Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die auch bei Kaninchen auftreten kann. Die Erkrankung ist für Tierbesitzer oft beängstigend, aber mit dem richtigen Wissen und der richtigen Behandlung können betroffene Tiere ein weitgehend normales Leben führen.
Was ist Epilepsie?
Epilepsie ist eine chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems, die durch wiederholte Krampfanfälle gekennzeichnet ist. Bei diesen Anfällen kommt es zu einer plötzlichen, übermäßigen elektrischen Aktivität im Gehirn.
Ursachen von Krampfanfällen bei Kaninchen
Krampfanfälle bei Kaninchen können verschiedene Ursachen haben:
- Epilepsie: In vielen Fällen lässt sich keine spezifische Ursache für die Krampfanfälle finden. Man spricht dann von idiopathischer Epilepsie.
- Andere Erkrankungen: Krampfanfälle können auch Symptom anderer Erkrankungen sein, wie z.B.:
- Tumoren im Gehirn
- Encephalitozoon cuniculi (EC)
- Nierenprobleme
- Herzerkrankungen
- Sauerstoffmangel (z.B. durch Schlafapnoe oder während der Geburt)
- Entzündungen des Gehirns
- Hirnblutungen
- Stürze aus großer Höhe
- Schlaganfall
- Schilddrüsenerkrankungen
- Vergiftungen
- Mechanische Ursachen (Fremdkörper oder Fehlbildungen im Rachenbereich)
- Infektionen
- Elektrolytverschiebungen
- Unterzuckerung (Hypoglykämie)
- Vitaminmangel
Weiße Wiener und generell weiße Kaninchen mit blauen Augen reagieren empfindlicher auf laute Geräusche und visuelle Reize, auch das Innenohr kann durch den Melanin-Mangel beeinträchtigt sein, sie neigen daher teils zu Anfällen.
Symptome eines Krampfanfalls
Krampfanfälle können sich bei Kaninchen unterschiedlich äußern. Die Symptome können von leichtem Zittern und unkontrolliertem Umherlaufen bis hin zu heftigen Krämpfen mit Bewusstseinsverlust reichen. Einige Kaninchen machen während eines Anfalls auch Geräusche oder schreien.
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Typische Anzeichen eines Krampfanfalls:
- Zittern
- Unkontrolliertes Umherlaufen
- Umfallen
- Krämpfe
- Geräusche oder Schreien
- Verlust der Kontrolle über Körperfunktionen (Kot- und Harnabsatz)
- Zubeißen (unbeabsichtigt)
Nach einem Anfall kann das Kaninchen schwer atmen und einige Zeit brauchen, um sich wieder zu orientieren.
Diagnose
Um die Ursache der Krampfanfälle zu finden, sind verschiedene Untersuchungen notwendig:
- Allgemeine Untersuchung: Der Tierarzt führt eine gründliche allgemeine Untersuchung durch und misst die Temperatur des Kaninchens.
- Anamnese: Der Tierarzt befragt den Besitzer ausführlich nach der Häufigkeit, Dauer und Art der Anfälle sowie nach möglichen Auslösern.
- Neurologische Untersuchung: Der Tierarzt untersucht die Nervenfunktionen des Kaninchens.
- Blutuntersuchungen: Ein großes Blutbild kann helfen, Stoffwechselstörungen oder andere Erkrankungen als Ursache auszuschließen.
- Bildgebende Verfahren: CT oder MRT können Tumoren oder andere Veränderungen im Gehirn sichtbar machen.
- Kotuntersuchung: Bei Jungtieren kann eine Kotuntersuchung auf Kokzidiose sinnvoll sein.
- Herzultraschall: Um Herzerkrankungen auszuschließen.
- Ultraschall Blase/Niere: Um Nierenprobleme zu diagnostizieren.
- Titerbestimmung: Um festzustellen, ob eine Infektion mit EC vorliegt.
Behandlung
Die Behandlung von Krampfanfällen richtet sich nach der Ursache. Wenn eine Grunderkrankung festgestellt wird, muss diese behandelt werden.
Medikamentöse Behandlung:
Bei Epilepsie, bei der keine Ursache gefunden wird, können Medikamente eingesetzt werden, um die Anfälle zu kontrollieren.
- Phenobarbital: Dies ist ein häufig verwendetes Medikament zur Behandlung von Epilepsie bei Tieren. Es ist in Tablettenform oder als Flüssigkeit erhältlich.
- Diazepam (Valium): Dieses Medikament wird hauptsächlich als Notfallmedikament bei akuten Anfällen eingesetzt.
Es ist wichtig, die Medikamente genau nach Anweisung des Tierarztes zu verabreichen. Die Dosis muss individuell angepasst werden, um die Anfälle zu kontrollieren und Nebenwirkungen zu minimieren.
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Weitere Maßnahmen:
- Stress vermeiden: Stress kann Anfälle auslösen. Daher ist es wichtig, Stressfaktoren für das Kaninchen zu reduzieren.
- Sichere Umgebung: Um Verletzungen während eines Anfalls zu vermeiden, sollte die Umgebung des Kaninchens sicher gestaltet sein. Hohe Gegenstände, von denen das Kaninchen herunterfallen könnte, sollten entfernt werden.
- Schmerztherapie: Wenn das Kaninchen unter Schmerzen leidet, ist eine Schmerztherapie wichtig, da Schmerzen Anfälle auslösen können.
- Vitamin-B-Kuren: Vitamin B kann das Nervensystem unterstützen.
Was tun während eines Anfalls?
- Ruhe bewahren: Auch wenn es schwerfällt, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren.
- Kaninchen schützen: Sorgen Sie dafür, dass sich das Kaninchen während des Anfalls nicht verletzen kann. Polstern Sie die Umgebung gegebenenfalls mit Kissen oder Decken aus.
- Nicht anfassen: Versuchen Sie nicht, das Kaninchen während des Anfalls festzuhalten oder zu beruhigen. Dies kann den Anfall verschlimmern.
- Anfall beobachten: Achten Sie auf die Art und Dauer des Anfalls. Diese Informationen können dem Tierarzt bei der Diagnose und Behandlung helfen.
- Tierarzt kontaktieren: Wenn der Anfall länger als fünf Minuten dauert oder mehrere Anfälle kurz hintereinander auftreten, suchen Sie sofort einen Tierarzt auf.
Leben mit Epilepsie
Auch wenn Epilepsie eine chronische Erkrankung ist, können viele Kaninchen mit der richtigen Behandlung ein gutes Leben führen. Es ist wichtig, die Medikamente regelmäßig zu verabreichen, Stress zu vermeiden und die Umgebung des Kaninchens sicher zu gestalten.
Encephalitozoon cuniculi (E. cuniculi)
E. cuniculi ist ein einzelliger Parasit, der häufig bei Kaninchen vorkommt und neurologische Symptome wie Krampfanfälle verursachen kann. Die Krankheit wird oft auch als "Schiefkopfkrankheit" bezeichnet, da sie häufig mit einer Kopfschiefhaltung einhergeht.
Übertragung:
Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über den Urin infizierter Kaninchen.
Symptome:
- Kopfschiefhaltung
- Lähmungen
- Koordinationsstörungen
- Krampfanfälle
- Augenerkrankungen
- Nierenprobleme
Diagnose:
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine Blutuntersuchung, bei der Antikörper gegen E. cuniculi nachgewiesen werden.
Behandlung:
Die Behandlung erfolgt mit einem Antiparasitikum (Fenbendazol) und entzündungshemmenden Medikamenten.
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