Schlaganfall in der rechten Gehirnhälfte: Ursachen, Folgen und Therapieansätze

Ein Schlaganfall ist ein schwerwiegendes Krankheitsereignis, das oft zu langanhaltender Hilfs- und Pflegebedürftigkeit führt. Er entsteht durch eine plötzliche Unterbrechung der Blutzufuhr zum Gehirn, was zum Absterben von Nervenzellen führt. Die Folgen eines Schlaganfalls können je nach Ausmaß und Lokalisation der Schädigung variieren. Ein Schlaganfall in der rechten Gehirnhälfte kennzeichnet sich mit Symptomen in der linken Körperhälfte und einer Langzeitfolge namens Neglect.

Grundlagen des Schlaganfalls

Bei einem Schlaganfall, auch Apoplex, Hirninfarkt oder Hirnschlag genannt, kommt es zu einer Durchblutungsstörung im Gehirn. Diese Störung führt dazu, dass die Sauerstoffversorgung des Gehirns unterbrochen wird, was zum Absterben von Hirnzellen führt. Es gibt zwei Haupttypen von Schlaganfällen:

  • Ischämischer Schlaganfall: Entsteht durch eine Blockade oder Verengung einer Arterie im Gehirn, die dieses mit Blut versorgt. Diese Blockade wird meist durch eine Arterienverkalkung verursacht.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall: Entsteht durch das Platzen eines Blutgefäßes im Gehirn, was zu einer Blutung in oder um das Gehirn führt. Eine Hirnblutung kann unter anderem durch eine Kopfverletzung oder den Riss einer Arterie entstehen.

Zusätzlich werden Schlaganfälle nach Schweregrad und Verlauf unterschieden:

  • Leichter Schlaganfall: Symptome verschwinden innerhalb von 24 Stunden wieder. Häufig ist nur ein kleines Gebiet im Gehirn betroffen.
  • Schwerer Schlaganfall: Deutlich mehr Gehirnzellen sterben ab als bei einem leichten Schlaganfall. Größere und relevantere Bereiche des Hirns sind betroffen, was oft mit ausgeprägten Langzeitfolgen verbunden ist.
  • Stiller Schlaganfall: Durchblutungsstörungen in unauffälligen Hirnbereichen, die vom Betroffenen nicht als Schlaganfall wahrgenommen werden. Er lässt sich mittels CT oder MRT nachträglich feststellen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für einen Schlaganfall sind vielfältig. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

  • Hoher Blutdruck: Einer der Hauptrisikofaktoren.
  • Hohe Cholesterinwerte: Tragen zur Arterienverkalkung bei.
  • Diabetes: Erhöht das Risiko für Gefäßerkrankungen.
  • Rauchen: Schädigt die Blutgefäße.
  • Bewegungsmangel: Fördert Übergewicht und Gefäßerkrankungen.
  • Vorhofflimmern: Eine häufige Ursache für die Störung der Herzaktion.
  • Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Eine Person über 70 Jahre hat ein höheres Schlaganfall-Risiko als eine Person mit 60 Jahren.
  • Geschlecht: Frauen sind im Schnitt älter, wenn sie einen Apoplex erleiden.
  • Genetische Veranlagung: Schlaganfälle treten in manchen Familien häufiger auf.

Funktionen der rechten Gehirnhälfte

Die rechte Gehirnhälfte ist für eine Vielzahl von Funktionen verantwortlich, die sich von denen der linken Gehirnhälfte unterscheiden. Sie kontrolliert hauptsächlich die linke Körperseite. Dieses Prinzip, bekannt als Kreuzung der Nervenbahnen (Pyramidenbahnkreuzung), bedeutet, dass motorische und sensorische Informationen, die die linken Körperhälfte betreffen, von der rechten Hemisphäre des Gehirns verarbeitet werden, und umgekehrt. Die rechte Gehirnhälfte lässt sich für eine Vielzahl von Funktionen verantwortlich machen, die sich von denen der linken Gehirnhälfte unterscheiden. Darunter fallen verschiedene Fähigkeiten, wie beispielsweise die räumliche, die die Verarbeitung und Interpretation von räumlichen Informationen, wie das Erkennen von Entfernungen und die Orientierung im Raum, die Objekterkennung und deren räumliche Anordnung umfasst. Die rechte Gehirnhälfte spielt also ganz grundsätzlich eine zentrale Rolle bei kreativen, visuellen, emotionalen und sozialen Funktionen. Zu den spezifischen Funktionen gehören:

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  • Räumliche Wahrnehmung: Verarbeitung und Interpretation räumlicher Informationen, Erkennen von Entfernungen und Orientierung im Raum.
  • Objekterkennung: Erkennen von Objekten und deren räumliche Anordnung.
  • Emotionale Verarbeitung: Verarbeitung und Regulation von Emotionen.
  • Nonverbale Kommunikation: Interpretation von Gestik, Mimik und Körperhaltung.
  • Selbstbewusstsein: Wahrnehmung der eigenen Gefühle.
  • Visuell-räumliche Fähigkeiten: Die rechte Gehirnhälfte steuert im Gegensatz dazu wie bereits erwähnt die räumliche Wahrnehmung und visuell-räumliche Fähigkeiten, emotionale Verarbeitung und nonverbale Kommunikation.

Folgen eines Schlaganfalls in der rechten Gehirnhälfte

Ein Schlaganfall in der rechten Gehirnhälfte kann verschiedene neurologische und körperliche Beeinträchtigungen zur Folge haben. Auch die emotionalen Funktionen können eingeschränkt werden. Zu den häufigsten Folgen gehören:

  • Motorische Beeinträchtigungen:
    • Hemiplegie: Vollständige Lähmung einer Körperhälfte oder einer Gliedmaße (linksseitig).
    • Hemiparese: Muskelschwäche oder Teilweise Lähmung einer Körperhälfte (linksseitig).
    • Spastische Hemiplegie: Muskelsteifheit und erhöhte Muskelspannung.
    • Beeinträchtigte Feinmotorik: Schwierigkeiten bei präzisen Bewegungen.
    • Koordinationsprobleme: Schwierigkeiten bei der Koordination von Bewegungen.
  • Sensibilitätsstörungen: Verlust oder Veränderung der Empfindung auf der linken Körperseite.
  • Visuell-räumliche Störungen:
    • Neglect: Vernachlässigung der linken Körperhälfte oder des linken Raumes.
    • Schwierigkeiten bei der räumlichen Orientierung: Probleme beim Erkennen von Entfernungen und der Orientierung im Raum.
    • Gesichtsblindheit (Prosopagnosie): Schwierigkeit beim Erkennen von Gesichtern.
  • Emotionale und soziale Beeinträchtigungen:
    • Eingeschränkte Fähigkeit zur emotionalen Verarbeitung: Schwierigkeiten beim Erkennen und Regulieren von Emotionen.
    • Verlust des Selbstbewusstseins: Verminderte Fähigkeit, eigene emotionale Zustände zu erkennen und zu regulieren.
    • Verhaltensänderungen: Veränderung des Verhaltens und der Persönlichkeit.
  • Kommunikationsprobleme: Schwierigkeiten beim Verstehen und Verwenden von nonverbaler Kommunikation.

Diagnose

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist schnelles Handeln entscheidend. Der sogenannte FAST-Test kann als erste Schnelldiagnose für Laien dienen:

  • F (Face): Fordern Sie die betroffene Person zum Lächeln auf. Ein verzogenes Lächeln kann ein Anzeichen sein.
  • A (Arms): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken. Bei einem Schlaganfall ist dies oft nicht möglich.
  • S (Speech): Testen Sie, ob die Person einen einfachen Satz nachsprechen kann.
  • T (Time): Verlieren Sie keine Zeit und rufen Sie schnellstmöglich einen Notarzt (112).

Im Krankenhaus werden bildgebende Verfahren wie CT (Computertomographie) und MRT (Magnetresonanztomographie) eingesetzt, um die Art und das Ausmaß des Schlaganfalls zu bestimmen. Zudem werden die gehirnversorgenden Gefäße untersucht, um die Ursache des Schlaganfalls zu klären.

Therapie

Die Therapie eines Schlaganfalls erfordert einen umfassenden und multidisziplinären Ansatz. Ein individuelles Therapieprogramm, das regelmäßig evaluiert und angepasst wird, ist dabei entscheidend für den Erfolg der Rehabilitation.

Akuttherapie

Die Akuttherapie zielt darauf ab, die Durchblutung des Gehirns so schnell wie möglich wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern:

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  • Lyse-Therapie: Medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels bei einem ischämischen Schlaganfall.
  • Thrombektomie: Kathetergestützte Entfernung des Blutgerinnsels bei einem ischämischen Schlaganfall.

Rehabilitation

Die Rehabilitation beginnt idealerweise kurz nach dem Schlaganfall und umfasst verschiedene Therapiebereiche:

  • Physiotherapie: Wiederherstellung der motorischen Fähigkeiten, Verbesserung der Koordination und des Gleichgewichts.
  • Ergotherapie: Verbesserung der Alltagsfähigkeiten, Anpassung des Wohnraums und Einsatz von Hilfsmitteln.
  • Logopädie: Wiederherstellung der Sprach- und Schluckfunktionen.
  • Neuropsychologische Therapie: Behandlung kognitiver und emotionaler Störungen.
  • Psychologische Unterstützung: Bewältigung von emotionalen Rückschlägen, Depressionen und Verhaltensänderungen.
  • Soziale und berufliche Wiedereingliederung: Unterstützung bei der Rückkehr in das soziale und berufliche Leben.

Therapieansätze im Detail

  • Neuroplastizität: Nutzung der Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu heilen und neue Nervenzellenverbindungen herzustellen. Dies wird durch wiederholte Bewegungen und Abläufe stimuliert.
  • MyoPro® Orthese: Eine myoelektrische Orthese, die Arm und Hand unterstützt, Bewegungen und Funktionen mit dem gelähmten oder spastischen Arm wieder auszuführen.
  • Kognitives Training: Übungen zur Verbesserung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und exekutiven Funktionen.
  • Emotionale Unterstützung: Gesprächstherapie, Selbsthilfegruppen und Unterstützung durch Angehörige.

Schlaganfall-Lotsen

Eine spezielle Form der Nachsorge stellen die Schlaganfall-Lotsen dar, die den Patienten unterstützen, in die gewohnte Lebensumgebung zurückzukehren.

Angehörigen Unterstützung

Auch die Angehörigen der Schlaganfallpatienten haben eine sehr wichtige Bedeutung im Rehabilitationsprozess. Sie begleiten den Patienten über einen manchmal sehr langen Zeitraum. Zu den belastenden Folgen für die Angehörigen zählen die Zunahme emotionaler und praktischer Anforderungen nach dem Schlaganfall, Veränderungen im familiären Zusammenleben sowie ein fortschreitender Verlust sozialer Kontakte. Angehörige sollten daher sorgfältig auch auf ihr eigenes Wohl achten und Unterstützung annehmen.

Heilungschancen und Prognose

Die Heilungschancen nach einem Schlaganfall der rechten Gehirnhälfte hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter:

  • Ausmaß und Ort der Schädigung: Generell erholt sich eine Hirnblutung oft besser als ein Hirninfarkt.
  • Alter und allgemeiner Gesundheitszustand des Patienten: Jüngere Patienten mit weniger Begleiterkrankungen haben oft bessere Heilungschancen.
  • Beginn und Intensität der Rehabilitation: Eine frühzeitige und intensive Rehabilitation verbessert die Prognose.
  • Motivation und Mitarbeit des Patienten: Der Therapieerfolg richtet sich nach der Beteiligung des Patienten.

Die ersten drei Monate sind entscheidend für die möglichen Heilungschancen und Beschwerdenminimierung. Speziell im Hinblick auf das Neglect-Syndrom sollte erwähnt werden, dass dieses als grundsätzlich schwierig zu therapieren gilt. Außerdem schränkt ein Neglect die Selbstständigkeit trotz guter motorischen Fähigkeit bei Lähmung ein. Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Schlaganfall individuell ist und die Heilungschancen breitgefächert variieren.

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Prävention

Um das Schlaganfallrisiko zu minimieren, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Gesunde Ernährung: Balancierte, ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, wenig Fleisch und wenig Alkohol.
  • Ausreichend Bewegung: 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt.
  • Vermeidung von Übergewicht: Gewichtsreduktion bei Übergewicht.
  • Nichtrauchen: Verzicht auf Tabakkonsum.
  • Kontrolle des Blutdrucks: Regelmäßige Messung und Behandlung von Bluthochdruck.
  • Kontrolle der Cholesterinwerte: Regelmäßige Messung und Behandlung von hohen Cholesterinwerten.
  • Behandlung von Diabetes: Gute Blutzuckereinstellung bei Diabetes.
  • Regelmäßige ärztliche Untersuchungen: Früherkennung und Behandlung von Risikofaktoren.

Die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft bietet auf ihrer Seite einen Schlaganfall-Risikotest an, mit dem Personen ihr persönliches Schlaganfall-Risiko einschätzen können.

Leben mit einer Gehirnhälfte

Eine Studie hat gezeigt, dass ein Leben mit einem halben Gehirn möglich ist. Der Verlust einer kompletten Hemisphäre kann zwar schwerwiegende Folgen für die kognitiven Fähigkeiten haben, doch in einigen Fällen können Betroffene sogar wie Gesunde denken und sprechen. Das Gehirn kann den Verlust offenbar kompensieren, indem sich in der verbleibenden Gehirnhälfte ungewöhnlich starke Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen Hirn-Netzwerken ausbilden.

Forschung und Zukunftsperspektiven

Die Forschung im Bereich Schlaganfall konzentriert sich auf verschiedene Aspekte:

  • Verbesserung der Akuttherapie: Weiterentwicklung von Methoden wie der Thrombektomie.
  • Schlaganfall-Früherkennung: Erforschung der Genetik des Schlaganfalls, um eine Art Veranlagung zu erkennen.
  • Verbesserung der Regeneration und Rehabilitation: Entwicklung neuer Therapieansätze zur Förderung der Neuroplastizität und Verbesserung der Lebensqualität von Schlaganfallpatienten.

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