Hans Küng und die Demenz: Eine Auseinandersetzung mit Selbstbestimmung und Sterbehilfe

Der Theologe Hans Küng, bekannt für seine kritische Auseinandersetzung mit der Kirche und seine прогрессивных Ansichten, hat sich offen mit dem Thema Demenz und dem Wunsch nach einem selbstbestimmten Lebensende auseinandergesetzt. Seine Haltung, die er im Kontext seiner Parkinson-Erkrankung äußerte, wirft wichtige Fragen über Würde, Autonomie und die Rolle von Sterbehilfe auf. Dieser Artikel beleuchtet Küngs Position im Spannungsfeld von Krankheit, gesellschaftlicher Verantwortung und religiösen Überzeugungen.

Küngs Position zur Sterbehilfe

Hans Küng sprach sich mehrfach öffentlich für das Recht auf Sterbehilfe aus, insbesondere im Falle von unheilbaren Krankheiten wie Demenz. Er erklärte, dass er sein Leben selbst beenden würde, wenn er Anzeichen von Demenz bei sich feststellt. Für ihn sei die Vorstellung, in ein Heim oder gar ein "Demenz-Dorf" zu müssen, unerträglich. Küng wollte mit seiner Offenheit ein Zeichen setzen und die Kirche zu einem Umdenken bewegen, damit sie Menschen, die sich für diesen Weg entscheiden, nicht verurteilt, sondern in Schutz nimmt.

Die Debatte um Sterbehilfe und Demenz

Küngs Äußerungen fielen in eine Zeit, in der die Debatte um Sterbehilfe in Deutschland und anderen Ländern intensiv geführt wurde. Dabei geht es um die Frage, ob und unter welchen Bedingungen es Menschen erlaubt sein sollte, ihr Leben selbstbestimmt zu beenden. Ein wichtiger Aspekt dieser Debatte ist die Situation von Menschen mit Demenz, die im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit nicht mehr in der Lage sind, ihren Willen zu äußern.

Der Fall Walter Jens

Ein prominentes Beispiel in dieser Diskussion ist der Fall des Intellektuellen Walter Jens, der an Demenz erkrankte und zum Pflegefall wurde. Jens hatte sich zuvor gemeinsam mit Hans Küng für ein selbstbestimmtes Sterben eingesetzt. Sein Schicksal warf die Frage auf, ob seine Verfügung auch dann noch gelten sollte, wenn er nicht mehr in der Lage war, seinen Willen zu äußern. Seine Frau Inge Jens und sein Sohn Tilman Jens entschieden sich dagegen, da es Momente gab, in denen er lächelte und sich dazugehörig fühlte.

Argumente für und gegen Sterbehilfe

Die Befürworter der Sterbehilfe argumentieren mit dem Recht auf Selbstbestimmung und Würde. Sie betonen, dass jeder Mensch das Recht haben sollte, über sein eigenes Leben und Sterben zu entscheiden, solange er entscheidungsfähig ist. Zudem wird argumentiert, dass Sterbehilfe dazu beitragen kann, unnötiges Leiden zu verhindern.

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Die Gegner der Sterbehilfe betonen den Wert des Lebens und die Verantwortung der Gesellschaft, Menschen in Not beizustehen. Sie befürchten, dass eine Legalisierung der Sterbehilfe dazu führen könnte, dass der Wert eines Lebens an Bedeutung verliert und Menschen unter Druck gesetzt werden könnten, sich für den Suizid zu entscheiden.

Ethische und rechtliche Aspekte

Die Frage der Sterbehilfe bei Demenz ist mit einer Reihe von ethischen und rechtlichen Problemen verbunden. Dazu gehört die Frage der Entscheidungsfähigkeit von Menschen mit Demenz, die Auslegung von Patientenverfügungen und die Rolle von Ärzten und Angehörigen.

Patientenverfügung und Sterbepass

Um sicherzustellen, dass der eigene Wille auch im Falle einer Demenzerkrankung respektiert wird, empfiehlt es sich, eine Patientenverfügung zu verfassen. In dieser Verfügung kann man festlegen, welche medizinischen Behandlungen man wünscht oder ablehnt. Einige fordern zusätzlich einen "Sterbepass", in dem man detailliert festlegt, wie man sich eine freiwillige Beendigung seines Lebens im Falle einer Demenz wünscht.

Die Rolle der Angehörigen

Angehörige spielen eine wichtige Rolle bei der Betreuung und Begleitung von Menschen mit Demenz. Sie müssen oft schwierige Entscheidungen treffen, insbesondere wenn der Betroffene nicht mehr in der Lage ist, seinen Willen zu äußern. Dabei müssen sie die Wünsche des Betroffenen, wie sie in einer Patientenverfügung festgehalten sind, berücksichtigen und gleichzeitig ihr eigenes Gewissen und ihre Verantwortung gegenüber dem Leben des Betroffenen wahrnehmen.

Alternativen zur Sterbehilfe

Neben der Sterbehilfe gibt es auch andere Möglichkeiten, Menschen mit Demenz ein würdevolles Leben bis zum Ende zu ermöglichen. Dazu gehören eine gute Palliativversorgung, die auf die Linderung von Symptomen und die Verbesserung der Lebensqualität abzielt, sowie alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften für Demenzkranke und Hospize.

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Palliativversorgung

Die Palliativversorgung konzentriert sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit unheilbaren Krankheiten und deren Angehörigen. Ziel ist es, die bestmögliche Lebensqualität zu erhalten und Leiden zu lindern. Dazu gehören die Behandlung von Schmerzen, Atemnot und anderen Symptomen, aber auch die psychologische und spirituelle Unterstützung.

Wohngemeinschaften und Hospize

Wohngemeinschaften für Demenzkranke bieten eine familiäre Umgebung, in der die Bewohner am Alltag teilnehmen und ihre Fähigkeiten einbringen können. Hospize sind Einrichtungen, die sich auf die Begleitung von Menschen am Lebensende spezialisiert haben. Hier werden die Patienten palliativ versorgt und erhalten die Möglichkeit, in Würde und Frieden zu sterben.

Küngs Vermächtnis

Hans Küng hat mit seiner offenen Auseinandersetzung mit dem Thema Sterbehilfe und Demenz einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte geleistet. Er hat dazu beigetragen, das Thema zu enttabuisieren und die Bedeutung von Selbstbestimmung und Würde am Lebensende zu betonen. Sein Vermächtnis besteht darin, dass er die Menschen dazu angeregt hat, sich mit den Fragen des Lebens und Sterbens auseinanderzusetzen und ihren eigenen Weg zu finden.

Die theologische Dimension

Küng argumentierte, dass das Leben zwar eine Gabe Gottes sei, aber Gott das Leben in die verantwortliche Verfügung des Menschen gegeben habe. Dies gelte auch für die letzte Etappe des Lebens, das Sterben. Er betonte, dass es sich dabei "nicht um ein eigenmächtiges Vorgehen" des Menschen handele. Küngs Haltung steht im Widerspruch zur traditionellen Lehre der katholischen Kirche, die die Selbsttötung grundsätzlich ablehnt.

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