Parkinson-Krankheit: Wann wird ein Rollstuhl notwendig?

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die die Bewegung beeinträchtigt. Obwohl der Verlauf individuell variiert, stellt sich für viele Betroffene und ihre Angehörigen die Frage, wann der Einsatz eines Rollstuhls notwendig wird. Dieser Artikel beleuchtet den Krankheitsverlauf von Parkinson, die verschiedenen Stadien und Symptome sowie die Rolle von Hilfsmitteln, insbesondere Rollstühlen, bei der Bewältigung des Alltags.

Einführung in die Parkinson-Krankheit

Morbus Parkinson, auch bekannt als Schüttellähmung, ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland. Weltweit sind schätzungsweise 6,3 Millionen Menschen aller Ethnien und Kulturen betroffen. Die Krankheit tritt meist nach dem 60. Lebensjahr auf, wobei das durchschnittliche Diagnosealter in Deutschland bei etwa 65 Jahren liegt.

Parkinson ist durch den Verlust von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet, insbesondere in der Substantia nigra, einem Bereich, der für die Produktion von Dopamin verantwortlich ist. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der die Kommunikation zwischen Nervenzellen ermöglicht und für die Steuerung von Bewegungen unerlässlich ist. Ein Mangel an Dopamin führt zu den typischen Parkinson-Symptomen.

Krankheitsverlauf und Stadien der Parkinson-Krankheit

Der Verlauf der Parkinson-Krankheit ist schleichend und individuell unterschiedlich. Forschungen zeigen, dass die typischen Symptome oft erst dann auftreten, wenn bereits etwa die Hälfte der Nervenzellen in der Substantia nigra abgebaut ist. Die Medizin bezeichnet die Vorläuferphase, in der unspezifische Symptome auftreten, als Prodromalphase.

Zur Beschreibung des Krankheitsverlaufs hat sich die Skala nach Hoehn und Yahr (1967) etabliert, die die Erkrankung in fünf Stadien gliedert:

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  • Stadium 1: Anzeichen der Erkrankung sind erkennbar, oft in Form von Tremor (Muskelzittern), leichter Veränderung der Mimik oder Körperhaltung. Die Symptome treten meist nur auf einer Körperseite auf.
  • Stadium 2: Die Symptome werden beidseitig sichtbar und beeinträchtigend empfunden. Haltungsschwierigkeiten können auftreten.
  • Stadium 3: Die Symptome verfestigen sich, die Haltungsinstabilität nimmt zu, und Körperbewegungen werden langsamer.
  • Stadium 4: Es liegt bereits eine starke Behinderung vor, und die Patienten benötigen Hilfe bei alltäglichen Aufgaben.
  • Stadium 5: Die Patienten sind vollständig auf Hilfe und Pflege angewiesen und können oft nur noch sehr eingeschränkt selbstständig leben.

Es ist wichtig zu betonen, dass nicht jeder Patient alle Stadien durchläuft und die Dauer der einzelnen Stadien variieren kann.

Typische Symptome der Parkinson-Krankheit

Die Parkinson-Krankheit manifestiert sich durch eine Vielzahl von Symptomen, die sich im Laufe der Zeit verstärken können. Zu den klassischen motorischen Symptomen gehören:

  • Tremor (Muskelzittern): Oft als Ruhezittern bezeichnet, tritt meist in den Händen auf und kann sich auf andere Körperteile ausbreiten.
  • Rigor (Muskelsteifheit): Erhöhte Muskelspannung, die zu Steifheit und Bewegungseinschränkungen führt.
  • Bradykinese (verlangsamte Bewegungen): Verlangsamung der Bewegungsabläufe, die bis hin zur Akinese (Bewegungslosigkeit) führen kann.
  • Posturale Instabilität (Haltungsinstabilität): Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten, was zu Stürzen führen kann.

Neben den motorischen Symptomen können auch nicht-motorische Symptome auftreten, wie z.B.:

  • Depressionen
  • Angststörungen
  • Schlafstörungen
  • Riechstörungen
  • Verdauungsstörungen
  • Kognitive Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz

Wann wird ein Rollstuhl notwendig?

Die Entscheidung für einen Rollstuhl ist ein wichtiger Schritt im Krankheitsverlauf von Parkinson und sollte individuell in Absprache mit dem behandelnden Arzt und Therapeuten getroffen werden. Ein Rollstuhl kann notwendig werden, wenn:

  • Gehbehinderungen: Die Bewegungsfähigkeit stark eingeschränkt ist und selbst kurze Strecken nur noch mit großer Anstrengung oder gar nicht mehr bewältigt werden können.
  • Gleichgewichtsstörungen: Häufige Stürze aufgrund von Gleichgewichtsproblemen das Verletzungsrisiko erhöhen.
  • Ermüdung: Erschöpfung und Kraftlosigkeit die Teilnahme am sozialen Leben und die Ausführung alltäglicher Aktivitäten einschränken.

Im fortgeschrittenen Parkinson-Stadium können Patienten Gleichgewichtsstörungen entwickeln, die ihren Gang beeinträchtigen. Um Stürze und andere Komplikationen zu vermeiden, können Betroffene aktiv werden. Bewegung kann auch das Selbstvertrauen und die Stimmung des Betroffenen verbessern.

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Arten von Rollstühlen für Parkinson-Patienten

Die Wahl des richtigen Rollstuhls hängt von den individuellen Bedürfnissen und dem körperlichen Zustand des Patienten ab. Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Rollstühlen unterscheiden:

  • Manuelle Rollstühle: Werden durch Muskelkraft angetrieben und eignen sich für Patienten, die noch über ausreichende Kraft und Koordination verfügen.
  • Elektrische Rollstühle (E-Rollstühle): Werden durch einen Elektromotor angetrieben und eignen sich für Patienten, die nicht mehr in der Lage sind, einen manuellen Rollstuhl zu bedienen. E-Rollstühle werden in der Regel über einen Joystick gesteuert, der auch bei geringster Beweglichkeit bedient werden kann.

Zusätzlich gibt es spezielle Rollstühle, die auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patienten zugeschnitten sind, wie z.B.:

  • Trippelstühle: Ermöglichen es, sich im Sitzen fortzubewegen, was besonders bei Muskelsteifheit und Bewegungseinschränkungen hilfreich ist. Diese Stühle sind mit einer Bremse ausgestattet, um ein Wegrollen zu verhindern.
  • VELA-Stühle: Diese Stühle bieten ergonomischen Sitzkomfort und sind leicht zu bedienen. Sie ermöglichen es Parkinson-Patienten, sich einfacher im Haus zu bewegen und Aktivitäten wie Kochen und Putzen im Sitzen auszuführen.

Weitere Hilfsmittel zur Unterstützung der Mobilität

Neben Rollstühlen gibt es eine Vielzahl weiterer Hilfsmittel, die Parkinson-Patienten im Alltag unterstützen können:

  • Gehstöcke: Spezielle Parkinson-Gehstöcke mit Querleiste können das Freezing-Syndrom ausgleichen.
  • Rollatoren: Bieten zusätzliche Stabilität und Sicherheit beim Gehen.
  • Anti-Freezing-Stepper: Können Blockaden überwinden und als Trainingsgerät eingesetzt werden.

Finanzierung von Hilfsmitteln

Die Kosten für Rollstühle und andere Hilfsmittel können von den gesetzlichen Pflege- und Krankenkassen übernommen werden. Es ist ratsam, sich im Vorfeld bei den Kassen zu informieren, welche Hilfsmittel finanziert werden und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen. Sanitätshäuser bieten zudem eine umfassende Beratung und Unterstützung bei der Auswahl und Beantragung der passenden Hilfsmittel.

Bedeutung von Bewegung und Therapie

Auch wenn ein Rollstuhl die Mobilität unterstützt, ist es wichtig, weiterhin aktiv zu bleiben und therapeutische Maßnahmen zu nutzen. Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie können helfen, die Beweglichkeit zu erhalten, die Koordination zu verbessern und die Kommunikationsfähigkeit zu fördern. Regelmäßige Bewegung kann zudem das Selbstbewusstsein stärken und positive Auswirkungen auf die Stimmung haben.

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Leben mit Parkinson: Selbstständigkeit und Lebensqualität erhalten

Die Parkinson-Krankheit ist eine Herausforderung, aber mit der richtigen Unterstützung und den passenden Hilfsmitteln können Betroffene ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben führen. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen, ein unterstützendes Netzwerk aufzubauen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Patientenverfügung kann sicherstellen, dass die medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden.

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