Hoher Blutdruck und Schlaganfall: Ursachen und Zusammenhang

Schlaganfälle sind eine der Hauptursachen für Tod und Behinderung weltweit. Seit den 1990er Jahren gab es zwar Bemühungen, die Sterblichkeit durch Schlaganfälle zu senken, doch in Europa erleiden jährlich über eine Million Menschen einen Schlaganfall. Diese Zahl wird voraussichtlich auf 1,5 Millionen bis 2025 steigen, was vor allem auf die alternde Bevölkerung zurückzuführen ist. Einer der größten Risikofaktoren für einen Schlaganfall ist Bluthochdruck.

Was ist Bluthochdruck?

Beim Messen des Blutdrucks werden zwei Werte ermittelt: der systolische und der diastolische Wert. Ein Blutdruck von etwa 120/80 mmHg gilt allgemein als normal. Von hohem Blutdruck oder Hypertonie spricht man bei Werten über 140/90 mmHg. Die European Society of Hypertension (ESH) unterteilt Bluthochdruck in drei Grade:

  • Milder Bluthochdruck (Hypertonie Grad 1): 140-159 mmHg / 90-99 mmHg
  • Mittelschwerer Bluthochdruck (Hypertonie Grad 2): 160-179 mmHg / 100-109 mmHg
  • Schwerer Bluthochdruck (Hypertonie Grad 3): über 180 mmHg / über 110 mmHg

Bluthochdruck ist weit verbreitet bei Schlaganfallpatienten. Bis zu 75 % der Menschen, die einen akuten Schlaganfall erleiden, haben gleichzeitig Bluthochdruck. Studien zeigen, dass das Risiko für einen Schlaganfall mit steigenden Blutdruckwerten zunimmt. Ungefähr zwei Drittel der Betroffenen sind zwischen 45 und 69 Jahre alt. Jüngere Männer haben ein höheres Schlaganfallrisiko als Frauen, aber diese Inzidenz kann sich im Alter von 75 Jahren umkehren.

Wie Bluthochdruck das Schlaganfallrisiko erhöht

Bluthochdruck führt mit der Zeit zu einer Verengung und Verhärtung der Blutgefäße, einem Prozess, der als Arteriosklerose bekannt ist. Dies schädigt die Arterien im ganzen Körper und schafft Bedingungen, unter denen sie leichter platzen oder verstopfen können. Infolgedessen haben Menschen mit hohem Blutdruck ein sechs- bis achtfach höheres Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, als Menschen mit normalem Blutdruck. Studien haben gezeigt, dass die Höhe des Blutdrucks eine wichtige Rolle spielt: Je höher der Blutdruck, desto höher das Schlaganfallrisiko.

Was passiert bei einem Schlaganfall?

Ein Schlaganfall tritt auf, wenn ein Blutgefäß, das zum Gehirn führt, entweder durch ein Gerinnsel verengt oder blockiert wird (ischämischer Schlaganfall) oder platzt (hämorrhagischer Schlaganfall). In beiden Fällen erhält ein Teil des Gehirns nicht mehr genügend Blut und Sauerstoff, was zum Absterben von Gehirnzellen führt. Da das Gehirn Bewegungen und Gedanken steuert, äußert sich ein Schlaganfall oft durch eine verminderte Fähigkeit zu denken, sich zu bewegen und zu funktionieren. Symptome wie Sprach-, Gedächtnis- oder Sehstörungen können ebenfalls auftreten. Schwere Schlaganfälle können zu Lähmungen oder sogar zum Tod führen.

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Zwei Arten von Schlaganfällen

Hoher Blutdruck belastet alle Blutgefäße im Körper, einschließlich derer, die zum Gehirn führen. Diese Belastung schädigt mit der Zeit die Wände der Blutgefäße, wodurch sie unflexibler und enger werden - es entsteht also Atherosklerose. Durch den hohen Druck kommt es im ungünstigsten Fall auch zu einer Verkalkung der Halsschlagader oder kleinerer Hirnarterien. Das wiederum schränkt den Blutfluss zum Gehirn ein. Es gibt zwei Haupttypen von Schlaganfällen:

Hirninfarkt oder ischämischer Schlaganfall

Arteriosklerose kann zu Verkalkungen führen, durch die ein Blutgerinnsel entsteht. Wird dieses mit dem Blutstrom ins Gehirn gespült, kann es die Blutversorgung blockieren und ein Gefäß verstopfen. Diese Art des Schlaganfalls, der durch eine Mangeldurchblutung von Hirnarealen entsteht, wird Hirninfarkt oder ischämischer Schlaganfall genannt.

Ischämische Schlaganfälle machen über 85 % aller Schlaganfälle aus. Eine Blockade der Blutversorgung erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls oder einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA). TIAs, auch "Mini-Schlaganfälle" genannt, werden durch ein vorübergehendes Gerinnsel verursacht und sind ein ernstzunehmendes Warnzeichen. Die Auswirkungen eines ischämischen Schlaganfalls können oft rückgängig gemacht oder drastisch reduziert werden, wenn die Behandlung innerhalb von drei Stunden erfolgt.

Hirnblutung oder hämorrhagischer Schlaganfall

Die zusätzliche Belastung, die der Bluthochdruck auf die Blutgefäße ausübt, kann zu einer Blutung im oder um das Gehirn führen. Wenn ein geschwächtes Blutgefäß im Gehirn platzt, tritt das Blut in das umliegende Gewebe ein und übt Druck auf die empfindlichen Nervenzellen aus. Diese werden als Folge nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Dies wird als hämorrhagischer Schlaganfall oder intrazerebrale Blutung bezeichnet. Diese Art des Schlaganfalls tritt im Vergleich zum Hirninfarkt deutlich seltener auf.

Warnzeichen eines Schlaganfalls erkennen

Es ist wichtig, die Warnzeichen eines Schlaganfalls zu erkennen, da eine schnelle Behandlung entscheidend sein kann. Achten Sie auf folgende Anzeichen, die meist plötzlich auftreten:

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  • Taubheit oder Schwäche im Gesicht, Arm oder Bein, besonders auf einer Seite des Körpers (hängende Gesichtshälfte oder ungleichmäßiges Lächeln).
  • Armschwäche, die sich in einem geschwächten oder gar tauben Arm äußert.
  • Verwirrung, undeutliches Sprechen oder Probleme beim Verstehen von Sprache
  • Sehschwierigkeit auf einem oder beiden Augen
  • Mühe beim Gehen, Schwindel, Gleichgewichts- oder Koordinationsverlust
  • Starker Kopfschmerz ohne bekannte Ursache

Bei Auftreten eines oder mehrerer dieser Symptome sollte sofort der Notruf (112) gewählt werden.

Wie man das Schlaganfallrisiko durch Kontrolle des Blutdrucks reduziert

Um das Schlaganfallrisiko zu reduzieren, ist es wichtig, den Bluthochdruck unter Kontrolle zu bringen. Prof. Dr. med. Joachim Röther von der Deutschen Herzstiftung erklärt: „Bei einem Bluthochdruck kann die Senkung des oberen Wertes um nur 10 mmHg das Schlaganfall-Risiko bereits um die enorme Zahl von fast 40 Prozent verringern“.

Neben Medikamenten können Betroffene auch selbst viel zur Senkung ihres Blutdrucks beitragen:

  • Weniger Salz, Zucker und gesättigte Fette essen (hauptsächlich von Fleisch und Geflügel).
  • Mehr Ballaststoffe, Obst und grünes Blattgemüse essen.
  • Ein gesundes Gewicht halten.
  • Nicht rauchen.
  • Den Alkoholkonsum einschränken.
  • Regelmäßig Sport treiben, idealerweise fünfmal pro Woche 30 Minuten.
  • Stress reduzieren, um das Herz zu entlasten.

Weitere Risikofaktoren für Schlaganfall

Neben Bluthochdruck gibt es noch weitere Risikofaktoren, die das Schlaganfallrisiko erhöhen können:

  • Herzerkrankungen: Insbesondere Vorhofflimmern und bestimmte Herzklappenerkrankungen erhöhen das Risiko, da sie zur Bildung von Blutgerinnseln im Herzen führen können, die ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall verursachen können.
  • Diabetes mellitus: Diabetes schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko für Arteriosklerose, was das Schlaganfallrisiko zwei- bis viermal erhöht.
  • Bewegungsmangel und Übergewicht: Diese Faktoren können zu Bluthochdruck und Diabetes führen und somit das Schlaganfallrisiko erhöhen.
  • Rauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße, senkt die Sauerstoffaufnahme im Blut und erhöht den Blutdruck, was das Schlaganfallrisiko zwei- bis vierfach erhöht.
  • Fettstoffwechselstörungen: Insbesondere ein erhöhter LDL-Cholesterinspiegel (das "schlechte" Cholesterin) begünstigt Arteriosklerose und erhöht das Schlaganfallrisiko.
  • Familiäre Veranlagung: Wenn in der Familie bereits Schlaganfälle aufgetreten sind, ist das Schlaganfallrisiko erhöht.

Regelmäßige Blutdruckkontrolle ist wichtig

Ein wesentliches Problem ist, dass Bluthochdruck oft unerkannt bleibt, da er meist keine Schmerzen verursacht. Um das Risiko eines Schlaganfalls zu vermeiden, sollte jeder Mensch seinen Blutdruck kennen und regelmäßig kontrollieren lassen. Regelmäßige Blutdruckmessungen sind besonders wichtig, wenn Änderungen der Blutdruckmedikamente erfolgen oder wenn Beschwerden auftreten, die mit Bluthochdruck in Zusammenhang stehen können, wie Schwindel, Kopfschmerzen, innere Unruhe und Nasenbluten. Viele Mediziner empfehlen, ab dem 40. Lebensjahr mindestens halbjährlich den Blutdruck zu messen, besonders wenn Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhanden sind (Übergewicht, Rauchen, hohe Blutfettwerte, Bewegungsmangel, Stress).

Vorbeugung ist der beste Schutz

Die meisten Schlaganfälle sind vermeidbar. Ein gesunder Lebensstil, die Kontrolle von Risikofaktoren und die regelmäßige Überwachung des Blutdrucks sind entscheidend, um das Schlaganfallrisiko zu senken. Es ist wichtig, Schlaganfall-Warnzeichen zu erkennen und sofort medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, da "Zeit Gehirn ist".

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