Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, von der weltweit etwa 10 Millionen Menschen betroffen sind. Während Tremor (Zittern) eines der bekanntesten Symptome ist, manifestiert sich Parkinson durch eine Vielzahl von motorischen und nicht-motorischen Symptomen. Diese Symptome resultieren aus dem Abbau von Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Gehirn. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der für die Bewegungssteuerung unerlässlich ist. Ein Mangel an Dopamin führt zu den charakteristischen motorischen Symptomen von Parkinson. Dieser Artikel befasst sich mit den motorischen Symptomen von Parkinson, einschließlich Hyperkinesen, und untersucht Behandlungsansätze und Strategien zur Bewältigung dieser Symptome im Alltag.
Motorische Symptome bei Parkinson
Neben dem Zittern umfassen häufige motorische Symptome von Parkinson Steifheit (Rigor), verlangsamte Bewegungen (Bradykinesie) und Gleichgewichts- sowie Koordinationsstörungen. Die Ausprägung dieser Symptome kann variieren und im Tagesverlauf fluktuieren (motorische Fluktuationen).
1. Verlangsamte Bewegung (Bradykinesie)
Bradykinesie ist eines der Hauptmerkmale von Parkinson und beschreibt die Verlangsamung von Bewegungen. Dies kann sich äußern in:
- Verringerte Blinzelfrequenz
- Reduziertes Mitschwingen der Arme beim Gehen
- Schwierigkeiten beim Initiieren von Bewegungen, wie z. B. dem Aufstehen
- Allgemeine Verlangsamung körperlicher Bewegungen.
2. Zittern/Tremor
Zittern ist das bekannteste motorische Symptom von Parkinson. Schätzungsweise 70-90 % der Menschen mit Parkinson erleben im Laufe ihres Lebens Tremor. Es gibt zwei Haupttypen:
- Ruhetremor: Tritt auf, wenn der Körper in Ruhe ist, z. B. beim Sitzen. Der typische Parkinson-Tremor ist der "Pillendreher"-Tremor, bei dem Daumen und Zeigefinger eine rollende Bewegung ausführen.
- Aktionstremor: Tritt bei willkürlichen Bewegungen auf, z. B. beim Essen oder bei der Gartenarbeit.
3. Steifheit und Unbeweglichkeit (Rigor)
Steifheit bezieht sich auf die Unfähigkeit der Muskeln, sich reibungslos zu bewegen. "Ruckartige" Bewegungen werden als Zahnradphänomen bezeichnet. Anhaltende Steifheit kann mit dem Biegen eines Bleirohrs verglichen werden ("lead pipe rigidity"). Dies kann zu folgenden Problemen führen:
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- Schmerzen und Muskelkrämpfe
- "Maskenhaftes" Gesicht (verminderte Mimik)
- Schwierigkeiten bei feinmotorischen Aufgaben wie Schreiben oder Knöpfe schließen
- Veränderte Körperhaltung.
4. Dyskinesie
Dyskinesie ist eine häufige Komplikation bei Parkinson, die sich durch unwillkürliche, unkontrollierbare Bewegungen äußert. Sie kann sich in Form von Verdrehungen, Zuckungen und sich wiederholenden Bewegungen manifestieren. Dyskinesien können unangenehm sein und alltägliche Aktivitäten wie Sprechen, Essen und Anziehen beeinträchtigen.
Dyskinesien treten häufig als Folge der Langzeiteinnahme von Levodopa auf, dem Standardmedikament zur Behandlung von Parkinson. Die Ursache ist komplex und nicht vollständig geklärt. Levodopa ersetzt das fehlende Dopamin und ermöglicht so kontrollierte Bewegungen ("ON"). Mit fortschreitender Degeneration der dopaminergen Neuronen kann der Körper Dopamin nicht mehr selbst produzieren und aufrechterhalten, was zu schwankenden Dopaminspiegeln durch Levodopa führt ("Spitzen" und "Täler").
Ursachen von Hyperkinesen bei Parkinson
Hyperkinesen, insbesondere Dyskinesien, sind oft eine Folge der Langzeitbehandlung mit Levodopa. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind komplex und beinhalten Veränderungen in den Basalganglien, den Hirnstrukturen, die für die Bewegungssteuerung verantwortlich sind.
- Dopamin-Überstimulation: Levodopa erhöht den Dopaminspiegel im Gehirn, was zu einer Überstimulation der Dopaminrezeptoren führen kann. Dies kann zu unwillkürlichen Bewegungen führen.
- Sensibilisierung der Dopaminrezeptoren: Im Laufe der Zeit können die Dopaminrezeptoren im Gehirn empfindlicher auf Dopamin reagieren. Dies bedeutet, dass selbst geringe Mengen an Dopamin eine übermäßige Stimulation und Dyskinesien auslösen können.
- Veränderungen in den Basalganglien: Parkinson führt zu Veränderungen in den Basalganglien, die die Verarbeitung von Bewegungssignalen beeinträchtigen. Diese Veränderungen können die Anfälligkeit für Dyskinesien erhöhen.
- Genetische Faktoren: Einige Studien deuten darauf hin, dass genetische Faktoren eine Rolle bei der Entwicklung von Dyskinesien spielen können.
Behandlungsoptionen für motorische Symptome und Hyperkinesen
Die Behandlung von motorischen Symptomen und Hyperkinesen bei Parkinson zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Die Behandlungsstrategien umfassen:
1. Medikamentöse Behandlung
- Levodopa: Ist nach wie vor das wirksamste Medikament zur Behandlung von Parkinson-Symptomen. Es wird im Gehirn in Dopamin umgewandelt und gleicht den Dopaminmangel aus.
- Dopaminagonisten: Imitieren die Wirkung von Dopamin im Gehirn und stimulieren die Dopaminrezeptoren. Sie können in Kombination mit Levodopa oder als Monotherapie in frühen Stadien der Erkrankung eingesetzt werden.
- MAO-B-Hemmer: Verlangsamen den Abbau von Dopamin im Gehirn, indem sie das Enzym Monoaminooxidase-B (MAO-B) blockieren.
- COMT-Hemmer: Blockieren das Enzym Catechol-O-Methyltransferase (COMT), das ebenfalls am Abbau von Dopamin beteiligt ist. Sie werden in der Regel in Kombination mit Levodopa eingesetzt, um dessen Wirkdauer zu verlängern.
- Amantadin: Kann helfen, Dyskinesien zu reduzieren.
2. Nicht-medikamentöse Behandlung
- Physiotherapie: Kann helfen, die Mobilität, das Gleichgewicht und die Koordination zu verbessern. Ein Physiotherapeut kann in allen Stadien der Krankheit hilfreich sein.
- Ergotherapie: Kann helfen, alltägliche Aktivitäten zu erleichtern und die Selbstständigkeit zu erhalten.
- Logopädie: Kann helfen, Sprach- und Schluckstörungen zu verbessern.
- Regelmäßige körperliche Betätigung: Aerobic-Übungen, Krafttraining und Gleichgewichtsübungen können die motorischen Funktionen verbessern.
3. Chirurgische Behandlung
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Bei der THS wird ein Neurostimulator in das Gehirn implantiert, der elektrische Impulse an bestimmte Hirnbereiche sendet. Die THS kann Symptome wie Tremor, Steifheit und Dyskinesien reduzieren. Sie ist in der Regel Menschen mit fortgeschrittener Parkinson-Erkrankung vorbehalten, die auf Medikamente nicht mehr gut ansprechen.
- Pumpentherapien: Infusionspumpen ermöglichen eine kontinuierliche Medikamentenabgabe, was zu einer stabileren Dopaminversorgung und weniger Fluktuationen führen kann. Es gibt verschiedene Pumpentherapien, z.B. subkutane Foslevodopa/Foscarbidopa-Infusionstherapie, subkutane Apomorphin-Infusionstherapie und intestinale L-Dopa/Carbidopa-Infusion.
- MR-gestützter Ultraschall (MRgFUS): Dieses Verfahren nutzt fokussierten Ultraschall, um gezielt symptomverursachende Strukturen im Gehirn zu behandeln - ohne eine operative Öffnung der Schädeldecke.
4. Änderungen des Lebensstils
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann dazu beitragen, die allgemeine Gesundheit zu verbessern und einige Parkinson-Symptome zu lindern.
- Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann das Gleichgewicht verbessern, die Muskelmasse erhalten und die allgemeine Mobilität erhöhen.
Strategien zur Bewältigung von Hyperkinesen im Alltag
- Anpassung der Medikation: In Absprache mit dem Arzt kann die Dosierung oder der Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme angepasst werden, um Dyskinesien zu reduzieren.
- Zusätzliche Medikamente: Es gibt Medikamente, die speziell zur Kontrolle von Dyskinesien eingesetzt werden können, z. B. Amantadin.
- Entspannungstechniken: Stress kann Dyskinesien verschlimmern. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen.
- Anpassung der Aktivitäten: Es kann hilfreich sein, Aktivitäten so anzupassen, dass sie weniger anstrengend sind und weniger Dyskinesien auslösen.
- Unterstützung suchen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann hilfreich sein, um Strategien zur Bewältigung von Dyskinesien zu entwickeln.
Tägliche Beobachtung der Symptome
Die Überwachung der Parkinson-Symptome ist ein wichtiger Schritt zum Selbstmanagement. Durch das Festhalten der Symptome können Betroffene ein besseres Verständnis für ihren Zustand entwickeln, Trends erkennen und einen Bezugspunkt für Gespräche mit dem Arzt haben.
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