Helge Schneider, Deutschlands weisester Musikphilosoph, wohnt im malerischen Mülheim an der Ruhr, wo der Fluss wie ein dunkelgrüner Badesee aussieht. Diese idyllische Umgebung mag im Kontrast zu seinem oft absurden Humor stehen, doch sie spiegelt die Vielschichtigkeit eines Künstlers wider, der sich jeder Kategorisierung entzieht. Seine Karriere umfasst Musik, Film, Literatur und Comedy, wobei Improvisation und das Spiel mit Erwartungen stets im Vordergrund stehen.
Helge Schneider: Ein Multitalent im Überblick
Helge Schneider ist schwer zu fassen. Er ist ein grandioser Musiker, Jazzer und Multiinstrumentalist. Er ist ein Filmemacher mit einem Hang zum Absurden, von seinen ersten Filmen, in denen er mitspielte, bis zu seinen eigenen Werken. Er ist der Schöpfer von großartigen Hörspielen. Helge ist für alle da, und in erster Linie für sich selbst und für den Moment und das Improvisieren.
Schneider nimmt das Absurde im Alltäglichen, das Alltägliche im Absurden. Er dreht und wendet es genüsslich, betrachtet und seziert es von allen Seiten, zelebriert es. Er nimmt sich Versatzstücke aus allem und improvisiert. Er jongliert mit Sprache und Bedeutungen, mit Erwartungen.
Improvisation als Schlüssel zur Kreativität
Über allem steht bei Helge Schneider die Improvisation. "Wenn man improvisiert, braucht man seinen Freiraum. Freiheit ist so ziemlich das Wichtigste, das man haben muss, um improvisieren zu können. Freiheit heißt auch, in Ruhe gelassen zu werden. Wenn immer Leute schreien, ist man abgelenkt und kann manchmal nicht mehr klar denken", erklärte er in einem Interview.
Schneider spielt mit Erwartungen, mit seinen eigenen, aber besonders mit denen der anderen. Wenn ein TV-Moderator erwartet, dass er die singende Herrentorte vor sich hat, macht Schneider schon mal ernst. Und umgekehrt. Er hat etwas Einzigartiges geschaffen und nimmt nichts davon besonders ernst, was ihn so gut macht.
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Hirnforschung und Therapieansätze
Abseits von Helge Schneiders künstlerischer Welt gibt es auch interessante Entwicklungen im Bereich der Hirnforschung, insbesondere im Hinblick auf Bewegungsstörungen und Depressionen.
Tiefe Hirnstimulation bei Bewegungsstörungen
An der Charité - Universitätsmedizin Berlin wird intensiv an der Tiefen Hirnstimulation (THS) geforscht. Diese Methode, auch als Hirnschrittmacher-Therapie bekannt, wird bereits erfolgreich bei neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson eingesetzt, die mit Bewegungsstörungen einhergehen.
Bei der THS werden Elektroden über ein kleines Loch in der Schädeldecke implantiert, die dann elektrische Impulse mit hoher Frequenz abgeben. Die genaue Wirkweise ist jedoch noch nicht vollständig geklärt.
Klinische Forschergruppe an der Charité
Eine neue Klinische Forschergruppe an der Charité unter der Leitung von Professorin Andrea Kühn widmet sich der Erforschung der Basalganglien im Gehirn und deren Rolle bei motorischen Aufgaben, Sprachverarbeitung, Gedächtnisfunktion und emotionaler Reizverarbeitung. Die Forschergruppe untersucht auch die Wirkung der tiefen Hirnstimulation bei Patienten mit schweren Depressionen, um deren Lebensqualität zu verbessern.
Die Forschergruppe wählt einen translationalen Ansatz, das heißt, Fragestellungen aus der klinischen Therapie werden am Tiermodell erforscht und diese Ergebnisse dann schnell in die Behandlung der Patienten einfließen lassen.
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Dystonie und Hirnaktivitätsmuster
Wissenschaftler der Charité haben erstmals nachgewiesen, dass ein bestimmtes Hirnaktivitätsmuster mit der Erkrankungsschwere der Bewegungsstörung Dystonie sowie dem Behandlungserfolg der Tiefen Hirnstimulation zusammenhängt. Bei einer Dystonie ist das Gleichgewicht zwischen erregenden und hemmenden Nervenverbindungen, das für „geordnete“ Bewegungsabläufe sorgt, gestört. So kommt es zu unwillkürlichen Bewegungen, Zuckungen und Krämpfen bestimmter Muskeln.
Die Wissenschaftler der Sektion Bewegungsstörungen und Neuromodulation an der Klinik für Neurologie zeigen in ihrer Studie nun erstmals für die isolierte Dystonie eine direkte Assoziation zwischen einem spezifischen Hirnaktivitätsmuster, der Symptomschwere und dem anschließenden Effekt der Tiefen Hirnstimulation (THS). Bei Dystonie-Patienten schwingen die Nervenzellen im sogenannten Theta-Rhythmus von vier bis zwölf Hertz.
Mittels einer an der Charité entwickelten Software "LEAD-DBS" wurde dann die Amplitude der gefundenen Aktivitätswellen dreidimensional in einem virtuellen Gehirn kartiert. „Unsere Ergebnisse liefern Hinweise für die ursächliche Bedeutung der Theta-Aktivität für die Symptome der Dystonie und bieten einen Erklärungsansatz für die Wirkweise sowie den optimalen Zielpunkt der Tiefen Hirnstimulation bei den betroffenen Patienten“, erklärt Dr.
Psycholyse: Therapie unter Drogeneinfluss
Ein weiteres interessantes Feld ist die Psycholyse, also therapeutische Sitzungen unter Drogeneinfluss. Obwohl in Deutschland umstritten und mit Risiken verbunden, gibt es eine erneute Tendenz zu solchen Therapien, insbesondere bei der Behandlung von Traumapatienten und schwer Depressiven.
Der Frankfurter "Tatort" und die Realität der Psycholyse
Ein Frankfurter "Tatort" thematisierte das Thema Psycholyse auf drastische Weise, indem er eine Gruppensitzung unter Drogen mit Todesfällen zeigte. Obwohl der Krimi überzogen wirkte, spiegelte er einen realen Fall wider, bei dem in Deutschland zwei Patienten bei einem solchen Trip ums Leben gekommen sind.
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Die im Film thematisierte Psycholyse, also therapeutische Sitzungen unter Drogeneinfluss, gibt es aber tatsächlich. In den letzten zehn bis 15 Jahren ändert sich das jedoch: Vor allem in Europa und den USA erzielten psychotrope Substanzen bei der Therapie von Traumapatienten und schwer Depressiven Erfolge und werden wieder in Erwägung gezogen.
Welche Psycho-Drogen werden eingesetzt?
Die meisten bekannten „Psychotrip“-Präparate wie LSD, die Pilzdroge Psilocybin oder der Ecstasy-Inhaltsstoff MDMA sind in Deutschland verboten und dürfen auch nicht benutzt werden, um Menschen damit zu behandeln. Außer mit Sondergenehmigung im Rahmen kontrollierter klinischer Studien - die selten erteilt werden. Anders sieht es mit Ketamin aus, einem Schmerz- und Narkosemittel, das ebenso eine psychotrope Wirkung hat.
Experten rechnen damit, dass in fünf bis zehn Jahren auch in Deutschland psychotrope Medikamente zur Behandlung von einigen psychischen Erkrankungen zugelassen werden. Allein deshalb, weil in Nordamerika und Europa sehr viel dazu geforscht wird - und bereits Erfolge bei der Behandlung von Depressionen, Angststörungen und Traumata erzielt wurden. Weitere Medikamente, die experimentell im Einsatz sind, enthalten (auch wieder) die Ecstasy-Komponente MDMA. Auch Psilocybin, ein Wirkstoff aus Pilzen der Gattung Kahlköpfe, befindet sich im Einsatz. In seiner Wirkung ähnelt Psilocybin dem LSD, wird aber als „sanfter“ oder „wärmer“ beschrieben.
Tragischer Fall in Berlin
Der „Tatort“ könnte auf einen wahren Berliner Fall und Prozess aus den Jahren 2009 und 2010 anspielen, bei dem übrigens Ferdinand von Schirach den Psychotherapeuten verteidigte. Bei einer sogenannten psycholytischen Intensivsitzung mit zwölf Männern und Frauen am 19. September 2009 starben zwei Männer an einer Überdosis der Droge Ecstasy. Mehrere Patienten mussten mit Vergiftungen ins Krankenhaus. Offenbar war ein falsches Abwiegen der Drogenmenge der Grund für eine Überdosierung. Das Berliner Landgericht verurteilte den damals 51-jährigen Arzt zu einer Haftstrafe von vier Jahren und neun Monaten und belegte ihn mit einem lebenslangen Berufsverbot.