Hirnhautentzündung: Sterblichkeit, Ursachen und Prävention

Die Hirnhautentzündung, auch Meningitis genannt, ist eine Entzündung der Hirnhäute, die meist durch Bakterien oder Viren verursacht wird. Typische Symptome sind Fieber, Kopfschmerzen und Nackensteife. Die Erkrankung kann lebensbedrohlich sein und erfordert eine sofortige Behandlung im Krankenhaus.

Ursachen der Hirnhautentzündung

Eine Hirnhautentzündung kann durch verschiedene Erreger und Reize ausgelöst werden. In Deutschland sind vor allem Bakterien wie Meningokokken, Pneumokokken, Listerien oder Haemophilus influenzae sowie Viren wie Masernvirus, Herpesvirus oder Eppstein-Barr-Virus die Ursache. Seltener sind Pilze, Parasiten oder nicht-infektiöse Ursachen wie Autoimmunerkrankungen oder Medikamente verantwortlich.

Infektiöse Ursachen

  • Bakterien: Bakterielle Hirnhautentzündungen werden häufig durch Meningokokken, Pneumokokken und Haemophilus influenzae verursacht. Diese Erreger können über das Blut oder durch direkte Ausbreitung von Entzündungen im Kopfbereich zu den Hirnhäuten gelangen.
  • Viren: Virusbedingte Hirnhautentzündungen werden oft durch Enteroviren, Herpesviren oder FSME-Viren verursacht. Diese verlaufen meist milder als bakterielle Hirnhautentzündungen, können aber auch schwere Verläufe verursachen.
  • Pilze und Parasiten: Pilz- oder Parasiteninfektionen als Ursache einer Hirnhautentzündung sind selten und betreffen meist abwehrgeschwächte Patienten.

Nicht-infektiöse Ursachen

Neben den infektiösen Ursachen gibt es auch nicht-infektiöse Ursachen für eine Hirnhautentzündung. Dazu gehören Autoimmunerkrankungen wie SLE, Sarkoidose und Morbus Wegener, Krebserkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten.

Übertragungswege

Die Erreger einer Hirnhautentzündung können auf verschiedenen Wegen zu den Hirnhäuten gelangen:

  • Hämatogene Streuung: Über den Blutweg können Bakterien oder Viren die Blut-Hirn-Schranke überwinden und in die Hirnhäute gelangen.
  • Per continuitatem: Bei Entzündungen im Nasen- und Rachenraum (z. B. Otitis, Sinusitis) können sich die Erreger direkt zu den Hirnhäuten ausbreiten.
  • Direkte Übertragung: Durch Tröpfcheninfektion können Meningokokken direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Symptome der Hirnhautentzündung

Die Symptome einer Hirnhautentzündung können je nach Art der Entzündung variieren. Die klassische Symptom-Trias besteht aus Nackensteifigkeit, hohem Fieber und Bewusstseinsminderung. Allerdings müssen nicht alle drei Symptome vorhanden sein, um eine Hirnhautentzündung zu diagnostizieren.

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Weitere Symptome

  • Heftige Kopfschmerzen
  • Licht- und Geräuschempfindlichkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Neurologische Symptome wie Reizbarkeit, Schläfrigkeit, Bewusstseinseintrübung, Krampfanfälle und Hirnnervenlähmungen

Symptome bei Säuglingen und Kindern

Bei Kindern sind die Symptome oft unspezifischer. Sie können reizbar, lethargisch und weinerlich sein. Säuglinge können ein spitzes, schrilles Schreien oder anhaltendes Wimmern zeigen sowie eine ausgeprägte Trinkschwäche haben. Weitere Symptome sind:

  • Vorgewölbte Fontanelle
  • Kalte Extremitäten und blasse Hautfarbe
  • Berührungsempfindlichkeit
  • Schlaffheit oder Opisthotonus
  • Atembeschwerden
  • Hauterscheinungen wie Petechien

Diagnose der Hirnhautentzündung

Bei Verdacht auf eine Hirnhautentzündung ist eine schnelle Diagnose entscheidend. Neben der Anamnese und der körperlichen Untersuchung werden verschiedene diagnostische Verfahren eingesetzt:

  • Neurologische Untersuchung: Prüfung auf Hirnnervenlähmungen, Bewusstseinszustand und Meningismus-Zeichen (Brudzinski-Zeichen, Kernig-Zeichen, Lasègue-Zeichen)
  • Laboruntersuchungen: Blutuntersuchung zur Bestimmung von Entzündungswerten (BSG, Leukozyten, CRP, Procalcitonin, Interleukin-6) und Blutkultur
  • Liquoruntersuchung: Entnahme von Liquor durch Lumbalpunktion und Untersuchung auf Zellzahl, Proteingehalt, Glukose, Laktat und Erreger

Behandlung der Hirnhautentzündung

Die Behandlung der Hirnhautentzündung richtet sich nach der Ursache der Erkrankung.

Bakterielle Hirnhautentzündung

Eine bakterielle Hirnhautentzündung ist ein medizinischer Notfall und muss sofort mit Antibiotika behandelt werden. In der Regel wird eine intravenöse Antibiotikatherapie mit einem Breitspektrumantibiotikum begonnen. Nach Erregernachweis kann die Therapie auf einen spezifischen antibakteriellen Wirkstoff umgestellt werden.

Virale Hirnhautentzündung

Eine unkomplizierte virale Hirnhautentzündung heilt meist spontan ohne weitere Folgen. Bei schweren Verläufen oder bei Nachweis von Herpesviren kann eine Behandlung mit Virostatika (z. B. Aciclovir) erforderlich sein.

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Weitere Maßnahmen

  • Überwachung auf der Intensivstation oder in einer neurologischen Abteilung
  • Oberkörperhochlagerung zur Vorbeugung von erhöhtem Hirndruck
  • Infusionen mit Mannitol zur Senkung des Hirndrucks
  • Liquordrainage in schweren Fällen
  • Antikonvulsiva bei Krampfanfällen
  • Schmerzmittel und fiebersenkende Mittel

Isolation

Um Ansteckungen zu vermeiden, wird der Patient die ersten 24 Stunden nach Beginn einer wirksamen Antibiotikatherapie isoliert.

Antibiotische Postexpositionsprophylaxe

Personen, die im Zeitraum von einer Woche vor bis 24 Stunden nach Beginn einer wirkungsvollen antibiotischen Therapie engen Kontakt mit dem Patienten hatten, wird die vorbeugende Einnahme von Antibiotika empfohlen (z. B. Rifampicin über 2 Tage, Schwangeren stattdessen Ceftriaxon intravenös oder intramuskulär).

Sterblichkeit und Komplikationen

Die Sterblichkeit bei Hirnhautentzündung variiert je nach Erreger und Allgemeinzustand des Patienten. Die bakterielle Meningitis hat eine Sterblichkeit von bis zu 30 %. Unbehandelt führt die tuberkulöse Meningitis zum Tod.

Mögliche Komplikationen

  • Hirnödem und Hirndrucksteigerung
  • Septische Sinusvenenthrombose
  • Hydrozephalus
  • Schädigung des Hörapparates mit Taubheit und Schwindel
  • Hirnnervenlähmungen
  • Epileptische Krampfanfälle
  • Hirnabszess
  • Neurologische Folgeschäden wie Hirnnervenlähmungen, Halbseitenlähmung, Krampfanfälle, Hydrozephalus, Einschränkungen des Intellekts, Lernschwierigkeiten sowie Schädigungen des Innenohrs mit resultierender Taubheit

Prävention der Hirnhautentzündung

Gegen einige Erreger der Hirnhautentzündung gibt es Schutzimpfungen.

Impfungen

  • Meningokokken-Impfung: Impfstoffe gegen die Meningokokkentypen A, B, C, W und Y sind verfügbar und werden je nach Exposition empfohlen. In Deutschland wird die Impfung gegen Meningokokken C als Standardimpfung für alle Kinder im 2. Lebensjahr empfohlen.
  • Pneumokokken-Impfung: Die Pneumokokken-Impfung wird seit 2006 für alle Kinder im ersten Lebensjahr empfohlen. Auch ältere und abwehrgeschwächte Menschen sowie Träger von Cochlea-Implantaten sollten sich impfen lassen.
  • Hib-Impfung: Die Hib-Impfung gegen Hämophilus influenzae wird allen Kindern empfohlen.
  • FSME-Impfung: In Risikogebieten (Teile Deutschlands und Osteuropas) wird die Impfung gegen FSME empfohlen.
  • MMR-Impfung: Die MMR-Impfung schützt auch vor Mumps, Masern und Röteln, die ebenfalls eine Hirnhautentzündung verursachen können.
  • Poliomyelitis-Impfung: Durch die Impfung gegen Poliomyelitis sind die Erkrankungszahlen in Deutschland gegen null gegangen.

Weitere Präventionsmaßnahmen

  • Hygienemaßnahmen: Regelmäßiges Händewaschen und Vermeidung von engem Kontakt mit Erkrankten können das Ansteckungsrisiko reduzieren.
  • Antibiotische Postexpositionsprophylaxe: Enge Kontaktpersonen von Patienten mit bakterieller Hirnhautentzündung sollten eine vorbeugende Antibiotikatherapie erhalten.

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