Kann Demenz geheilt werden? Ursachen, Diagnose und Behandlung

Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Verlust von kognitiven Fähigkeiten wie Denken, Erinnern, Sprechen und Orientierung einhergehen. Die Symptome beginnen oft schleichend und verschlimmern sich allmählich, bis sie den Alltag erheblich beeinträchtigen. Obwohl Demenz derzeit nicht heilbar ist, gibt es Möglichkeiten, die Symptome zu behandeln, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Ursachen von Demenz

Die Ursachen von Demenz sind vielfältig, wobei neurodegenerative Prozesse am häufigsten vorkommen. Dazu gehören:

  • Alzheimer-Krankheit: Die häufigste Form der Demenz, bei der sich Eiweiße (Amyloid-beta und Tau-Protein) im Gehirn ablagern und die Nervenzellfunktion stören.
  • Vaskuläre Demenz: Wird durch Schädigungen der Blutgefäße im Gehirn verursacht, die die Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff beeinträchtigen. Ursachen können Schlaganfälle, Arteriosklerose oder Bluthochdruck sein.
  • Frontotemporale Demenz (FTD): Hier sterben Nervenzellen vor allem im Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns ab, was zu Veränderungen im Verhalten, der Persönlichkeit und der Sprache führt.
  • Lewy-Körperchen-Demenz: Bei dieser Form lagern sich Lewy-Körperchen (abnorme Eiweißablagerungen) in den Nervenzellen des Gehirns ab, was zu kognitiven Beeinträchtigungen, Halluzinationen und motorischen Störungen führt.
  • Weitere Ursachen: Seltenere Ursachen von Demenz können Vergiftungen, Stoffwechselstörungen, Vitaminmangelzustände, Alkoholmissbrauch, Hirntumore oder entzündliche Erkrankungen des Gehirns sein. In einigen Fällen kann Demenz auch durch behandelbare Grunderkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion oder Vitamin-B12-Mangel verursacht werden.

Symptome von Demenz

Die Symptome von Demenz können je nach Ursache und betroffenem Hirnbereich variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Gedächtnisstörungen: Schwierigkeiten, sich an aktuelle Ereignisse zu erinnern, wiederholtes Stellen derselben Fragen, Verlegen von Gegenständen.
  • Beeinträchtigung räumlicher und praktischer Fähigkeiten: Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden, Probleme bei der Bedienung von Geräten oder der Ausführung alltäglicher Aufgaben.
  • Orientierungslosigkeit: Verwirrung bezüglich Zeit, Ort und Personen.
  • Sprachstörungen: Wortfindungsstörungen, Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen oder sich auszudrücken.
  • Denk- und Urteilsvermögensstörungen: Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, Probleme bei der Planung und Organisation.
  • Verhaltensänderungen: Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug, Aggressivität.
  • Veränderungen des Schlafverhaltens: Schlafstörungen, nächtliche Unruhe.

Diagnose von Demenz

Eine frühzeitige und genaue Diagnose ist wichtig, um behandelbare Ursachen auszuschließen, die geeignete Therapie einzuleiten und den Betroffenen und ihren Familien zu helfen, sich auf die Erkrankung einzustellen. Die Diagnose umfasst in der Regel folgende Schritte:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte des Patienten und seiner Angehörigen, um Informationen über Symptome, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und Lebensumstände zu erhalten.
  • Körperliche Untersuchung: Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems und des neurologischen Status, um Durchblutungsstörungen oder andere neurologische Ursachen auszuschließen.
  • Neuropsychologische Testung: Durchführung von Tests zur Beurteilung der geistigen Leistungsfähigkeit, insbesondere Gedächtnis, Konzentration, Sprache und Orientierung.
  • Bildgebende Verfahren: Anwendung von CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie), um Veränderungen im Gehirn festzustellen, wie z. B. Hirnabbau, Durchblutungsstörungen oder Tumore.
  • Laboruntersuchungen: Untersuchung von Blut und Nervenwasser, um andere Erkrankungen wie Schilddrüsenstörungen, Vitaminmangel oder Entzündungen auszuschließen.
  • Spezielle Untersuchungen: In einigen Fällen können weitere Untersuchungen wie eineLiquoruntersuchung oder eine Amyloid-PET-Untersuchung erforderlich sein, um die Diagnose zu sichern oder die Art der Demenz genauer zu bestimmen.

Behandlung von Demenz

Obwohl Demenz in den meisten Fällen nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Behandlung umfasst in der Regel eine Kombination aus:

Lesen Sie auch: Kann ein Anfall tödlich sein?

  • Medikamentöse Therapie:
    • Antidementiva: Medikamente wie Acetylcholinesterase-Hemmer (z. B. Donepezil, Rivastigmin) und Memantin können bei Alzheimer-Demenz die Symptome vorübergehend verbessern, indem sie den Mangel an bestimmten Botenstoffen im Gehirn ausgleichen.
    • Medikamente zur Behandlung von Begleitsymptomen: Antidepressiva, Anxiolytika oder Neuroleptika können eingesetzt werden, um Symptome wie Depressionen, Angstzustände, Unruhe oder Schlafstörungen zu lindern.
    • Blutverdünnende Medikamente: Bei vaskulärer Demenz können blutverdünnende Medikamente eingesetzt werden, um weiteren Schlaganfällen vorzubeugen.
    • Leqembi (Lecanemab): Ein neues Medikament, das in Deutschland im April 2025 zugelassen wurde und bei Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen und im Frühstadium der Alzheimer-Demenz eingesetzt werden kann, um die Bildung von Amyloid-Plaques zu verhindern und bestehende Plaques abzubauen.
  • Nicht-medikamentöse Therapie:
    • Kognitives Training: Gezieltes Gedächtnistraining und andere Übungen können helfen, die geistigen Fähigkeiten zu erhalten und den Abbau zu verlangsamen.
    • Ergotherapie: Ergotherapeuten helfen den Betroffenen, ihre Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten oder wiederzuerlangen, indem sie Strategien und Hilfsmittel entwickeln, um alltägliche Aufgaben zu bewältigen.
    • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die körperliche Beweglichkeit und Koordination zu verbessern und Stürzen vorzubeugen.
    • Logopädie: Logopädie kann bei Sprach- und Schluckstörungen helfen.
    • Musiktherapie: Musiktherapie kann die Stimmung verbessern, die Kommunikation fördern und die kognitiven Fähigkeiten stimulieren.
    • Erinnerungsarbeit (autobiografische Arbeit): Durch das Erinnern an frühere Ereignisse und Erfahrungen können positive Emotionen geweckt und die Identität gestärkt werden.
    • Kognitive Stimulation: Gespräche und Aktivitäten, die die geistige Aktivität anregen, können helfen, die kognitiven Fähigkeiten zu erhalten.
    • Kunsttherapie: Kunsttherapie kann den Betroffenen ermöglichen, sich auf nonverbale Weise auszudrücken und ihre Emotionen zu verarbeiten.
    • Tiergestützte Therapie: Der Kontakt mit Tieren kannStress reduzieren, die Stimmung verbessern und die soziale Interaktion fördern.
    • Tanzcafés: Tanzcafés für Menschen mit Demenz fördern die Koordinations- und Bewegungsfähigkeit, die soziale Inklusion und das Wohlbefinden.
  • Unterstützung und Beratung:
    • Beratung für Betroffene und Angehörige: Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen bieten Informationen, Unterstützung und Austauschmöglichkeiten für Betroffene und ihre Familien.
    • Häusliche Pflege: Professionelle Pflegekräfte können die Betroffenen zu Hause unterstützen, um ihre Selbstständigkeit zu erhalten und die Angehörigen zu entlasten.
    • Tagespflege: Tagespflegeeinrichtungen bieten Betreuung und Aktivitäten für Menschen mit Demenz, um ihre soziale Interaktion zu fördern und die Angehörigen zu entlasten.
    • Stationäre Pflege: Wenn die häusliche Pflege nicht mehr möglich ist, kann ein Umzug in ein Pflegeheim erforderlich sein, das auf die Betreuung von Menschen mit Demenz spezialisiert ist.
  • Lebensstiländerungen:
    • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und gesunden Fetten kann die Gehirnfunktion unterstützen.
    • Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität kann die Durchblutung des Gehirns verbessern und das Risiko für vaskuläre Demenz senken.
    • Geistige Aktivität: Regelmäßiges geistiges Training, wie z. B. Lesen, Kreuzworträtsel lösen oder das Erlernen einer neuen Sprache, kann die geistigen Fähigkeiten erhalten.
    • Soziale Kontakte: Soziale Interaktion und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben können die geistige Gesundheit fördern.
    • Ausreichend Schlaf: Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Gehirns und kann das Risiko für Demenz senken.
    • Vermeidung von Risikofaktoren: Vermeidung von Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum und Übergewicht kann das Demenzrisiko reduzieren.

Prävention von Demenz

Obwohl es keine Garantie dafür gibt, Demenz zu verhindern, gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die das Risiko einer Erkrankung senken können:

  • Gesunder Lebensstil: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, geistige Aktivität, soziale Kontakte und ausreichend Schlaf können das Demenzrisiko reduzieren.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Vermeidung von Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und hohen Cholesterinwerten kann das Demenzrisiko senken.
  • Frühe Behandlung von Grunderkrankungen: Die Behandlung von Erkrankungen wie Depressionen, Schilddrüsenstörungen oder Vitaminmangel kann das Demenzrisiko senken.
  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können helfen, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Forschung und Ausblick

Die Demenzforschung ist ein aktives Gebiet, in dem weltweit intensiv nach neuen Wegen zur Prävention, Diagnose und Behandlung von Demenz gesucht wird. Zu den vielversprechendsten Forschungsansätzen gehören:

  • Entwicklung von Biomarkern: Die Suche nach Biomarkern im Blut oder Nervenwasser, die eine frühe Diagnose von Demenz ermöglichen.
  • Entwicklung von Medikamenten: Die Entwicklung von Medikamenten, die die Ursachen der Demenz bekämpfen, z. B. durch die Verhinderung der Amyloid-Plaque-Bildung oder die Förderung des Abbaus von Tau-Protein.
  • Entwicklung von Impfstoffen: Die Entwicklung von Impfstoffen, die das Immunsystem aktivieren, um gegen die schädlichen Ablagerungen im Gehirn vorzugehen.
  • Erforschung von Lebensstilfaktoren: Die Erforschung des Einflusses von Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Bewegung und sozialer Interaktion auf das Demenzrisiko.
  • Gentherapie: Die Entwicklung von Gentherapien, die die genetischen Ursachen der Demenz korrigieren.

Lesen Sie auch: Sicher Autofahren mit Parkinson: Ein Leitfaden für Deutschland

Lesen Sie auch: Corona und das Gehirn: Was wir wissen

tags: #kann #demenz #geheilt #werden #ursachen