Fehlfunktionen von Gehirn und Nervensystem können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden. Äußere Einwirkungen, Vererbung oder eine Kombination von beidem können das komplexe Geflecht schädigen und zu neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen führen. Allerdings sind die genauen Ursachen und Zusammenhänge bei vielen Krankheiten bislang noch unbekannt.
Grundlagen des Nervensystems
Das Nervensystem gliedert sich in einen zentralen und einen peripheren Bereich. Die Nervenzellen des Gehirns und des Rückenmarks bilden das zentrale Nervensystem. Nervenzellen in anderen Teilen des Körpers gehören zum peripheren Nervensystem. Beide hängen eng zusammen. Das menschliche Gehirn hat innerhalb des Nervensystems eine Sonderstellung: Es besteht aus etwa 86 Milliarden Nervenzellen, die untereinander mit hunderten Billionen von Verbindungen verknüpft sind. Nervenzellen dienen der Übertragung von Information. Sie steuern die Körperfunktionen durch elektrische und durch biochemische Signale. Die an der Übertragung beteiligten Signalmoleküle werden von Fachleuten „Transmitter“ genannt.
Gehirn und Nervensystem arbeiten mit großer Präzision. Voraussetzung dafür ist, dass die komplexe Struktur von Gehirn und Nervensystem intakt ist und die Stoffwechselprozesse störungsfrei ablaufen. Mögliche Unregelmäßigkeiten und Beeinträchtigungen in diesem komplizierten System können zwar bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen werden. Doch das hat seine Grenzen. Wird die Hirnstruktur geschädigt oder treten schwere Störungen der elektrischen und biochemischen Vorgänge auf, führt dies häufig zu neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen. Welche Fehlfunktionen auftreten, hängt dabei von Ort und Art der Schädigung ab. Ist beispielsweise das Hörzentrum der Großhirnrinde betroffen, ist die Hörfähigkeit beeinträchtigt.
Ursachen von Gehirnproblemen
Neurologische Erkrankungen umfassen Störungen bzw. Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks sowie der peripheren Nerven. Die Ursachen bzw. die Pathogenese, die neurologischen Erkrankungen zugrunde liegen, sind zahlreich und teilweise noch nicht vollständig aufgeklärt.
Die häufigste Ursache für eine Schädigung von Gehirn und Nervensystem ist eine mangelnde Durchblutung. Durch seine große Aktivität hat das Gehirn den größten Energiebedarf aller Organe. Es benötigt etwa 20 % der gesamten Blutmenge, die vom Herzen in den Körperkreislauf gepumpt wird, und durch die Sauerstoff und Nährstoffe zu den Nervenzellen im Gehirn gelangen. Eine Unterbrechung dieser Versorgung, z.B. durch Aussetzen des Herzens, Ersticken oder Blutunterzuckerung führt zu einer Schädigung oder sogar zum Absterben der Nervenzellen. Auch Gehirntumoren, krankhafte Veränderungen von Blutgefäßen, mechanische Verletzungen durch Unfälle, Blutungen ins Gehirn und Entzündungen können die Ursache für Funktionsstörungen sein. Weitere Gründe für Erkrankungen des Gehirns und des Nervensystems sind Störungen bei der Signalübertragung von einer Nervenzelle zur nächsten und Unregelmäßigkeiten im Stoffwechsel der Nervenzellen. Störungen der Hirnfunktion können auch von Gliazellen ausgehen. Diese Zellen sind an der Ernährung der Nervenzellen beteiligt und dienen ihnen als Stützgewebe.
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Bei zahlreichen Störungen des Gehirns und Nervensystems spielen genetische Faktoren eine wichtige Rolle. So zeigten Studien bei schizophrenen und manisch-depressiven Patienten, dass zumindest eine Veranlagung für diese Erkrankungen vererbt werden kann. Allerdings scheint ein Ausbruch dieser Erkrankungen durch Umwelteinflüsse begünstigt zu werden. Erbliche Faktoren und die Umwelt der Patienten wirken hier offenbar zusammen. Reine Erbkrankheiten weisen häufig Defekte im Stoffwechsel der Nervenzellen auf.
Störungen der Hirnfunktion können auch durch äußere Einflüsse verursacht werden. Ein Beispiel dafür sind Infektionen durch Bakterien und Viren. Sie können bei den Patienten zum Beispiel zu einer Entzündung der Hirnhäute führen. Solche Entzündungen schädigen das Gehirn und können sogar tödlich enden. Das Virus, das die Kinderlähmung verursacht, greift Nervenzellen vor allem im Rückenmark an, die an der Steuerung der Körperbewegung beteiligt sind. Andere Viren, wie beispielsweise Herpes-zoster-Viren der Gürtelrose, können jahrelang unbemerkt bleiben, bevor sie Schädigungen verursachen. Auch Giftstoffe können zu schweren Beeinträchtigungen von Gehirn und Nervensystem führen. Die Folgen einer Quecksilbervergiftung sind Gedächtnisschwund und Muskelzittern. Blei kann Verhaltensstörungen und Lernschwierigkeiten hervorrufen. Neuronale Funktionsstörungen können auch durch das körpereigene Immunsystem ausgelöst werden. Dabei werden bestimmte Zellen im Gehirn und Nervensystem paradoxerweise als fremd eingestuft und von den Immunzellen geschädigt.
Überblick über verschiedene Ursachen
- Durchblutungsstörungen des Gehirns: Schlaganfall
- Autoimmunerkrankungen: Multiple Sklerose
- Neurodegenerative Erkrankungen: Alzheimer, Parkinson, Chorea Huntington, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
- Funktionsstörungen der hirnelektrischen Aktivität: Epilepsie
- Erkrankungen der peripheren Nerven: Polyneuropathien
- Schlafstörungen
- Infektionskrankheiten: Meningitis, Meningomyelitis
- Verletzungen: Schädel-Hirn-Trauma (SHT), Rückenmarksverletzungen
- Tumorerkrankungen: Hirntumore
- Psychiatrische Erkrankungen mit neurologischer Ursache
Symptome von Gehirnproblemen
Entsprechend der vielfältigen Körperfunktionen, die das Nervensystem steuert, können die Symptome von neurologischen Erkrankungen sehr unterschiedlich sein. Erkrankungen des Gehirns können zu zwei unterschiedlichen Arten von Symptomen führen. Es können einerseits eng umschriebene Hirnfunktionen beeinträchtigt sein, beispielsweise das Gedächtnis oder die Muskelkontrolle. Andererseits kann es Probleme mit den übergeordneten Funktionen geben wie der Stimmung oder dem Bewusstsein. Die Medizin bezeichnet sie als neurologische Symptome und als psychiatrische oder psychische Symptome.
"Brain Fog" - Nebel im Gehirn
Einige Menschen erleben Zustände, in denen das Denken nicht mehr klar ist. Dieser Zustand wird oft als "Brain Fog" bezeichnet. "Brain Fog" bedeutet auf Deutsch „Nebel im Gehirn“. Darunter werden vor allem folgende Symptome zusammengefasst:
- Verwirrtheit
- Vergesslichkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Müdigkeit
- Antriebslosigkeit
- Wortfindungsstörungen
- langsames Denken
- Orientierungsprobleme
- Stimmungsschwankungen
- Kopfschmerzen
Insgesamt macht es der Nebel im Gehirn den Betroffenen schwer, ihre Arbeit und ihren Alltag zu bewältigen. Der Begriff „Brain Fog“ wird in der Regel dann verwendet, wenn die Beschwerden nicht nur kurzfristig und vorübergehend auftauchen, sondern wenn sich daraus ein verfestigter Zustand entwickelt.
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Die unter dem Begriff „Brain Fog“ zusammengefassten Beschwerden können durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden. Einige davon sind eher leicht behebbar, etwa Flüssigkeitsmangel, zu wenig Schlaf, Bewegungsmangel oder schlechte Ernährung. Ein Übermaß an Stress kann ebenfalls für Nebel im Gehirn sorgen. Und auch Veränderungen infolge von Schwangerschaft oder Wechseljahren, können den Zustand begünstigen. Außerdem ist „Brain Fog“ als Symptom diverser Krankheiten und als Nebenwirkung von Therapien dokumentiert. Das gilt zum Beispiel für Diabetes, ADHS, Long Covid und das Posturale Tachykardiesyndrom, also Herzrasen und Schwindel beim Aufstehen. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können mit „Brain Fog“ einhergehen. Auch ein Zusammenhang mit Migräne oder vergangenen Gehirnerschütterungen scheint zu existieren. Außerdem tritt der Zustand als Nebenwirkung von Chemotherapien gegen Krebs und anderen medikamentösen Therapien auf. Und auch im Zusammenhang mit langen Krankenhausaufenthalten wurde „Brain Fog“ beobachtet.
Spezifische Symptome bei verschiedenen Erkrankungen
- Schlaganfall: Bewusstseinsstörungen, Taubheitsgefühle, Lähmungen, Schwäche, Sprachstörungen, Schwindel, Gangstörungen und Kopfschmerzen. Häufig treten bestimmte Symptome nur einseitig auf, da nur eine Hemisphäre des Gehirns bzw. Areale einer Hemisphäre unterversorgt sind.
- Multiple Sklerose (MS): Da die entzündlichen Läsionen prinzipiell in jedem Bereich des Gehirns auftreten können, sind die Symptome der MS entsprechend vielfältig. Zu Beginn treten häufig Störungen des Sehnervs auf, die eine Schubweise Verschlechterung des Sehens bedingen.
- Neurodegenerative Erkrankungen: Die Symptome können abhängig von der Erkrankung und der betroffenen Hirnregion sehr vielfältig sein und umfassen Gedächtnisstörungen, motorische Störungen, Orientierungsprobleme, Persönlichkeitsveränderungen und Änderungen im Verhalten.
- Schädel-Hirn-Trauma (SHT): Die Symptome, die ein SHT hervorruft, sind abhängig von der Schwere der Verletzung, und umfassen bei einer leichten Verletzung (Gehirnerschütterung): Bewusstseinsstörungen, retrograde Amnesie, Übelkeit/Erbrechen, selten anterograde Amnesie, Apathie, Kopfschmerzen und Schwindel. Bei schwereren Verletzungen kommt es zur Bewusstlosigkeit (bei über 60 min handelt es sich um ein schweres SHT), verursacht durch Einklemmung des Gehirns, durch Ödeme oder Hirnblutungen.
- Erhöhter Hirndruck: Besonders häufig kommt es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen. Ebenso können unterschiedlich große Pupillen oder Sehstörungen auftreten. Bei fortgeschrittenem Hirndruck kommt es zum Blutdruckanstieg, einem Abfallen der Herzfrequenz und Atemstörungen.
- Normaldruckhydrozephalus: Demenz, Gangstörungen und Urininkontinenz. Alle drei Beschwerden nehmen mit Fortschreiten der Erkrankung immer mehr zu.
- Epileptischer Anfall: Beim epileptischen Anfall handelt es sich um einen Krampfanfall, der auf unkontrollierte Entladungen von Nervenzellen im Gehirn zurückzuführen ist. An dieser neurologischen Erkrankung leiden 600.000 Patienten, wobei die Symptome sehr verschieden ausfallen.
- Migräne: Sie zeichnet sich durch einseitige, pulsierend-pochende Kopfschmerzattacken aus und hat oftmals Appetitlosigkeit, Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit zur Folge.
- Polyneuropathien: Polyneuropathien machen sich durch oft durch ein an den Füßen beginnendes Taubheitsgefühl, Schmerzen und Lähmungen bemerkbar.
- Funktionelle neurologische Störungen: Funktionelle neurologische Störungen verursachen echte Symptome ohne klare Ursache, oft seelisch bedingt.
Diagnose neurologischer Erkrankungen
Vermuten Sie bei sich eine Nervenkrankheit, zum Beispiel, weil oben genannte Symptome vorliegen, so ist als erstes Ihr:e Hausärzt:in der bzw. die geeignete Ansprechpartner:in. Er oder sie wird Sie gründlich untersuchen und entscheiden, ob der Verdacht begründet ist. Falls ja, kann sie Sie an eine:n Neurolog:in überweisen, der bzw. die die weitere Diagnostik durchführen kann. Zögern Sie nicht, sich frühzeitig an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt zu wenden, anstatt Beschwerden monate- oder gar jahrelang auszuhalten. Die Behandlungsaussichten sind meist besser, je früher mit der Therapie begonnen wird.
Behandlung von Gehirnproblemen
Die Behandlung neurologischer Erkrankungen hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache ab. Viele neurologische Krankheiten sind heutzutage wesentlich besser behandelbar als früher. Gegen die Parkinson-Krankheit und gegen Multiple Sklerose gibt es mehr Therapieformen. Und auch die Epilepsie stellt nicht mehr denselben Kontrollverlust dar wie einst.
Allgemeine Behandlungsansätze
- Behandlung der Ursache: Der „Brain Fog“ ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Oberbegriff für eine Reihe von Symptomen, die von unterschiedlichen Erkrankungen verursacht sein können. Deshalb werden Ärztin oder Arzt versuchen, die Ursache zu finden und zu behandeln, falls dies möglich ist. Zur Behandlung von Diabetes oder ADHS zum Beispiel gibt es Medikamente. Depressionen oder Angstzustände können mit Psychotherapien oder Antidepressiva behandelt werden.
- Symptomatische Behandlung: Solange das keine Linderung bringt, können Betroffene versuchen, sich mit den Symptomen zu arrangieren, um ihr Leben bestmöglich weiterzuführen. Pausen geben im Alltag dem Gehirn die Möglichkeit, sich zu erholen.
- Physiotherapie und Ergotherapie: Da die Neurone im Gehirn nicht regenerieren, ist die Schädigung der betroffenen Zellen irreversibel. Allerdings können Physiotherapie und Ergotherapie dazu beitragen, dass andere Hirnareale die Funktionen zumindest teilweise übernehmen.
Spezifische Behandlungen
- Schlaganfall: Die Therapie hat das Ziel, die korrekte Durchblutung möglichst schnell wiederherzustellen, um eine weitere Schädigung von Neuronen zu verhindern. Dies geschieht zum Beispiel durch eine sogenannte Lyse-Therapie, bei der der gefäßverschließende Thrombus medikamentös aufgelöst wird. Handelt es sich um einen durch eine Hirnblutung verursachten Schlaganfall, erfolgt in der Regel ein operativer Eingriff am Gehirn.
- Multiple Sklerose (MS): Die gängigen Behandlungen der MS zielen in erster Linie auf eine Modulation des Immunsystems ab, um weitere Schübe zu verhindern bzw.
- Erhöhter Hirndruck: Je nach Dringlichkeit stehen dafür Körpergewichtsreduktion, eine Verringerung der Hirnwasser-Neu-Produktion durch Medikamente und das Ablassen von Nervenwasser durch eine oder mehrere Lumbalpunktionen zur Verfügung.
- Normaldruckhydrozephalus: Um das Gehirn bei Normaldruckhydrozephalus auf Dauer vom Nervenwasser zu entlasten, setzen Neurochirurgen einen sogenannten Shunt. Dabei wird ein Ventilsystem in den Kopf eingesetzt, das sich bei Überdruck öffnet und Hirnwasser durch einen Schlauch in die Bauchhöhle leitet. Das Ventilsystem ermöglicht dabei eine Regulation des Abflusses und verhindert so, dass zu viel Hirnwasser abgeleitet wird. Die individuelle Einstellung kann dann auch von außen durchgeführt werden.
Selbsthilfe bei "Brain Fog"
Punktgenaue Behandlungen gegen „Brain Fog“ existieren in solchen Fällen leider nicht, hilfreich kann es aber schon sein, gesünder zu schlafen, sich mehr zu bewegen oder Stress abzubauen. Auch eine gute Ernährung sorgt dafür, dass das Gehirn optimal mit Nährstoffen versorgt wird. Achten sollte man hier auf Kohlenhydrate aus Vollkorn, mehrfach ungesättigte Fettsäuren (etwa aus Nüssen, Avocados oder Lachs), Eiweiß (vor allem aus mageren Milchprodukten, Eiern, Fisch, Hülsenfrüchten und Nüssen), Gemüse und Obst sowie mindestens anderthalb Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag.
Unterstützung im Alltag
Außerdem kann es helfen, Angehörigen, Partner:innen oder Mitbewohner:innen von der Erkrankung zu erzählen. Bei vielen neurologischen Krankheiten werden Sie zumindest zeitweise Hilfe benötigen. Die psychische Belastung ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Lassen Sie sich jedoch nicht alles abnehmen, auch wenn Ihr Umfeld Sie schonen und unterstützen möchte. Für alle Betroffene egal welcher neurologischen Krankheit ist es sowohl für Psyche als auch für die körperliche Situation wichtig, all das selbstständig zu tun, was selbstständig geht. Angehörigen mag es häufig schwerfallen, zuzusehen und Tätigkeiten nicht abzunehmen, die anstrengend oder mühselig erscheinen. Damit tun Sie jedoch niemandem einen Gefallen, sich selbst nicht, und dem bzw. der Betroffenen nicht. Dies bedeutet nicht, dass Sie jemandem, der Hilfe braucht, nicht die Treppe hinaufhelfen. Aber wenn beispielsweise normales Besteck aufgrund einer Polyneuropathie nicht mehr benutzt werden kann, suchen Sie lieber gemeinsam Lösungsstrategien. Besorgen Sie zum Beispiel dickeres Besteck, das der oder die Betroffene benutzen kann, anstatt das Fleisch vorzuschneiden.
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Forschung und Ausblick
Ein Forschungsschwerpunkt beschäftigt sich mit den Mechanismen, die der eingeschränkten Regenerationsfähigkeit des ZNS zugrunde liegen. Ziel ist die Entwicklung von neuen gentherapeutischen sowie pharmakologischen Ansätzen zur Förderung der axonalen Regeneration und somit der Wiederherstellung von verlorengegangenen Funktionen nach Schädigungen des Gehirns und Rückenmarks. Zahlreiche Wissenschaftler arbeiten an neuen Therapien, z. B. mittels Gentechnik gegen die besonders schwer zu behandelnden Glioblastome. Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE) erforscht die Ursachen von Störungen des Nervensystems und entwickelt Strategien zu Prävention, Therapie und Pflege bei Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson oder der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS). Dabei kooperiert das DZNE eng mit Universitäten, deren Kliniken und außeruniversitären Einrichtungen auf nationaler und internationaler Ebene. Das Forschungsnetz für psychische Erkrankungen vereint über 30 wissenschaftliche Einrichtungen aus ganz Deutschland. Sie erforschen neue und bewährte Wege der Prävention, Diagnostik und Therapie und optimieren sie.
Prävention von Gehirnproblemen
Was man vor allem tun kann, um sich vor Demen zu schützen, haben Forscher auch ergründet: Keine Zigaretten, kein Alkohol, eine gesunde Ernährung, Normalgewicht und Bewegung - diese fünf Lebensstilregeln stärken nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Gesundheit. Die Langzeitstudie walisischer Forscher zeigte, dass man damit tatsächlich die Wahrscheinlichkeit für Demenz um bis zu 60 Prozent senken kann.
Risikofaktoren reduzieren
Bestimmte Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einen Schlaganfall zu erleiden, dazu gehören zu hoher Blutdruck, Diabetes, Rauchen, Übergewicht und zu hohe Cholesterinwerte. Schwerhörigkeit nicht auf die leichte Schulter nehmen und lieber früh auf ein Hörgerät setzen. Medikamente gegen Inkontinenz, Schlafstörungen oder Depressionen scheinen in höherer Dosis oder bei länger Anwendung das Risiko für Demenz zu erhöhen - und zwar auch, nachdem sie abgesetzt wurden. Forscher raten, anticholinerge Medikamente in der niedrigst möglichen Dosis zu verschreiben, den Therapieerfolg regelmäßig zu prüfen und die Behandlung zu beenden, falls die Medikamente nicht die gewünschte Wirkung zeigen. Säureblocker sollten nur genommen werden, wenn unbedingt nötig. Sonnenbaden schützt möglicherweise vor Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen. Vermeiden Sie große seelische Belastungen. Sorgen Sie für ein stabiles soziales Netz.
Weitere beeinflussbare Faktoren
- Vitamin-D-Mangel: Menschen mit Vitamin-D-Mangel hatten ein um 53 Prozent erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken. Bei starkem Mangel stieg die Wahrscheinlichkeit sogar um 125 Prozent.
- Stress: Große seelische Belastungen treiben das Demenzrisiko in die Höhe.
- Unstabile Persönlichkeit: Wer emotional weniger stabil ist, trägt offenbar ein erheblich höheres Risiko für Alzheimer.
- Einsamkeit: Wer einsam ist, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, später an Demenz zu erkranken.
- Diabetes und Bluthochdruck: Diabetes und Bluthochdruck sind schlecht für die Gefäße und erhöhen das Demenzrisiko.
- Rauchen: Nikotin und Co. verengen die Gefäße und erschweren die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen.
- Luftverschmutzung: Auch dreckige Luft steht im Verdacht das Demenzrisiko zu erhöhen.
- Gewicht: Sowohl Übergewicht als auch Untergewicht sind nicht gut, wenn es um das Risiko für Demenz geht.
- Depression: Depressionen und Demenz gehen oft Hand in Hand.