Willi Holdorf: Ein Nachruf auf eine Sportlegende

Die deutsche Sportwelt trauert um Willi Holdorf, den Zehnkampf-Olympiasieger von 1964 in Tokio. Er verstarb am Sonntag im Alter von 80 Jahren nach schwerer Krankheit zu Hause in Achterwehr/Schleswig-Holstein, wie seine Ehefrau Sabine Holdorf-Schust bestätigte. Holdorf war der erste deutsche Olympiasieger im Zehnkampf und wurde am 19. Oktober 1964 zum "König der Leichtathleten" gekürt.

Ein Leben für den Sport

Willi Holdorf wurde am 17. Februar 1940 in Blomesche Wildnis bei Glückstadt geboren. Schon früh zeigte sich sein sportliches Talent. Er begann seine sportliche Laufbahn als Fußballer und Handballer, bevor er zur Leichtathletik wechselte. "Da laufe ich mit", meinte der damals 17-Jährige aus einer Laune heraus, als ein Arbeitskollege eine Bezirksmeisterschaft ausrichtete. Mit 19 Jahren wurde er deutscher Jugendmeister im Zehnkampf.

Der Olympiasieg in Tokio 1964

Sein größter Erfolg war der Olympiasieg im Zehnkampf 1964 in Tokio. Nach neun Disziplinen lag Holdorf in Führung, doch der abschließende 1500-Meter-Lauf sollte zur Zitterpartie werden. Sein Konkurrent Rein Aun aus der Sowjetunion war ein starker Läufer, und Holdorf durfte sich maximal 18 Sekunden Rückstand erlauben.

Die Bilder vom abschließenden 1500-Meter-Rennen sind unvergessen: Die letzten Schritte zum Sieg lief er taumelnd in Schlangenlinien. "Mir wurde schwarz vor Augen", berichtete Holdorf einmal. Am Ende kam er elf Sekunden nach Aun ins Ziel und sicherte sich mit 7887 Punkten die Goldmedaille.

"Holdorf war am Ende seiner Kräfte. Aber er holte aus sich selbst Reserven heraus, die niemand hatte vermuten können. Kaum im Ziel, bricht Holdorf zusammen. 4:34,3 Minuten zeigen die Stoppuhren."

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Vielfältige Karriere nach dem Olympiasieg

Trotz des Triumphs von Tokio trat Holdorf mit nur 24 Jahren vom Zehnkampf zurück. "Ich war schon verheiratet, musste eine Familie ernähren und mich um mein Studium kümmern", sagte Holdorf. Doch der Sport blieb ein wichtiger Teil seines Lebens.

Er wechselte wie viele Zehnkämpfer in den Zweierbob und war von 1971 bis 1973 Bremser im Zweier- und Anschieber im Viererbob. 1973 holte er mit Horst Floth EM-Bronze. Daneben war er als Trainer im Fußball (Fortuna Köln) und in der Leichtathletik (SV Bayer 04 Leverkusen) tätig. Als Leichtathletik-Trainer führte er den Stabhochspringer Claus Schiprowski 1968 zu Olympia-Silber.

"Als ich Fortuna übernommen habe, war sie Tabellenletzter und am Ende Vorletzter. Das war nur ein kleiner Erfolg", meinte Holdorf über seine Zeit als Fußballtrainer.

Holdorf war auch Immobilien- und Sportartikelhändler, Schuhvertreter und Bobfahrer. Zudem engagierte er sich im Handball und gehörte dem Aufsichtsrat des THW Kiel an. "Nach der richtungsweisenden Entscheidung, den Handball in eine Profi-Abteilung auszugliedern, war Holdorf als einer von fünf Gründungs-Gesellschaftern maßgeblich an der Entwicklung der Kieler zum erfolgreichsten deutschen Handballclub beteiligt", schrieb der THW auf seiner Homepage.

Ein Vorbild für Generationen

Willi Holdorf war ein Vorbild für viele Sportler. "Wenn man mit dem Zehnkampf beginnt, dann schwebte der Name Willi Holdorf über allen, die danach kamen", sagte Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul. Frank Busemann, Olympia-Zweiter von Atlanta 1996, nannte Holdorf "immer mein Held".

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DOSB-Präsident Alfons Hörmann würdigte Holdorf als einen sympathischen und offenen Charakter, der ihn auch auf seinen späteren Stationen auszeichnete. "Eine Begegnung mit Willi Holdorf war immer lehrreich und unterhaltsam zugleich."

Reaktionen auf seinen Tod

Die Nachricht von Willi Holdorfs Tod löste in der deutschen Sportszene große Betroffenheit aus.

  • Niklas Kaul: "Wenn man mit dem Zehnkampf anfängt, dann gibt es ein paar große Namen. Willi Holdorf stand da ganz, ganz oben."
  • Christian Schenk: "Willi war ein toller Sportsmann und ein sehr guter Unternehmer - und für mich ist er einer der wenigen, die das beides geschafft haben. Er war mein Idol!"
  • Frank Busemann: "Er hat mit seinem Olympiasieg im Zehnkampf das geschafft, was alle wollen. Wenn ich ein Vorbild hatte, dann war es immer Willi."
  • Clemens Prokop: "Die Begegnungen mit ihm waren immer bereichernd, sein norddeutscher Humor ansteckend und seine Geradlinigkeit sehr beeindruckend."

Ehrungen und Auszeichnungen

Für seine sportlichen Leistungen wurde Willi Holdorf vielfach geehrt. Er wurde zum "Sportler des Jahres" gewählt und erhielt das Silberne Lorbeerblatt, die höchste Auszeichnung im deutschen Sport. 2011 wurde er in die "Hall of Fame" des deutschen Sports aufgenommen. Die Goldmedaille von Tokio hängt seit Jahren im Deutschen Sport- und Olympia-Museum in Köln.

Ein Leben voller Höhen und Tiefen

Auch nach seiner aktiven Karriere blieb Willi Holdorf dem Sport verbunden. Er war ein gefragter Gesprächspartner und Ratgeber. 2002 und 2008 erlitt er Schlaganfälle, aber er blieb agil. Sein letzter Traum, eine weitere Reise zu den Olympischen Spielen nach Tokio, ging jedoch nicht mehr in Erfüllung.

Am Sonntag ist Willi Holdorf im Alter von 80 Jahren gestorben. Der deutsche Sport verliert mit ihm eine seiner größten Legenden. Er wird nicht nur als Olympiasieger, sondern auch als Mensch in Erinnerung bleiben, der mit seiner Willenskraft, seinem Kampfgeist und seiner Disziplin viele Menschen inspiriert hat.

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Zitate über Willi Holdorf

  • "Wenn man mit dem Zehnkampf beginnt, dann schwebte der Name Willi Holdorf über allen, die danach kamen." - Niklas Kaul
  • "Er hat mit seinem Olympiasieg im Zehnkampf das geschafft, was alle wollen. Doch er ist immer Mensch geblieben, hatte immer einen Spruch auf den Lippen." - Frank Busemann
  • "Die Begegnungen mit ihm waren immer bereichernd, sein norddeutscher Humor ansteckend und seine Geradlinigkeit sehr beeindruckend." - Clemens Prokop
  • "Willi war ein toller Sportsmann und ein sehr guter Unternehmer - und für mich ist er einer der wenigen, die das beides geschafft haben." - Christian Schenk

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