Corona-Impfung und das Risiko von Parkinson: Was Sie wissen sollten

Die Corona-Impfung ist ein großer Erfolg und ihr Nutzen überwiegt bei Weitem die Risiken, wie die Daten der Ständigen Impfkommission (STIKO) belegen. Dennoch bleiben Fragen zu möglichen Impfkomplikationen und deren Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson bestehen. Dieser Artikel beleuchtet die aktuelle Studienlage, mögliche Risiken und gibt Empfehlungen für Parkinson-Patienten im Zusammenhang mit der COVID-19-Impfung.

Impfkomplikationen: Ein seltenes, aber reales Problem

Wenn es nach einer Impfung gesundheitliche Probleme gibt, sind Ärzte verpflichtet, diese dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zu melden. Bis Ende 2021 gab es etwa 250.000 Verdachtsfallmeldungen, was 100-mal mehr Meldungen als bei anderen Impfungen sind. Dies ist jedoch auch darauf zurückzuführen, dass noch nie so viele Menschen in so kurzer Zeit geimpft wurden und die Öffentlichkeit aufmerksamer ist.

Häufige Impfreaktionen

Am häufigsten werden sogenannte "Impfreaktionen" berichtet: Schmerzen an der Einstichstelle, grippeähnliche Symptome. Sie sind oft heftiger als bei anderen Impfungen, verschwinden aber nach ein paar Tagen. Im Grunde belegen sie, dass die Impfung wirkt und das Immunsystem aktiviert.

Echte Impfkomplikationen

Es gibt auch echte Impfkomplikationen: ungewöhnliche und schwerwiegendere Gesundheitsfolgen. Etwa der anaphylaktische Schock - eine lebensgefährliche allergische Reaktion. Dieses Problem war schon in den Zulassungsstudien mit mehreren zehntausend Personen aufgefallen. Bei den Vektorimpfstoffen von AstraZeneca und Johnson & Johnson kann es zu lebensgefährlichen Sinusvenenthrombosen kommen. Bei den mRNA-Impfstoffen gibt es ein erhöhtes Risiko für Entzündungen am Herzen.

Corona-Impfung und neurologische Beschwerden

Einige Menschen berichten nach der Impfung über Erschöpfungszustände, Dauerschmerzen oder eine Verlangsamung des Denkens, ähnlich wie bei Long-Covid. Es ist jedoch noch unklar, ob diese Post-Vac-Beschwerden wirklich mit der Impfung zusammenhängen.

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Das Problem der Kausalität

Der Berliner Neurologie-Professor Harald Prüß erklärt das Problem der Kausalität an einem Beispiel: Jeden Tag erhalten in Deutschland 30 Personen die Diagnose Multiple Sklerose. In der Impfkampagne wurden zum Teil über eine Millionen Menschen am Tag geimpft. Wenn also jemand nächste Woche die Diagnose Multiple Sklerose bekäme und diese Woche eine Impfung erhalten hätte, wäre er absolut davon überzeugt, dass da ein Zusammenhang sein muss. Aber gehört er nicht vielleicht doch zu den 30 am Tag, die diese Diagnose eben in jedem Fall bekommen hätten? Ist da wirklich ein Impfzusammenhang?

Corona und Parkinson: Gibt es einen Zusammenhang?

SARS-CoV-2 beeinträchtigt auch Dopamin-Neurone und lässt sie altern - jene Nervenzellen, die bei Parkinson zugrunde gehen. Eine Studie in der Fachzeitschrift „Cell Stem Cell“ zeigte, dass eine SARS-CoV-2-Infektion von Dopamin-Neuronen eine „entzündliche Alterungsreaktion“ dieser Zellen auslöst.

Mögliche Mechanismen

Demnach kommen drei Mechanismen infrage, über die das Coronavirus Parkinson auslösen oder seinen Ausbruch zumindest beschleunigen könnte:

  1. Schäden an Blutgefäßen: Das Virus verursacht Schäden an Blutgefäßen, auch des Gehirns.
  2. Körperweite Entzündungen: Die Neuronen im Mittelhirn gelten als besonders sensibel gegenüber systemischen Entzündungen.
  3. Direkter Angriff auf Gehirnzellen: Die dopaminergen Neuronen besitzen hohe Dichten des ACE2-Rezeptors, den das Virus für den Zelleintritt braucht.

Langfristige Überwachung von Corona-Patienten

Die Studienautoren schlagen vor, COVID-19-Patienten in den kommenden Jahren engmaschig auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Parkinson-Symptomen zu überwachen. Sie identifizierten die Wirkstoffe Riluzol, Metformin und Imatinib, die die Corona-bedingte Alterung der Dopamin-Neurone verhindern könnten, indem sie die SARS-CoV-2-Infektion blockieren.

Einschränkungen der Forschung

Allerdings schränken die Studienautoren ihre Forschung ein, da die Infektion nur einen relativ kleinen Prozentsatz der Dopamin-Neuronen betrifft. Die klinische Relevanz für den einzelnen Patienten ist daher noch nicht bekannt.

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Empfehlungen für Parkinson-Patienten

Die COVID-19-Impfstoffe induzieren die Immunisierung durch Mechanismen, die nicht mit dem neurodegenerativen Prozess von Parkinson interagieren. Es gibt derzeit keine spezifischen Gründe, warum Patienten mit Parkinson Syndrom die COVID-19 Impfung mit den zugelassenen Impfstoffen weniger gut vertragen sollten, oder die Impfung weniger gut wirken sollte, als bei Gesunden gleichen Alters.

Priorisierung bei der Impfung

Parkinson-Patienten gehören zur Gruppe mit der dritthöchsten Priorität, es sei denn, sie fallen aus anderen Gründen in Gruppe 1 oder 2. Das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf ist bei Parkinson-Patienten sehr differenziert zu betrachten. Weitere Faktoren, wie Alter, Begleiterkrankungen oder bestimmte medikamentöse Therapien spielen eine Rolle.

Maßnahmen zur Infektionsvermeidung

Parkinson-Betroffene müssen grundsätzlich keine besonderen Maßnahmen ergreifen. Es ist aber in Übereinstimmung mit der MDS-Stellungnahme schon aufgrund des oft höheren Lebensalters von Parkinson-Patienten für dringend erforderlich, die Bedeutung von Maßnahmen zum Schutz vor einer Infektion für alle Patienten mit Parkinson zu betonen und empfehlen dringend, die allgemeinen Maßnahmen und Vorgaben einzuhalten, um eine Exposition gegenüber dem Virus zu vermeiden.

Schutzimpfung

Die Österreichische Parkinsongesellschaft rät von Parkinson Betroffenen daher klar und ausdrücklich, die Möglichkeit der COVID-19- Schutzimpfung in Anspruch zu nehmen. Es gibt derzeit keine spezifischen Gründe, warum Patienten mit Parkinson Syndrom die COVID-19 Impfung mit den zugelassenen Impfstoffen weniger gut vertragen sollten, oder die Impfung weniger gut wirken sollte, als bei Gesunden gleichen Alters.

Fazit

Die Corona-Impfung ist ein wichtiger Schutz vor einem schweren COVID-19-Verlauf, auch für Parkinson-Patienten. Es gibt zwar Berichte über mögliche Impfkomplikationen und einen möglichen Zusammenhang zwischen Corona und Parkinson, aber die Studienlage ist noch nicht eindeutig. Parkinson-Patienten sollten sich daher von ihrem Arzt beraten lassen und die allgemeinen Maßnahmen zur Infektionsvermeidung einhalten.

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Weitere Forschung notwendig

Es ist wichtig, im weiteren Verlauf der Corona-Pandemie zu beobachten, ob und wie viele weitere Fälle von plötzlich auftretendem Parkinson bei Covid-Patienten auftreten. Auch die langfristigen Auswirkungen der Corona-Infektion auf das Gehirn und das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen müssen weiter untersucht werden.

Anlaufstellen für Betroffene

An der Uniklinik Marburg wurde eine Anlaufstelle namens "PostVac" eingerichtet für gesundheitliche Beschwerden nach der Impfung. Betroffene können sich dort untersuchen lassen.

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