Dieser Artikel befasst sich mit der Bedeutung von Epilepsie-Warnhinweisen und Triggerwarnungen im Allgemeinen. Er untersucht, was sie sind, warum sie wichtig sind und wie sie effektiv eingesetzt werden können, um eine sichere und integrative Umgebung für alle zu gewährleisten.
Einführung in Triggerwarnungen
Immer häufiger finden sich Hinweise am Anfang von Blogartikeln, Büchern, Filmen und Serien, die als Triggerwarnungen, Inhaltswarnungen oder Contentwarnungen bezeichnet werden. Um zu verstehen, wovor diese Warnungen schützen sollen, ist es wichtig, sich zunächst mit dem Begriff "Trigger" auseinanderzusetzen. Das Wort "Trigger" kommt aus dem Englischen und bedeutet "Auslöser". In der Psychologie spricht man auch von Hinweisreizen.
Eine Triggerwarnung ist ein Hinweis, der sensible Inhalte kennzeichnet, um Zuschauern zu ermöglichen, selbst zu entscheiden, ob sie bestimmten Themen ausgesetzt sein möchten oder nicht. Der Begriff "Trigger" stammt ursprünglich aus der Traumaforschung und bezieht sich auf Auslöser, die traumatische Erinnerungen wieder aufleben lassen und zu sogenannten Flashbacks führen können.
Ein Flashback ist ein Wiedererleben des traumatischen Ereignisses, bei dem all die schrecklichen Gefühle wieder hochkommen und auch körperliche Zustände wie Schmerzen nochmals auftreten können. Passiert das im Alltag, zum Beispiel während eines Meetings oder beim Lesen in der Bahn, ist das für die Betroffenen sehr unangenehm. Deshalb sind viele dankbar für Triggerwarnungen, die sie auf den Inhalt vorbereiten. Aber auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie Essstörungen und weiteren Süchten sind Contentwarnungen hilfreich, da entsprechende Inhalte alte Verhaltensmuster triggern könnten.
Seit einiger Zeit werden Triggerwarnungen nicht mehr nur im psychologischen Bereich verwendet, sondern zum Beispiel auch im Diversity-Kontext.
Lesen Sie auch: Kann ein Anfall tödlich sein?
Die Bedeutung von Triggerwarnungen
Triggerwarnungen spielen eine entscheidende Rolle beim Schutz von Personen, die in der Vergangenheit Traumata erlebt haben. Sie ermöglichen es Betroffenen, sich auf potenziell belastende Inhalte vorzubereiten oder diese ganz zu vermeiden. Dies kann dazu beitragen, Flashbacks, Angstzustände und andere negative Reaktionen zu verhindern.
Darüber hinaus fördern Triggerwarnungen Empathie und Verständnis für die Erfahrungen anderer. Sie zeigen, dass sich Content-Ersteller der potenziellen Auswirkungen ihrer Inhalte auf andere bewusst sind und Verantwortung dafür übernehmen.
Beispiele für Trigger und Triggerwarnungen
Menschen können durch unterschiedliche Dinge getriggert werden. Als außenstehende Person ist es nicht einfach, Trigger zu identifizieren. Zum einen ist es ganz unterschiedlich, wovon Menschen sich getriggert fühlen. Bei manchen ist es die bloße Erwähnung eines Themas. Zum anderen sind traumatische Erfahrungen sehr vielfältig. Für viele naheliegend sind Themen wie Kriegstraumata und Kindesmissbrauch. Doch leider hört es damit noch lange nicht auf. Weil wir alle unterschiedliche Lebenswelten haben, sind uns viele Erfahrungen anderer Menschen gar nicht bewusst - sie sind uns einfach fremd.
Trigger können überall dort auftauchen, wo Inhalte präsentiert werden, sei es in Blog- oder Zeitungsartikeln, Social-Media-Postings, Büchern, Filmen, Serien oder Nachrichtensendungen.
Hier sind einige Beispiele für Triggerwarnungen:
Lesen Sie auch: Cortison-Therapie bei Epilepsie im Detail
- TW Tod: Ein kurzer Hinweis auf Social Media, der Leser vor Inhalten über den Tod warnt. Manchmal werden einige Buchstaben auch durch Sternchen ersetzt, um nicht durch das Wort bereits zu triggern: TW T*d.
- Triggerwarnung: In diesem Video geht es um Panikattacken und Traumata.
- Triggerwarnung: Dieser Inhalt enthält Diskussionen über Rassismus und rassistische Erfahrungen, die bei einigen Hörern unangenehme oder belastende Gefühle hervorrufen könnten.
- "The following episode includes scenes of an eating disorder which some viewers may find troubling. Viewer discretion is advised." (Diese Folge enthält Essstörungsszenen, die einige Zuschauer*innen beunruhigend finden könnten. Anschauen auf eigene Verantwortung.)
Richtlinien für die effektive Nutzung von Triggerwarnungen
Um Triggerwarnungen effektiv einzusetzen, sollten Content-Ersteller die folgenden Richtlinien beachten:
- Konkretheit: Warnungen sollten möglichst konkret sein und angeben, welche Themen behandelt werden, z. B. Gewalt, sexuelle Übergriffe, Suizid, etc. Nur wenn „Triggerwarnung“ dasteht, ist das zu unkonkret. Triggert jemanden zum Beispiel nur sexualisierte Gewalt, aber alles andere nicht, dann ist diese Person ja total ausgeschlossen von allen anderen Themen. Es könnte ja der eine Trigger vorkommen. Vor genau diesem Glücksspiel sollen Contentwarnungen schützen.
- Platzierung: Triggerwarnungen sollten gut sichtbar platziert werden, entweder ganz am Anfang des Inhalts oder nur über einzelnen Abschnitten.
- Hervorhebung: Hebe die Triggerwarnung vom Rest des Textes ab, z. B. durch Fettdruck, Kursivschrift oder eine andere Schriftfarbe.
- Vermeidung von Triggern in der Warnung selbst: Ganz wichtig: Die Triggerwarnung selbst darf nicht triggern! Manchmal hilft schon eine aussagekräftige Überschrift, die das (triggernde) Thema verdeutlicht. Aber auch die darf selbst nicht triggern.
- Selbstbestimmung: Schreibe deinen Leser*innen nichts vor - eine Triggerwarnung soll ihnen helfen, selbst zu entscheiden, ob sie sich deinen Text zumuten wollen. Nur weil eine Person Gewalt erfahren hat, heißt das nicht, dass sie mit dem Thema nicht klarkommt.
- Angemessenheit: Triggerwarnungen sollten nur bei wirklich belastenden Inhalten verwendet werden. Bitte nutzen Sie solche Warnungen nicht präventiv für jedes Video, sondern nur, wenn solche Inhalte tatsächlich vorhanden sind. Nur weil jemand Epeleptikerin oder Autistin ist, heißt das nicht, dass sie sich keine Videos anschauen wollen.
Die Kontroverse um Triggerwarnungen
Ob Triggerwarnungen überhaupt etwas bringen, wird kontrovers diskutiert. Einige empfinden sie als Zensur - dabei verstecken sie Inhalte ja nicht, sie warnen nur. Andere sagen, die junge Generation sei zu verweichlicht und scheue die Konfrontation mit unangenehmen Themen.
Es ist wichtig zu erkennen, dass Triggerwarnungen nicht dazu gedacht sind, Inhalte zu verstecken oder zu zensieren. Sie sollen lediglich informieren und den Zuschauern die Möglichkeit geben, informierte Entscheidungen zu treffen.
Epilepsie und lichtempfindliche Anfälle
Ein besonderer Fall von Triggern sind Lichtblitze oder -flimmern, die bei manchen Menschen epileptische Anfälle auslösen können. Dies wird als photosensitive Epilepsie bezeichnet.
Warnhinweise bei lichtempfindlicher Epilepsie:
Wenn du unter Epilepsie leidest oder bereits Anfälle gehabt hast, lass dich vor der Verwendung dieses Produkts von deinem Arzt beraten.
Lesen Sie auch: Ein umfassender Leitfaden zur idiopathischen generalisierten Epilepsie
Manche Menschen sind empfindlich gegenüber Lichtblitzen oder -flimmern oder bestimmten geometrischen Formen und Mustern, leiden möglicherweise unter einer bislang nicht erkannten Epilepsie und können deswegen beim Spielen von Videospielen oder beim Betrachten von Videoinhalten einen epileptischen Anfall erleiden.
Wenn bei dir beim Spielen von Videospielen oder beim Betrachten von Videoinhalten mit Lichtblitzen oder -flimmern oder sonstigen Lichtreizen eines der folgenden Gesundheitsprobleme oder Symptome auftritt, musst du DAS SPIELEN SOFORT BEENDEN und einen Arzt aufsuchen:
- Augenschmerzen
- Sehstörungen
- Migräne
- Muskelzucken
- Krämpfe, unwillkürliche Bewegungen
- Ohnmacht
- Bewusstseinsverlust
- Verwirrung, Orientierungsverlust
Ferner MUSST DU DAS SPIEL SOFORT BEENDEN, wenn eines der folgenden Symptome bei dir auftritt:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Übelkeit
- Müdigkeit
- Symptome ähnlich denen der Reisekrankheit
- Beschwerden oder Schmerzen jeglicher Art beim Spielen, beispielsweise an Augen, Ohren, Händen, Armen oder Füßen.
Wenn die Beschwerden anhalten, suche einen Arzt auf.
Umgang mit Produkten, die Lichtblitze erzeugen können:
- Benutze das Gerät nur in gut beleuchteter Umgebung und achte auf einen ausreichenden Abstand zum TV-Bildschirm.
- Benutze das Produkt nicht übermäßig lang. Wir empfehlen grundsätzlich, das System nicht übermäßig lang zu nutzen und pro Stunde 15 Minuten Spielpause zu machen.
- Spiele möglichst nicht, wenn du müde bist.
- Benutze das Produkt keinesfalls weiter, wenn du ermüdest oder wenn beim Verwenden des Controllers ein unangenehmes Gefühl oder Schmerzen in den Händen oder Armen auftreten.
Wichtig: Bei Epilepsie gelten vor allem Blitzen und Flackern als Trigger. Es gibt das berühmte Beispiel eines japanischen Animations-Films aus den 90er Jahren, der bei zahlreichen Kindern epileptische Anfälle ausgelöst hat. Interessant ist daran auch, dass viele Personen Anfälle bekommen können, bei denen bisher keine Epilepsie erkannt wurde.
Zusätzliche Überlegungen
- Digitale Barrierefreiheit: Unerwünschte Effekte in Web-Applikationen und Videos sind relativ häufig und manchmal unvermeidbar. Trigger-Warnungen kommen nach meinem Wissen in der digitalen Barrierefreiheit bisher nicht vor. Ich möchte hier diskutieren, wann sie sinnvoll sein können und wie sie umsetzbar sind.
- WCAG-Richtlinien: Daher lautet die Empfehlung, sich an die WCAG zu halten, was die Identifikation möglicher Trigger angeht. Es gibt vor allem zwei Kriterien in der WCAG 2.2, die auf das Thema eingehen. Das oben genannte Kriterium bezieht sich auf Animationen, die von der Anwendung ausgelöst werden. Daneben gibt es das AAA-Kriterium 2.3.3 Animation from Interactions, welches sich auf Effekte bezieht, die durch den Nutzer durch Interaktion ausgelöst werden, also etwa durch Klicken auf ein UI-Element. Auch hier kann es ja Effekte geben wie Blinken oder Blitzen. Solche Effekte sollen vollständig abschaltbar sein, wenn sie nicht für die Anwendung unerlässlich sind. Daneben gibt es SC 2.3.1: Three Flashes or Below Threshold, wiederum mit DeepL übersetzt. Vom letzteren Kriterium gibt es noch eine AAA-Version, 2.3.2 Three Flashes, die generell kein Blitzen und Flackern erlaubt.
- Konfigurationsmöglichkeiten: In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, Konfigurations-Möglichkeiten innerhalb der Apps anzubieten. Bietet man solche Optionen an, sollten sie möglichst leicht in den Einstellungen auffindbar sein.
Epi-Care free: Ein Epilepsiealarm
Epi-Care free wurde entwickelt, um tonisch-klonische Anfälle zu registrieren und Alarm auszulösen. Die eingebaute Elektronik des Armbands erkennt die charakteristischen Zuckungen, die bei Krampfanfällen auftreten.
Epi-Care free reagiert nicht auf alltägliche Bewegungen, beispielsweise beim Essen, Lesen oder Schlafen.
Klinische Test haben gezeigt, dass Epi-Care 91% aller tonisch-klonischen Epilepsieanfälle erkennt. Epi-Care free wird als Armband getragen und kann deshalb tagsüber und nachts verwendet werde. Dies führt zu mehr Selbstständigkeit, weil Pflegepersonen nicht dauerhaft anwesend sein müssen.
Wie funktioniert Epi-Care free?
Sie legen das Armband ums Handgelenk, schalten das Tischgerät ein und der Alarm ist einsatzbereit. Es sind keine Einstellungen notwendig. Das Armband sollte einmal pro 24 Stunden etwa eine Stunde lang aufgeladen werden, wenn der Benutzer nicht allein ist, zum Beispiel während des Frühstücks oder Abendessens.
Mit Epi-Care free ist es einfach, ein Anfallstagebuch zu führen. Im Tischgerät wird ein Dokumentation mit u.a. Alarmweiterleitung
- Reichweite von ca.
- Akku24 Stunden Akkulaufzeit
- Eingebaute, wiederaufladbare Lithium-Ionen Batterie
Epi-Care free wurde im dänischen Epilepsiekrankenhaus Filadelfia, im dänischen Rigshospital sowie im Epilepsiezentrum Bethel in Bielefeld klinisch getestet. Auf Grundlage der klinischen Tests stellten die Ärzte fest, dass der Epi-Care free Alarm ein wichtiges Hilfsmittel für Menschen mit tonisch-klonischen Anfällen ist.