Gut Essen bei Parkinson: Eine umfassende Ernährungsberatung

Ernährung ist mehr als nur Nahrungsaufnahme; sie ist ein wesentlicher Bestandteil für die Gesundheit und das Wohlbefinden, insbesondere für Menschen mit Parkinson. Eine ausgewogene Ernährung versorgt den Körper mit wichtigen Nährstoffen, Energie und kann sogar ein positives Erlebnis sein. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Bedeutung der Ernährung bei Parkinson, einschließlich spezifischer Empfehlungen und Strategien zur Bewältigung ernährungsbedingter Herausforderungen.

Die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung ist das A und O für Menschen mit Parkinson. Sie sollte eine gesunde Balance aus Gemüse, Obst und tierischen Produkten enthalten, um die notwendige Energie zu liefern und gleichzeitig den Gaumen zu verwöhnen. Die mediterrane Küche bietet hierfür eine ideale Grundlage.

Die Vorteile der mediterranen Ernährung

Die mediterrane Ernährung, die traditionell in Mittelmeerländern verbreitet ist, zeichnet sich durch einen hohen Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln aus. Diese werden schonend zubereitet, um Geschmack, Farbe und wertvolle Inhaltsstoffe zu erhalten. Studien haben gezeigt, dass die mediterrane Ernährung positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat und möglicherweise den Krankheitsverlauf von Parkinson mildern kann. Sie enthält viel frisches Gemüse, Obst, Ballaststoffe, naturbelassene kaltgepresste Öle mit ungesättigten Fettsäuren, Fisch, Hülsenfrüchte und wenig Fleisch.

Nervenzellschützende Lebensmittel

Polyphenolhaltige Lebensmittel wie Rapsöl, grüner Tee oder dunkelrote Beeren scheinen besonders nervenzellschützend für Parkinson-Erkrankte zu sein. Diese Lebensmittel können dazu beitragen, die Nervenzellen vor Schäden zu schützen und somit den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

Zu vermeidende Lebensmittel

Parkinsonerkrankte sollten Fertiggerichte, gesättigte Fettsäuren und zu viel Zucker meiden. Diese Lebensmittel können den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen und die Symptome verschlimmern.

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Spezifische Ernährungsempfehlungen für Parkinson-Patienten

Neben den allgemeinen Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung gibt es spezifische Aspekte, die Parkinson-Patienten bei ihrer Ernährung beachten sollten.

Timing der Mahlzeiten und Medikamenteneinnahme

Parkinson-Medikamente, insbesondere L-Dopa, sollen idealerweise auf nüchternen Magen und mindestens 30 Minuten vor der nächsten Mahlzeit eingenommen werden. L-Dopa und Eiweiß sind sich in ihrer chemischen Struktur ähnlich und konkurrieren um die Aufnahme im Dünndarm. Wenn L-Dopa gleichzeitig mit einer großen, eiweißreichen Mahlzeit im Dünndarm ankommt, kann sich die Aufnahme von L-Dopa ins Blut verzögern und die Wirkung auf die Parkinson-Symptome beeinträchtigen.

Unabhängig von der Einnahmezeit sollte L-Dopa auch nicht mit eiweißhaltigen Getränken eingenommen werden. Es ist ratsam, eiweißreiche Mahlzeiten vorwiegend auf den Abend zu legen.

Umgang mit Verdauungsproblemen

Verstopfung ist ein häufiges Problem bei Parkinson-Patienten. Um dem entgegenzuwirken, ist die Aufnahme einer ballaststoffreichen Ernährung sinnvoll. Ballaststoffe nehmen im Darm durch Wasseraufnahme an Volumen zu und erhöhen somit den Druck auf die Darmwände, was wiederum für eine beschleunigte Verdauung sorgt. Es ist wichtig, ausreichend zu trinken (2,5 l am Tag), um die Wirkung der Ballaststoffe zu unterstützen.

Langsame Umstellung: Erhöhen Sie die Ballaststoffzufuhr schrittweise, um Verdauungsprobleme wie Blähungen zu vermeiden. Probiotika: Erwägen Sie den Einsatz von probiotischen Lebensmitteln wie Kefir, Sauerkraut und anderen fermentierten Produkten, die die Darmflora unterstützen können.

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Schluckstörungen

Schluckstörungen (Dysphagie) sind ein weiteres häufiges Problem bei Parkinson. In solchen Fällen kann eine spezielle Kost, eine sogenannte Dysphagie- oder Breikost, empfohlen werden. Speisen von körniger, trockener, faseriger oder harter Konsistenz sind meist ungeeignet, da sie beim Kauen schwerer kontrollierbar bzw. schwer zu kauen sind. Bei flüssigen Speisen kommt es häufig zum Verschlucken.

Mangelernährung

Verzögerte Magenentleerung, Appetitlosigkeit, Völlegefühl nach dem Essen, Einschränkungen bei Geruch und Geschmack, Verstopfung, Schluckstörungen, Störungen der Feinmotorik und Depression sind häufige Probleme bei der Parkinson-Erkrankung und mit hohem Risiko für eine Mangelernährung verbunden. Eine Mangelernährung zeigt sich unter anderem durch einen Verlust von Gewicht, Kraft und Antrieb. Hierdurch wird die Lebensqualität beeinträchtigt, aber auch das Risiko für einen schwereren Verlauf der Parkinson-Erkrankung und Komplikationen steigt deutlich. Gerade bei älteren Betroffenen, die aufgrund des Alters bereits ein erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung haben, sollte der Ernährungszustand besonders gut beobachtet werden. Auch der entgegengesetzte Fall einer deutlichen Gewichtszunahme sollte im ärztlichen Gespräch thematisiert werden.

Wichtige Nährstoffe für Parkinson-Patienten

Bestimmte Nährstoffe spielen eine besonders wichtige Rolle für die Gesundheit von Parkinson-Patienten.

Vitamin D

Menschen mit Parkinson haben oft niedrigere Vitamin-D-Spiegel als gleichaltrige Gesunde, da sie aufgrund der Bewegungseinschränkungen weniger mobil sind und deshalb seltener direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Ein Vitamin-D-Mangel kann u. a. zu einer Osteoporose und damit zu einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche führen. Aufgrund der vor allem in späteren Krankheitsstadien erhöhten Sturzneigung kann also ein Ersatz von Vitamin D bei Menschen mit Parkinson sinnvoll sein.

Vitamin B12

Vitamin B12 ist für Zellteilung, Blutbildung und Nervenfunktion wichtig. Besonders Innereien, Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier enthalten viel Vitamin B12. Ein Vitamin B12-Mangel kann eine ganze Reihe von unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, gedrückter Stimmungslage und Reizbarkeit auslösen. Besonders relevant ist außerdem die Rolle eines Vitamin B12-Mangels bei einer Schädigung der kleinen Nervenendigungen in Füßen und Händen. Diese sogenannte Polyneuropathie führt zu Taubheitsgefühl, Kribbeln, Schmerzen und Gleichgewichtsstörungen.

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Mangelzustände an Vitamin B12 und auch Vitamin B6 treten bei Menschen mit Parkinson möglicherweise häufiger auf als in der gesunden Bevölkerung. Dies könnte durch eine Wechselwirkung zwischen L-Dopa und dem Vitamin B-Stoffwechsel bedingt sein.

Kalzium

Kalzium spielt eine Schlüsselrolle bei der Stärkung der Knochen und der Reduzierung des Risikos für Frakturen und Osteoporose. Da Parkinson-Patienten aufgrund von Bewegungsmangel und vegetativen Störungen ein erhöhtes Risiko für Kalziumverlust haben, ist eine ausreichende Kalziumaufnahme besonders wichtig.

Tipps für die praktische Umsetzung

Hier sind einige praktische Tipps, die Parkinson-Patienten bei der Umsetzung einer gesunden Ernährung helfen können:

  • Kochen als Therapie: Verwenden Sie ausreichend Zeit und Sorgfalt auf die Zubereitung der Speisen, essen Sie bewusst, vermeiden Sie Hektik und Ablenkung beim Essen und vor allem: genießen Sie Ihre Mahlzeiten und den Spaß beim Kochen.
  • Abwechslung: Setzen Sie auf Abwechslung und essen Sie aus allen Lebensmittelgruppen.
  • Kleine Mahlzeiten: Nehmen Sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich, anstatt drei große.
  • Ausreichend trinken: Trinken Sie täglich mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee.
  • Ballaststoffe: Achten Sie auf eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten.
  • Gewürze und Kräuter: Verwenden Sie Kräuter und Gewürze, um den Geschmack der Speisen zu verbessern, aber nur wenig Salz.
  • Ernährungsberatung: Holen Sie sich Unterstützung von einer Ernährungsberatung, um einen individuellen Ernährungsplan zu erstellen.

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