In unserer schnelllebigen Welt suchen viele Menschen nach natürlichen Wegen, um Stress abzubauen und ihre Nerven zu beruhigen. Ätherische Öle, insbesondere solche mit beruhigenden Eigenschaften, haben sich als beliebte und wirksame Option erwiesen. Dieser Artikel untersucht, welche Öle am besten zur Beruhigung der Nerven geeignet sind, wie sie wirken und wie man sie sicher und effektiv anwenden kann.
Lavendel: Der Klassiker für Entspannung und Beruhigung
Lavendel ist seit Jahrhunderten eine beliebte Heilpflanze und wird gegen verschiedene Beschwerden eingesetzt. Der Name leitet sich vom lateinischen Wort "lavare" (waschen) ab, da Lavendel gerne als Badezusatz verwendet wurde. Es gibt über 30 verschiedene Lavendelarten, aber der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia P. Miller) gilt als besonders gesund und wird als Heilpflanze eingesetzt.
Gewinnung und Inhaltsstoffe
Lavendelöl wird durch Wasserdampfdestillation aus frisch geschnittenen Blütenständen mit Stängeln gewonnen. Eine große Menge Pflanzenmaterial ist erforderlich: Aus 120 Kilogramm Lavendelblüten entsteht nur ein Kilogramm Lavendelöl. Die Hauptbestandteile des Öls sind Linalool und Linalylacetat, die dem Lavendel seinen charakteristischen, intensiven Duft verleihen.
Wie Lavendel wirkt
Die Blüten des Echten Lavendels enthalten ätherisches Öl, das sich aus verschiedenen Inhaltsstoffen zusammensetzt. Studien deuten darauf hin, dass Lavendel einen angstlösenden und antidepressiven Effekt hat. Die ätherischen Öle wirken dämpfend auf das zentrale Nervensystem. Lavendel kann auch die Wundheilung fördern, das Immunsystem anregen und wirkt antiviral und antibakteriell.
Anwendungsmöglichkeiten
- Als Badezusatz: 20 bis 100 Gramm getrocknete Lavendelblüten oder ein bis drei Gramm Lavendelöl in ein Vollbad geben.
- Als Tee bei Schlafstörungen: 1,5 Gramm Lavendelblüten pro Tasse mit abgekochtem, leicht abgekühltem Wasser (etwa 80 Grad Celsius) aufgießen und zehn Minuten ziehen lassen. Erwachsene und Jugendliche sollten nicht mehr als drei Tassen pro Tag trinken.
- Zur Beruhigung: Ein bis vier Tropfen Lavendelöl in Wasser einnehmen. Für Erwachsene mehrmals täglich geeignet.
- Äußerlich: Lavendelöl entweder pur oder als fünfprozentige Mischung mit einem Basisöl wie Mandelöl auf der Haut verteilen.
Worauf man achten sollte
Lavendelöl ist für Säuglinge und Kleinkinder unter vier Jahren nicht empfohlen, da eine Anwendung, vor allem im Gesicht, einen Stimmritzenkrampf auslösen und im schlimmsten Fall zu einem Atemstillstand führen kann. Auch Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollten kein Lavendelöl einnehmen, da eindeutige Erkenntnisse zur Sicherheit fehlen. Bei empfindlichen Personen können durch das Lavendelöl Hautreizungen, allergische Reaktionen oder - bei innerlicher Anwendung - Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Personen mit offenen Wunden, großflächigen Hautentzündungen, Fieber, Kreislaufbeschwerden oder Herzinsuffizienz sollten auf ein Vollbad mit Lavendel verzichten.
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Weitere Beruhigende Öle und Ihre Wirkung
Neben Lavendel gibt es eine Vielzahl anderer ätherischer Öle, die ebenfalls beruhigende Eigenschaften besitzen und zur Entspannung der Nerven beitragen können.
Neroli: Das Öl für Trauma, Angst und Schock
Neroliöl wird durch Wasserdampfdestillation der Blüten des Bitterorangenbaums gewonnen und hat sich bei Traumata, Ängsten und Schock bewährt. Die psychische Wirkung dieses Öls ist beeindruckend. Es kann zur Raumbeduftung oder als "Notfallspray" verwendet werden, das bei Bedarf auf Gesicht oder Dekolleté gesprüht werden kann.
Römische Kamille: Innere Stärke und Ausgeglichenheit
Die römische Kamille schenkt innere Stärke, um die Gefühle in der Balance zu halten. Sie wirkt beruhigend, stress- und angstlösend und kann die Serotoninausschüttung unterstützen.
Rose: Harmonie für die Seele
Rosenöl zeichnet sich vor allem durch seine harmonisierende Wirkung auf die Seele aus. Insbesondere bei Traurigkeit erweist sich die Rose als ideales ätherisches Öl. Ätherisches Rosenöl gilt als psychisch stabilisierend, ausgleichend und angstlösend.
Sandelholz: Entspannung und Neue Energie
Sandelholz ist bekannt für seine entspannenden und beruhigenden Eigenschaften. Der Duft hüllt uns langsam ein und nimmt die Spannung aus dem Leben. Außerdem schafft er eine Atmosphäre, die uns neue Energie schöpfen lässt.
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Ylang Ylang, Benzoe, Jasmin, Bergamotte und Orange
Ylang Ylang, Benzoe, Sandelholz und Jasmin beruhigen und entspannen aufgewühlte Gemüter, während Bergamotte und Orange die Stimmung aufhellen.
Die Wissenschaft Hinter Den Düften: Wie Ätherische Öle Wirken
Ätherische Öle entfalten ihre Wirkung überraschend schnell:
- 22 Sekunden nach dem Einatmen erreichen die Moleküle das Gehirn und beginnen, die Gehirnzellen zu beeinflussen.
- 2 Minuten nach Aufnahme (über Inhalation oder die Haut) können die Wirkstoffe im Blutkreislauf nachgewiesen werden.
- 20 Minuten nach der Anwendung haben die ätherischen Öle eine Wirkung auf die Körperzellen und beeinflussen so Prozesse im gesamten Organismus.
Wirkungen auf Zellebene
Ätherische Öle bestehen aus kleinen, fettlöslichen Molekülen, die Zellmembranen leicht durchdringen und im Körper verschiedene biologische Effekte hervorrufen können. Dazu gehören:
- Antioxidative Wirkung: Viele ätherische Öle enthalten Antioxidantien, die die Zellen schützen, indem sie freie Radikale neutralisieren.
- Entzündungshemmende Wirkung: Ätherische Öle können die Ausschüttung von entzündungsfördernden Botenstoffen reduzieren und so entzündliche Prozesse im Körper abschwächen.
- Antimikrobielle Wirkung: Einige Öle können Bakterien, Viren und Pilze abtöten, indem sie deren Zellwände schädigen.
- Beruhigende Wirkung auf das Nervensystem: Ätherische Öle können beruhigende Neurotransmitter wie GABA (Gamma-Aminobuttersäure) beeinflussen, was helfen kann, Stress und Angst zu reduzieren.
Biochemische Effekte
Ätherische Öle können gezielte Effekte im Körper auslösen, die durch biochemische Prozesse unterstützt werden. Zum Beispiel:
- Rosmarin: Hemmt das Enzym Acetylcholinesterase, wodurch mehr vom Neurotransmitter Acetylcholin zur Verfügung steht, was das Gedächtnis und die Konzentration fördern kann.
- Lavendel: Fördert die Freisetzung von GABA, was zu einer Reduktion von Angst, Anspannung und Erregung führt.
- Wild Orange: Beeinflusst die Serotonin- und Dopaminspiegel, was die Stimmung anhebt und die Motivation steigert.
- Eukalyptus: Wirkt schleimlösend und entzündungshemmend, indem es die Schleimhäute beruhigt und die Zähigkeit von Schleim verringert.
- Fichtennadel: Hat eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem und hilft, Stresshormone zu senken, wodurch ein Gefühl von Stabilität und Ausgeglichenheit entsteht.
Anwendungsmethoden für Ätherische Öle
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ätherische Öle zur Entspannung zu verwenden:
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- Inhalation: Geben Sie ein paar Tropfen des Öls Ihrer Wahl in heißes Wasser und inhalieren Sie die aufsteigenden Dämpfe.
- Massage: Verdünnen Sie das ätherische Öl mit einem Basisöl wie Mandelöl, Kokosöl oder Olivenöl und massieren Sie es in die Haut ein.
- Badezusatz: Geben Sie ein paar Tropfen Ihres ätherischen Lieblingsöls in das Badewasser.
- Raumbeduftung: Verwenden Sie einen Diffuser oder Vernebler, um den Duft im Raum zu verteilen.
Worauf Sie Bei Der Anwendung Achten Sollten
- Qualität: Achten Sie auf hochwertige, 100% naturreine ätherische Öle.
- Verdünnung: Ätherische Öle sollten niemals unverdünnt auf die Haut aufgetragen werden.
- Sicherheit: Beachten Sie die Sicherheitshinweise und Kontraindikationen für jedes Öl.
- Allergien: Testen Sie das Öl vor der großflächigen Anwendung auf einer kleinen Hautstelle, um allergische Reaktionen auszuschließen.
- Schwangerschaft und Kinder: Konsultieren Sie vor der Anwendung von ätherischen Ölen während der Schwangerschaft oder bei Kindern einen Arzt oder Aromatherapeuten.