Neurologische Erkrankungen wie Demenz treten heutzutage immer häufiger auf. Studien zeigen, dass das Gehirn bereits ab dem 25. Lebensjahr langsam, aber stetig abbaut, während gleichzeitig die Lebenserwartung in Deutschland immer weiter ansteigt. Es ist daher nicht überraschend, dass es vermehrt zu Demenzfällen kommt. Wer an neurologischen Erkrankungen leidet oder einen Verdacht auf Demenz hat, sollte sich zunächst an einen Arzt wenden. In Abstimmung mit dem Therapeuten wird die am besten geeignete Therapieform gefunden und darauf aufbauend ein symptomlindernder Therapieplan entwickelt. Therapiebegleitend kann dann ein entsprechendes Gedächtnistraining den Betroffenen bei Demenz helfen.
Gedächtnistraining bei Demenz: Funktionsweise und Ziele
Gedächtnistrainings für Demenzpatienten sind kleine Übungen, die die Gehirnleistung fördern. Durch das aktive Nutzen des Gehirns an seinem Leistungsniveau bleiben kognitive Fähigkeiten erhalten. Ein solches Training hat bei Demenzerkrankten das Ziel, den Gedächtnisverlust, der durch die Krankheit verursacht wird, zu verlangsamen oder im besten Fall zu stoppen. Wichtig dabei ist, dass das Gedächtnistraining bei Menschen mit Demenz ganzheitlich erfolgt.
Zwar lässt bei Demenzpatienten vor allem die Merkfähigkeit nach, dennoch sollten alle Bereiche des Gehirns für ein optimales Trainingsergebnis beansprucht werden. Jede der kognitiven Fähigkeiten sollte gefördert werden, denn sie alle zusammen bilden die Grundlage für ein gesundes und leistungsfähiges Gehirn. Der beste Trainingsplan ist aber nur dann wirksam, wenn er auch eingehalten wird. Deshalb muss sich ein ganzheitliches Gedächtnistraining auf die Bedürfnisse des Einzelnen anpassen und genug Abwechslung bieten, um dauerhaft zu motivieren.
Die Übungen von NeuroNation können ergänzend zu einer Therapie eingesetzt werden, aber sie ersetzen diese nicht.
Tipps für ein motivierendes Gedächtnistraining
Damit Menschen mit Demenz nicht die Motivation verlieren, sollten sie durch regelmäßige Erfolgserlebnisse belohnt werden. Demenzerkrankten Menschen fällt es oft schwer, sich für längere Zeit zu konzentrieren. Gegebenenfalls können kürzere Übungen, die über den Tag verteilt werden, größere Erfolge erzielen. 10 Minuten am Stück sind ein guter Richtwert für eine Trainingseinheit. Spaß ist ein großer Motivator. Wenn die Übungen den Betroffenen Freude bereiten, werden Sie sie viel eher von sich aus regelmäßig ausführen. Deshalb fühlen sich die Übungen von NeuroNation mehr wie Spiele an - und jeder hat natürlich seine Lieblingsübungen. Lassen Sie den Demenzpatienten entscheiden, welche Übung dieser gerne absolvieren würde. Bei Demenzerkrankten ist es besonders schwer, Defizite auszugleichen. Neue Fähigkeiten zu erlernen sollte nicht der Fokus sein. Konzentrieren Sie sich lieber auf die noch vorhandenen Kompetenzen und versuchen Sie diese zu stärken.
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Beim Gedächtnistraining mit Menschen, die unter Demenz leiden, ist Geduld sehr wichtig, durch die Krankheit fällt es Betroffenen oft schwer, Gedanken richtig zu verarbeiten. Deshalb sollte alles langsam und deutlich kommuniziert werden. Nur mit viel Empathie und Geduld kann eine angenehme Atmosphäre geschaffen werden.
Gedächtnistraining mit der NeuroNation App
Im Internet gibt es zahlreiche Angebote mit Spielen, die eine Steigerung der kognitiven Fähigkeiten versprechen. Doch oftmals haben diese Spiele keinen weiteren Nutzen als ein gewisses Maß an Unterhaltung. Wichtig ist, dass die Erfolge wissenschaftlich messbar sind. NeuroNation hat aus diesem Zweck, zusammen mit der MHS Medical School Hamburg und der Universität Würzburg eine Studie in Auftrag gegeben. Mit ihr konnte bewiesen werden, dass die Gedächtnisübungen von NeuroNation einen messbaren Nutzen besitzen. Andere Studien zeigen, Gedächtnistraining hilft präventiv Demenz vorzubeugen. Aber auch Menschen mit Demenz können dem Gedächtnisabbau mit täglichem Training effektiv entgegenwirken.
Welche Spiele gibt es für Gedächtnistraining?
Es gibt zahlreiche Spiele für Gedächtnistraining, traditionelle Spiele wie Rommé und Sudoku oder diverse Onlineangebote. Für ein wirklich effektives Training mit garantiertem Mehrwert sollte aber zu wissenschaftlich basierten Übungen gegriffen werden. Die Übungen von NeuroNation sind ebenfalls spielerisch aufgebaut. Jede tägliche Trainingseinheit ist somit unterhaltsam und sehr wirkungsvoll.
Welche Übungen gegen Demenz?
Übungen gegen Demenz sollten sich auf die kognitiven Funktionen und vor allem auf die Merkfähigkeit konzentrieren. Diese wird von der Krankheit angegriffen und sollte daher täglich trainiert werden.
Vier Beispielübungen für Gedächtnistraining bei Demenz:
- Drehmemory: Beim Drehmemory werden anfangs Symbole in einem von vier Feldern angezeigt. Danach werden sie verdeckt und verdreht. Anschließend wird die Position abgefragt. Durch diese Übung wird nicht nur das Gedächtnis, sondern auch die Konzentration, räumliches Denken, Logik und Aufmerksamkeit trainiert.
- Blitzmerker: In Blitzmerker müssen Sie sich den richtigen Weg zur Flagge einprägen. Gleichzeitig liegen auf dem Weg unterschiedliche Symbole. Diese müssen sich ebenfalls gemerkt werden. Die Schwierigkeit kommt dadurch zustande, dass die einzelnen Symbole und Bestandteile des Weges nacheinander und in zufälliger Reihenfolge gezeigt werden.
- Fokusmeister: Diese Übung trainiert sowohl das Gedächtnis, als auch die Aufmerksamkeit und die Geschwindigkeit des Gehirns. Während Sie einige Bilder auf der Suche nach einem ganz bestimmten Bild durchforsten, muss Ihr Gedächtnis das gesuchte Bild in Erinnerung behalten.
- Platzmerker: Bei Platzmerker gibt es mehrere Felder, die jeweils Informationen enthalten. Nach der Merkphase werden diese untereinander vertauscht. Anschließend wird nach einem der Symbole gefragt. Ihr Gehirn wird herausgefordert, indem es seine Informationslage laufend und schnell anpassen muss.
Was ist Gedächtnistraining für Senioren?
Gedächtnistraining für Senioren sind Übungen, mit denen die Gehirnleistung auch im höheren Alter gefördert werden kann. Damit Gedächtnistraining effektiv ist, muss es individuell auf die Person angepasst sein. Es gibt also kein pauschales Gedächtnistraining nur für Senioren, sondern sollte jeder Mensch, unabhängig vom Alter, einen eigens abgestimmten Trainingsplan erhalten. In der NeuroNation App geschieht das automatisch. Die App erkennt Ihre Stärken und Schwächen und kann so einen individuellen Trainingsplan für Sie erstellen.
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Weitere Übungen und Aktivitäten für Menschen mit Demenz
Neben den bereits genannten Übungen gibt es eine Vielzahl weiterer Aktivitäten, die das Gedächtnis und die kognitiven Fähigkeiten von Menschen mit Demenz fördern können:
- Beschäftigung mit Kunst: Die Betrachtung von Kunst und auch der Umgang mit Kunst schafft Raum für Kommunikation. Wenn ich beispielsweise gemeinsam in ein Museum gehe und Werke betrachte, können diese Anlass für einen Austausch sein. Bei der Wahrnehmung von ästhetischen Dingen gibt es kein Richtig und kein Falsch und so ist man befreit von der Angst, etwas Falsches zu sagen. Letztendlich können Menschen mit einer Demenz so die Erfahrung machen, dass sie Kompetenzen haben und ihr Selbstbewusstsein kann gestärkt werden.
- Kreative Tätigkeiten: Kreative Tätigkeiten sind zugleich eine aktive Betätigung und eine sinnliche Erfahrung. Der Umgang mit unterschiedlichen Materialien aus der Natur oder dem Bastelladen kann Demenzerkrankten viel Freude bereiten. Sie müssen sich dafür nicht unbedingt spannende Bastelideen ausdenken, sondern können auch einfach so etwas Raum für die kreative Betätigung schaffen. Ambitionierte Ziele sind oft sogar kontraproduktiv. Nehmen Sie den Wechsel der Jahreszeiten als Anlass, um passende Dekoration zu basteln. Bringen Sie dafür ein paar Dinge aus der Natur mit (Tannenzapfen, Blumen, Kastanien, usw.). So stellen Sie beim Basteln einen Bezug zur Außenwelt her und fördern gleichzeitig die biografische Erinnerung.
- Musikhören und Singen: Musikhören ist für viele Menschen mit Demenz ideal, denn bekannte Schlager aus der Jugendzeit stimulieren fröhliche Erinnerungen und können die Stimmung aufhellen. Bekannte Lieder zu singen, dazu zu musizieren oder den Takt zu schlagen funktioniert selbst dann, wenn der Betroffene nicht mehr sprechen kann. Außerdem stellt sich beim Tanzen und gemeinsamen Singen schnell ein Gemeinschaftsgefühl ein. Der Isolation und dem Rückzug wird so Einhalt geboten.
- Erinnerungsalben: Wenn sich Menschen mit Demenz an Beziehungen mit lieben Menschen oder lebensgeschichtliche Ereignisse erinnern, trägt dies zu ihrem Wohlbefinden bei und sie fühlen sich wieder stärker in ihrer Identität. Besonders gut funktioniert das Wecken von Erinnerungen mit Erinnerungsalben. Darin sammeln Sie Fotos und andere Erinnerungsstücke aus dem Leben der demenzerkrankten Person. Stellen Sie als Pflegender oder Angehöriger konkrete Fragen zur Kindheit oder Jugend des Demenzerkrankten. Zum Beispiel zu wichtigen historischen Ereignissen aus dieser Zeit.
- Vorlesen: Gerade bei fortschreitender Demenz fällt es vielen Betroffenen schwer, noch selbst zu lesen. Zuhören fördert die Durchblutung im Gehirn. Wenn wir zuhören, erhöht sich die Durchblutung unseres Gehirns. Das haben Studien erwiesen. Vorlesen kann für Menschen mit Demenz genauso aktivierend sein wie Kopfrechnen für einen gesunden Menschen.
- Bewegung und Ausflüge: Bewegung regt den Kreislauf an, fördert Sinneserfahrungen und bringt Freude. Deshalb sind Spaziergänge und Ausflüge immer eine sinnvolle Beschäftigung. Chaotische, laute Umgebungen sind ungeeignet, weil sie zu Verwirrung und Stress führen. Ideal sind hingegen Orte, die dem Demenzerkrankten immer schon gefallen haben oder einen biografischen Bezug bieten.
- Snoezelen: Neben der Erinnerung ist die Berührung an sich ein unverzichtbarer Bestandteil des menschlichen Lebens. Menschen mit Demenz, die Sie über Worte und Gesten nur noch schwer erreichen können, lassen sich manchmal leichter durch Berührung aktivieren. Sehr bekannt ist auch das „Snoezelen“. Dabei werden gezielt unterschiedliche Sinne aktiviert und stimuliert. Oft haben Demenzerkrankte unruhige Hände, die ständig nach etwas zum Befühlen suchen.
- Spiele: Es gibt Spiele, die speziell für Demenzerkrankte entwickelt wurden. Sie sollen gezielt motorische Fähigkeiten trainieren oder den Spaß am Raten und am Gedächtnistraining bei Demenz wecken. Daneben können Sie Ihren demenzerkrankten Angehörigen aber auch mit herkömmlichen Spielen herausfordern und beschäftigen. Am besten eignen sich dazu Spiele, die von Kindheit an vertraut sind, wie Würfelspiele oder Mensch ärgere Dich nicht. Achten Sie darauf, dass das Spielen nicht zu Leistungsdruck führt. Variieren Sie die Spielregeln lieber, als zu konsequent auf deren Einhaltung zu achten und Ihren demenzerkrankten Spielpartner damit zu verunsichern.
Beispiele für geeignete Spiele
- Domino: Domino eignet sich besonders gut für Demenzpatienten. Vor allem die Varianten, bei denen Wörter und Zeichnungen einander zugeordnet werden, fördern den Wortschatz.
- Mensch ärgere Dich nicht: Mensch ärgere dich nicht zählt eher zu den einfacheren Spielen und ist vor allem gut, um Erfolgserlebnisse und Spaß zu haben.
- Puzzle: Ein Puzzle trainiert gleichzeitig das Gedächtnis, die Wahrnehmung und die Vorstellungskraft eines Patienten. Es gibt eine große Auswahl an speziellen Puzzles, die hierfür besonders gut geeignet sind. Sie haben wenige, farbenfrohe Teile und können so leicht zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Dank großer Puzzleteile, können Sie gut gegriffen und zusammengesetzt werden.
Spezielle Spiele für Demenzerkrankte
- Memory "Erinnere Dich": Ein Memory-Spiel mit großen Karten und leicht erkennbaren Motiven - so gelingt das Anfassen und Aufdecken leicht. Auf den Karten finden sich bekannte Gegenstände, die - wie bei jedem Memory - paarweise auftreten. Doch das Sammeln ist nur ein Ziel. Genauso wichtig ist, dass die Karten Erinnerungen wecken und so zum Erzählen anregen.
- Einfache Puzzles: Einfache Puzzles mit nur vier Teilen je Motiv machen das Zusammenfügen leicht. Die Motorik wird geübt, ein hübsches Bild entsteht und ganz nebenbei entspannt sich ein Gespräch über damals und heute, über heitere Erinnerungen aus der Familiengeschichte.
- Kartenspiel "Bunte Mischung": 168 Spielkarten und schon können Sie mit Ihrem demenzerkrankten Angehörigen loslegen: Zu Themen wie „Natur“, „Damals“, „Zu Hause“, „Bewegung“ oder „Rätseln“ werden Fragen gestellt, Lieder gesungen oder Gymnastikübungen gemacht.
- Gesprächsspiele: Am Tisch sitzen und Geschichten erzählen - das ist die Grundidee dieses Spiels. Spielplan und die entsprechenden Karten liefern Impulse für das Gespräch. Es geht um Rätselraten, Wortsammlungen und Redensarten.
- Demenz-Tablets: Es geht auch digital: Immer mehr Anbieter entwickeln spezielle Demenz-Tablets, die auf die Beschäftigung und Aktivierung von Demenzerkrankten ausgerichtet sind.
Tipps für die Gestaltung von Gedächtnistrainings
- Orientierung an der Biografie: Die besten Übungen haben etwas mit der Biografie des Demenzerkrankten zu tun. Probieren Sie es doch gleich mal aus. Oder gestalten Sie mal selbst ein Memory mit Familienbildern. Dafür brauchen Sie Fotos auf denen die Personen oder Orte gut erkennbar sind, aber keine besonderen Fähigkeiten.
- Entspannte Atmosphäre: Egal, wie alt jemand ist, wenn Stresshormone ausgeschüttet werden, schaltet der Körper in den Flucht- oder Kampfmodus. Daher plädiere ich für einen entspannten spielerischen Ansatz. Nach dem Motto: „Also ich weiß auch nicht, wie das hier richtig ist. Freuen Sie sich gemeinsam über die Erfolge. Damit stärken Sie das Selbstwertgefühl Ihres Gegenübers. Wir singen manchmal „So sehen die Sieger aus! Eine andere Möglichkeit, die wir gern nutzen, ist, sich für die Erfolge auf die Schulter zu klopfen.
- Fokus auf Stärken: Es geht nicht darum, Defizite zu beheben. Auch mit den ausgefeiltesten Übungen werden Sie das Kurzzeitgedächtnis nicht reparieren können. Darum geht es nicht. Es geht um den soliden Versuch, den Status Quo so lange wie möglich zu erhalten. Freuen Sie sich über das, was gut funktioniert.
- Klare Gestaltung: Die Übungsblätter dürfen schön gestaltet sein. Wobei schön auch „klar“ heißen sollte. Hier ist weniger mehr.
- Berücksichtigung der Sinne: Wann immer es sich anbietet, können Sie auch diese Sinne nutzen. Ich hatte vor einigen Jahren ein Rummy-Spiel gekauft, dessen Spielsteine aus einem seltsam leichten Plastik waren und die beim Aneinanderstoßen und beim Ablegen furchtbare Klack-Geräusche machten. Ich habe bei eBay ein scheinbar wunderbares altmodisches Frage-Antwort-Spiel erworben. Doch leider sind die Kärtchen so winzig klein, dass es eine Zumutung für Hand und Auge ist.
- Regelmäßigkeit: Üben Sie regelmäßig, am besten jeden Tag. Schauen Sie, wo Sie im Alltag eine Übungseinheit einbauen können. Überlegen Sie, zu welcher Tageszeit der Mensch mit Demenz seine beste Leistungsfähigkeit hat. Bei vielen Menschen ist das der späte Vormittag. Oder nutzen Sie die Übungen um die „blaue Stunde“ am Nachmittag, also eine Zeit wo der Betroffenen vielleicht etwas unruhiger ist, zu entspannen. Vermutlich können Sie am Vormittag schwierigere Aufgaben lösen als am Nachmittag.
- Abwechslung: Die Abwechslung von Übungen ist ebenfalls ein wichtiger Faktor für die Bildung neuer Synapsen. Achten Sie als Pflegekraft darauf, mit Ihren Patienten ständig wechselnde Gedächtnisübungen auszuprobieren.
Hilfreiche Apps und Ressourcen
- Auguste App: Die Alzheimer Gesellschaft Niedersachsen hat mit Unterstützung der Techniker Krankenkasse die App Auguste entwickelt, die Sie kostenfrei in Ihrem App-Store herunterladen können.
- Neuronation App: Wer etwas komplexer mag, probiert den kostenlosen Zugang zur App Neuronation.
Gedächtnistraining zur Prävention von Demenz
Wer geistig aktiv ist, kann die Leistungsfähigkeit seines Gehirns verbessern. Durch Anregung der Nervenzellen können sich diese besser vernetzen und sich die Verbindungen besser festigen. Die kognitive Reserve ist einer von mehreren Aspekten, die den Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung beeinflussen können. So zeigen sich typische Alzheimer-Symptome nachweislich später bei Menschen, die ihr Leben lang geistig aktiv waren - zum Beispiel im Beruf oder im sozialen Leben. Auch wer schon älter ist, kann seine geistigen Reserven positiv beeinflussen. Wichtig ist, das Gehirn zu fordern und so die Neuronen zur Vernetzung anzuregen. Es hilft zum Beispiel nicht, jeden Tag ein Kreuzworträtsel zu lösen, denn dabei wird nur bereits bekanntes Wissen abgefragt.
Welche geistigen Aktivitäten fordern das Gehirn besonders gut?
- Musik - hören oder machen
- Lesen - Bücher, Zeitschriften, Zeitungen
- Spiele - Kartenspiele, Gesellschaftsspiele, Puzzles, Computer- und Videospiele
- Neues lernen - eine Fremdsprache, eine Sportart, ein Hobby
Dabei gilt: Je komplexer die Tätigkeit, desto anregender fürs Gehirn. Wer zum Beispiel tanzt, trainiert gleichzeitig Gedächtnis, Motorik und Koordination - und profitiert zudem vom sozialen Miteinander als Paar oder in der Gruppe.
Die Bedeutung sozialer Kontakte
Es gibt wenige Dinge, die das Gehirn so anregen wie Musik. So regt Musik neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn an und hilft so bei der Vorbeugung gegen Alzheimer. Ähnlich wie das Tanzen hat das Musizieren dabei einen der größten Trainingseffekte. Das Erlernen und Üben feinmotorischer Bewegungen, das Lesen von Noten und die Schulung des Gehörs stärken das Gehirn und tragen zur geistigen Fitness bis ins hohe Alter bei. Und es ist nie zu spät, um anzufangen. So fand eine Musikprofessorin der University of South Florida in einer Studie heraus, dass selbst Menschen, die erst im Seniorenalter ein Instrument erlernen, in relativ kurzer Zeit ihre kognitiven Fähigkeiten, wie Gedächtnis und Problemlösen verbessern können. Auch das bloße Musikhören trainiert das Gehirn - vor allem, wenn die Musik für uns neu ist. Ungewohnte Klänge, Melodien oder Akkorde bringen Abwechslung auf die Ohren. Unser Tipp: Öfter mal die Playlist wechseln! Wie wäre es zum Beispiel mit Songs, die Ihre Kinder oder Enkel lieben?
Neben gezielten Aktivitäten, die die Hirngesundheit verbessern, sind auch kleine Abwechslungen im Alltag eine gute Maßnahme, um das Gehirn nebenbei zu trainieren. Ein Trend, der durch Corona so richtig an Fahrt aufgenommen hat, sind kleine "Mikroabenteuer", die direkt vor der eigenen Haustür starten, und die ohne große Vorbereitung funktionieren.
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Gedächtnistraining bei bestehender Demenz
Gedächtnistraining ist auch für Menschen mit einer bestehenden Demenz sinnvoll. Aktivierende Übungen können die kognitiven Funktionen des Patienten länger erhalten, das Langzeitgedächtnis trainieren, soziale Kompetenzen erhalten sowie Sinneswahrnehmungen, Lebensfreude und Selbstwertgefühl stärken.
Was man bei der Aktivierung von Menschen mit Alzheimer besonders beachten sollte
- Beachten Sie das Stadium der Demenz: Überforderung bewirkt negative Reaktionen.
- Gehen Sie auf persönliche Vorlieben und Abneigungen ein: Die Beschäftigung sollte Spaß machen.
- Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzerkrankten: Lassen Sie es zu, wenn der Erkrankte nicht selbst aktiv werden möchte, sondern lieber beobachtet.
- Tolerieren Sie „Fehler“: Schimpfen Sie auf keinen Fall, wenn etwas nicht funktioniert.
Grundsätze für ein wirkungsvolles Gedächtnistraining für Senioren
Auch wenn sich die Wissenschaft über manche Details uneinig ist, dürfen folgende Grundsätze als gesichert gelten:
- Abwechslung ist entscheidend: Ebenso wie es nicht reicht, nur den Bizeps zu trainieren, ist auch das tägliche Sudoku oder Kreuzworträtsel zu wenig. Ein effektives Gedächtnistraining 50plus sollte das Gehirn auf möglichst unterschiedliche Weise fordern.
- Regelmäßigkeit zählt: Ähnlich wie bei körperlichem Training ist es besser, öfter und dafür kurz zu trainieren, um gute Effekte zu erzielen und Überforderung zu vermeiden.
- Geeigneten Schwierigkeitsgrad wählen: Passen Sie das Training an Ihr momentanes Können an. Wenn Sie bemerken, dass Ihnen die Übungen immer leichter fallen, sollten Sie sich an kniffligeren Aufgaben versuchen.
- Möglichst in der Gruppe trainieren: Sozialkontakte fordern an sich bereits das Gehirn und halten uns geistig fit. Gemeinsam mit anderen macht das Gedächtnistraining außerdem mehr Spaß.
- Stress vermeiden: Gedächtnistraining sollte Freude bereiten und keine Stressgefühle auslösen. Es zählt das aktive Bemühen, nicht die tatsächlich erbrachte Leistung.
Wichtige Aspekte für die Durchführung von Gedächtnistrainings
- Anpassung an den Patienten: Grundsätzlich gilt, dass das Training an den jeweiligen Patienten angepasst werden sollte. Dafür ist es wichtig, die Übungen an die Möglichkeiten des Patienten und dessen Pflegegrad anzupassen.
- Orientierung an den Lebenserfahrungen: Bei der Wahl der geeigneten Übungen sollten Sie sich auch an der Biografie des Patienten orientieren. Bringen Sie so viel wie möglich über sein Leben und seinen Alltag in Erfahrung.
- Spielerischer Ansatz: Achten Sie bei den Übungen darauf, dass sie spielerisch ausgeführt werden. Das heißt, dass es keinen Leistungsdruck oder falsche Antworten auf Fragen gibt.
- Rituale und Gewohnheiten: Um es den Patienten so leicht wie möglich zu machen, sollten Sie auch auf Rituale achten. Durch Wiederholungen fällt es dem Gehirn leichter, sich Dinge einzuprägen.
- Einbeziehung von Körper und Sinnen: Sie können eine Themenstellung auch geschickt nutzen, indem Sie andere Sinne miteinbeziehen. Ist das Thema der Übungen beispielsweise der Herbst, können Sie Ihren Patienten Blätter, Kastanien und Eicheln in die Hände geben, um ihren Tastsinn zu wecken.
Beispiele für Gedächtnisübungen in der Gruppe
- Pantomime: Pantomime oder Bewegungen zu erraten, soll alltägliche Handlungen trainieren. Fangen Sie mit einer Handlung an, die für alle zum Alltag gehört, wie z. B. sich das Gesicht zu waschen. Bitten Sie die Gruppe, Ihre Bewegung nachzumachen. Bitten Sie den Teilnehmer, der rechts oder links von Ihnen sitzt, sich eine Tätigkeit auszudenken. Jeder Teilnehmer darf sich der Reihe nach etwas ausdenken und den anderen vormachen.
- Würfelspiel: Bei diesem Training arbeiten Sie mit Schaumstoffwürfeln. Die Würfel werden in die Mitte geworfen, Ihre Patienten müssen sich nach vorn beugen und diese wiederaufrichten. Geben Sie die Würfel an Ihren rechten oder linken Sitznachbarn weiter und fordern Sie ihn auf, diese in die Mitte zu werfen.
- Zwillingswörter: Wenn Sie mit Ihren Patienten Zwillingswörter suchen, trainieren Sie ihre Konzentration. Bei dieser Übung ergänzen der oder die Teilnehmer des Gedächtnistrainings Zwillingswörter, die Sie beginnen, wie z. B. „Sack und …“ (Pack).
Gedächtnistraining mit allen Sinnen
- Sehen: Schärfen Sie gemeinsam das Sehen im Alltag, indem Sie die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Farbe oder ein Muster lenken. Dafür eignen sich beispielsweise bunte Farben sowie einfache Muster wie Linien, Kreise oder Dreiecke.
- Hören: „Geräusche erkennen“ können Sie schnell und einfach mit Alltagsgegenständen umsetzen. Ihr Spielpartner soll dabei erraten, welches Geräusch Sie machen. Das kann zum Beispiel das Rascheln von Laub, das Klingen von Glas, das Kratzen eines Kugelschreibers auf Papier oder das Zischen einer Wasserflasche sein.
- Fühlen: Den Tastsinn können Sie spielerisch leicht mit der Übung „Gegenstände erfühlen“ aktivieren. Wenn er mag, schließt Ihr Spielpartner die Augen. Sie können beispielsweise Erinnerungen zur Natur wachrütteln, indem Sie Fundstücke aus dem Wald mitbringen, etwa Kiefernzapfen, Blätter, Steine, Holz und Moos.
- Riechen: Geben Sie Ihrem Angehörigen zum Beispiel ein wohlduftendes Stück Seife oder ein frisches Lavendelkissen.
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