese Erkrankungen behandelt werden.
Zusätzlich zu den oben genannten Behandlungen können auch Physiotherapie und Ergotherapie helfen, die Folgen von Mikroblutungen im Gehirn zu lindern. Durch regelmäßige Physio- und Ergotherapie lassen sich die Folgen eindämmen.
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Prävention von Mikroblutungen im Gehirn
Es gibt einige Maßnahmen, die helfen können, das Risiko von Mikroblutungen im Gehirn zu senken:
- Kontrolle des Blutdrucks: Ein gut eingestellter Blutdruck ist wichtig, um die Blutgefäße im Gehirn zu schützen.
- Gesunder Lebensstil: Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und dem Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum kann das Risiko von Mikroblutungen verringern. Weitere konkrete Empfehlungen beziehen sich auf einen gesunden Lebensstil, wobei eine gesunde Ernährung, körperliche Aktivität, Verzicht auf Rauchen und Alkohol eine wichtige Rolle spielen.
- Vermeidung von Kopfverletzungen: Erschütterungen des Kopfes z.B. durch Kopfbälle beim Fußball sollten vermieden werden.
- Regelmäßige ärztliche Untersuchungen: Regelmäßige ärztliche Untersuchungen können helfen, Risikofaktoren für Mikroblutungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Mikroblutungen und Demenz
Mikroblutungen im Gehirn können zu einer allmählichen Abnahme der Gehirnleistung führen und das Risiko für Demenz erhöhen. Insbesondere bei Menschen mit Vorhofflimmern oder zerebraler Amyloidangiopathie können Mikroblutungen zur Entwicklung von Demenz beitragen. Unsere Arbeitsgruppe konnte beispielsweise zeigen, dass eine kortikale superfizielle Siderose bei Amyloidangiopathiepatienten deutlich mit einer kognitiven Beeinträchtigung korreliert. Die superfizielle Siderose kann somit als möglicher MRT-Marker einer dementiellen Entwicklung angesehen werden.
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