Ein Ganglion im Fingergelenk ist eine gutartige, mit Flüssigkeit gefüllte Zyste, die häufig in der Nähe von Gelenken oder Sehnen auftritt. Diese Schwellung kann Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen. In den meisten Fällen ist die Behandlung konservativ, in schwereren Fällen kann eine operative Entfernung nötig sein. Da es häufig zu Rezidiven kommt, ist die Betreuung durch erfahrene Orthopäden entscheidend.
Was ist ein Ganglion?
Ganglien, auch Überbeine genannt, sind Ausstülpungen der weichen Gelenkhäute, die mit Gelenkflüssigkeit gefüllt sind. Sie bilden sich meist an Gelenken oder Sehnenscheiden direkt unter der Haut, können aber auch an anderen Körperstellen wie Füßen oder Knien auftreten. Im Volksmund werden sie oft als "Überbein" bezeichnet, obwohl sie keine knöchernen Strukturen aufweisen.
Wer ist betroffen?
Vor allem junge Erwachsene zwischen 20 und 40 Jahren sind betroffen, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Es wird vermutet, dass das hormonell bedingt schwächere Bindegewebe und die größere Beweglichkeit der Gelenkkapseln bei Frauen ursächlich sein könnten. Ganglien können jedoch in jedem Lebensalter entstehen und sind auch im Kindesalter nicht selten.
Wie entstehen Ganglien?
Die genaue Ursache für die Entstehung von Ganglien ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutlich entstehen sie, wenn die Kapsel des Gelenks eine Schwachstelle hat und gleichzeitig ein Überdruck im Gelenkspalt herrscht. Die weichen inneren Gelenkhäute stülpen sich nach außen und es bildet sich eine Zyste - ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum. Diese Zyste ist mit dem Gelenkspalt verbunden und wird darüber mit Gelenkflüssigkeit gefüllt.
Ein schwaches Bindegewebe begünstigt die Entwicklung von Ganglien. In manchen Fällen wird die Bindegewebsschwäche sogar durch Genmutationen vererbt. Auch chronische Reizungen, Überlastungen oder Verletzungen können die Entstehung eines Ganglions begünstigen.
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Wo treten Ganglien auf?
Typische Stellen, an denen sich solche Ganglien bemerkbar machen, sind das speichenbeugeseitige Handgelenk, das streckseitige Handgelenk oder auch das Fingerendgelenk, bei dem man dann von einer Mukoidzyste spricht. Grundsätzlich können Ganglien an allen Gelenken, Sehnenscheiden und Nervenscheiden auftreten. Sie kommen jedoch am häufigsten an der Hand vor, und dort bevorzugt an der Außenseite des Handgelenks, an der Handinnenfläche und den Grundgelenken der Finger.
Beschwerden durch ein Ganglion
Häufig wird ein Ganglion bereits lange bemerkt, ist tastbar und äußerlich sichtbar, bevor es zu einer störenden Funktionseinschränkung kommt. In manchen Fällen kann jedoch auch ohne äußerliche Hinweise ein okkultes (verstecktes) Ganglion Schmerzen am Handgelenk auslösen, hier am ehesten beim Überstrecken des Gelenkes und Einklemmen des Ganglions im Kapselbereich. Häufig werden die Ganglien jedoch lediglich als optisch störend empfunden.
Je nachdem, wo sie sitzen und wie groß sie sind, können Ganglien sehr unterschiedliche Beschwerden verursachen:
- Sichtbare Schwellung: Ein Ganglion ist meist als eine mehr oder weniger große, prall-elastische Schwellung unter der Haut sichtbar und tastbar.
- Schmerzen: Manche Ganglien verursachen Schmerzen, insbesondere bei Bewegung oder Druck auf das Gelenk.
- Bewegungseinschränkungen: Ein großes Ganglion kann die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks einschränken.
- Gefühlsstörungen: Drückt das Ganglion auf einen Nerv, kann es zu Kribbeln, Taubheitsgefühlen oder sogar Lähmungserscheinungen kommen.
- Druckgefühl: Ein Ganglion kann ein unangenehmes Druckgefühl verursachen, insbesondere wenn es sich in der Nähe von Nerven oder Blutgefäßen befindet.
Diagnose eines Ganglions
Neben der klinischen Untersuchung lässt sich das Ganglion insbesondere mithilfe der Sonographie (Ultraschall) gut darstellen. Der Arzt tastet die verdächtige Schwellung und die umliegenden Bereiche sorgfältig ab. Für ein Ganglion spricht beispielsweise, wenn es prall-elastisch und nicht verschiebbar ist.
Meist reicht dem Facharzt die klinische Untersuchung für die Diagnose aus. Im Zweifel veranlasst der Arzt eine Magnetresonanztomographie. Manchmal ist auch eine Feinnadelaspiration erforderlich.
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Behandlungsmethoden
Ein Ganglion kann nicht-operativ oder durch einen chirurgischen Eingriff entfernt werden. Im Folgenden werden die verschiedenen Therapieoptionen vorgestellt.
Konservative Therapie
Bestehen keine Beschwerden oder kosmetische Beeinträchtigungen, ist eine Behandlung meist nicht nötig. Ganglien können spontan verschwinden, zum Beispiel durch das versehentliche Anstoßen mit nachfolgendem Zerplatzen des Ganglions.
- Beobachtung: Wenn das Ganglion keine Beschwerden verursacht, kann man zunächst abwarten und beobachten, ob es sich von selbst zurückbildet.
- Schonung und Ruhigstellung: Überlastende Bewegungen sollten vermieden und der betroffene Finger eher geschont werden. Eine Kompressionsbinde oder eine Schiene können helfen, den Finger ruhigzustellen.
- Kühlung: Kühlende Maßnahmen können helfen, akute Entzündungen im Bereich des Ganglions zu lindern. Hierzu kann man ein Eispack für einige Minuten auf den Finger auflegen.
- Entzündungshemmende Salben und Gele: Entzündungshemmende Salben und Gele (z.B. Diclofenac) können bei Schmerzen und Entzündungen durch das Ganglion helfen.
- Medikamente: Bei starken Schmerzen können entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden.
- Hausmittel: Einige Patienten berichten von einer Linderung durch Hausmittel wie Retterspitzumschläge, Quarkwickel oder Kamillenbäder.
Früher stellte das willentlich herbeigeführte Zerplatzen eine gängige Therapie dar. Diese kann jedoch genau wie das Abpunktieren des Ganglions, bei dem lediglich die Flüssigkeit aus dem Ganglion abgesaugt wird, in über 50 Prozent zum Wiederauftreten des Ganglions führen. Aus diesem Grund wird bei funktionellem Stören des Ganglions eher die operative Therapie empfohlen.
Operative Therapie
Eine strenge Indikation zur Operation besteht nur bei Beschwerden im Sinne von Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen. An den Endgelenken, bei den sogenannten Mukoidzysten, kann auch die starke Ausdünnung der Haut mit drohender Perforation des Ganglions und einer damit einhergehenden Infektionsgefahr eine prophylaktische Operationsindikation darstellen. Die Indikation zum operativen Eingriff bei rein optischem Stören des Ganglions sollte streng gestellt und mit den möglichen Risiken abgewogen werden.
- Punktion: Bei der Punktion wird mit einer Hohlnadel in das Ganglion gestochen und die Flüssigkeit abgesaugt. Diese Methode hat allerdings eine hohe Rückfallrate.
- Chirurgische Entfernung: Technisch kann die Ganglionentfernung durch einen offenen chirurgischen Zugang erfolgen. In manchen Fällen bietet sich alternativ die minimalinvasive, arthroskopische Gelenkspiegelung mit Ganglienentfernung an. Bei der Operation wird das Ganglion komplett einschließlich seines Stieles entfernt, um die Rezidivgefahr zu minimieren.
Die Operation wird in der Regel ambulant durchgeführt und kann in örtlicher Betäubung, Teilnarkose des Armes (Plexusanästhesie) oder Vollnarkose erfolgen.
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Operationsrisiken
Neben den allgemeinen Operationsrisiken kann es nach einer Ganglionoperation zu narbigen Verklebungen mit Bewegungseinschränkungen kommen. Die gelegentliche Nähe zu sensiblen Hautästen von Nerven kann nach Verletzungen zu einer umschriebenen vorübergehenden Überempfindlichkeit oder Taubheit führen. Die Möglichkeit des Wiederauftretens des Ganglions nach konsequenter Operation wird mit etwa fünf Prozent angegeben.
Nachbehandlung
Je nach Ausdehnung der Operation kann eine kurzzeitige Schienenruhigstellung des Handgelenkes oder Fingers erfolgen. Einfache manuelle Tätigkeit ist nach der Wundheilung etwa zwei Wochen nach der Operation, schwere manuelle Tätigkeit nach vier bis sechs Wochen möglich. Nach Beendigung des Eingriffs erfolgt die Anlage eines Schienenverbandes für 1 bis 2 Tage. Danach ist insbesondere nach Exzision von Handgelenksganglien sofortige Physiotherapie bzw. schmerzadaptierte Handtherapie notwendig. Hierbei muss vor allen Dingen nach Entfernung eines dorsalen Handgelenksganglions auf die komplette Wiedererlangung der Beugung im Handgelenk geachtet werden. Das Nahtmaterial wird nach 12 bis 14 Tagen entfernt.
Erfolgsaussichten
Insgesamt kann zwar das Wiederauftreten eines Ganglions nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen werden. In den meisten Fällen bildet sich ein Ganglion am Handgelenk.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:
- Das Ganglion Schmerzen verursacht.
- Das Ganglion die Beweglichkeit des Fingers einschränkt.
- Das Ganglion auf einen Nerv drückt und Gefühlsstörungen verursacht.
- Das Ganglion sich entzündet oder infiziert.
- Man sich unsicher ist, ob es sich tatsächlich um ein Ganglion handelt.
In der Regel können Hausärzt:innen schon die Diagnose Ganglion durch eine Untersuchung des betroffenen Gelenks stellen und Sie an eine/n Chirurg:in oder Orthopäd:in überweisen. Es ist natürlich auch möglich, direkt die Fachärztin bzw. den Facharzt in der Orthopädie oder Plastischen Chirurgie aufzusuchen, wenn das Ganglion operativ entfernt werden soll.
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