Die Parkinson-Krankheit, auch Morbus Parkinson oder umgangssprachlich Schüttellähmung genannt, ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen bei Menschen über 60 Jahren. In Deutschland sind über 300.000 Menschen betroffen. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch einen langsam fortschreitenden Verlust von Nervenzellen im Gehirn. Obwohl es keine Heilung gibt, können Behandlungen die Symptome lindern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine unheilbare, degenerative Erkrankung des extrapyramidal-motorischen Systems, das hauptsächlich die Bewegungsabläufe der Rumpf- und Extremitätenmuskulatur steuert. Die Erkrankung ist durch das Absterben von dopaminproduzierenden Nervenzellen in der Substantia nigra gekennzeichnet, einer Struktur im Mittelhirn. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff für die Bewegungssteuerung.
Ursachen von Morbus Parkinson
Die genaue Ursache von Morbus Parkinson ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Experten bezeichnen die typische Erkrankung auch als idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS). Es wird angenommen, dass genetische Faktoren, Umwelteinflüsse und der Lebensstil eine Rolle spielen. Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können sowohl direkt als auch indirekt giftig auf Nervenzellen wirken. Bei einem Teil der Betroffenen kommt es möglicherweise zuerst zu einer Veränderung im Darm-Mikrobiom.
Es gibt verschiedene Formen der Parkinson-Erkrankung. Nur bei etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle liegen einzelne schädliche Genmutationen vor, die vererbt werden können. Dann spricht man von familiären Parkinson-Formen. Ob darüber hinaus polygenetische Varianten (mehrere Gene betreffend) im Genom auch das allgemeine Risiko für Parkinson erhöhen können, ist Gegenstand der Forschung.
Seit dem Frühjahr 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland auch als Berufserkrankung anerkannt. Besonders gefährdet sind Landwirte, Winzer und andere Anwender. Wer unzureichend geschützt mindestens 100 Anwendungstage mit einem dieser Pestizide im Berufsleben hatte, kann die Parkinson-Erkrankung als Berufskrankheit anerkennen lassen.
Lesen Sie auch: Parkinson-Medikamente: Was Sie beachten müssen
Parkinson-Syndrome
Parkinson-Syndrome weisen ähnliche Symptome auf wie die klassische Morbus Parkinson-Erkrankung. Auslöser der Parkinson-Syndrome sind jedoch sehr häufig bestimmte Medikamente. Die genaue Ursache sowie der Verlauf der weiteren Behandlung müssen in jedem Fall mit einem Facharzt besprochen werden.
Das Parkinson-Syndrom umfasst vier Gruppen:
- Idiopathisches oder primäres Parkinson-Syndrom
- Genetisch bedingtes Parkinson-Syndrom
- Atypisches Parkinson-Syndrom
- Symptomatisches oder sekundäres Parkinson-Syndrom
Das primäre Parkinson-Syndrom ist mit etwa 75 Prozent die häufigste parkinsonsche Krankheit, dessen Ursachen und Auslöser bisher unbekannt sind. Bei einem genetisch bedingten Parkinson-Syndrom tritt die Krankheit gehäuft in Familien auf. Atypische Parkinson-Syndrome treten im Zusammenhang mit anderen neurologischen Erkrankungen wie etwa der Lewy-Körper-Demenz auf. Das symptomatische bzw.
Symptome der Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit hat vielfältige Symptome wie steife Bewegungen und Zittern. Die typischen vier Symptome der Krankheit sind:
- Muskelstarre (Rigor)
- Verlangsamte Bewegungen (Bradykinese oder Hypokinese), welche bis hin zu Bewegungslosigkeit (Akinese) führen können
- Muskelzittern (Tremor), insbesondere als rhythmisches Zittern der Extremitäten
- Haltungsinstabilität (posturale Instabilität)
Weitere Symptome sind:
Lesen Sie auch: Überblick zur Dopamin-Erhöhung bei Parkinson
- Angst vor Einschränkungen
- Bewegungsunfähigkeit
- Verlust der Selbstständigkeit
- Depression
- Hypomimie (Verlust der Gesichtsmimik)
- Leise Sprache
- Riechstörung
- Verdauungsstörungen
- Verschlechterung des Schriftbildes
In der Frühphase sind die ersten Anzeichen von Parkinson Schlafstörungen, Verstopfungen und Geruchsstörungen. Auch ein fehlendes Mitschwingen des Armes beim Gehen oder eine leisere und monotonere Stimme können erste Symptome von Parkinson sein.
Als erstes spezifisches Symptom der Parkinson-Krankheit gilt eine REM-Schlafverhaltensstörung. Bei dieser Schlafstörung sprechen beziehungsweise schreien Betroffene oder bewegen sich ruckartig im Traum. Sie können sich oder andere sogar verletzen. Die Symptome der Schlafstörung lassen sich mit Medikamenten lindern.
Diagnose von Morbus Parkinson
Die Diagnose erfolgt durch:
- Eine eingehende körperliche Untersuchung
- Einen L-Dopa-Test
- Bildgebende Verfahren (MRT, DaTSCAN, MIBG-Szintigrafie)
Da Parkinson insbesondere im Anfangsstadium nur schwer von anderen Erkrankungen unterschieden werden kann, ist es sinnvoll, die Beschwerden und deren Entwicklung genau zu beobachten. Mit dem L-Dopa-Test wird das Medikament Levodopa verabreicht und geprüft, ob die Symptome abnehmen.
Stadien der Parkinson-Erkrankung
Morbus Parkinson verläuft vor allem zu Beginn oft schleichend. Zur Beschreibung des Krankheitsverlaufs hat sich die Skala nach Hoehn / Yahr (1967) etabliert. Die beiden Wissenschaftler gliederten die Erkrankung in fünf Stadien. Ein Stadium dauert meist etwa zwei bis fünf Jahre an.
Lesen Sie auch: Sicher Autofahren mit Parkinson: Ein Leitfaden für Deutschland
Stadium 1: Anzeichen der Erkrankung sind erkennbar. Symptome, vor allem der Tremor (das typische Muskelzittern), setzen ein. Eine leichte Veränderung der Mimik und der Körperhaltung wird sichtbar. In der Regel treten die Symptome zunächst nur auf einer Körperseite auf und werden als beeinträchtigend empfunden.
Stadium 2: Die Symptome werden beidseitig sichtbar, wodurch zusätzlich Haltungsschwierigkeiten auftreten. Die Betroffenen können sich aber noch gut ausbalancieren und dies im sogenannten Zugtest zeigen.
Stadium 3: Die Ausprägung der Symptome nimmt zu; hinzu kommt eine leichte Haltungsinstabilität. Körperbewegungen werden sichtbar langsamer.
Stadium 4: Es entwickelt sich bereits eine starke Behinderung. Das Stehen und Gehen ist nur noch mit Gehhilfen oder im Rollstuhl möglich.
Stadium 5: Die Betroffenen sind vollständig auf Hilfe bzw. Pflege angewiesen. Der Übergang hin zur Bettlägerigkeit ist nicht unüblich.
Multimodale Komplexbehandlung
In spezialisierten Kliniken wird zur Therapie eine Multimodale Komplexbehandlung angeboten.
- Medikamentöse Therapie: Die Behandlung mit Levodopa (L-Dopa) hemmt die vier typischen Symptome der Parkinson-Erkrankung: Zittern, Muskelsteifheit, Bewegungsstörungen und Instabilität. Darüber hinaus unterstützen sogenannte Dopaminagonisten die Wirkung des Botenstoffs Dopamin.
- Weitere Therapiemodule: Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie. Die einzelnen Module werden je nach Stadium der Erkrankung und Bedürfnissen des Patienten zu einem individuellen Therapieplan zusammengestellt.
Therapie der Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit ist bisher nicht heilbar. Dennoch lässt sie sich gut mit Medikamenten wie Levodopa behandeln, welche die Erkrankung zwar nicht verlangsamen, doch ihre Symptome lindern. Ein chirurgischer Eingriff am Gehirn, die sogenannte Tiefe Hirnstimulation, wird ebenfalls zur Behandlung der Krankheit eingesetzt.
Zu den wirksamsten Medikamenten bei Parkinson gehört Levodopa. Nimmt der Körper das Medikament in die Nervenzellen auf, kann es Dopamin daraus herstellen. Dopamin-Agonisten sind dem Dopamin chemisch ähnliche Moleküle, die wie der natürliche Botenstoff wirken. Zur Unterstützung von Levodopa und Reduzierung seiner Nebenwirkungen werden COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer verwendet.
Mittels Physiotherapie werden die Beweglichkeit, Reaktionsfähigkeit und die Stabilität des Körpers gefördert. Die Sprechtherapie dient der Verbesserung der Sprechstörung. Dabei werden die Muskeln für die Lautstärke der Stimme, die Atemtechnik und eine klare Aussprache trainiert. Bei der Ergotherapie üben an Parkinson Erkrankte Alltagsbewegungen und -tätigkeiten.
Verlauf der Parkinson-Krankheit
Der Verlauf des Parkinson-Syndroms lässt sich in fünf Stadien beschreiben:
- Anfangsstadium (Stadium 0)
- Einsetzen der Beschwerden (Stadium 1)
- Beidseitige Beschwerden (Stadium 2)
- Langsamere Bewegungen (Stadium 3)
- Stark erkennbare Beschwerden (Stadium 4)
- Hilfs- und Pflegebedürftigkeit (Stadium 5)
Im Anfangsstadium lassen noch keine Symptome darauf hindeuten, dass Parkinson bei einer Person vorliegt, was eine frühzeitige Diagnose dieser Krankheit so schwierig macht. Das erste Stadium zeichnet sich dann durch erste Symptome wie Zittern, eine veränderte Mimik und Körperhaltung auf einer Körperseite aus. Die Parkinson-Erkrankung ist im zweiten Stadium auf beiden Körperhälften sichtbar. Zu den bisherigen Symptomen können Antriebslosigkeit und Sprechstörungen hinzukommen. Das vierte Stadium ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Symptomatik. Zwar können Patientinnen und Patienten in diesem Stadium noch stehen und gehen. Im letzten und fünften Stadium sind Parkinsonpatienten und -patientinnen auf vollständige Hilfe oder Pflege angewiesen und können sich zunächst mit Gehhilfen oder einem Rollstuhl fortbewegen.
Individueller Verlauf
Jede Parkinson-Erkrankung verläuft individuell. Dasselbe gilt für die Symptome. Grundsätzlich verstärken sich die Parkinson-Symptome über die Zeit, weil nach und nach immer mehr Nervenzellen absterben. Bei vielen Patienten schwanken die Symptome auch täglich. In der Folge können Betroffene zeitweise oder dauerhaft in ihrer Selbstständigkeit beeinträchtigt sein.
Prodromalphase
Vor Beginn der motorischen Symptome können bereits verschiedene Vorboten von Parkinson auftreten. Meist sind die Vorboten allerdings so unspezifisch, dass der Verdacht nicht sofort bei Parkinson liegt. Diese Vorläuferphase bezeichnet die Medizin als Prodromalphase.
Motorische Komplikationen
Einige Zeit nach der Diagnose treten bei vielen Parkinson-Patienten motorische Komplikationen wie Dyskinesien auf. Grund hierfür ist häufig, dass im Körper entweder eine zu geringe oder zu hohe Dosis des Parkinson-Medikaments L-Dopa vorhanden ist.
Fortgeschrittenes Stadium
Im fortgeschrittenen Parkinson-Stadium kommen neben den motorischen Symptomen weitere Begleiterscheinungen hinzu, die nicht so gut auf Medikamente ansprechen. Dazu gehören beispielsweise Schluckstörungen mit einem erhöhten Risiko von Lungenentzündungen, Gleichgewichtsstörungen, Störungen beim Wasserlassen und psychische Beschwerden.
Plötzliche Verschlechterungen
Anders als bei Multiple Sklerose (MS) verläuft Parkinson nicht in Schüben. Es handelt sich um eine neurodegenerative Erkrankung, bei der im Krankheitsverlauf von Zeit zu Zeit Gehirnzellen absterben. Nichtsdestotrotz kann es zeitweise zu plötzlichen Verschlechterungen kommen, die sich wie ein akuter Parkinson-Schub anfühlen.
Endstadium
Schwere Bewegungsstörungen: Diese umfassen eine ausgeprägte Steifheit (Rigor), starkes Zittern (Tremor), eine extreme Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese) und erhebliche Gangstörungen. Die Fähigkeit, sich selbstständig zu bewegen, ist stark eingeschränkt. Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken: Die Sprachfähigkeit kann stark beeinträchtigt sein, was zu undeutlicher Sprache und Kommunikationsproblemen führt. Patienten im Parkinson-Endstadium benötigen in der Regel umfassende Unterstützung bei täglichen Aktivitäten wie Essen, Anziehen und Körperpflege.
Maßnahmen zur Verlangsamung des Parkinson-Verlaufs
Mit den bisherigen Mitteln ist es leider noch nicht möglich, das Fortschreiten der Erkrankung tatsächlich aufzuhalten oder zu verlangsamen. Allerdings können in der Regel die Symptome behandelt werden. Für Betroffene ist dies in aller Regel entscheidend für die Lebensqualität. Leider ist der individuelle Parkinson Verlauf bei einzelnen Betroffenen dennoch nicht klar vorhersehbar.
Medikamentöse Therapie und tiefe Hirnstimulation
Beim klassischen Morbus Parkinson stehen zurzeit die Therapie mit Medikamenten sowie die tiefe Hirnstimulation zur Behandlung zur Verfügung. Zusätzlich stehen Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie und Psychotherapie zur Verfügung, um die Symptome zu lindern.
Individueller Therapieplan
Mit all diesen Möglichkeiten und den zur Verfügung stehenden Medikamenten erstellt der behandelnde Arzt bzw. die Ärztin für den bzw. die einzelne:n Patient:in einen individuellen Therapieplan. Im Vordergrund stehen die Wünsche des Patienten oder der Patientin und deren bzw.
Lebensstil
Eine ausgewogene, nahrhafte Ernährung ist gut für Ihre allgemeine Gesundheit und kann auch dazu beitragen, einige der nicht bewegungsbezogenen Symptome von Parkinson zu lindern. Zum Beispiel kann eine ballaststoffreiche Ernährung und eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr dazu beitragen, Verstopfungen zu lindern und den entwässernden Wirkungen einiger Parkinson-Medikamente entgegenzuwirken.
Regelmäßige Bewegung verbessert die Muskelkraft, die Koordination, das Gleichgewicht und die Flexibilität - all dies kann dazu beitragen, das Sturzrisiko zu verringern. Forscher untersuchen noch immer, ob regelmäßiger Sport das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit auf lange Sicht verändern kann.
Alternative Therapien
Eine alternative Behandlung durch Akupunktur, Magnetstimulation oder Massage kann sich im Einzelfall eignen. Therapiemöglichkeiten wie eine Massage lockern beispielsweise Muskelverspannungen und das kann einen hohen Wert für einen Parkinson-Erkrankten haben.
Im Rahmen der Physiotherapie mit professioneller Unterstützung oder auch eigenständig können Bewegungsübungen bei der Parkinson-Therapie unterstützen. Zwar haben sie keine direkte Wirkung auf den Krankheitsverlauf, jedoch können sie einzelne Symptome lindern und dadurch schwerwiegende Folgen verhindern.
Pflege
Mit abnehmender Selbstständigkeit des Betroffenen, kann er im Parkinson-Spätstadium pflegebedürftig werden. Dann kann für ihn und seine Angehörigen gegebenenfalls eine pflegerische Aufklärung hilfreich sein. Hinzu kommt, dass motorische Einschränkungen und die psychische Belastung die Pflege bei Parkinson erschweren. Hier sind viel Verständnis, Feingefühl sowie Akzeptanz gefordert. Grundsätzlich steht bei der Parkinson-Pflegeplanung im Vordergrund, die Selbstständigkeit des Patienten so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.
Lebenserwartung bei Parkinson
Parkinson ist keine akut lebensbedrohliche Erkrankung. Unter guter medikamentöser Therapie haben Betroffene eine in etwa normale Lebenserwartung. Viele werden allerdings innerhalb von 20 Jahren pflegebedürftig. Im Einzelfall können Schluckstörungen oder Stürze auch zu lebensverkürzenden Komplikationen führen. Manchmal kommt es zu einem kognitiven Abbau bis hin zur Demenz. Die Prognosen für den Verlauf unterscheiden sich je nach Unterform der Parkinson-Erkrankung.
Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson hängt von individuellen Faktoren ab wie der jeweiligen Parkinson-Form, dem Stadium, dem Gesundheitszustand und dem Alter des oder der Betroffenen. Menschen mit Parkinson sterben meist nicht direkt an der Erkrankung selbst, sondern an den Komplikationen, die im Krankheitsverlauf auftreten können. Wie alt Parkinson-Patienten werden, hängt immer vom individuellen Gesamtbild des Patienten und der Parkinson-Form ab.
Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson verkürzt sich durchschnittlich um vier bis elf Jahre. Das gilt vor allem für die sogenannte Parkinson-Krankheit, welche die häufigste Form der Parkinson-Syndrome ist. Wie lange ein Mensch mit Parkinson schlussendlich lebt, hängt allerdings immer vom individuellen Gesamtbild und der Parkinson-Form ab.
tags: #Parkinson #Krankheit #zeitlicher #Verlauf #Stadien