Ein hängender Mundwinkel oder eine hängende Lippe kann verschiedene Ursachen haben. Es ist wichtig, die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren, um eine angemessene Behandlung einzuleiten. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen einer hängenden Lippe, die Diagnoseverfahren und die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten.
Ursachen einer hängenden Lippe
Eine hängende Lippe kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, die von lokalen Problemen im Mundbereich bis hin zu neurologischen Erkrankungen reichen. Zu den häufigsten Ursachen gehören:
Fazialisparese (Gesichtslähmung)
Die Fazialisparese ist eine der Hauptursachen für eine hängende Lippe. Sie entsteht durch eine Schädigung des Nervus facialis, der für die Steuerung der Gesichtsmuskulatur verantwortlich ist. Es gibt zwei Haupttypen der Fazialisparese:
- Periphere Fazialisparese: Diese Form ist häufiger und betrifft alle Äste des Gesichtsnervs auf einer Seite des Gesichts. Ursachen können Infektionen (z.B. durch Herpes-Zoster-Viren oder Borreliose), Entzündungen, Verletzungen, Tumore oder auch idiopathische Faktoren sein (Bell-Parese), bei denen die Ursache unklar ist. Typische Symptome sind die Unfähigkeit, die Stirn zu runzeln, das Auge vollständig zu schließen (Bell-Phänomen) und ein herabhängender Mundwinkel.
- Zentrale Fazialisparese: Diese Form wird durch eine Schädigung im Gehirn verursacht, beispielsweise durch einen Schlaganfall, einen Tumor oder eine Entzündung. Im Gegensatz zur peripheren Fazialisparese können Patienten mit einer zentralen Fazialisparese oft noch die Stirn runzeln und das betroffene Auge schließen.
Eingerissene Mundwinkel (Mundwinkelrhagaden)
Eingerissene Mundwinkel, auch als Mundwinkelrhagaden, Faulecken, Perlèche oder Cheilitis angularis bezeichnet, können ebenfalls zu einem hängenden Eindruck der Lippe führen. Ursachen hierfür sind vielfältig:
- Beanspruchung der Haut: Trockene, spröde Haut, ständiges Befeuchten der Lippen oder vermehrter Speichelfluss (z.B. durch schlecht sitzende Prothesen oder Zahnspangen) können die Mundwinkel einreißen lassen. Auch ein verringerter Speichelfluss (z.B. durch Rauchen, Medikamente oder Autoimmunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom) kann zu trockenen Lippen und eingerissenen Mundwinkeln führen.
- Mechanische Reize: Zahnärztliche Behandlungen, bei denen die Haut im Mundbereich gedehnt und beansprucht wird, oder die Verwendung von Zahnseide können die empfindlichen Stellen der Mundwinkel reizen.
- Fehlende Abstützung der Bisshöhe: Beim Verlust von Seitenzähnen kann es zu einem Absinken der Bisshöhe kommen, was zu einer feuchten Kammer in den Mundwinkeln führt und die Haut belastet.
- Mangel an Vitaminen oder Spurenelementen: Ein Mangel an Eisen, B-Vitaminen (B2, B12, B6, Niacin, Biotin, Folsäure), Vitamin C oder Zink kann sich in eingerissenen Mundwinkeln äußern.
- Infektionen: Bestehende Einrisse bieten einen Nährboden für Bakterien und Pilze (z.B. Candida albicans).
- Erkrankungen: Hauterkrankungen (Allergien, Neurodermitis, seborrhoisches Ekzem), Autoimmunerkrankungen (Sjögren-Syndrom, Sklerodermie), Allergien (auf Zahnpasta oder Kosmetika), Leberzirrhose oder Diabetes mellitus können ebenfalls zu eingerissenen Mundwinkeln führen.
Cheilitis (Lippenentzündung)
Cheilitis ist der medizinische Fachbegriff für eine Lippenentzündung, die akut oder chronisch auftreten und eine oder beide Lippen betreffen kann. Es gibt verschiedene Formen der Cheilitis:
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- Cheilitis simplex (ekzematöse Cheilitis): Diese Form ist meist allergiebedingt und tritt häufig bei Menschen mit atopischen Ekzemen auf. Kälte, Wind, Lippenlecken oder -kauen können sie begünstigen.
- Cheilitis angularis: Betrifft die Mundwinkel und kann durch Lippenlecken, Allergien, Mangelerscheinungen oder Infektionen (Hefepilze, Herpesviren) verursacht werden.
- Cheilitis actinica: Wird durch übermäßige UV-Strahlung verursacht und kann in einer akuten und einer chronischen Form auftreten. Die chronische Form ist eine Krebsvorstufe und bedarf dringender Behandlung.
Altersbedingte Veränderungen
Mit zunehmendem Alter verliert die Haut an Volumen und Elastizität. Dies betrifft auch die Lippen, die dünner werden und an Kontur verlieren können. Das Unterhautfettgewebe verschwindet, wodurch sich Fältchen an der Oberlippe (Barcode-Falten) bilden und die Mundpartie einen grimmigen Ausdruck erhalten kann. Zudem kann sich der knochige Kiefer im Alter verändern, was ebenfalls zu einem Verlust der Lippenstruktur führt.
Weitere Ursachen
Neben den genannten Ursachen können auch folgende Faktoren zu einer hängenden Lippe beitragen:
- Neurologische Erkrankungen: Schlaganfall, Multiple Sklerose oder andere neurologische Erkrankungen können die Gesichtsmuskulatur beeinträchtigen und zu einer hängenden Lippe führen.
- Tumore: Tumore im Bereich des Gesichtsnervs oder des Gehirns können Druck auf den Nerv ausüben und eine Lähmung verursachen.
- Trauma: Verletzungen im Gesichtsbereich, beispielsweise durch einen Unfall, können den Gesichtsnerv schädigen und eine Lähmung verursachen.
- Psychische Faktoren: Hoher Blutdruck, Diabetes und massiver Stress können ebenfalls eine Fazialislähmung begünstigen.
- Allergische Reaktionen: Allergien auf Pollen, Medikamente, Farbstoffe oder bestimmte Lebensmittel können zu Schwellungen der Lippen führen.
- Seltene Erkrankungen: In seltenen Fällen können erbliche Angioödeme, Leukämie oder Morbus Hodgkin zu geschwollenen Lippen führen.
Diagnose einer hängenden Lippe
Die Diagnose einer hängenden Lippe umfasst in der Regel eine gründliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung und gegebenenfalls weitere diagnostische Tests.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Der Arzt wird zunächst Fragen zu den Symptomen, dem zeitlichen Verlauf und möglichen Auslösern stellen. Bei der körperlichen Untersuchung wird das Gesicht auf Asymmetrien, Lähmungen oder andere Auffälligkeiten untersucht. Die Funktion der Gesichtsmuskulatur wird getestet, indem der Patient aufgefordert wird, verschiedene Gesichtsausdrücke zu machen (z.B. Stirnrunzeln, Augen schließen, Lächeln).
Neurologische Untersuchung
Bei Verdacht auf eine neurologische Ursache wird eine umfassende neurologische Untersuchung durchgeführt, um die Funktion der Hirnnerven und die motorischen Fähigkeiten zu überprüfen.
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Bildgebende Verfahren
- Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT): Diese Verfahren können eingesetzt werden, um Ursachen im Gehirn (z.B. Schlaganfall, Tumor) oder im Bereich des Gesichtsnervs (z.B. Tumor, Entzündung) zu identifizieren.
- Elektromyografie (EMG): Diese Untersuchung misst die elektrische Aktivität der Muskeln und kann helfen, die Funktion des Gesichtsnervs zu beurteilen.
Weitere Untersuchungen
- Blutuntersuchungen: Können Hinweise auf Infektionen (z.B. Borreliose), Entzündungen oder Mangelzustände liefern.
- Lumbalpunktion: Bei Verdacht auf eine Infektion des Gehirns oder der Hirnhäute kann eine Lumbalpunktion durchgeführt werden, um die Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit zu untersuchen.
- Allergietests: Bei Verdacht auf eine allergische Reaktion können Allergietests durchgeführt werden, um den Auslöser zu identifizieren.
Behandlungsmöglichkeiten einer hängenden Lippe
Die Behandlung einer hängenden Lippe richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache:
Behandlung der Fazialisparese
- Medikamentöse Therapie: Bei einer durch Infektionen verursachten Fazialisparese werden Virostatika (bei Herpes-Zoster-Viren) oder Antibiotika (bei Borreliose) eingesetzt. In vielen Fällen wird Kortison eingesetzt, um Entzündungen zu reduzieren. Durchblutungsfördernde Medikamente können ebenfalls verabreicht werden.
- Physiotherapie: Übungen zur Stärkung der Gesichtsmuskulatur, Massagen und Lymphdrainagen können die Heilung unterstützen.
- Augenpflege: Bei einer unvollständigen Lidschlussfunktion ist eine sorgfältige Augenpflege mit künstlicher Tränenflüssigkeit und Augensalbe wichtig, um die Hornhaut vor Austrocknung zu schützen. Nachts kann ein Uhrglasverband getragen werden.
- Botulinumtoxin: Bei Synkinesien (unwillkürliche Mitbewegungen der Mimik) kann Botulinumtoxin in die betroffenen Muskeln gespritzt werden, um die unwillkürlichen Bewegungen zu reduzieren.
- Chirurgische Maßnahmen: In seltenen Fällen, bei denen die Fazialisparese dauerhaft ist, können rekonstruktive Operationen (z.B. Canthoplastik bei offenstehendem Unterlid, Blepharoplastik am Oberlid) durchgeführt werden, um die Funktion und das Aussehen des Gesichts zu verbessern.
Behandlung von eingerissenen Mundwinkeln
- Hautpflege: Trockene und spröde Lippen sollten regelmäßig mit feuchtigkeitsspendenden und pflegenden Lippenbalsamen behandelt werden.
- Vermeidung von Reizfaktoren: Das Befeuchten der Lippen, das Rauchen und der Kontakt mit irritierenden Substanzen (z.B. bestimmte Zahnpasten oder Kosmetika) sollten vermieden werden.
- Behandlung von Mangelzuständen: Ein Mangel an Vitaminen oder Spurenelementen sollte durch eine ausgewogene Ernährung oder gegebenenfalls durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden.
- Behandlung von Infektionen: Bakterielle oder Pilzinfektionen werden mit entsprechenden Salben oder Cremes behandelt.
- Behandlung von Grunderkrankungen: Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankungen oder Leberzirrhose sollten adäquat behandelt werden.
Behandlung der Cheilitis
- Vermeidung von Auslösern: Bei einer allergiebedingten Cheilitis sollte der Auslöser (z.B. bestimmtes Kosmetikum, Nahrungsmittel) gemieden werden.
- Medikamentöse Therapie: Bei einer Infektion werden entsprechende Medikamente (z.B. Antimykotika bei Pilzinfektionen, Virostatika bei Herpesviren) eingesetzt.
- Lippenpflege: Die Lippen sollten regelmäßig mit feuchtigkeitsspendenden und beruhigenden Lippenpflegeprodukten gepflegt werden. Bei stark entzündeten Lippen sollte auf Lippenstift verzichtet werden.
- Sonnenschutz: Bei einer Cheilitis actinica ist ein konsequenter Sonnenschutz der Lippen wichtig. Die chronische Form muss gegebenenfalls chirurgisch entfernt werden.
Behandlung altersbedingter Veränderungen
- Filler: Hyaluronsäure-Filler können verwendet werden, um das Volumen der Lippen wiederherzustellen und die Konturen zu verbessern.
- Spezialpeelings und Mikroneedling: Diese Behandlungen können die Hautstruktur verbessern und Fältchen reduzieren.
- EMFACE: Diese innovative Behandlungsmethode zur Faltenreduzierung erfreut sich zunehmender Beliebtheit.
- SOFWAVE: Diese hochintensive Ultraschall-Technik kann die Haut straffen und Falten reduzieren.
Behandlung des Gummy Smile
- Zahnfleischkorrektur mit Laser: Überschüssiges Zahnfleisch kann mithilfe eines Lasers schonend und schmerzfrei entfernt werden, um den Zähnen eine neue, harmonische Form zu geben.
- Veneers: Veneers können verwendet werden, um zu kleine Zähne optisch zu vergrößern und ein harmonisches Verhältnis zwischen Zähnen und Zahnfleisch herzustellen.
- Botox: Botoxinjektionen können den Hebemuskel der Oberlippe schwächen, um zu verhindern, dass beim Lächeln zu viel Zahnfleisch sichtbar wird.
- Zahnschienen: Eine Zahnbegradigung mit unsichtbaren Zahnschienen kann das Erscheinungsbild des Lächelns zusätzlich verbessern.
Vorbeugung einer hängenden Lippe
Einige Ursachen einer hängenden Lippe lassen sich nicht verhindern, beispielsweise genetische Veranlagung oder altersbedingte Veränderungen. Es gibt jedoch Maßnahmen, die das Risiko einiger Ursachen reduzieren können:
- Gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Spurenelementen, ausreichend Schlaf und Stressreduktion können die allgemeine Gesundheit und die Gesundheit der Haut fördern.
- Sonnenschutz: Ein konsequenter Sonnenschutz der Lippen kann einer Cheilitis actinica vorbeugen.
- Vermeidung von Reizfaktoren: Das Rauchen, das Befeuchten der Lippen und der Kontakt mit irritierenden Substanzen sollten vermieden werden.
- Sorgfältige Mundhygiene: Eine gute Mundhygiene kann Infektionen im Mundbereich vorbeugen.
- Behandlung von Grunderkrankungen: Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Autoimmunerkrankungen sollten adäquat behandelt werden.
- Schutz vor Verletzungen: Das Tragen eines Helms beim Radfahren oder bei anderen risikoreichen Sportarten kann Schädelverletzungen verhindern, die eine Fazialisparese verursachen können.
- Ernstnehmen von Erkrankungen: Mittelohrentzündungen oder Borreliose sollten ernst genommen und ärztlich behandelt werden.
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