Ernährung ist viel mehr als nur das Stillen von Hunger. Es geht darum, dem Körper die notwendigen Nährstoffe und Energie zuzuführen und im besten Fall ein angenehmes Erlebnis zu schaffen. Bei Menschen mit Parkinson spielt eine ausgewogene Ernährung eine besonders wichtige Rolle.
Ausgewogene Ernährung als Schlüssel
Wie so oft kommt es auch bei der Ernährung auf das richtige Verhältnis an. Eine gesunde Balance aus Gemüse, Obst und tierischen Produkten liefert nicht nur die notwendige Energie, sondern sorgt auch für Genuss. Es gibt keine allgemeingültige "richtige" Ernährungsform für Parkinson; Genuss und Freude am Essen sollten im Vordergrund stehen.
Die Vorteile der mediterranen Ernährung
Eine gute Grundlage für eine ausgewogene Ernährung bietet die mediterrane Küche. Diese traditionelle Ernährungsweise, die in den Mittelmeerländern verbreitet ist, zeichnet sich durch einen hohen Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln aus. Diese werden schonend zubereitet, um Geschmack, Farbe und wertvolle Inhaltsstoffe zu erhalten. Die positiven Auswirkungen der mediterranen Ernährung auf die Gesundheit sind vielfältig.
Wichtige Nährstoffe und ihre Bedeutung
Neben einer ausgewogenen Ernährung können bestimmte Nährstoffe und Nahrungsergänzungsmittel in Einzelfällen sinnvoll sein.
Probiotika für eine gesunde Darmflora
Probiotika sind Mikroorganismen, die beispielsweise in Joghurt oder in Form von Tabletten/Kapseln erhältlich sind. Der Konsum von Joghurt mit zugesetzten Probiotika kann die Darmflora unterstützen. Ein gesunder Darm ist wichtig, um Verstopfung vorzubeugen, ein häufiges Problem bei Parkinson-Patienten.
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Vitamin D zur Vorbeugung von Osteoporose
Da Vitamin D nur in geringem Maße in der Nahrung vorkommt, muss ein Großteil der Zufuhr über die Sonneneinstrahlung erfolgen. Menschen mit Parkinson haben oft niedrigere Vitamin-D-Spiegel, da sie aufgrund von Bewegungseinschränkungen weniger Zeit im Freien verbringen. Ein Vitamin-D-Mangel kann zu Osteoporose und einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche führen, was bei der erhöhten Sturzneigung von Parkinson-Patienten besonders relevant ist. Daher kann eine Vitamin-D-Supplementierung sinnvoll sein.
Vitamin B12 für Nervenfunktion und mehr
Vitamin B12 ist wichtig für Zellteilung, Blutbildung und Nervenfunktion. Es ist hauptsächlich in tierischen Produkten wie Innereien, Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Eiern enthalten. Ein Vitamin-B12-Mangel kann unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, gedrückte Stimmung und Reizbarkeit auslösen. Besonders relevant ist die Rolle eines Vitamin-B12-Mangels bei der Schädigung kleiner Nervenendigungen in Füßen und Händen, was zu Polyneuropathie mit Taubheitsgefühl, Kribbeln, Schmerzen und Gleichgewichtsstörungen führen kann. Mangelzustände an Vitamin B12 und auch Vitamin B6 treten bei Menschen mit Parkinson möglicherweise häufiger auf als in der gesunden Bevölkerung, möglicherweise aufgrund einer Wechselwirkung zwischen L-Dopa und dem Vitamin-B-Stoffwechsel.
Mangelernährung und ihre Folgen
Verzögerte Magenentleerung, Appetitlosigkeit, Völlegefühl nach dem Essen, Einschränkungen bei Geruch und Geschmack, Verstopfung, Schluckstörungen, Störungen der Feinmotorik und Depressionen sind häufige Probleme bei Parkinson und mit einem hohen Risiko für Mangelernährung verbunden. Eine Mangelernährung äußert sich unter anderem durch Gewichtsverlust, Kraftverlust und Antriebslosigkeit. Dies beeinträchtigt die Lebensqualität und erhöht das Risiko für einen schwereren Verlauf der Parkinson-Erkrankung und Komplikationen. Gerade bei älteren Betroffenen, die bereits ein erhöhtes Risiko für Mangelernährung haben, sollte der Ernährungszustand besonders gut beobachtet werden. Aber auch eine deutliche Gewichtszunahme sollte ärztlich abgeklärt werden, da diese zum Beispiel durch Medikamente verursacht sein kann.
Interaktion von L-Dopa und Ernährung
Parkinson-Medikamente, insbesondere L-Dopa, sollten idealerweise auf nüchternen Magen und mindestens 30 Minuten vor der nächsten Mahlzeit eingenommen werden. L-Dopa und Eiweiß ähneln sich in ihrer chemischen Struktur und treten an der gleichen Stelle im Dünndarm ins Blut über. Wenn L-Dopa gleichzeitig mit einer großen, eiweißreichen Mahlzeit im Dünndarm ankommt, verzögert sich der Übertritt von L-Dopa ins Blut, und die Wirkung auf die Parkinson-Symptome tritt verzögert oder gar nicht ein. Bei unerklärlichen Schwankungen der Medikamentenwirkung oder ausbleibender Wirkung zu bestimmten Tageszeiten sollten die Mahlzeiten immer als mögliche Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Eine Veränderung der "problematischen" Mahlzeit (z. B. ein bis zwei Obst- und Gemüsetage statt eiweißreicher Gerichte) über einige Tage kann den Zusammenhang verdeutlichen. Manchmal kann es auch hilfreich sein, eiweißreiche Mahlzeiten vorwiegend auf den Abend zu legen. Die Unterstützung durch eine Ernährungsberatung kann ebenfalls hilfreich sein. Unabhängig von der Einnahmezeit sollte L-Dopa nicht mit eiweißhaltigen Getränken (z. B. Molke, Kefir, Buttermilch) eingenommen werden, und auch vermeintlich "unverdächtige" Nahrungsmittel können hohe Mengen an Eiweiß enthalten. Sowohl eine Schluckstörung als auch eine Störung der Magenentleerung können dazu beitragen, dass die Medikamente gar nicht oder nur sehr verzögert im Dünndarm ankommen, was die Wirkung verzögern kann. Zeichen einer verzögerten Magenentleerung können Völlegefühl, Übelkeit oder Erbrechen sein. Große fettreiche Mahlzeiten können das Problem verstärken. Alternativ kann es sinnvoll sein, mehrere kleine Mahlzeiten am Tag einzunehmen.
Verdauungsprobleme und Verstopfung
Bei der Ernährung sollte die Verdauung nicht vergessen werden. Dies gilt besonders für Parkinson-Patienten, da etwa 90 % im Krankheitsverlauf an Verstopfung leiden.
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Selber Kochen als Therapie
Vergessen Sie nicht das Wichtigste: Verwenden Sie ausreichend Zeit und Sorgfalt auf die Zubereitung der Speisen, essen Sie bewusst, vermeiden Sie Hektik und Ablenkung beim Essen und genießen Sie Ihre Mahlzeiten und den Spaß beim Kochen. Von der Auswahl der Speisen über Einkauf, Vor- und Zubereitung bis zum gemeinsamen Genuss des fertigen Gerichts im Familien- oder Freundeskreis kann sich jeder Schritt des Kochens positiv auf die Parkinson-Erkrankung und ihre Symptome auswirken - und dabei sogar noch Spaß machen.
Tipps für die Ernährung im Alltag
- Timing der Eiweißzufuhr: Konsumieren Sie eiweißreiche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte vorzugsweise abends. L-Dopa sollte idealerweise mindestens eine halbe Stunde vor oder anderthalb Stunden nach dem Essen eingenommen werden.
- Verteilung der Mahlzeiten: Essen Sie kleinere, häufigere Mahlzeiten über den Tag verteilt, um eine gleichmäßige Aufnahme von Nährstoffen zu gewährleisten.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie täglich mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee.
- Ballaststoffreiche Ernährung: Integrieren Sie ballaststoffreiche Lebensmittel wie Haferflocken, Vollkornbrot, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse in Ihre Ernährung. Erhöhen Sie die Ballaststoffzufuhr schrittweise, um Verdauungsprobleme zu vermeiden. Erwägen Sie den Einsatz von probiotischen Lebensmitteln wie Kefir, Sauerkraut und anderen fermentierten Produkten, die die Darmflora unterstützen können.
- Vitamin D und Vitamin B12: Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin D durch Sonneneinstrahlung und gegebenenfalls Supplementierung. Stellen Sie sicher, dass Sie genügend Vitamin B12 durch tierische Produkte oder angereicherte Lebensmittel erhalten.
- Vielfältige Ernährung: Setzen Sie auf eine bunte Vielfalt an frischen und möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln, um eine breite Palette an Nährstoffen zu erhalten.
- Zucker und verarbeitete Lebensmittel vermeiden: Diese können den Blutzuckerspiegel schnell erhöhen und dann schnell wieder abfallen lassen, was die Energiebilanz negativ beeinflusst und zu Müdigkeit führen kann. Außerdem fördern sie das Wachstum ungesunder Bakterienstämme im Darm.
- Salz reduzieren: Verwenden Sie Kräuter und Gewürze anstelle von Salz, um den Geschmack zu verbessern.
- Abwechslung: Variieren Sie Ihre Mahlzeiten und probieren Sie neue Rezepte aus, um die Freude am Essen zu erhalten.
Spezifische Empfehlungen für Lebensmittelgruppen
- Gemüse und Obst: Essen Sie reichlich Gemüse und Obst in allen Farben.
- Getreide: Bevorzugen Sie Vollkornprodukte wie Vollkornbrot, Vollkornnudeln, unpolierten Reis und Vollkornhaferflocken.
- Milchprodukte: Wählen Sie fettarme und ungesüßte Varianten wie fettarmen Naturjoghurt oder fettarme Milch.
- Fleisch, Eier, Wurst und Fisch: Konsumieren Sie diese Lebensmittel nur ein bis zwei Mal pro Woche (300 - 600 g). Fetter Kaltwasserfisch wie Lachs, Forelle, Hering, Heilbutt, Thunfisch oder Kabeljau ist reich an Omega-3-Fettsäuren.
- Calcium: Nehmen Sie ausreichend Calcium zu sich, um dem erhöhten Osteoporose-Risiko vorzubeugen. Gute Quellen sind Milchprodukte, Spinat, Grünkohl und Brokkoli. Calciumreiches Mineralwasser kann ebenfalls eine gute Quelle sein.
- Vitamin D: Achten Sie auf eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr durch Sonneneinstrahlung und gegebenenfalls Supplementierung. Gute Vitamin-D-Lieferanten sind Eier, Avocados, Fisch und Fleisch.
Umgang mit spezifischen Symptomen
- Schluckstörungen: Bei Schluckbeschwerden können spezielle Kostformen wie Dysphagie- oder Breikost empfohlen werden. Vermeiden Sie große Essensstücke und Speisen von körniger, trockener, faseriger oder harter Konsistenz. Mischen Sie keine flüssigen und festen Speisen.
- Verstopfung: Um Verstopfungen entgegenzuwirken, ist eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Flüssigkeit wichtig. Geeignete Lebensmittel sind Gemüse, Getreide und Obst. Sorgen Sie für ausreichend lösliche Ballaststoffe wie Flohsamen oder geschroteten Leinsamen.
- Verminderter Geruchs- und Geschmackssinn: Verwenden Sie Gewürze und Kräuter, um den Geschmack der Speisen zu verbessern. Ein Schuss Olivenöl kann zerkleinerten oder pürierten Speisen hinzugefügt werden.
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