Vitamin-D-Mangel: Ursachen, Symptome und Behandlung von Krämpfen

Vitamin D, oft als "Sonnenvitamin" bezeichnet, spielt eine entscheidende Rolle für zahlreiche Körperfunktionen, insbesondere für die Knochengesundheit, das Immunsystem und den Stoffwechsel. Der Körper kann Vitamin D mithilfe von Sonnenlicht selbst bilden, weshalb ein Mangel vor allem in den Wintermonaten auftreten kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Vitamin-D-Mangel, insbesondere im Zusammenhang mit Krämpfen.

Was ist Vitamin D und warum ist es wichtig?

Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin, das eigentlich eine ganze Gruppe von Vitaminen, den Calciferolen, umfasst. Es sorgt für feste und stabile Knochen, indem es hilft, Mineralien wie Kalzium und Phosphat einzubauen. Die wichtigste Funktion von Vitamin D ist die Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus dem Darm und ihr Einbau in die Knochen, was als Knochenmineralisierung bezeichnet wird. Bei einem Mangel besteht ein erhöhtes Risiko für Mineralisierungsstörungen der Knochen. Vitamin D ist zudem an vielen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt und hat damit auch Einfluss auf die Muskelkraft und das Immunsystem. Untersucht werden auch Zusammenhänge mit anderen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen.

Der Körper kann Vitamin D selbst herstellen, und zwar in der Haut mithilfe der UV-B-Strahlung der Sonne. In der Regel reicht es aus, Gesicht, Hände und Arme etwa 2- bis 3-mal pro Woche unbedeckt und ohne Sonnenschutz einige Minuten der Sonne auszusetzen. Menschen mit dunkler Hautfarbe benötigen deutlich mehr UV-B-Strahlung, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Geringe Mengen an Vitamin D sind auch in einigen Lebensmitteln enthalten.

Ursachen für Vitamin-D-Mangel

Am häufigsten entsteht ein Vitamin-D-Mangel, weil die Haut zu wenig Sonne bekommt und der Körper deshalb nicht genug Vitamin D bildet. Seltener stören chronische Erkrankungen von Darm, Niere oder Leber oder bestimmte Medikamente die körpereigene Vitamin-D-Bildung.

Zu den Hauptursachen und Risikofaktoren gehören:

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  • Mangelnde Sonnenexposition: Häufiger Aufenthalt in Innenräumen, Wohnort in Deutschland oder anderen nordeuropäischen Ländern, wo die Sonne im Herbst und Winter nur tief am Himmel steht, häufiges Tragen von Kleidung, die Körper, Kopf und Hände (fast) vollständig bedeckt, ständiger Sonnenschutz durch Schatten oder Sonnencreme. Der Körper benötigt UV-B-Strahlung der Sonne, um Vitamin D zu bilden. Diese Strahlung dringt nicht durch Fensterglas.
  • Ernährung: Gewöhnlich steuert die Ernährung etwa 10 bis 20 % der benötigten Vitamin-D-Menge bei. Nur wenige Nahrungsmittel enthalten Vitamin D in nennenswerter Menge.
  • Hautfarbe: Dunkle Hautfarbe reduziert die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu bilden.
  • Alter: Höheres Alter verringert die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu produzieren.
  • Erkrankungen: Chronische Erkrankungen von Darm, Leber oder Nieren können die Vitamin-D-Aufnahme oder -Verwertung beeinträchtigen. Dazu zählen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie oder größere Magen-Darm-Operationen.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente wie Mittel gegen Epilepsie können den Vitamin-D-Stoffwechsel stören.

Symptome eines Vitamin-D-Mangels

Ein Vitamin-D-Mangel kann sich auf vielfältige Weise äußern. Die Symptome können schleichend auftreten und sind oft unspezifisch, was die Diagnose erschwert.

Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Knochenschmerzen und -schwäche: Vitamin D ist wichtig für die Knochengesundheit. Ein Mangel kann zu Knochenschmerzen, Knochenschwäche (Osteomalazie bei Erwachsenen, Rachitis bei Kindern) und einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche führen. Bei einer Osteomalazie lösen sich Mineralien aus den Knochen, sodass diese weicher werden und sich verbiegen. Eine Rachitis kann an den Wachstumsfugen von Knochen entstehen, wenn die Knochen noch nicht ausgewachsen sind. Kinder mit Rachitis wachsen zu langsam, weil die Knochen nicht genügend Mineralien einbauen können. Die Knochen verformen sich, beispielsweise zu stark ausgeprägten O- oder X-Beinen oder einem quadratischen Hinterkopf.
  • Muskelschmerzen und -schwäche: Vitamin D spielt eine Rolle bei der Muskelfunktion. Ein Mangel kann zu Muskelschmerzen, Muskelschwäche und Muskelkrämpfen führen. Wenn die Muskulatur geschwächt ist, kann Gehen oder Treppensteigen schwerfallen.
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit: Ein Vitamin-D-Mangel kann zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit und allgemeinem Unwohlsein führen.
  • Erhöhte Infektanfälligkeit: Vitamin D unterstützt das Immunsystem. Ein Mangel kann die Immunabwehr schwächen und die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen.
  • Depressive Verstimmungen: Es gibt Hinweise darauf, dass ein Vitamin-D-Mangel mit depressiven Verstimmungen zusammenhängen kann.
  • Haarausfall: In einigen Fällen kann ein Vitamin-D-Mangel zu Haarausfall führen.
  • Neuromuskuläre Übererregbarkeit (Tetanie): Kalziummangel als Folge von Vitamin-D-Mangel kann zu Missempfindungen (etwa der Lippen und Finger), Muskelkrämpfen, Migräne etc. führen.

Vitamin-D-Mangel und Krämpfe

Ein wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit Vitamin-D-Mangel sind Muskelkrämpfe. Vitamin D spielt eine entscheidende Rolle bei der Kalziumaufnahme und -Verwertung. Ein Mangel kann zu einem Kalziummangel (Hypokalzämie) führen, der wiederum Muskelkrämpfe auslösen kann.

Wie Vitamin D den Kalziumspiegel beeinflusst:

Wenn der Körper zu wenig Vitamin D bekommt, wirkt sich das auf die Knochengesundheit aus: Der Körper kann nicht genug Kalzium aus der Nahrung aufnehmen, wodurch der Kalziumgehalt im Blut sinkt (Hypokalzämie). Als Reaktion darauf bilden die Nebenschilddrüsen mehr von einem bestimmten Hormon, dem Parathormon. Es setzt Kalzium aus den Knochen frei, um die niedrigen Kalziumspiegel auszugleichen.

Symptome von Hypokalzämie:

  • Muskelkrämpfe und -spasmen
  • Kribbeln und Taubheitsgefühl in Fingern, Zehen und um den Mund
  • Muskelschwäche
  • Herzrhythmusstörungen
  • In schweren Fällen: Krampfanfälle

Diagnose von Vitamin-D-Mangel

Die Diagnose „Vitamin-D-Mangel“ wird gestellt, wenn der Vitamin-D-Spiegel im Blut zu niedrig ist und eine Knochenkrankheit Beschwerden verursacht. Für den Vitamin-D-Spiegel wird der Gehalt an 25-Hydroxy-Vitamin D (25-OH-D) im Blut bestimmt.

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Bei Verdacht auf einen Vitamin-D-Mangel erkundigt sich die Ärztin oder der Arzt nach der Krankheitsgeschichte und aktuellen Beschwerden. Zusätzlich nimmt sie oder er Blut ab und lässt im Labor den Gehalt an 25-Hydroxy-Vitamin D (25-OH-D) bestimmen - am besten mehrmals zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Laut Robert Koch-Institut ist die Versorgung mit Vitamin D mangelhaft, wenn die Blutwerte unter 12 Nanogramm pro Milliliter (<12 ng/ml) liegen. Die Vitamin-D-Blutwerte sind allerdings abhängig von der Jahreszeit: Im Winter nehmen sie natürlicherweise ab und im Sommer durch die Vitamin-D-Bildung in der Haut wieder zu. Außerdem unterscheiden sich die Werte je nach Messmethode des Labors. Laborwerte in Nanomol (nmol) lassen sich einfach in Nanogramm (ng) umrechnen.

Weitere Blutwerte liefern Hinweise auf den Zustand der Knochen, insbesondere die Menge an Parathormon, Kalzium, Phosphat oder des im Knochen vorhandenen Enzyms „alkalische Phosphatase“.

Behandlung von Vitamin-D-Mangel

Die Behandlung eines Vitamin-D-Mangels zielt darauf ab, den Vitamin-D-Spiegel im Blut zu erhöhen und die Symptome zu lindern.

Die wichtigsten Behandlungsansätze sind:

  • Sonnenexposition: Regelmäßige, moderate Sonnenexposition der Haut (Gesicht, Hände, Arme) ohne Sonnenschutz für einige Minuten pro Tag kann die Vitamin-D-Produktion ankurbeln. Bevor sich die Haut rötet oder ein Sonnenbrand entsteht, geht man wieder aus der Sonne.
  • Ernährung: Ein kleiner Anteil des Vitaminbedarfs lässt sich auch über die Ernährung decken: Vitamin D enthalten insbesondere fetter Seefisch, Innereien wie Leber, Speisepilze wie Champignons, Steinpilze und Pfifferlinge sowie Eigelb. Weil Vitamin D fettlöslich ist, kann der Körper es aus der Nahrung nur aufnehmen, wenn diese Fett enthält.
  • Vitamin-D-Präparate: Bei einem nachgewiesenen Mangel werden Vitamin-D-Präparate (meist Vitamin D3) in Form von Tabletten, Kapseln, Tropfen oder Spritzen eingesetzt. Dosierung und Anwendungsdauer hängen vom Ausmaß des Mangels und den individuellen Bedürfnissen ab. Meist nimmt man ein Präparat täglich oder - dann etwas höher dosiert - wöchentlich ein. Dosierung und Anwendung bespricht man am besten in der Arztpraxis.
  • Kalziumergänzung: Bei gleichzeitigem Kalziummangel kann eine Kalziumergänzung sinnvoll sein.

Nach etwa 4 bis 6 Wochen prüft die Ärztin oder der Arzt die Blutwerte von Parathormon und alkalischer Phosphatase und schaut, ob sich der Vitamin-D-Spiegel verbessert hat. Meist lassen dann auch die Beschwerden nach.

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Vorbeugung von Vitamin-D-Mangel

Wer gesund ist und sich ausreichend im Freien aufhält, muss sich nicht wegen eines Vitamin-D-Mangels sorgen: Die Haut bildet mithilfe der UV-B-Strahlung der Sonne genügend Vitamin D. Gewöhnlich reicht es, Gesicht, Hände und Arme etwa 2- bis 3-mal pro Woche von Frühling bis Herbst unbedeckt und ohne Sonnenschutz einige Minuten der Sonne auszusetzen. Menschen mit dunkler Hautfarbe benötigen jedoch deutlich mehr UV-B-Strahlung, um ausreichend Vitamin D bilden zu können.

Um einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Regelmäßige Sonnenexposition: Auch in den Wintermonaten ist es wichtig, so oft wie möglich nach draußen zu gehen.
  • Vitamin-D-reiche Ernährung: Integrieren Sie Vitamin-D-reiche Lebensmittel in Ihre Ernährung.
  • Vitamin-D-Supplementierung: Insbesondere Risikogruppen (ältere Menschen, Menschen mit dunkler Hautfarbe, Menschen mit bestimmten Erkrankungen) sollten eine Vitamin-D-Supplementierung in Erwägung ziehen. Ohne konkreten Anlass Vitamin D einzunehmen - zum Beispiel in Form von Nahrungsergänzungsmitteln -, hat meist keine Vorteile. Sinnvoll ist das aber für Babys sowie für ältere Menschen, die sich hauptsächlich drinnen aufhalten - etwa Seniorinnen und Senioren in Alten- oder Pflegeheimen.

Überdosierung von Vitamin D

Wenn Vitamin D überdosiert wird, erhöht sich der Kalziumspiegel im Blut. Dies kann Nebenwirkungen verursachen - zum Beispiel Übelkeit und Erbrechen, Bauchkrämpfe und Appetitlosigkeit. Bei einer starken Überdosierung kann es auch zu Nierensteinen und -schäden, Herzrhythmusstörungen oder Bewusstlosigkeit kommen. Daher ist es wichtig, die ärztlich empfohlene Dosis einzuhalten. Eine Gefahr für eine Überdosis besteht, wenn über einen längeren Zeitraum täglich mehr als 100 Mikrogramm Vitamin D (4.000 IE) eingenommen werden. Durch exzessive Sonnenbestrahlung ist keine Vitamin-D-Überdosierung möglich. Auch die üblichen Ernährungsgewohnheiten spielen für eine Überdosierung keine Rolle.

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