Toxoplasmose bei Katzen: Neurologische Symptome, Risiken und Prävention

Toxoplasmose ist eine weit verbreitete Zoonose, also eine von Tieren auf Menschen übertragbare Infektionskrankheit, die durch den einzelligen Parasiten Toxoplasma gondii verursacht wird. Katzen sind der Endwirt für diesen Erreger, was bedeutet, dass sich der Parasit nur in ihrem Organismus vollständig entwickeln und vermehren kann. Obwohl viele Säugetiere, einschließlich des Menschen, und einige Vogelarten für Toxoplasma gondii empfänglich sind, scheiden nur Katzen die infektiösen Oozysten (Eizellen) mit dem Kot aus, was sie zu einem maßgeblichen Faktor für die Verbreitung der Krankheit macht.

Was ist Toxoplasmose?

Toxoplasmose wird durch den Parasiten Toxoplasma gondii verursacht. Der Erreger kann sich nur in der Katze vermehren und wird dann mit dem Katzenkot ausgeschieden. Die Katze infiziert sich in der Regel durch befallene Nagetiere, aber auch durch die Fütterung von Rohfleisch.

Einmal im Organismus einer Katze angekommen, teilt sich der Toxoplasmose-Parasit in zwei Tochterzellen. Die Erreger befallen weitere Körperzellen, vor allem die Zellen des Bindegewebes im Verdauungstrakt. Dort reifen die Erreger heran. Nach zwei Tagen außerhalb des Organismus sind die Oozysten dann infektiös.

Verbreitung und Immunität

Toxoplasma gondii kommt weltweit vor. Schätzungen zufolge haben sich etwa 70 Prozent der Menschen in Mitteleuropa bereits einmal mit Toxoplasmose infiziert - oft unbemerkt. Nach einer Infektion entwickelt das Immunsystem Antikörper, die lebenslang vor einer erneuten Ansteckung schützen.

In manchen Gebieten sind 50-60% der Katzenpopulation seropositiv auf Toxoplasmen, hatten entsprechend schon einmal Kontakt mit dem Erreger. Betroffen sind hiervon vor allem freilaufende Katzen.

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Der Lebenszyklus von Toxoplasma gondii

Einmal im Organismus einer Katze angekommen, teilt sich der Toxoplasmose-Parasit in zwei Tochterzellen. Die Erreger befallen weitere Körperzellen, vor allem die Zellen des Bindegewebes im Verdauungstrakts. Dort reifen die Erreger heran. Nach zwei Tagen außerhalb des Organismus sind die Oozysten dann infektiös. Andere Tiere, zum Beispiel weitere Katzen im Haushalt oder Menschen können sich nun bei direktem Kontakt zu dem Kot mit Toxoplasmose anstecken.

Innerhalb einer Woche wandelt das Immunsystem die aktiven (sich teilenden) Parasitenzellen (Trachyzoiten) in sich langsam teilende Parasitenzellen (sogenannte Bradyzoiten) um. Der Organismus der Katze reagiert auf den Eindringling: Das Immunsystem bildet bei Toxoplasmose eine Kapsel aus Bindegewebe, um die Parasiten-Zellen ruhig zu stellen. Das verhindert eine weitere Ausbreitung auf gesunde Zellen der Katze. Doch in diesen Zysten schlummern die Erreger und sind viele Jahre lang überlebensfähig.

Doch nicht nur bei Katzen mit Toxoplasmose bilden sich solche Zysten, sondern auch bei allen Zwischenwirten. Hat zum Beispiel eine Maus solche Zysten im Muskelgewebe kann sich eine Katze anstecken. Denn wenn die Katze das kontaminierte Muskelfleisch frisst, gelangt der Parasit im Ruhemodus in den Darm der Katze und wird erneut aktiv.

Infektionswege bei Katzen

Katzen können sich auf verschiedenen Wegen mit Toxoplasmose anstecken:

  • Verzehr von infiziertem rohem Fleisch: Dies ist eine häufige Infektionsquelle, insbesondere bei Freigängerkatzen, die Beutetiere wie Mäuse fressen.
  • Kontakt mit kontaminiertem Kot: Katzen können sich durch den Kontakt mit dem Kot infizierter Katzen anstecken, beispielsweise beim Reinigen der Katzentoilette oder im Garten.
  • Übertragung von der Mutter auf die Kätzchen: Eine infizierte Mutterkatze kann die Toxoplasmose während der Schwangerschaft oder Stillzeit auf ihre Kätzchen übertragen.

Symptome einer Toxoplasmose-Infektion bei Katzen

Bei vielen Katzen verläuft eine Toxoplasmose-Infektion ohne Symptome. Insbesondere bei gesunden, erwachsenen Katzen bleibt die Krankheit oft unbemerkt. Bei Tieren mit einem geschwächten Immunsystem, z.B. sehr jungen oder sehr alten Tieren sowie solchen mit anderen Erkrankungen wie FIP oder Leukose, kann es auch bei der Katze zu einer klinischen Toxoplasmose kommen.

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Wenn Symptome auftreten, können diese vielfältig sein und beruhen im Wesentlichen auf dem Schaden, den der Parasit durch seine Wanderung und Vermehrung im Gewebe anrichtet. Zu den möglichen Symptomen gehören:

  • Fieber
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Durchfall und Erbrechen
  • Atemnot
  • Gelbsucht
  • Augenentzündungen (Uveitis, Chorioretinitis)
  • Neurologische Störungen

Toxoplasmose Katze neurologische Symptome

In manchen Fällen kann Toxoplasmose bei Katzen neurologische Symptome verursachen. Diese können sein:

  • Koordinationsschwierigkeiten: Die Katze könnte Probleme beim Gehen haben, stolpern oder unsicher auf den Beinen wirken.
  • Zittern oder Muskelzucken: Unkontrollierte Bewegungen oder Zuckungen könnten ein Hinweis auf eine Infektion sein.
  • Verändertes Verhalten: Auffällige Verhaltensänderungen, wie übermäßige Aggressivität oder Zurückgezogenheit, könnten ebenfalls ein Anzeichen sein.
  • Krämpfe oder Anfälle: In schwereren Fällen können sogar Anfälle auftreten.
  • Desorientierung: Die Katze könnte verwirrt wirken, ihren Weg nicht finden oder Probleme mit einfachen Aufgaben haben.

Treten solche neurologischen Symptome auf, ist es wichtig, umgehend einen Tierarzt aufzusuchen.

Diagnose von Toxoplasmose bei Katzen

Die Diagnose von Toxoplasmose kann schwierig sein, da die Symptome oft unspezifisch sind. Der Tierarzt wird in der Regel folgende Untersuchungen durchführen:

  • Blutuntersuchung: Hierbei werden Antikörper gegen Toxoplasma gondii im Blut der Katze nachgewiesen. Es werden zwei verschiedene Antikörper bestimmt, zum einen solche die bei einer akuten Infektion schnell aber nur für einen kurzen Zeitraum gebildet werden (IgM), sowie solche, die später dafür aber dauerhaft gebildet werden (IgG). Ein erhöhter IgM-Titer spricht für eine akute Infektion und damit einer möglichen Ausscheidung von Eiern. Ein positives Ergebnis auf IgG zeigt an, dass die Katze Kontakt mit dem Erreger hatte. Ob dieser schon länger zurückliegt oder es doch eine relativ frische Infektion ist lässt sich mit einer zweiten Blutprobe und einem Anstieg dieses Antikörpers ermitteln. Der Tierarzt wird zwei bis drei Antikörper-Tests im Abstand von zwei Wochen durchführen.
  • Kotuntersuchung: Durch eine Kotuntersuchung können die Eizellen im Kot infizierter Katzen nachgewiesen werden. Allerdings sind diese Zellen sehr klein und rein äußerlich nicht von ähnlichen einzelligen Parasiteneiern zu unterscheiden. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Katze auch gerade erst infiziert haben kann, sich noch in der Inkubationszeit befindet und zum Zeitpunkt der Untersuchung noch keine Eier ausscheidet. Findet der Tierarzt im Kot der Katze Toxoplasmose Oozysten, ist das Tier aktuell infiziert.
  • PCR-Test: In manchen Fällen kann ein PCR-Test (Polymerase-Kettenreaktion) durchgeführt werden, um das Erbgut des Parasiten direkt nachzuweisen.
  • Untersuchung von Liquor oder Augenkammerwasser: Bei Verdacht auf eine neurologische oder ophthalmologische Form der Toxoplasmose kann eine Untersuchung von Liquor (Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit) oder Augenkammerwasser mittels PCR erfolgen.

Behandlung von Toxoplasmose bei Katzen

Die Therapie von Toxoplasmose bei Katzen besteht aus der Gabe von Medikamenten. Der Wirkstoff Clindamycin wirkt gegen die aktive Form des Parasiten. Sollten sich Zysten im Gewebe gebildet haben, so kann man diese nicht beseitigen, sondern lediglich die Vermehrung der „freien“ Formen der Toxoplasmen verhindern.

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Katzen mit Nierenfunktionsstörungen oder Lebererkrankungen sollten während der Behandlung mit Clindamycin vom Tierarzt beobachtet werden. Das Medikament kann sich im Blut der Katze anreichern und Nebenwirkungen auslösen.

Toxoplasmose und Schwangerschaft

Für Menschen ist eine Infektion mit Toxoplasmose in den meisten Fällen ungefährlich. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Die Erstinfektion mit Toxoplasmose in der Schwangerschaft kann gefährlich werden. Ein Risiko besteht nur dann, wenn die Schwangere noch nie zuvor Kontakt mit dem Erreger hatte.

Infiziert sich eine Schwangere mit Toxoplasmose - innerhalb der letzten sechs Wochen vor oder während der Schwangerschaft - können die Parasiten von der Mutter auf das Ungeborene übertragen werden. Das kann schwere Schäden beim Baby verursachen. Im frühen Stadium der Schwangerschaft sind die Auswirkungen besonders gravierend. Das Zentrale Nervensystem sowie die Organe des Kindes können beeinträchtigt werden. Das Risiko für Fehl- oder Totgeburten ist erhöht.

Deshalb gelten während der Schwangerschaft besondere Vorsichtsmaßnahmen, um die Erstinfektion mit Toxoplasmose zu vermeiden.

Vorbeugende Maßnahmen

Um das Risiko einer Toxoplasmose-Infektion zu minimieren, sollten folgende Maßnahmen beachtet werden:

  • Fütterung: Füttern Sie Ihre Katze nicht mit rohem Fleisch. Wenn Sie Fleisch füttern möchten, garen Sie es gut durch. Verwenden Sie stattdessen qualitativ hochwertiges Katzenfutter, das alle notwendigen Nährstoffe enthält.
  • Hygiene: Reinigen Sie die Katzentoilette täglich: Die Oozysten sind erst etwa zwei Tage nach dem Ausscheiden infektiös. Schwangere sollten bei der Reinigung der Katzentoilette Handschuhe tragen. Waschen Sie sich die Hände regelmäßig und gründlich mit Seife.
  • Freigang einschränken: Wenn möglich, beschränken Sie den Freigang Ihrer Katze, um den Kontakt mit potenziellen Infektionsquellen zu reduzieren.
  • Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen: Lassen Sie Ihre Katze regelmäßig vom Tierarzt untersuchen, um eine mögliche Infektion frühzeitig zu erkennen.
  • Gartenarbeit: Tragen Sie bei der Gartenarbeit Handschuhe, um den Kontakt mit kontaminierter Erde zu vermeiden.
  • Lebensmittelhygiene: Essen Sie kein rohes oder unzureichend gegartes Fleisch. Waschen Sie Obst und Gemüse gründlich vor dem Verzehr.

Was tun bei Verdacht auf Toxoplasmose?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihre Katze an Toxoplasmose erkrankt ist, oder wenn Sie schwanger sind und Bedenken bezüglich einer möglichen Infektion haben, sollten Sie umgehend einen Tierarzt oder Arzt aufsuchen.

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