Das Gefühl, einen "Nebel im Gehirn" zu haben, ist ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen betrifft. Betroffene beschreiben ein dumpfes Gefühl im Kopf, Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit und eine allgemeine Verlangsamung der Denkprozesse. Dieser Zustand, oft als "Brain Fog" bezeichnet, kann den Alltag erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Brain Fog keine eigenständige Krankheit ist, sondern ein Symptom, das verschiedene Ursachen haben kann.
Was ist Brain Fog?
"Brain Fog" bedeutet übersetzt "Nebel im Gehirn" und beschreibt treffend den Zustand, in dem sich Betroffene befinden. Es handelt sich um eine subjektive Wahrnehmung von eingeschränkter geistiger Leistungsfähigkeit. Zu den typischen Symptomen gehören:
- Vergesslichkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Verwirrtheit
- Müdigkeit
- Antriebslosigkeit
- Wortfindungsstörungen
- Langsames Denken
- Orientierungsprobleme
- Stimmungsschwankungen
- Kopfschmerzen
Brain Fog kann kurzfristig auftreten, beispielsweise nach einer schlaflosen Nacht, oder sich zu einem chronischen Zustand entwickeln, der Wochen, Monate oder sogar Jahre andauert.
Ursachen von Brain Fog
Die Ursachen für Brain Fog sind vielfältig und können von harmlosen Faktoren bis hin zu ernsthaften Erkrankungen reichen. Es ist wichtig, die individuellen Auslöser zu identifizieren, um gezielte Maßnahmen ergreifen zu können.
Lebensstilfaktoren
Unser Lebensstil hat einen erheblichen Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit. Folgende Faktoren können zu Brain Fog beitragen:
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- Flüssigkeitsmangel: Das Gehirn besteht zu einem großen Teil aus Wasser und benötigt ausreichend Flüssigkeit, um optimal zu funktionieren. Eine Dehydration kann zu Konzentrationsschwierigkeiten und Benommenheit führen. Es wird empfohlen, mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag zu trinken.
- Schlafmangel: Ausreichend Schlaf ist essentiell für die Regeneration des Gehirns. Schlafmangel beeinträchtigt die kognitiven Funktionen und kann zu Brain Fog führen.
- Unausgewogene Ernährung: Eine Ernährung mit viel Zucker, Weißmehlprodukten und ungesunden Fetten kann Entzündungen im Körper fördern und die Gehirnfunktion beeinträchtigen. Zudem kann ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und Omega-3-Fettsäuren zu Brain Fog führen.
- Bewegungsmangel: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung des Gehirns und verbessert die Sauerstoffversorgung. Bewegungsmangel kann die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
- Stress: Chronischer Stress führt zur Ausschüttung von Cortisol, einem Stresshormon, das die Gehirnfunktion negativ beeinflussen kann. Stress beeinträchtigt beispielsweise den Hippocampus. Diese Gehirnregion speichert Informationen und stellt sie bei Bedarf bereit. Wenn Sie Ihr Gedächtnis unter Stress durchforsten, werden Sie weniger erfolgreich sein, als in Phasen der Entspannung. Darüber hinaus hemmt er die Kommunikationsbereitschaft der Zellen im präfrontalen Kortex. Dieser Gehirnbereich ist unter anderem für die Bewertung von Informationen, das Regulieren von Emotionen oder das Abwägen von Handlungsmöglichkeiten verantwortlich.
- Nikotin und Alkohol: Nikotin verengt die Blutgefäße und beeinträchtigt die Sauerstoffversorgung des Gehirns. Alkohol hemmt die Kommunikation der Gehirnzellen und kann zum Absterben von Gehirnzellen führen.
Medizinische Ursachen
Brain Fog kann auch ein Symptom verschiedener Erkrankungen sein:
- Wechseljahre: Während der Wechseljahre sinkt der Östrogenspiegel, was die Gehirnfunktion beeinträchtigen kann. Östrogen hat Einfluss auf unsere kognitive Leistungsfähigkeit. Das Hormon fördert den Stoffwechsel von Glukose im Gehirn, wodurch es kurzzeitig leistungsfähiger wird. Steht in den Wechseljahren nun weniger Östrogen zur Verfügung, nehmen viele Frauen wahr, dass sich sowohl das Gedächtnis verschlechtert als auch die Fähigkeit zur Konzentration schneller sinkt. Weiter verschärft wird das Brain Fog-Phänomen in den Wechseljahren durch die häufigen Schlafstörungen.
- Schilddrüsenerkrankungen: Sowohl eine Unterfunktion als auch eine Überfunktion der Schilddrüse können zu Brain Fog führen.
- Chronisches Fatigue Syndrom (CFS): CFS ist eine Erkrankung, die mit extremer Müdigkeit und kognitiven Beeinträchtigungen einhergeht.
- Psychische Erkrankungen: Depressionen, Angststörungen und ADHS können mit Brain Fog verbunden sein. Bei einer Depression berichten laut einer Untersuchung 85 bis 94 Prozent der Betroffenen über kognitive Einbußen. Eine Depression geht mit Störungen in neuronalen Netzwerken bestimmter Gehirnregionen wie dem Hippocampus einher. Möglicherweise kommt der Brain Fog bei einer Depression zustande, weil durch diese Fehlregulation der Umfang der grauen Substanz abnimmt.
- Autoimmunerkrankungen: Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Lupus können Brain Fog verursachen.
- Infektionen: Infektionen wie Borreliose, Grippe oder COVID-19 können zu vorübergehendem oder anhaltendem Brain Fog führen.
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Unverträglichkeiten gegenüber Gluten, Laktose oder anderen Nahrungsmitteln können Brain Fog auslösen.
- Long Covid: Viele Menschen, die eine COVID-19-Erkrankung überstanden haben, leiden unter Long Covid, das oft mit Brain Fog einhergeht. Forscher:innen sehen die Ursache in einer anhaltenden systemischen Entzündung, die auch auf das Gehirn übergreift und die Kommunikation der Nervenzellen stört. Daneben wurde herausgefunden, dass die Blut-Hirn-Schranke bei diesen Long Covid-Patient:innen gestört ist.
Medikamente
Einige Medikamente können als Nebenwirkung Brain Fog verursachen:
- Beruhigungsmittel und Schlafmittel
- Antihistaminika
- Antipsychotika
- Blutdrucksenker
- Antidepressiva
- Opiate
Was kann man gegen Brain Fog tun?
Die Behandlung von Brain Fog hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. In vielen Fällen können jedoch einfache Maßnahmen helfen, die Symptome zu lindern:
- Anpassung des Lebensstils:
- Ausreichend trinken: Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
- Gesunde Ernährung: Essen Sie eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, gesunden Fetten und magerem Eiweiß. Vermeiden Sie stark verarbeitete Lebensmittel, Zucker und ungesunde Fette.
- Regelmäßige Bewegung: Treiben Sie regelmäßig Sport oder bewegen Sie sich ausreichend im Alltag.
- Ausreichend Schlaf: Sorgen Sie für ausreichend Schlaf und einen regelmäßigen Schlafrhythmus.
- Stressmanagement: Finden Sie Entspannungstechniken, die Ihnen helfen, Stress abzubauen, wie Meditation, Yoga oder Atemübungen.
- Behandlung der Grunderkrankung: Wenn Brain Fog durch eine Erkrankung verursacht wird, sollte diese entsprechend behandelt werden.
- Nahrungsergänzungsmittel: In einigen Fällen kann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin B12, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren oder Magnesium sinnvoll sein. Lassen Sie sich jedoch vorher von einem Arzt oder Apotheker beraten.
- Hormonersatztherapie: Bei Frauen in den Wechseljahren kann eine Hormonersatztherapie helfen, den Östrogenspiegel auszugleichen und die Symptome von Brain Fog zu lindern. Wenn Sie unter starken Beschwerden leiden, die Ihr Leben beeinträchtigen und Ihre Lebensqualität einschränken, so sollten Sie mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin über eine Hormonersatztherapie sprechen. Diese hilft vor allem bei ausgeprägten Wechseljahresbeschwerden.
- Kognitives Training: Sorgen Sie für Input, indem Sie beispielsweise eine neue Sprache erlernen, sich wieder an Ihr Instrument aus Jugendzeiten wagen oder einen VHS-Kurs besuchen.
- Vermeiden von Bildschirmzeit: Begrenze die Zeit, die Du in der Freizeit vor Bildschirmen verbringst. Denn eine zu intensive Nutzung von sozialen Medien, Fernsehen oder Videospielen birgt die Gefahr, das Gehirn mit zu vielen Reizen zu fluten. Das schwächt die Gehirnleistung, weil es bei einer Reizüberflutung viel Energie verbraucht und eine rasche geistige Erschöpfung so praktisch vorprogrammiert ist.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Wenn Brain Fog über einen längeren Zeitraum anhält oder mit anderen Symptomen wie Kopfschmerzen, Fieber, Nackensteifigkeit, Lähmungen, Seh- oder Sprachstörungen einhergeht, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären und eine geeignete Behandlung einzuleiten.
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