Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen grundlegend verändern kann. Nach einem ersten Schlaganfall besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für einen erneuten Schlaganfall, ein sogenanntes Rezidiv. Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 70.000 Menschen einen erneuten Schlaganfall. Dieses Risiko zu verstehen und zu minimieren, ist von entscheidender Bedeutung für die langfristige Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen.
Risikofaktoren für einen erneuten Schlaganfall
Verschiedene Faktoren können das Risiko eines erneuten Schlaganfalls erhöhen. Dazu gehören:
- Nicht beeinflussbare Risikofaktoren: Alter, Geschlecht und genetische Veranlagung. Das Apoplex-Risiko steigt mit zunehmendem Alter stark an. Mehr als 80 Prozent aller Schlaganfall-Patienten sind älter als 60 Jahre. Frauen sind häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Männer. Von den durchschnittlich 260.000 Schlaganfällen pro Jahr betreffen 55 Prozent Frauen - mit steigender Tendenz. Wenn in Ihrer Familie mehrere Verwandte bereits einen Schlaganfall erlitten haben, kann Ihr erbliches Risiko erhöht sein.
- Beeinflussbare medizinische Risikofaktoren: Bluthochdruck, Vorhofflimmern, Diabetes mellitus, erhöhte Cholesterinwerte und Schlafapnoe.Diabetes und Herzerkrankungen erhöhen das Risiko für den Hirninfarkt.
- Lebensstilbedingte Risikofaktoren: Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel. Wer noch dazu raucht, steigert sein Risiko um ein Vielfaches.
Präventionsmaßnahmen zur Reduktion des Rezidivrisikos
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu senken. Diese umfassen sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Ansätze.
Medikamentöse Therapie
Nach einem Schlaganfall wird in der Regel eine medikamentöse Therapie zur Sekundärprävention eingeleitet. Diese kann folgende Medikamentengruppen umfassen:
- Plättchenhemmer: Diese Medikamente, wie ASS (Acetylsalicylsäure) und Clopidogrel, verhindern, dass sich Blutplättchen an den Gefäßwänden anlagern und Blutgerinnsel bilden. ASS: Dieser Wirkstoff, die Acetylsalicylsäure, ist in Schmerzmitteln wie Aspirin enthalten. Clopidogrel: Dieses Medikament hemmt ebenfalls die Blutgerinnung.
- Antikoagulanzien: Bei Vorhofflimmern, einer häufigen Herzrhythmusstörung, werden Antikoagulanzien eingesetzt, um die Bildung von Blutgerinnseln im Herzen zu verhindern. Hierzu gehören direkte orale Antikoagulanzien (DOAKs) und Vitamin-K-Antagonisten (Cumarine).
- Blutdrucksenkende Medikamente: Ein erhöhter Blutdruck steigert das Schlaganfall-Risiko. Medikamente zur Blutdrucksenkung können dieses Risiko deutlich verringern.
- Cholesterinsenkende Medikamente (Statine): Statine senken den Cholesterinspiegel, schützen die Gefäßwände und können so der Bildung von Blutgerinnseln vorbeugen. Den meisten Menschen werden nach einem Schlaganfall Statine empfohlen. Statine senken zudem das Risiko für einen Herzinfarkt.
Die Ärztin oder der Arzt berät dazu, welches Medikament infrage kommt. ASS kann bei einem leichten Schlaganfall auch mit Clopidogrel kombiniert werden. Die Behandlung mit beiden Wirkstoffen beginnt unmittelbar nach dem Schlaganfall und dauert etwa 2 bis 3 Wochen. Danach reicht es in der Regel aus, ein Präparat dauerhaft einzunehmen.
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Interventionelle Maßnahmen
In bestimmten Fällen können interventionelle Maßnahmen erforderlich sein, um das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu senken:
- Karotis-Endarteriektomie: BeiVerengungen der Halsschlagader (Karotisstenosen) können Ablagerungen operativ entfernt werden, um das Gefäß wieder zu öffnen.
- Stent-Implantation: In manchen Fällen wird ein Stent eingesetzt, um ein Blutgefäß dauerhaft offen zu halten und eine erneute Verengung zu verhindern.
Lebensstiländerungen
Neben der medikamentösen Therapie spielen Lebensstiländerungen eine entscheidende Rolle bei der Prävention eines erneuten Schlaganfalls:
- Rauchstopp: Wer mit dem Rauchen aufhört, kann sein Schlaganfall-Risiko ebenfalls senken.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und gesunden Fetten ist, kann das Risiko für einen erneuten Schlaganfall senken. Empfohlen wird eine ausgewogene Ernährung, die sich zum Beispiel an der „mediterranen Kost“ (Mittelmeerkost) orientiert. Darunter verstehen Fachleute viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Olivenöl, Vollkornprodukte, Fisch und Geflügel.
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität stärkt das Herz und die Gefäße, senkt den Blutdruck und verbessert die Cholesterinwerte. Sport kann zudem eine Gewichtsabnahme unterstützen, stärkt Muskeln und Knochen, verbessert die allgemeine Fitness und das Wohlbefinden.
- Gewichtsabnahme: Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) können von einer Gewichtsabnahme profitieren. Je ausgeprägter die Adipositas ist und je länger sie besteht, desto höher ist das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Bedeutung der Nachsorge
Eine strukturierte Nachbetreuung von Patientinnen und -Patienten im ersten Jahr nach dem Schlaganfall führte in der SANO-Studie zu einer Senkung der so genannten kardiovaskulären Risikofaktoren. Das bedeutet beispielsweise, dass Betroffene besser eingestellt sind in Bezug auf Blutdruck, Blutzucker oder Cholesterin.
Schlaganfall bei jüngeren Menschen
Schlaganfall ist zwar primär eine Krankheit des Alters, aber weltweit ereignen sich etwa ein Viertel aller Schlaganfälle bei Menschen unter 65 Jahren und jeder siebte Schlaganfallpatient ist jünger als 50. Bei Patienten im Alter zwischen 18 und 50 Jahren spricht man vom Schlaganfall beim jungen Menschen oder dem sogenannten juvenilen Schlaganfall. Manchmal wird auch das Alter zwischen 18 und 55 Jahren als Altersgrenze genommen. Zwischen 18 und 35 Jahren sind Frauen statistisch gesehen häufiger vom Schlaganfall betroffen als Männer. Bei ihnen spielen das Risiko der Pille - vor allem im Zusammenspiel mit Rauchen - und der Risikofaktor Migräne mit Aura eine besondere Rolle. Deutlich mehr Frauen als Männer leiden unter Migräne. Auch Schwangerschaften erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall: Um die Entbindung, bzw. die Zeit kurz nach Entbindung, ist das Schlaganfallrisiko erhöht. In der Altersspanne von 35 bis 50 Jahren sind dann Männer häufiger vom Schlaganfall betroffen.
Stress als Risikofaktor
In stressigen Situationen schüttet unser Körper zwei Hormone aus: Adrenalin und Kortisol. Diese Stresshormone sorgen dafür, dass wir kurzzeitig leistungsfähiger sind. Der Körper reagiert darauf mit klassischen Stress-Symptomen wie beispielsweise einem schnelleren Herzschlag, angespannten Muskeln oder einem erhöhten Blutdruck. Ab und an Stress zu haben ist also nicht weiter problematisch. Wird Stress allerdings zu einem Dauerzustand und der Körper findet keinen Weg zurück in die Entspannung, kann anhaltender Stress der Gesundheit unter Umständen schaden. Etwa dann, wenn die kurzzeitigen Stress-Symptome in dauerhafte Symptome übergehen und weitere körperliche Reaktionen auslösen wie zum Beispiel einen dauerhaft erhöhten Puls oder Bluthochdruck. Auch können in der Folge unter anderem der Cholesterin- und Blutzuckerspiegel steigen, Schlafstörungen sowie weitere Störungen auftreten.
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