Ganglion superius nervus glossopharyngeus: Anatomie, Funktion und klinische Bedeutung

Der Nervus glossopharyngeus, der neunte Hirnnerv, spielt eine entscheidende Rolle bei verschiedenen lebenswichtigen Funktionen im Körper. Dieser Artikel beleuchtet detailliert das Ganglion superius nervi glossopharyngei, seine anatomische Lage, seine Funktionen und die klinische Bedeutung im Falle einer Schädigung.

Anatomie des Nervus glossopharyngeus

Der Nervus glossopharyngeus entspringt seitlich der hinteren Olive (Olivia inferior) aus der Medulla oblongata. Er verläuft in Richtung der Pars petrosa des Os temporale. Innerhalb des Schädels verdickt sich der Nerv zu einem Ganglion superius nervi glossopharyngei, bevor er durch das Foramen jugulare tritt. Unmittelbar danach verdickt er sich erneut zu einem Ganglion inferius nervi glossopharyngei. Anschließend verläuft er hinter dem Musculus stylopharyngeus und zwischen der Arteria carotis interna und der Vena jugularis interna zur Zunge.

Der Nervus glossopharyngeus bildet an der Schädelbasis zwei sensible Ganglien: das Ganglion superius und das Ganglion inferius (auch Ganglion petrosum genannt).

Ganglion superius und Ganglion inferius

Das Ganglion superius ist ein kleines, rein sensorisches Ganglion im Foramen jugulare. Das Ganglion inferius, das sich kaudal des Foramen jugulare befindet, enthält sowohl sensible als auch parasympathische Anteile. Aus diesem Ganglion geht der Nervus tympanicus hervor.

Äste und Verlauf des Nervus glossopharyngeus

Der Nervus glossopharyngeus gibt verschiedene Äste ab, die unterschiedliche Funktionen erfüllen:

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  • Nervus tympanicus: Dieser Ast enthält allgemein-somatosensible und allgemein-viszeromotorische Fasern. Er versorgt das Mittelohr, die Tuba auditiva und die Cellulae mastoideae mit sensiblen Fasern. Der Nervus tympanicus geht aus dem Ganglion inferius des Nervus glossopharyngeus ab und steigt durch den Canaliculus tympanicus zur Paukenhöhle auf. Dort teilt er sich in feine Äste auf, die gemeinsam mit sympathischen Fasern den Plexus tympanicus bilden. Aus diesem Plexus geht der Nervus petrosus minor hervor, der parasympathische Anteile des Nervus tympanicus enthält und zum Ganglion oticum zieht.
  • Ramus sinus caroticus: Dieser Ast leitet Signale von Mechanorezeptoren und Chemorezeptoren aus dem Sinus und Glomus caroticus.
  • Ramus musculi stylopharyngei: Dieser Ast innerviert den Musculus stylopharyngeus.
  • Rami pharyngei nervi glossopharyngei: Gemeinsam mit Ästen des Nervus vagus bilden diese Äste den Plexus pharyngeus, der sowohl sensible als auch motorische Innervationen enthält.

Funktion des Nervus glossopharyngeus

Der Nervus glossopharyngeus ist an verschiedenen Funktionen beteiligt, die sich in unterschiedliche Faserqualitäten unterteilen lassen:

  • Allgemein somatoafferente Fasern: Diese Fasern vermitteln das klassische Berührungsempfinden der Schleimhaut des Mittelohrs, der Tuba auditiva, der Innenseite des Trommelfells, der Tonsilla palatina (Gaumenmandel), des weichen Gaumens, der Rachenschleimhaut und des hinteren Drittels der Zunge.
  • Allgemein viszeromotorische Fasern: Diese Fasern, die vom Nucleus salivatorius inferior ausgehen, steuern die parasympathische Innervation der Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea).
  • Allgemein viszerosensible Fasern: Diese Fasern vermitteln sensible Informationen aus den Organen und Eingeweiden, insbesondere zur Blutdruckregulation durch Informationen über den intravasalen Druck von den Barorezeptoren des Sinus caroticus und des Aortenbogens.
  • Spezielle viszeroafferente Fasern: Diese Fasern leiten Geruchs- und Geschmacksempfindungen an das zentrale Nervensystem weiter. Der Nervus glossopharyngeus ist an der Geschmacksempfindung im hinteren Drittel der Zunge beteiligt, wo er vor allem bittere Geschmacksrichtungen erkennt.
  • Motorische Innervation: Der Nervus glossopharyngeus innerviert wichtige Muskeln des Rachens, die für die Schluckfunktion unerlässlich sind, darunter den Musculus stylopharyngeus. Zudem wird der Würgereiz zum Teil über den neunten Hirnnerv vermittelt.

Klinische Bedeutung

Schädigungen des Nervus glossopharyngeus können bei Verletzungen der Schädelbasis im Bereich des Foramen jugulare auftreten. Da der Nervus glossopharyngeus gemeinsam mit dem Nervus vagus und dem Nervus accessorius durch die Schädelbasis tritt, können diese Nerven ebenfalls verletzt werden, was als Foramen-jugulare-Syndrom bezeichnet wird.

Symptome bei Schädigung

Eine Schädigung des Nervus glossopharyngeus kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, darunter:

  • Schluckbeschwerden (Dysphagie): Beeinträchtigung der Steuerung der Schluckmuskulatur.
  • Verlust des Geschmackssinns im hinteren Drittel der Zunge: Insbesondere für bittere Geschmacksrichtungen.
  • Sensibilitätsstörungen im Rachenbereich: Betrifft die Innervation der Schleimhaut des Mittelohrs, der Tuba auditiva, der Innenseite des Trommelfells, der Tonsilla palatina, des weichen Gaumens, der Rachenschleimhaut und des hinteren Drittels der Zunge.
  • Glossopharyngeusneuralgie: Ähnliche Beschwerden wie bei der Trigeminusneuralgie, jedoch im Bereich der Zunge und des Rachens, selten auch im äußeren Gehörgang. Auslöser können Schlucken, Sprechen, Husten oder Berührung der Zunge oder des Rachens sein. Sehr selten können Herzrhythmusstörungen auftreten.
  • Beeinträchtigung der Blutdruckregulation: Aufgrund der gestörten Funktion der Barorezeptoren im Sinus caroticus.

Diagnostik

Die Diagnose einer Schädigung des Nervus glossopharyngeus umfasst eine neurologische Untersuchung, bei der die Funktionen des Nervs überprüft werden. Dazu gehören die Prüfung des Geschmackssinns im hinteren Zungendrittel, die Beurteilung der Schluckfunktion und die Auslösung des Würgereflexes. Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) können eingesetzt werden, um die Ursache der Schädigung zu identifizieren.

Therapie

Die Therapie richtet sich nach der Ursache der Schädigung. Bei einer Glossopharyngeusneuralgie können Medikamente zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv zu entlasten. Bei Schluckbeschwerden kann eine logopädische Therapie helfen, die Schluckfunktion zu verbessern.

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Der Nervus vagus als wichtiger Gegenspieler

Der Nervus vagus, der zehnte Hirnnerv, ist der stärkste Antagonist des Sympathikus aus dem parasympathischen System. Er entspringt in der Nachbarschaft des Nervus glossopharyngeus und des Nervus accessorius aus den oberen Anteilen der Medulla oblongata. Auf Höhe des Foramens bildet der Vagusnerv das kleine Ganglion superius, in dem sich die Zellkörper zweier Nervenäste befinden, welche sensorische Informationen von den Hirnhäuten und dem Ohr erhalten und an das Gehirn weiterleiten: Ramus meningeus und Ramus auricularis. Unter dem Foramen jugulare liegt das Ganglion inferius, in dem die Informationen aus Rachen und Eingeweiden verschaltet werden.

Der Nervus vagus übernimmt sowohl motorische als auch sensorische Funktionen vom Kopf bis in den Bauchraum hinein und beeinflusst Atmung, Herzschlag und die Verdauung. Gemeinsam mit dem Nervus glossopharyngeus steuert der Vagusnerv über speziell-viszeromotorische Fasern die Schlundmuskulatur und aktiviert die Stimmbandspanner (Musculi cricothyroidei).

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