Kann zu viel Zucker Krämpfe auslösen: Ursachen und Zusammenhänge

Viele Menschen erleben gelegentlich Krämpfe, und oft bleiben die Ursachen unklar. Ein hoher Zuckerkonsum und Zuckerunverträglichkeiten können jedoch eine Rolle spielen. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Zucker, verschiedenen Zuckerunverträglichkeiten und dem Auftreten von Krämpfen, insbesondere im Kontext von Diabetes.

Zuckerunverträglichkeiten und ihre Auswirkungen

Blähungen, Durchfall, Krämpfe oder sogar depressive Verstimmungen können Anzeichen einer Zuckerunverträglichkeit sein. In solchen Fällen kann der Darm bestimmte Zuckerarten nicht oder nur begrenzt verdauen.

Laktoseintoleranz

Bei einer Laktoseintoleranz liegt ein Mangel an dem Enzym Laktase vor, das Milchzucker (Laktose) in Glukose und Galaktose aufspaltet. Wenn Laktose unverdaut in den Dickdarm gelangt, wird sie dort von Bakterien abgebaut, was zu Beschwerden führt. Gesunde Menschen haben im Dünndarm ausreichend Laktase, um Milchzucker zu verarbeiten. Allerdings nimmt die Laktaseproduktion im Laufe des Lebens natürlich ab, sodass Milchprodukte im Alter schlechter vertragen werden können. Die Laktoseintoleranz kann auch angeboren sein oder durch Alkoholmissbrauch, Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder Zöliakie, Magen-Darm-Infektionen oder Strahlenbehandlungen entstehen.

Therapie: Die wichtigste Maßnahme ist eine Anpassung der Ernährung. Kleine Mengen an Laktose bereiten in der Regel keine Probleme. Ein Ernährungstagebuch kann helfen, die individuellen Toleranzgrenzen zu ermitteln. Ein strikter Verzicht auf Milchprodukte birgt das Risiko einer Kalziumunterversorgung und Osteoporose.

Fruktoseunverträglichkeit

Reagiert der Darm empfindlich auf Obst, Fruchtsäfte oder Smoothies, könnte eine Fruktoseunverträglichkeit vorliegen. Normalerweise transportiert das Protein GLUT-5 Fruktose aus dem Dünndarm ins Blut. Bei einer Überlastung oder Defekt bleibt Fruktose im Darm und gelangt in den Dickdarm. Neben Magen-Darm-Beschwerden können auch Müdigkeit, Reizbarkeit oder depressive Verstimmungen auftreten, da eine gestörte GLUT-5-Funktion die Aufnahme von Tryptophan beeinträchtigen kann.

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Therapie: Reduzierung des Fruktosekonsums und Verzicht auf Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, die die Kapazität von GLUT-5 weiter einschränken. Ziel ist es, nach einer Ernährungsumstellung wieder Obst essen zu können.

Hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI)

Die hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI) ist eine seltene, angeborene Stoffwechselstörung. Betroffene Säuglinge sind symptomfrei, solange sie gestillt werden. Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwitzen, Zittern sowie Gedeih- und Wachstumsstörungen treten auf, sobald Beikost gefüttert wird. Viele Kinder entwickeln eine Abneigung gegen Süßes.

Ursache: Ein angeborener Enzymdefekt führt dazu, dass Fruktose zwar aufgenommen, aber nicht abgebaut werden kann. Da Haushaltszucker (Saccharose) zu gleichen Teilen aus Glukose und Fruktose besteht, sind sämtliche Variationen des Süßmachers und Produkte, die ihn enthalten, tabu. Dasselbe gilt für Honig und Invertzucker.

Sorbitintoleranz

Sorbit ist eine Alkoholform des Fruchtzuckers, die natürlicherweise in Steinobst vorkommt. Bei einer Sorbitintoleranz kann der Dünndarm Sorbit nur teilweise oder gar nicht aufnehmen. Die Ursache dafür ist bislang unklar. Im Dickdarm wird Sorbit von Bakterien verstoffwechselt, was zu Bauchschmerzen oder Blähungen führt. Sorbit zieht Wasser an und kann Durchfall verursachen.

Therapie: Nach der Diagnose sollten Betroffene für etwa vier Wochen auf Sorbit verzichten. Nach Besserung der Beschwerden können sorbithaltige Lebensmittel schrittweise wieder in den Speiseplan integriert werden. Sorbit ist nicht nur in einigen Obstsorten enthalten, sondern wird auch zuckerfreien oder -reduzierten Lebensmitteln zugesetzt.

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Galaktosämie

Die Galaktosämie ist eine seltene, angeborene Stoffwechselerkrankung, die im Rahmen des Neugeborenen-Screenings untersucht wird. Ein fehlerhaft arbeitendes Enzym (Galaktose-1-Phosphat-Uridyltransferase, GALT) verhindert die korrekte Umwandlung von Galaktose, einem Bestandteil des Milchzuckers.

Therapie: Eine lebenslange laktose- und galaktosefreie Ernährung ist erforderlich. Das bedeutet einen vollständigen Verzicht auf Milch und Milchprodukte sowie Produkte, denen Milchzucker als Füllstoff oder Farbstabilisator zugesetzt wird.

Saccharoseintoleranz

Bei einem Sucrase-Isomaltase-Mangel kann der Zweifachzucker Saccharose nicht oder nur in geringem Umfang im Dünndarm gespalten werden. Unverdaut gelangt er in den Dickdarm und verursacht Bauchkrämpfe, Erbrechen und Durchfall. Neben der primären, angeborenen Form gibt es auch eine sekundäre Form, die auf einer Schädigung der Darmschleimhaut beruht.

Therapie: Eine Ernährungsumstellung ist meist die einzige sinnvolle Behandlung. Sämtliche Variationen des Haushaltszuckers sind strikt zu meiden. Zum Süßen kann Traubenzucker (Dextrose) verwendet werden.

Wichtig: Vor einer eigenmächtigen Ernährungsumstellung oder einem Test auf Nahrungsmittelintoleranzen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Ein Ernährungstagebuch kann helfen, Auslöser zu identifizieren.

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Zuckerunverträglichkeiten und ihre Symptome

Wenn der Dünndarm bestimmte Zucker nur schlecht verwerten kann, gelangen sie unverdaut in den Dickdarm, wo Bakterien sie vergären. Dabei entstehen Gase und Säuren, die typische Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfälle und Übelkeit hervorrufen.

  • Laktoseintoleranz: Betroffene vertragen nur wenig Milchzucker aufgrund eines Laktasemangels.
  • Fruktoseintoleranz: Das Transportprotein GLUT-5 funktioniert nicht richtig, wodurch der Körper nur eine begrenzte Menge an Fruchtzucker aufnehmen kann.
  • Hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI): Patienten können Fruchtzucker aufnehmen, aber nicht abbauen, weil ihnen das Enzym Aldolase B fehlt.
  • Sorbitintoleranz: Der Dünndarm kann Sorbit nur teilweise oder gar nicht aufnehmen.
  • Galaktosämie: Der Körper kann Galaktose nicht richtig umwandeln, was zu Schädigungen von Gehirn, Leber und Nieren führen kann.
  • Saccharoseintoleranz: Ein Sucrase-Isomaltase-Mangel verhindert die Spaltung von Saccharose im Dünndarm.

Diabetes und Krämpfe

Diabetes mellitus, umgangssprachlich auch „Zuckerkrankheit“ genannt, umfasst verschiedene Stoffwechselerkrankungen, die durch einen Insulinmangel und/oder eine verminderte Insulinwirkung gekennzeichnet sind. Dies führt zu einer erhöhten Zuckerkonzentration im Blut.

Muskelkrämpfe bei Diabetes

Ein Muskelkrampf ist ein plötzliches, schmerzhaftes und unkontrollierbares Zusammenziehen eines Muskels oder einer Muskelgruppe, meist in der Wadenmuskulatur. Krämpfe und Verspannungen können jedoch auch in anderen Bereichen wie Schultern, Nacken, Beinen, Füßen, Gesäß, Händen und Fingern auftreten.

Zusammenhänge zwischen Diabetes und Krämpfen

  • Erhöhte Blutzuckerwerte: Wenn die Blutzuckerwerte die Nierenschwelle überschreiten, wird Zucker über die Nieren ausgeschieden, was zu einem Flüssigkeitsverlust und einem gestörten Elektrolythaushalt führen kann. Der Verlust von Mineralstoffen wie Kalzium, Kalium und Magnesium kann Krämpfe und Muskelschmerzen verursachen.
  • Nervenschädigungen (diabetische Neuropathie): Diabetiker können empfindlicher auf Nervenreize reagieren, was zu vermehrten Krämpfen führen kann.
  • Durchblutungsstörungen: Diabetes kann zu arteriosklerotischen Gefäßveränderungen führen, die die Durchblutung verschlechtern und Krämpfe verursachen können.

Diabetes Typ 2 und Nervenschäden

Bei Diabetes Typ 2 besteht das Risiko für verschiedene Folgeerkrankungen, wenn der Blutzuckerspiegel langfristig zu hoch ist. Der Zucker greift die großen und kleinen Gefäße sowie die Nerven an. Die wichtigsten Folgen dauerhaft erhöhter Blutzuckerwerte sind:

  • Nervenschäden: Sie begünstigen die Entstehung des diabetischen Fußsyndroms (diabetischer Fuß) als Folge einer diabetischen Neuropathie.
  • Veränderungen an den großen Blutgefäßen: Sie können schwerwiegende Komplikationen zur Folge haben, wie z. B. Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, arterielle Verschlusskrankheiten wie Schlaganfall und Durchblutungsstörungen der Beine.
  • Schäden an den kleinen Blutgefäßen: Das Herz, die Augen (diabetische Retinopathie) und die Nieren können betroffen sein.

Bekannte Risikofaktoren, die das Risiko für eine Neuropathie bzw. Polyneuropathie erhöhen:

  • Höheres Alter
  • Dauer der Diabetes
  • Blutzuckerwerte, die über viele Jahre nicht gut eingestellt sind
  • Häufige Stoffwechselentgleisungen bei Kindern und Jugendlichen
  • Gefäßkrankheiten, wie das diabetische Fußsyndrom
  • Nierenerkrankungen durch Diabetes
  • Erhöhte Blutfettwerte
  • Erhöhter Blutdruck
  • Ungesunder Lebensstil: Übergewicht, falsche Ernährung, mangelnde Bewegung, Rauchen, Alkohol

Maßnahmen zur Vorbeugung und Linderung von Krämpfen bei Diabetes

  • Gute Blutzuckereinstellung: Achten Sie auf gut eingestellte Blutzuckerwerte, um Nervenschäden vorzubeugen.
  • Vitamin-B1-Mangel ausgleichen: Ein Mangel an Vitamin B1 (Thiamin) ist bei vielen Zuckerkranken mit der Neuropathie verknüpft. Eine gute Behandlungsmöglichkeit ist der Wirkstoff Benfotiamin, eine Vorstufe des Vitamins B1.
  • Blutfette und Blutdruck kontrollieren: Achten Sie darauf, dass Ihre Blutfettwerte (Cholesterin) und Blutdruckwerte nicht zu hoch sind.
  • Gesundes Körpergewicht: Versuchen Sie, überflüssiges Gewicht abzubauen.
  • Gesunde Ernährung: Essen Sie vollwertig, vielfältig und ausgewogen. Achten Sie besonders auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B1.
  • Alkohol in Maßen: Konsumieren Sie alkoholische Getränke nur maßvoll oder verzichten Sie besser ganz auf Alkohol.
  • Nicht rauchen: Versuchen Sie, das Rauchen aufzugeben.
  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: So lassen sich Schäden an den Nerven rechtzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen.
  • Ausgeglichener Wasser- und Elektrolythaushalt: Trinken Sie täglich mindestens 1,5 Liter Wasser.
  • Vermeiden Sie mechanische Reize: Eine zu schwere Decke auf den Füßen kann Krämpfe begünstigen.
  • Regelmäßige Dehnübungen: Diese helfen Ihnen, Krämpfen vorzubeugen oder im akuten Fall den Krampf schneller loszuwerden.
  • Entspannungsübungen, Massagen und Wärme: Können helfen, Ihr Wohlbefinden zu steigern und Krämpfen vorzubeugen.
  • Bleiben Sie in Bewegung: Das hält die Muskeln im Gleichgewicht und beugt Krämpfen vor.
  • Austausch mit anderen Betroffenen: Selbsthilfegruppen und Foren bieten hierfür gute Möglichkeiten.

Wadenkrämpfe: Ursachen und Warnsignale

Wadenkrämpfe sind weit verbreitet und meist harmlos. Wiederkehrende Wadenkrämpfe, vor allem nachts, sollte man jedoch ernst nehmen. Symptome wie Lähmungserscheinungen im Bein oder Kribbeln und Taubheitsgefühle sind ein Notfall, der sofort ärztlich abgeklärt werden muss.

Krankheiten, die hinter Wadenkrämpfen stecken können:

  • Erkrankungen des Hormonhaushalts und des Stoffwechsels:
    • Diabetes mellitus
    • Diabetes insipidus
    • Krankhafter Magnesiummangel
    • Nierenschwäche und Nierenversagen
    • Schilddrüsenunterfunktion
    • Unterfunktion der Nebenschilddrüsen
    • Unterfunktion der Nebennierenrinde (Morbus Addison)
  • Neurologische Störungen und Erkrankungen:
    • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
    • Crampus-Faszikulations-Syndrom
    • Parkinson-Krankheit
    • Polyneuropathie
    • Radikulopathien
    • Stiff-Person-Syndrom
    • Dystonien
    • Neuromyotonie (Isaacs-Syndrom)
    • Neuronale Tumoren
    • Tetanus
  • Erkrankungen der Muskeln (Myopathien):
    • Myotonien
    • Metabolische Myopathien
    • Ischämische Muskelschmerzen

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