Parkinson, im Volksmund auch unter Schüttellähmung oder Schüttelkrankheit bekannt, ist eine neurodegenerative Erkrankung des Gehirns. Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende, unheilbare Nervenkrankheit und nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Bei der Parkinson-Erkrankung sind Gehirnregionen betroffen, die für Beweglichkeit und die Motorik verantwortlich sind. Bei vielen Menschen mit Parkinson treten im Verlauf der Erkrankung kognitive Beeinträchtigungen auf. Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung des Gedächtnistrainings bei Parkinson, stellt verschiedene Übungen und Therapieansätze vor und gibt praktische Tipps für den Alltag.
Was ist Parkinson und wie beeinflusst es das Gehirn?
Das Mittelhirn beinhaltet eine Nervenzell-Struktur namens Substantia nigra, die für die Produktion von Dopamin zuständig ist. Bei der Parkinson-Krankheit kommt es zu einem Abbau von Nervenzellen in einer bestimmten Region im Mittelhirn, der sogenannten schwarzen Substanz (Substantia nigra). Durch die Erkrankung an Parkinson sterben diese Nervenzellen ab - folglich wird der Botenstoff Dopamin nicht mehr hinreichend produziert, was zu einer Verminderung der Funktionsweise von Basalganglien führt. Dopamin steuert unter anderem unsere körperlichen Bewegungen. Wenn Nervenzellen absterben, kommt es zu einem Dopaminmangel. Im Verlauf der Krankheit sterben aber auch die Nervenzellen ab, die das Acetylcholin regulieren. Dies führt zu einem Acetylcholinmangel, der im weiteren Krankheitsverlauf unter anderem kognitive Störungen im Gehirn begünstigen kann. Viele Menschen mit Parkinson sind daher bis zu einem gewissen Grad von kognitiven Beeinträchtigungen betroffen.
Die Folgen von Parkinson sind Muskelzittern, Muskelstarre, verlangsamte Bewegungen und Haltungsinstabilität bis hin zur absoluten Bewegungslosigkeit. Je nach Ausprägung der Symptome unterscheidet man verschiedene Formen von Parkinson.
Kognitive Beeinträchtigungen bei Parkinson
Bei einer Parkinson-Demenz spricht man, wenn ein Mensch mit Parkinson mindestens zwei kognitive Einschränkungen aufweist, die sein unabhängiges Leben erschweren. Wie stark diese Einschränkungen sind, ist von Person zu Person unterschiedlich. Häufig sind die Aufmerksamkeit, die Problemlösefähigkeit, die Sprache oder die Orientierung betroffen. Auch das Lang- und Kurzzeitgedächtnis kann bei Menschen mit Parkinson-Demenz nachlassen. Menschen mit Parkinson-Demenz verarbeiten Informationen oft langsamer und es kann zu Persönlichkeitsveränderungen kommen.
Typische kognitive Veränderungen
- Beeinträchtigte Aufmerksamkeit: Menschen mit Parkinson-Demenz haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Aufgaben zielgerichtet zu erledigen. So kann es in lautstarken Umgebungen für sie zum Beispiel schwierig sein, Gesprächen aufmerksam zu folgen. Manche Patienten erleben zudem ihr Denken als verlangsamt.
- Probleme beim Planen und Problemlösen: Es fällt schwer, Aufgaben vorausschauend zu planen und umzusetzen. Beeinträchtigungen der exekutiven Funktionen gehören zu den häufigsten kognitiven Veränderungen, die im Rahmen einer Parkinson-Erkrankung auftreten können. Diese können sich in Schwierigkeiten äußern, Entscheidungen zu treffen, den Tag zu strukturieren oder Aktivitäten zu planen. In Unterhaltungen mag es Patienten schwerfallen, auf Anhieb die Worte zu finden, die sie suchen.
- Gedächtnisprobleme: Menschen mit Morbus Parkinson haben manchmal Schwierigkeiten, Erinnerungen aus dem Gedächtnis abzurufen. Diese Beeinträchtigung ist meistens allerdings weniger stark ausgeprägt als bei einer Alzheimer-Demenz. So können Patienten mit Morbus Parkinson sich häufig an Informationen erinnern, sobald ihnen Tipps oder Hinweise zur Verfügung stehen. Darüber hinaus kann das ‚prospektive Gedächtnis‘ beeinträchtigt sein: Menschen mit Morbus Parkinson erinnern sich unter Umständen nicht rechtzeitig an Dinge, die sie sich vorgenommen haben.
- Visuell-Räumliche Schwierigkeiten: Beeinträchtigungen können sich bei Menschen mit Morbus Parkinson in Orientierungsschwierigkeiten äußern. Unter Umständen fällt es Patienten schwer, sich den Weg von Zuhause zum Supermarkt vorzustellen. Auch beim Lösen von Puzzeln können Einschränkungen der visuell-räumlichen Fähigkeiten auffallen.
Die Bedeutung des Gedächtnistrainings
Mentale Stärke durch ein gesundes und trainiertes Gehirn kann zwar nicht als Allheilmittel gegen Parkinson gesehen werden, aber eine Linderung der Symptome in Kombination mit einer professionellen Therapie sowie eine wirksame Vorbeugung kann durch Gehirn-Training erreicht werden. Ein geeignetes Gehirn-Training bietet die optimale Basis zur Vorbeugung von Erkrankungen des Gehirns. Zudem führt das konsequente Gehirn-Training zu deutlichen Verbesserungen der Gehirnleistung im Alltag - also hat es unmittelbare Auswirkungen auf Ihr gegenwärtiges Leben.
Lesen Sie auch: Beweglichkeit und Gedächtnis bei Parkinson stärken
Ziele des Gedächtnistrainings
- Erhalt der kognitiven Fähigkeiten: Die Erkrankten werden dabei unterstützt, ihre bestehenden kognitiven Fähigkeiten und Alltagskompetenzen möglichst lange zu erhalten.
- Linderung von Symptomen: Eine Linderung der Symptome in Kombination mit einer professionellen Therapie kann durch Gehirn-Training erreicht werden.
- Verbesserung der Lebensqualität: Ein weiterer Gewinn ist die durch Bewegung erzielte stärkere Belastbarkeit mit Verbesserung der Eigenwahrnehmung und Stabilisierung der psychischen Verfassung. Eingeschränkte Beweglichkeit führt meistens auch zu Missstimmungen.
Methoden und Übungen für das Gedächtnistraining
Es gibt diverse Ansätze mit unterschiedlichen Erfolgswahrscheinlichkeiten. Als gute Alternative oder Ergänzung zur klassischen Medizin eignet sich in jedem Fall das vorzeitige Antrainieren eines gesunden Gehirns.
Spielerische Übungen
- Kreuzworträtsel und Sudokus: Eine einfache und angenehme Art des Gedächtnistrainings sind Kreuzworträtsel, Sudokus, etc. Sie sind abwechslungsreich und stimulieren die Aktivität der Hirnzellen. Falls dies anfangs etwas mühsam sein sollte, beginnen Sie mit einfacheren Rätseln. Sie können den Schwierigkeitsgrad der Übungen allmählich steigern.
- Kopfrechnen: Greifen Sie nicht gleich zum Taschenrechner, sondern versuchen Sie erst, durch Kopfrechnen zur richtigen Lösung zu gelangen. Beispiel: Addieren Sie beim Einkauf (wenn Sie nicht allzu viel einkaufen müssen) alle Preise der Waren im Einkaufswagen und kontrollieren Sie an der Kasse, ob Sie richtig gerechnet haben.
- Gedächtnisspiele beim Einkaufen: Erstellen Sie zu Hause eine Einkaufsliste. Prägen Sie sich alle Artikel gut ein und lassen Sie die Liste dann zu Hause.
- Telefonnummern und Wortspiele: Sagen Sie eine Ihnen bekannte Telefonnummer rückwärts auf, versuchen Sie, möglichst viele Wörter zu finden, die mit einem bestimmten Buchstaben beginnen (Mädchennamen, Länder, …). Wenn Sie Kinder haben, können Sie ein Spiel daraus machen, bei dem der gewinnt, der die meisten Dinge aufzählen kann. Sie können die Übungen in verschiedenen Situationen anwenden und damit für Abwechslung sorgen.
Computergestütztes Training
- COGWEB®: Diese Übungen werden von COGWEB® bereitgestellt. COGWEB® ist eine Plattform, auf der qualifizierte Fachleute personalisierte Programme für kognitives Training bereitstellen können. Experten und Patienten haben Zugang zu einer umfangreichen Auswahl von Computerübungen, die sich auf verschiedene kognitive Bereiche konzentrieren. Ihr Gehirn in Aktion! Entdecken Sie fesselnde Spiele, lehrreiche Kurse und spannende Herausforderungen, die Ihre geistigen Fähigkeiten aktivieren. Treten Sie in den Wettkampfmodus ein und erleben Sie digitale Momente voller Spaß und Lernen. Ihr Gedächtnistraining beginnt jetzt!
- NeuroNation-Premium: Basierend auf Erkenntnissen aus unzähligen wissenschaftlichen Studien sowie mit der Hilfe von Therapeuten, Professoren und Gedächtnistrainern hat NeuroNation ein Gehirn-Training entwickelt, das sämtliche kognitive Fähigkeiten gleichermaßen trainiert und nachweislich dazu beitragen kann, degenerativen Erkrankungen wie Parkinson entgegenzuwirken. Mit mehr als 60 Übungen und 7 Intensivkursen sagen Sie Parkinson und anderen Erkrankungen wie Alzheimer bereits jetzt den Kampf an und verringern so die Wahrscheinlichkeit eines geistigen Abbaus. NeuroNation-Premium können Sie bereits heute kostenlos und unverbindlich testen.
- Apps für Gedächtnistraining: Auch auf dem Computer/Smartphone finden Sie heute Apps, mit denen Sie Ihr Gedächtnis trainieren können.
Ergotherapie und Alltagstraining
- Ergotherapie: Ergotherapie unterstützt und begleitet Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. (DVE 08/2007)
- Training der Fingergeschicklichkeit und Hand-Hand-Koordination: Durch gezieltes Training werden die Fingergeschicklichkeit und die Hand-Hand-Koordination verbessert, sowie die Handmuskeln gekräftigt. Ferner wird auch die Mobilisation der Gelenke gefördert, was die Entstehung von Kontrakturen verringert. Hier kommen die verschiedensten Therapiemedien zum Einsatz, wie z.B. Therapieknete, Igel-Ball, Tücher, Knöpfe, Papier, Korken etc.
- Übungen gegen Verkleinerung der Handschrift: Um einer Verkleinerung der Handschrift entgegenzuwirken, werden unterschiedliche Lockerungs- und Schwungübungen durchgeführt.
- Alltagstraining: Durch Parkinson sind viele alltägliche Bewegungen stark eingeschränkt. Jedoch kann durch ein gezieltes Alltagstraining (Ankleiden, Körperpflege etc.) die Selbstständigkeit gefördert werden. So wird z.B. praktisch das Ankleiden durchgeführt und dann gemeinsam Wege erarbeitet, wie es besser laufen kann. Außerdem wird bei Bedarf der Einsatz eines Hilfsmittels (z.B.
- Training kognitiver Fertigkeiten: Da im Verlauf der Erkrankung die Denkabläufe verlangsamt und/oder gestört sein können ist es sinnvoll, durch gezielte Übungen die entsprechenden Fertigkeiten zu trainieren. Eine Trainingseinheit kann aus Aufgaben folgender Bereiche zusammengesetzt sein: Kurzzeitgedächtnis, Konzentration, Aufmerksamkeit, räumliche Wahrnehmung, Kommunikation, Handlungsplanung, Logik etc.
- Verbesserung der Mimik und Augenbeweglichkeit: Zur Behandlung der reduzierten Mimik bzw. Augenbeweglichkeit (bei Blickparese) kann durch ein individuell angepasstes Übungsprogramm der Gesichtsausdruck/die Augenbeweglichkeit verbessert werden.
- Handwerklich-kreative Arbeiten: Mit handwerklich-kreativen Arbeiten können sowohl feinmotorische als auch kognitive Defizite (Handlungsplanung, Konzentration) trainiert werden.
Bewegung und Sport als wichtiger Bestandteil
Unabhängig von der spezifischen Behandlung einzelner Symptome sollten Betroffene auf regelmäßige und ausgiebige Bewegung achten. Bewegung ist unumstritten ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsfürsorge. Insbesondere Parkinson-Patientinnen und Patienten mit ihrer Beeinträchtigung der Beweglichkeit profitieren von einem ausgewogenen Bewegungs- und auch individuell angepassten Sportprogramm. Darüber hinaus sollte diese Beweglichkeitsverbesserung durch gezielte Bewegungsübungen und Sport, aber auch durch entsprechende Krankengymnastik, Ergotherapie und Bewegungsbäder erhalten und verbessert werden.
Praktische Tipps für Bewegung
- Beginnen Sie noch heute mit leichten Übungen zur Verbesserung der Körperhaltung, gehen Sie regelmäßig spazieren.
- Besprechen Sie die individuell auf Ihr Leistungsniveau abgestimmten Bewegungsübungen, z.B.
- Planen Sie zwei Mal pro Woche ca.
- Ziel ist eine regelmäßige körperliche Bewegung und wenn es „nur“ ein Spaziergang mit dem Partner ist. Absolvieren Sie regelmäßig Ihr Sportprogramm und haben Sie Freude an der Bewegung. Dies sind die besten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Training.
- Allgemein geht man davon aus, dass zwei Mal pro Woche Übungseinheiten absolviert werden sollten. Die Dauer ist durchaus von dem individuellen Leistungsniveau abhängig und sollte wenn möglich 15 bis 60 Minuten andauern. Insbesondere sind auch Trainingseinheiten im Bewegungsbad, also im warmen Wasser, sinnvoll. Die Muskulatur kann gelockert und der Wasserwiderstand kann auch zur Kräftigung der Muskulatur genutzt werden.
Medikamentöse Behandlung und weitere Therapieansätze
Die medikamentöse Behandlung von Parkinson zielt darauf ab, die Botenstoffe im Gehirn wieder in ihr Gleichgewicht zu bringen und damit die motorischen Defizite abzumildern. Dazu kommen Medikamente zum Einsatz, die den Dopaminmangel wieder ausgleichen, wie zum Beispiel Levodopa (in Kombination mit einem Decarboxylasehemmer). Neben der medikamentösen Behandlung sind nicht-medikamentöse Therapien sehr wichtig.
Gedächtnisambulanzen
Gedächtnisambulanzen oder Gedächtnissprechstunden sind Abteilungen in Krankenhäusern, die auf kognitive Störungen spezialisiert sind. Dort klären ärztliche Teams die Ursache für Gedächtnis- oder Sprachprobleme ab.
Umgang mit Demenzsymptomen
Wie viele andere Symptome der Parkinson-Krankheit stellt auch eine Demenz nicht nur eine Belastung für die Betroffenen selbst, sondern auch für ihr soziales Umfeld dar. Gerade weil auch die Fähigkeit zur Kommunikation durch eine Demenz verändert sein kann, ist es von zentraler Bedeutung, miteinander „im Gespräch“ zu bleiben. Ein respektvoller und rücksichtsvoller Umgang untereinander ist wichtig, um die Probleme gemeinsam bewältigen zu können.
Lesen Sie auch: Übungen zur Gedächtnisförderung bei Demenz
Tipps für den Umgang
- Zu einem respektvollen Umgang gehört es auch, den Betroffenen nicht einfach alle anspruchsvollen Tätigkeiten „abzunehmen“, auch wenn dies aus gut gemeinter Fürsorge erfolgt. Diese Tätigkeiten sind nicht nur ein Training der kognitiven Fähigkeiten, sondern auch wichtig für das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Typische Beispiele sind alltägliche Verrichtungen wie etwa Tischdecken, Abspülen oder Gartenarbeit.
- Bei Gesprächen in der Familie, mit Freund:innen oder Ärzt:innen ist es wichtig, den Betroffenen nicht „das Wort aus dem Mund zu nehmen“. Bei ausgeprägten Einschränkungen sollten im Gespräch möglichst kurze, klar strukturierte Sätze verwendet werden.
Lesen Sie auch: Übungen für das Gedächtnis im Alter
tags: #Gedächtnistraining #bei #Parkinson-Krankheit