Zahnschmerzen sind eine weit verbreitete und oft sehr unangenehme Erfahrung. Die Ursachen für Zahnschmerzen sind vielfältig und reichen von Karies bis hin zu Entzündungen außerhalb des Mundraums. Dieser Artikel beleuchtet die häufigsten Ursachen für Zahnschmerzen, insbesondere solche, die auch bei Zähnen ohne Nerv auftreten können, und bietet einen umfassenden Überblick über Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
Häufige Ursachen für Zahnschmerzen
1. Karies (Loch im Zahn)
Zahnkaries entsteht durch Bakterien, die Säuren produzieren und den Zahnschmelz angreifen. Dieser Prozess führt zur Bildung von Löchern im Zahn. Unbehandelt dringen die Säuren immer tiefer ins Innere des Zahns ein.
- Behandlung: Der Zahnarzt reinigt den befallenen Zahn gründlich und entfernt die Karies durch Aufbohren. Anschließend wird das Loch mit einer Füllung verschlossen. Bei tiefer Karies kann die Behandlung umfangreicher sein.
2. Entzündete Zahnwurzeln
Eine Entzündung der Zahnwurzel entsteht meist als Folge von Karies. Wenn die Karies bis zum Wurzelkanal vordringt, kann sich dort eine Entzündung entwickeln.
- Symptome: Andauernde, pulsierende Schmerzen sind typisch. Wenn der Schmerz plötzlich aufhört, kann dies bedeuten, dass der Nerv im Zahn abgestorben ist.
- Behandlung: Der Zahnarzt entfernt das Zahnmark (Pulpa) und damit den Entzündungsherd. Danach werden die Wurzelkanalgänge gereinigt und gefüllt.
3. Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
Eine bakterielle Infektion kann zu einer Entzündung des Zahnfleisches führen. Verletzungen des Zahnfleisches können das Eindringen von Keimen ermöglichen.
- Symptome: Gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch, das bei leichtem Druck blutet.
- Behandlung: Eine professionelle Zahnreinigung und verbesserte Mundhygiene sind notwendig.
4. Freiliegende Zahnhälse
Freiliegende Zahnhälse entstehen durch Zahnfleischrückgang, wodurch das Zahnbein (Dentin) freigelegt wird. Dentin enthält kleine Kanäle, die bis zum Zahnnerv ziehen.
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- Symptome: Schmerzen, insbesondere bei Kontakt mit Kaltem, Heissem oder Süßem.
- Behandlung: Fluoridlack zur Stärkung und Versiegelung der Zähne. Flüssiger Kunststoff kann auf den Zahnhals aufgetragen werden, um die Dentinkanälchen zu verschliessen.
5. Probleme mit Füllungen und Kronen
Füllungen und Kronen können im Laufe der Zeit Risse bilden, verrutschen oder ausfallen.
- Behandlung: Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt, um Füllungen und Kronen bei Bedarf zu überprüfen und zu ersetzen.
6. Zahnfrakturen
Zähne können durch Stürze, Unfälle oder Schläge abbrechen.
- Behandlung: Abhängig von der Art der Fraktur kann der Zahn durch Füllungen rekonstruiert werden. Bei tiefergehenden Frakturen sind andere Maßnahmen erforderlich.
7. Zahnschmerzen durch andere Körperbereiche
Zahnschmerzen können auch durch Probleme außerhalb der Zahnregion verursacht werden, wie z.B. Kopf- oder Ohrenschmerzen oder eine Nasennebenhöhlenentzündung.
- Behandlung: Die Behandlung der zugrunde liegenden Ursache ist notwendig.
Druck im Zahn ohne Schmerzen: Mögliche Ursachen
Auch wenn ein Zahn keine Schmerzen verursacht, kann ein Druckgefühl vorhanden sein. Hier sind einige mögliche Ursachen:
1. Nicht optimal sitzende Füllungen oder Kronen
Wenn eine Füllung oder Krone nicht perfekt angepasst ist, kann dies zu einem Druckgefühl führen.
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- Lösung: Eine schnelle Anpassung durch den Zahnarzt kann Abhilfe schaffen.
2. Reizung der Zahnwurzel
Eine gereizte Zahnwurzel kann Druck beim Beißen oder Kauen verursachen. Dies kann durch feine Risse im Zahn, eine beginnende Entzündung oder Überbelastung entstehen.
3. Fehlbelastungen des Kiefers (Bruxismus)
Zähneknirschen oder starkes Pressen der Zähne, vor allem nachts, führt zu einer Überlastung des Zahnapparates.
- Lösung: Eine maßgefertigte Zahnschiene kann helfen, die Zähne zu entlasten und das Druckgefühl zu reduzieren.
4. Beginnende Zahnprobleme
Druck im Zahn kann auf frühe Zahnprobleme wie Karies im Anfangsstadium oder Entzündungen der Zahnnerven hindeuten.
5. Vorbereitung auf einen Stiftzahn oder Zahnersatz
Wenn ein Zahn bereits geschwächt ist oder ein Stiftzahn geplant wird, kann es zu Druckgefühlen kommen.
Zahnschmerzen ohne Nerv: Ursachen und Behandlungen
Auch nach einer Wurzelkanalbehandlung, bei der der Nerv entfernt wurde, können Schmerzen auftreten. Dies kann verschiedene Ursachen haben:
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1. Postfüllungsbedingte Schmerzen
Nach dem Öffnen, Reinigen und Füllen der Kanäle können Schmerzen auftreten, die jedoch normalerweise von selbst abklingen.
2. Fehler bei der Wurzelkanalbehandlung
- Unvollständige Füllung der Kanäle: Die Kanäle werden nicht vollständig bis zur Wurzelspitze gefüllt.
- Überfüllung der Kanäle: Das Füllmaterial wird über den Apex hinausgeführt.
- Übersehene Kanäle: Teile der Kanäle werden übersehen.
- Perforation: Durchbohrung der Kanalwand mit einem endodontischen Instrument.
- Instrumentenbruch: Ein Teil des endodontischen Instruments verbleibt im Wurzelsystem.
- Unvollständige Entfernung der Pulpa: Eine teilweise Entfernung der Pulpa ist eine häufige Ursache für Schmerzen.
- Verkalkte Wurzelkanäle: Diese sind dann schwer zu öffnen, zu reinigen und gründlich zu desinfizieren.
3. Fehler bei der Wiederherstellung der Zahnkrone
- Zu hohe Füllung: Beeinträchtigt den Biss und verteilt die Kaukraft ungleichmäßig.
- Spalten zwischen Füllung und Zahnwänden: In diese dringen Speisereste und Speichel ein.
4. Entzündlich-infektiöse Prozesse
Auch wenn die Wurzelkanäle perfekt gefüllt sind, können entzündlich-infektiöse Prozesse auftreten.
- Unzureichende Desinfektion: Übermäßiger Einsatz von Antiseptika.
- Schlechte Isolierung der Pulpakammer: Während des Öffnens, Reinigens und Füllens der Wurzelkanäle ist die Verwendung eines Kofferdams unerlässlich.
Behandlung von Schmerzen nach Wurzelkanalbehandlung
- Überempfindlichkeit: Verschwindet von selbst, eventuell NSAIDs zur Linderung.
- Ärztliche Fehler: Erneute Behandlung der Kanäle, oft unter einem dentalen Mikroskop.
- Eitrige Prozesse: Erneutes Öffnen, Entfernen von Eiter, Desinfizieren und erneutes Füllen.
- Schlecht gefüllte Kanäle: Behandlung ohne Entfernung der Krone durch Bohren eines Lochs für den Zugang zum Wurzelsystem.
Ungewöhnlicher Zahnschmerz: Atypische Odontalgie
Die atypische Odontalgie (Phantom-Zahnschmerz) ist ein lang anhaltender Nervenschmerz, der oft an einem Zahn oder in einem Gebiet empfunden wird, wo ein Zahn gezogen wurde. Der Zahnarzt findet aber bei der Untersuchung und in Röntgenbildern keine mögliche Ursache.
- Behandlung: Ausgiebige Diagnostik ist wichtig. Eine vorschnelle weitere Wurzelbehandlung oder das Ziehen eines Zahns wird den Nervenschmerz nicht bessern. Die interdisziplinäre Behandlung ist ähnlich wie die des atypischen Gesichtsschmerzes.
Schmerz im Bereich des Gesichtes
1. Trigeminusneuralgie
Plötzlich einschießende, nur Sekunden andauernde, elektrisierende Schmerzen in einem oder zwei benachbarten Ästen des Nervus trigeminus (Gesichtsnerv).
- Behandlung: Medikamente (Antikonvulsiva), Operationen (Operation nach Jannetta, Thermokoagulation, Ballonkompression, Gammaknifebehandlung).
2. Atypischer Gesichtsschmerz
Ein Gesichtsschmerz, der nicht dem Nervenschmerz (Neuralgie) zugeordnet werden kann. Es handelt sich meist um einen dumpfen, drückenden und in der Tiefe nicht genau einzugrenzenden Schmerz.
- Behandlung: Aufklärung über die Schmerzerkrankung, Vermeidung weiterer operativer Eingriffe, niedrig dosiertes trizyklisches Antidepressivum, Massage, Kälte- oder Wärmeanwendungen, psychotherapeutische Mitbehandlung.
3. Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)
Betrifft das Kiefergelenk oder die Kaumuskulatur.
- Behandlung: Aufbissschiene, Physiotherapie, Eigenmassage der Kaumuskulatur, progressive Muskelentspannung nach Jacobson, psychologische Beratung, trizyklische Antidepressiva in niedriger Dosierung.
Was hilft bei Zahnschmerzen?
- Prävention: Regelmäßige und gründliche Mundhygiene, ausgewogene Ernährung, regelmäßige Zahnarztbesuche.
- Akute Schmerzen: Kühlung, Schmerzmittel (nach Rücksprache mit dem Zahnarzt), zahnärztlicher Notdienst bei starken Schmerzen.
Die Bedeutung der Mundhygiene
Die meisten Ursachen für Zahnschmerzen liegen in mangelnder oder falscher Mundhygiene. Zweimal tägliches Zähneputzen, die Verwendung von Zahnseide und regelmäßige Zahnarztbesuche sind essentiell.