Was sich anfangs oft wie eine eingeschlafene Hand anfühlt, kann das erste Anzeichen für ein Karpaltunnelsyndrom sein, bei dem ein beengter Handnerv zu unangenehmen Empfindungen und Schmerzen führt. Das Karpaltunnelsyndrom ist ebenso wie Arthrose eine Volkskrankheit. Jeder Sechste leidet im Laufe seines Lebens an Karpalband Schmerzen, Frauen öfter als Männer.
Was ist das Karpaltunnelsyndrom?
Um ein Karpaltunnelsyndrom handelt es sich, wenn der Mittelhandnerv (Nervus Medianus) eingeklemmt wird, der sich an der Innenseite von Handgelenk und Handwurzel befindet. Der Nervus medianus (Mittelnerv) verläuft am Handgelenk im sogenannten Karpalkanal. Der Karpalkanal wird in der Tiefe von den Handwurzelknochen und zur Handfläche hin vom Karpalband begrenzt. Mit diesem Nerv verlaufen auch die Beugesehen der Finger und des Daumens durch den Karpalkanal. Der Mittelnerv ist in dieser Region maßgeblich für die Sensibilität der Beugeseite des Daumens, Zeige-, Mittel- und hälftig des Ringfingers zuständig. Schwillt das Gewebe im Karpaltunnel an, entsteht Druck auf den Nerv und die ihn versorgenden Blutgefäße. Bei dieser Einengung des Nervs am Handwurzelknochen kommt es zu sensorischen Störungen und Missempfindungen wie Kribbeln, Schmerzen oder einem Taubheitsgefühl in der Hand. Das Karpaltunnelsyndrom ist keine Entzündung, sondern ein Kompressionssyndrom.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genaue Ursache für ein Karpaltunnelsyndrom lässt sich in vielen Fällen nicht eindeutig bestimmen. Am häufigsten tritt das Syndrom auf, wenn der Karpaltunnel bereits sehr eng angelegt ist. Beim Karpaltunnelsyndrom kommt es durch verschiedene Ursachen zur Einengung des Mittelhandnervens. Am häufigsten ist eine verschleiß-, stoffwechsel- oder entzündungsbedingte Verdickung der Sehnenscheiden der Fingerbeugesehnen die Ursache für die relative Enge im Karpalkanal. Gehäuft findet sich dies bei Patient:innen mit hormonellen Umstellungen (Schwangerschaft), Diabetes mellitus, chronischer Polyarthritis (Gelenkerkrankung) oder Nierendialyse.
Frauen sind wesentlich öfter vom Karpaltunnelsyndrom betroffen als Männer, die meisten erkranken zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr. Mit zusätzlichem Alter steigt auch die Häufigkeit einer Erkrankung. Lebensstil: Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität können das Risiko für KTS erhöhen. Fachleute gehen davon aus, dass das Karpaltunnelsyndrom keine seelischen Ursachen besitzt.
Weitere Faktoren, die das Risiko erhöhen können:
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- Über- und Fehlbelastungen: Starker Druck auf das Handgelenk, starke Streckung oder Beugung des Handgelenks und einseitige Tätigkeiten wie die Arbeit mit einem Presslufthammer, die mit starken Vibrationen verbunden ist.
- Erkrankungen: Rheuma, Diabetes mellitus, Verletzungen im Bereich des Handgelenks sowie eine wiederholte Entzündung der Sehnenscheiden.
- Schwangerschaft: In der Schwangerschaft ist das Risiko etwas erhöht, da sich in dieser Zeit mehr Flüssigkeit im Gewebe ansammelt.
- Hormonelle Umstellungen
Symptome des Karpaltunnelsyndroms
Die Symptome des Karpaltunnelsyndroms sind einheitlich und meist auf die Hand beschränkt. Erste Anzeichen für das Karpaltunnelsyndrom sind regelmäßiges Einschlafen von Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger an einer oder beiden Händen. Viele Menschen spüren dieses Kribbeln zunächst nur nachts, da sie in der Nacht ihre Handgelenke anwinkeln. Auch bei Tätigkeiten wie dem Fahrradfahren oder Telefonieren kann es zu Beschwerden kommen.
Typische Symptome des Karpaltunnelsyndroms sind vor allem das häufige „Einschlafen“ von Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger sowie ein Kribbelgefühl verbunden mit Schmerzen. Häufig treten diese in der Nacht auf, da die Handgelenke häufig angewinkelt sind. Diese Haltung findet man auch beim Fahrradfahren oder Telefonieren, weshalb diese Symptome auch häufig bei diesen Tätigkeiten auftreten. Manche Patienten geben an durch den Gefühlsverlust Gegenstände, wie Tassen nicht mehr richtig greifen zu können.
Weitere Symptome:
- Anhaltendes Taubheitsgefühl: Die Hand fühlt sich taub an. Das Karpaltunnelsyndrom tritt meist an beiden Händen zugleich auf, es kann jedoch auch nur die rechte oder die linke Hand taub sein.
- Schmerzen: Beim Karpaltunnelsyndrom können Schmerzen im Handgelenk, in der Hand oder in einzelnen Fingern auftreten. Manchmal schmerzt auch die ganze Hand oder die Schmerzen strahlen bis in den Arm aus.
- Funktionseinschränkungen: Schwierigkeiten bei feinmotorischen Tätigkeiten können auftreten. Feinmotorische Aufgaben werden für Betroffene schwieriger und die Hand wird insgesamt ungeschickter. In schweren Fällen kommt es bei den Betroffenen zu Lähmungserscheinungen der Hand und die Greifkraft lässt deutlich nach.
- Einschlafen der Finger: Häufig sind die Finger betroffen, was zu einem unangenehmen Gefühl führt.
Diagnose des Karpaltunnelsyndroms
Für eine Karpaltunnelsyndrom-Diagnose fragen der Arzt oder die Ärztin nach Ihren Beschwerden. Der Arzt prüft mit bestimmten Tests, wie beweglich und empfindlich Hand und Finger sind und ob es Gefühlsstörungen oder Missempfindungen gibt.
Hierbei können beispielsweise durch forcierte Beuge- oder Streckstellungen des Handgelenkes die genannten Symptome provoziert oder verstärkt werden. Ein typischer Test besteht auch im Beklopfen des Nervens entlang des Handgelenkes, der aufgrund seiner Überempfindlichkeit hierbei elektrisierende Impulse mit Ausstrahlung in die Fingerspitzen verspüren lässt.
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Weitere diagnostische Maßnahmen:
- Elektroneurographie (ENG): Mittels einer Elektroneurographie kann festgestellt werden, ob ein Karpaltunnelsyndrom die Ursache der Beschwerden ist. Mittels Elektroneurografie kann der Arzt die Nervenleitgeschwindigkeit ermitteln und erkennt auf diese Weise Nervenschädigungen. Bei einer Druckschädigung des Nerven zeigt sich eine verminderte Nervenleitungsgeschwindigkeit im Vergleich zur normalen Nervenfunktion. Zur Messung der Nervenleitfähigkeit (Elektroneurografie) schickt ein Neurologe über Elektroden schwache Stromimpulse durch den Arm. Ein Impuls auf der einen Seite des Karpaltunnels muss zu einer Muskelreaktion auf der anderen Seite führen. Ist die Leitfähigkeit gestört, spricht das für ein Karpaltunnelsyndrom. Zeigt die Untersuchung einen normalen Befund, liegt kein Karpaltunnelsyndrom vor.
- Phalen-Test: Der Patient legt die Handinnenflächen und anschließend die Handrückseiten zusammen. Der Phalen-Test fällt positiv aus, wenn das Aneinanderdrücken der Handrücken Gefühlsstörungen in den Fingern auslöst.
- Untersuchung der Daumenballenmuskulatur: Bei fortgeschrittenem Karpaltunnelsyndrom findet der Arzt eine deutlich zurückgebildete Daumenballenmuskulatur.
- Ultraschall: Zur Diagnose eines Karpaltunnelsyndroms misst der Arzt die Leitfähigkeit der Nerven und untersucht den Bereich per Ultraschall.
- Ausschluss anderer Krankheitsursachen: Im Mittelpunkt der Diagnostik bei einem Karpaltunnelsyndrom steht das Ausschließen anderer Krankheitsursachen. Beispielsweise können Veränderungen an der Halswirbelsäule die Nervenwurzeln reizen.
Behandlungsmöglichkeiten
Wurde ein Karpaltunnelsyndrom diagnostiziert, orientiert sich die Behandlung daran, wie fortgeschritten die Krankheit ist. In jedem Fall sollten Betroffene möglichst umgehend einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, denn liegt beispielsweise schon eine Lähmung aufgrund einer Muskelatrophie vor, sind Prognose und Heilungschancen weniger gut. Das Karpaltunnelsyndrom ist heilbar.
Konservative Behandlung
Der erste Schritt zur Behandlung eines Karpaltunnelsyndroms erfolgt immer über konservative Therapiemaßnahmen.
- Medizinische Bandagen und Orthesen: Bei leichten bis mittelstarken Beschwerden sollten Sie bei einem Karpaltunnelsyndrom medizinische Bandagen und Orthesen kaufen, etwa Handorthesen oder Handgelenksschienen für den Karpaltunnel. Gegen die Beschwerden des Karpaltunnelsyndroms können besonders nachts spezielle Schienen getragen werden, die ein Abknicken des Gelenks verhindern. In leichteren Fällen stabilisieren Orthesen wie beispielsweise ManuLoc long das Handgelenk in der Mittelposition. So kann zum Beispiel während einer Ruhigstellungsphase der Druck auf die Nerven und Weichteile deutlich reduziert werden - insbesondere nachts, wenn die Beschwerden am häufigsten auftreten. Zudem werden dabei auch die Beugemuskeln des Handgelenks ruhiggestellt, wodurch weitere Reizungen des entzündeten oder geschädigten Gewebes verhindert und das Abklingen der Beschwerden gefördert werden. Die Beweglichkeit und die Funktion der Hand und der Finger werden beim Tragen der ManuLoc long jedoch nicht beeinträchtigt. So können auch mit angelegter Karpaltunnel Schiene therapeutische Übungen durchgeführt werden, um die Durchblutung und den Lymphabfluss zu optimieren und so Schwellungen sowie Schmerzen zu reduzieren.
- Schmerzmittel: Viele Menschen nehmen Schmerzmittel gegen die Beschwerden ein - vor allem nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac, die ohne Rezept in Apotheken erhältlich sind.
- VoltaDexibu Schmerztabletten 200 mg Filmtabletten Wirkstoff: Dexibuprofen. Anwendungsgebiete: Bei Erwachsenen zur symptomatischen kurzzeitigen Behandlung von akuten leichten bis mäßig starken Schmerzen wie Zahnschmerzen, Regelschmerzen, Kopfschmerzen.
- Voltaren Dolo 25 mg überzogene Tablette Wirkstoff: Diclofenac-Kalium. Anwendungsgebiete: Zur symptomatischen Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen.
- Voltaren Dolo Liquid 25 mg Weichkapsel Wirkstoff: Diclofenac-Kalium. Anwendungsgebiete: Zur symptomatischen Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen; Fieber.
- Kortisoninjektion: Reicht aufgrund der Schwere des Karpaltunnelsyndroms jedoch eine konservative Behandlung nicht mehr aus, kann von einem Arzt Kortison in den Karpaltunnel injiziert werden, um eine Abschwellung des Gewebes zu erreichen. Die Infiltration des Karpaltunnels zählt ebenfalls zu den konservativen Therapiemöglichkeiten. Dafür injiziert der Arzt ein lokal wirkendes Schmerzmittel oder Kortison in die betroffene Stelle auf der Innenseite des Handgelenks. Diese Maßnahme wirkt schmerzstillend, entzündungshemmend und abschwellend.
- Physikalische Behandlungen: Physikalische Behandlungen mittels Kälte dämpfen Entzündungen des Nerven und wirken auf diese Weise schmerzlindernd.
- Physiotherapie: Auch physiotherapeutische Maßnahmen wie Tapen, Koordinations- und Dehnungsübungen oder das Training mit einer Faszienrolle können die Beschwerden eines beginnenden Karpaltunnelsyndroms lindern.
- Salben und Öle: Bei den ersten Anzeichen eines Karpaltunnelsyndroms können Salben oder Öle aus der Apotheke helfen.
- Kühlen: Kühlen Sie alternativ das Handgelenk bei Schmerzen unter dem laufenden Wasserhahn.
- Ergonomische Hilfsmittel: Arbeiten Sie zukünftig mit einer ergonomisch geformten Tastatur.
- Übungen: Bei Symptomen eines Karpaltunnelsyndroms helfen verschiedene Übungen. Strecken Sie den Arm nach vorne, in dem Sie Schmerzen oder Taubheitsgefühle haben. Strecken Sie den betroffenen Arm neben dem Körper aus. Der Ellenbogen ist hierbei gebeugt, so dass der Unterarm nach oben zeigt. Strecken Sie nun Ihren Ellenbogen und Ihre Hand auf ungefähr 75 % der maximalen Streckung. Mithilfe einer Faszienrolle können Arm und Handgelenk gezielt massiert werden. Legen Sie nun die Fingerspitzen einer Hand auf die Rolle und schieben Sie Ihre Hand langsam nach vorne.
Operative Behandlung
Leiden Patient*innen unter starken Schmerzen oder sogar neurologischen Ausfällen, hilft eine Karpaltunnelsyndrom-OP, bei welcher der Karpaltunnel erweitert wird. Das entlastet die Sehnen und vor allem der Medianus-Nerv deutlich; Schmerzen, Taubheitsgefühl und Kribbeln werden rasch besser. Die Durchtrennung des Bandes erfolgt entweder „offen“, das bedeutet durch einen Schnitt über dem Karpalkanal mit direkter Sicht auf das Karpalband. Die Risiken einer Verletzung des Nervens oder von Begleitstrukturen sind bei geübten Operateur:innen sehr gering.
Um den Nerv zu entlasten, führt der Operateur eine sogenannte Neurolyse durch. Dabei entfernt der Arzt einengende Gewebestrukturen wie übermäßig gewachsenes Bindegewebe. Der Eingriff kann entweder als offene Operation oder endoskopisch (minimalinvasiv) durchgeführt werden. Für die endoskopische Operation des Karpaltunnelsyndroms (Neurolyse) sind nur minimale Hautschnitte notwendig.
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In der Regel bessert sich das Karpaltunnelsyndrom kurz nach der Operation. Die Heilungsdauer ist gering und nur selten gibt es Rückfälle. Bedenken Sie trotzdem, dass eine Operation ein größerer Eingriff ist und konservative bzw.
- Offene Operation: Die offene Operationsmethode bietet dagegen Vorteile, wenn umfassendere Erkrankungen der Sehnenscheiden oder anderer Weichteile vorliegen. Beim klassischen offenen Verfahren durchtrennt der Chirurg das Karpalband am Handgelenk und das einengende Bindegewebe, um den Nerv zu befreien. Der Eingriff dauert 10 bis 15 Minuten. Probleme durch das fehlende Karpalband sind nicht zu erwarten.
- Endoskopische Operation: Beim minimalinvasiven Verfahren wird ein Endoskop durch einen kleinen Schnitt am Ende des Unterarms eingeführt und in den Karpaltunnel vorgeschoben.
Vorbeugung
Auch wenn sich eine direkte Ursache in vielen Fällen nicht feststellen lässt, können Sie einiges tun, um einem Karpaltunnelsyndrom vorzubeugen:
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Den Schreibtischstuhl so einstellen, dass beim Sitzen die Unterarme auf einer Linie mit der Tastatur liegen. Hände und Handgelenke sollten dabei eine Linie mit den Unterarmen bilden.
- Kraft sparen: Wer mit möglichst wenig Kraftaufwand arbeitet, vermeidet eine Überlastung der Handgelenke.
- Werkzeugauswahl: Bei der Arbeit auf Werkzeuge in der richtigen Größe achten: Eine zu große oder zu kleine Maus kann die Handgelenke überlasten.
- Hände warmhalten: Bei Arbeiten in einer kalten Umgebung werden die Hände eher steif und schmerzen.
- Neutrale Handposition: Wiederholtes Beugen des Handgelenks fördert das Karpaltunnelsyndrom.
- Gelenkschoner nutzen: Handgelenkschoner aus der Apotheke helfen, bei der Arbeit oder auch im Schlaf eine neutrale Handposition zu behalten.
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