Nach einer schweren neurologischen Erkrankung stellt die Wiedererlangung von Lebensqualität und Selbstständigkeit das zentrale Ziel der Rehabilitation dar. In Oberbayern finden sich zahlreiche spezialisierte Reha-Zentren, die ein breites Spektrum an Therapieansätzen und Behandlungsmöglichkeiten anbieten, um Patienten auf ihrem Weg zurück ins Leben zu unterstützen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die neurologische Rehabilitation in Oberbayern, ihre Schwerpunkte, Therapieansätze und die beteiligten Einrichtungen.
Frührehabilitation: Ein schneller Start für bessere Ergebnisse
Die neurologische Frührehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Genesung von Patienten mit schweren Schädigungen des Nervensystems. Der frühe Therapiebeginn, idealerweise unmittelbar nach der Akutversorgung, ermöglicht es, die Neuroplastizität des Gehirns optimal zu nutzen und die bestmöglichen Fortschritte zu erzielen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Im Mittelpunkt der Frührehabilitation steht die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachkräfte. Pflegetherapeuten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Neuropsychologen sowie Sprach- und Schlucktherapeuten arbeiten unter der Leitung eines behandelnden Arztes eng zusammen, um einen individuellen Therapieplan für jeden Patienten zu entwickeln und umzusetzen. In wöchentlichen Teamsitzungen werden die Fortschritte evaluiert und die Therapieziele angepasst.
Behandlungsschwerpunkte: Zu Beginn der Reha liegt der Fokus häufig auf der Atem-, Schluck- und Sprachtherapie, mit dem Ziel, Patienten von einer Trachealkanüle oder Ernährungssonde zu entwöhnen. Die frühe Mobilisation ist ein weiteres wichtiges Konzept, um Komplikationen durch langes Liegen zu vermeiden und die Bewegungsabläufe zu aktivieren, die durch die Erkrankung gestört wurden.
Technologiegestützte Therapien: Einige Reha-Zentren in Oberbayern setzen auf modernste medizintechnische Ausstattung und technologiegestützte Therapien, wie z.B. Geräte- und Roboter-Unterstützung zur Rehabilitation der Motorik oder Exoskelett-Roboter für Patienten mit Querschnittslähmungen.
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Spezialisierte Reha-Zentren in Oberbayern
Oberbayern bietet eine Vielzahl von Reha-Zentren, die sich auf verschiedene neurologische Erkrankungen und Therapieansätze spezialisiert haben. Zu den renommiertesten Einrichtungen gehören:
- Schön Klinik Bad Aibling Harthausen: Als Pionier der neurologischen Frührehabilitation bietet die Schön Klinik Bad Aibling Harthausen eine umfassende Behandlung neurologischer Erkrankungen von der Akut- bis zur Rehabilitationsphase. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Behandlung von Querschnittpatienten.
- MEDIAN Buchberg-Klinik Bad Tölz: Die MEDIAN Buchberg-Klinik Bad Tölz bietet ein breites Spektrum an rehabilitativen Behandlungen für Erkrankungen der Neurologie, Orthopädie und Kardiologie. Zu den Schwerpunkten gehören die Behandlung von Schlaganfällen, Operationen an Gehirn, Rückenmark oder Wirbelsäule sowie chronisch-neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose.
- Medical Park Bad Feilnbach: Medical Park Bad Feilnbach ist ein weiteres renommiertes Reha-Zentrum in Oberbayern, das sich auf die neurologische Rehabilitation spezialisiert hat. Die Klinik bietet ein breites Spektrum an Therapieansätzen und Behandlungsmöglichkeiten, um Patienten auf ihrem Weg zurück ins Leben zu unterstützen.
- Benedictus Krankenhaus Feldafing: Im Benedictus Krankenhaus Feldafing werden prinzipiell alle angeborenen oder erworbenen Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks, der peripheren Nerven und der Muskulatur therapiert. Um einen optimalen Therapieverlauf zu gewährleisten, beginnt unser Team die neurologische Frührehabilitation deshalb noch während der Akutbehandlung im Benedictus Krankenhaus Tutzing.
Therapieansätze in der neurologischen Rehabilitation
Die neurologische Rehabilitation umfasst eine Vielzahl von Therapieansätzen, die individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Patienten abgestimmt werden. Zu den gängigsten Therapieformen gehören:
- Physiotherapie: Die Physiotherapie zielt darauf ab, die Beweglichkeit, Kraft und Koordination des Patienten zu verbessern. Durch gezielte Übungen und Techniken werden die in den Nervenzellen im Gehirn hinterlegten Bewegungsabläufe aktiviert und stimuliert.
- Ergotherapie: Die Ergotherapie unterstützt den Patienten dabei, alltägliche Fähigkeiten wiederzuerlangen und seine Selbstständigkeit im Alltag zu verbessern.
- Sprachtherapie: Die Sprachtherapie behandelt Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen, die durch neurologische Erkrankungen verursacht werden können.
- Neuropsychologie: Die Neuropsychologie befasst sich mit den kognitiven und emotionalen Folgen neurologischer Erkrankungen. Neuropsychologen unterstützen Patienten dabei, ihre kognitiven Fähigkeiten zu verbessern und mit emotionalen Belastungen umzugehen.
- Transkranielle Gleichstromtherapie (tDCS): Bei der tDCS werden schwache, ungefährliche elektrische Ströme über Elektroden auf der Kopfhaut angewendet, um die Aktivität bestimmter Hirnareale zu beeinflussen und die Rehabilitation zu unterstützen.
- Funktionelle Elektrostimulation (FES): Bei der FES werden gezielt elektrische Impulse an bestimmte Muskeln gesendet, um Bewegungen zu unterstützen oder wiederherzustellen.
- Constraint-Induced Movement Therapy (CIMT): Bei der CIMT wird der gesunde Arm oder das gesunde Bein zeitweise ruhiggestellt, damit die betroffene Seite gezielt trainiert wird.
Die Rolle der Neuroplastizität
Die Neuroplastizität, die Fähigkeit des Gehirns, sich anzupassen und zu verändern, spielt eine entscheidende Rolle bei der neurologischen Rehabilitation. Durch gezieltes Training und Stimulation können neue neuronale Verbindungen geknüpft und bestehende Verbindungen gestärkt werden, um die Funktionen beeinträchtigter Hirnareale zu kompensieren.
Fünf Schlüsselkomponenten für erfolgreiches Lernen: Motivation, Repetition, Training, Stimulation und Konsolidierung sind die wesentlichen Voraussetzungen für die Neuroplastizität. Diese Komponenten bilden auch die Grundlage für innovative Therapieansätze in der Neurorehabilitation.
Psychosoziale Unterstützung
Neben den körperlichen Beeinträchtigungen leiden viele Patienten nach einer neurologischen Erkrankung auch unter psychischen Problemen wie Angst, Depression oder sozialer Isolation. Die neurologische Rehabilitation umfasst daher auch psychosoziale Unterstützung, um den Patienten und ihren Angehörigen zu helfen, mit den emotionalen Belastungen umzugehen und neue Perspektiven zu entwickeln.
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Psychoedukative Gruppen: In psychoedukativen Gruppen können Patienten und Angehörige Fragen rund um die Erkrankung und ihre Folgen stellen und sich austauschen.
Der Weg zur neurologischen Rehabilitation in Oberbayern
In Deutschland besteht ein Anspruch auf Rehabilitation, sobald man sozialversichert ist. Im Rahmen des Wunsch- und Wahlrechts ist es zudem gestattet, die Klinik für den Reha-Aufenthalt unabhängig vom Wohnort selbst zu wählen.
Kostenübernahme: Welcher Kostenträger für die Reha aufkommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bei Arbeitnehmern wird der Reha-Aufenthalt in der Regel von der Deutschen Rentenversicherung übernommen, während bei Rentnern die Krankenkasse zuständig ist. Bei Arbeits- und Berufsunfällen trägt die Gesetzliche Unfallversicherung die Kosten.
Unterstützung bei der Antragstellung: Die Reha-Zentren in Oberbayern unterstützen Patienten und ihre Angehörigen bei der Antragstellung und beraten sie zu Fragen der Kostenübernahme.
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