Die Entwicklung des kindlichen Gehirns und der Sprache: Einblicke und Erkenntnisse

Der Themenzusammenhang "Lernen und Sprachförderung in der Vorschulpädagogik" hat in der öffentlichen Diskussion über das Bildungssystem in Deutschland stark an Bedeutung gewonnen. Die sozialpädagogischen Fachkräfte in den Kindertagesstätten haben sich schon immer um die Unterstützung der kindlichen Sprachentwicklung bemüht. Neu ist allerdings, dass zunehmend mehr die Erkenntnisse der modernen Gehirnforschung herangezogen werden, um Lernprozesse im Zusammenhang von Spracherwerb- und Sprachförderung besser zu verstehen. Die Gehirnforschung kann immer genauer bestimmen, welche Bereiche des Gehirns für welche Aufgaben zuständig sind.

Dieser Artikel informiert über die Ergebnisse der Gehirnforschung bezogen auf das Thema "Lernen und Spracherwerb", weil diese Einsichten in der Frage vermitteln, wie Kinder lernen und wie sie Sprache erwerben. Hierbei geht es weniger um den Verlauf der Sprachentwicklung auf der Verhaltensebene, also des bekannten Prozesses von den ersten Lautäußerungen über die Einwort- und Zweiwortsätze bis hin zu der differenzierten Sprachkompetenz der Sechsjährigen. Die Beschäftigung mit der Gehirnforschung ermöglicht vielmehr ein besseres und vertieftes Verständnis der Grundlagen dieser Prozesse auf der Ebene der Gehirnentwicklung.

Die erstaunliche Fähigkeit des kindlichen Gehirns

Es erstaunt immer wieder, wie schnell und leicht Kinder etwas lernen. So lernen sie eine oder manchmal sogar zwei Sprache(n) innerhalb weniger Jahre und beherrschen sie dann nahezu fehlerfrei und vollständig. Diese Lernleistung ist phänomenal. Noch erstaunlicher wirkt diese Leistung, wenn man sich vor Augen führt, welche Mühe es Erwachsenen kostet, eine Sprache zu lernen.

Um diese Zusammenhänge besser verstehen zu können, ist es hilfreich, sich einmal die Funktionsweise des Gehirns zu verdeutlichen.

Fortschritte in der Gehirnforschung

Es ist zwar nicht möglich, einfach in ein Gehirn hineinzuschauen, um es bei der Arbeit zu beobachten, aber es gibt auf diesem Gebiet rasante Fortschritte. Zum einen half die moderne Medizintechnik, vor allem die Computertomografie, die Aktivität von bestimmten Gehirnbereichen zu messen. Insbesondere die Positronenemmissionstomografie und die Magnetresonanztomografie machen es mit Hilfe spezieller Verfahren möglich, beim lebenden Menschen die Areale zu identifizieren, die gerade aktiv sind. Wenn man das dann mit den gezeigten psychischen Leistungen vergleicht, kann man Rückschlüsse ziehen, wofür das betreffende Areal zuständig ist. Zum anderen half die Forschung an Patienten mit Gehirnverletzungen weiter. Aufgrund der Computertomografie kann man sehr gut Gehirnschädigungen erkennen und sie mit psychischen oder körperlichen Funktionsausfällen abgleichen.

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Die Rolle verschiedener Gehirnareale bei der Sprachverarbeitung

Allerdings hat sich schnell gezeigt, dass es nicht eine Stelle gibt, die für eine psychische oder körperliche Funktion zuständig ist. So hat sich gezeigt, dass für das Sprechen eine ganz Anzahl von Gehirnarealen zuständig ist, die parallel arbeiten, um ein so kompliziertes Verhalten zu bewerkstelligen. Sprache wird bei den allermeisten Menschen vor allem in der linken Gehirnhälfte verarbeitet. Eine Region im Bereich der linken Schläfe prüft die Kategorie der eintreffenden Worte. Sie baut gemeinsam mit dem Broca-Areal, das auch in Höhe der linken Schläfe liegt und für die Grammatik zuständig ist, die Satzstruktur auf. Hinter dem linken Ohr befindet sich das Wernicke-Areal, das die Bedeutung der Wörter, also ihren semantischen Gehalt misst. Hinzu kommen noch die Gehirnbereiche, die etwa die Mundmotorik und die Lautbildung steuern.

Die linke Dominanz prägt sich erst später aus: Im Gegensatz zu Erwachsenen nutzen Kinder zur Spracherfassung noch eher beide Gehirnhälften. Die Ergebnisse legen somit eine spezielle Bedeutung der rechten Hemisphäre während der Sprachentwicklung nahe.

Was die Verarbeitung von sprachlichen Höreindrücken betrifft, haben Untersuchungen bisher ergeben, dass bei den meisten Menschen dafür Areale in der linken Hirnhälfte zuständig sind. In der Regel zeigt die rechte Hemisphäre hingegen vergleichsweise wenig Aktivität beim Erfassen von Sprache. Bisher gab es dabei allerdings ein Rätsel: Kleine Kinder können Sprachfähigkeiten entwickeln beziehungsweise wiedererlangen, auch wenn ihre linke Gehirnhälfte stark geschädigt ist - ihre rechte Hirnhälfte kann die Ausfälle offenbar in Teilen kompensieren. Eine mögliche Erklärung für diese Flexibilität wäre, dass die Sprachverarbeitung früh im Leben noch auf Aktivitäten in beiden Hirnhälften beruht.

Neuronale Grundlagen des Lernens und der Sprachentwicklung

Das Gehirn und das Nervensystem sind die zentrale Steuerungsinstanz für unser Verhalten und unser Handeln in dieser Welt. Lernen kann dabei besser verstanden werden, wenn man sich diese Prozesse auf neuronaler Ebene vergegenwärtigt. Das Gehirn besteht etwa aus 100 Milliarden Nervenzellen. Die Anzahl bleibt von Geburt an gleich. Wichtig für die Funktion des Gehirns sind aber vor allem die Verbindungen zwischen den Nervenzellen (Axone, Dendriten usw.) Die Anzahl der Verbindungen beträgt bei einem Neugeborenen etwa 50 Billionen. All das, was mit Lernen oder Gehirnentwicklung zu tun hat, beruht auf dem Wachstum bzw. den Veränderungen dieser Verbindungen zwischen den Nervenzellen.

Diese Verbindungen bzw. Verschaltungen zwischen verschiedenen Nervenzellen oder Nervenzellarealen entstehen und verstärken sich in der Entwicklung des Kindes vor allem, wenn Nervenzellen oder Nervenzellareale gleichzeitig aktiviert werden. Wenn zum Beispiel ein vierbeiniges Wesen mit Fell bellend durch die Wohnung läuft und die Mutter "Hund" sagt oder "Struppi", dann sind bei einem kleinen Kind gleichzeitig die Neuronen aktiv, die für die optische Wahrnehmung des befellten Vierbeiners verantwortlich sind, und ebenso die Nervenzellen, die die akustischen Laute "Hund" oder "Struppi" aufnehmen und verarbeiten. Später reicht dann ein Reiz, etwa das Wort "Hund" oder "Struppi", um den gesamten eng miteinander verbundenen Bereich anzusprechen. Mit dem Wort werden dann automatisch Bilder des Hundes wachgerufen. Dann hat das Kind gelernt, dass der bellende und fellbehaftete Vierbeiner ein "Hund" ist und "Struppi" heißt. Gleichzeitig werden auch Gefühle in gleicher Weise durch synaptische Kontakte an diese Situation gebunden. Das Kind freut sich vielleicht, wenn Struppi auftaucht, oder es hat Angst. Auch diese Gefühle beruhen auf Verschaltungen, die sich ergeben, weil das Areal für Hund und für Angst gleichzeitig aktiviert werden.

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Plastizität des Gehirns und sensible Phasen

Diese Prozesse, in denen neue Verbindungen entstehen oder sich bestehende neuronale Verschaltungen verändern und sich damit neue Netzwerke ergeben, in denen unser Wissen repräsentiert ist, erfolgen ein Leben lang. Das menschliche Gehirn ist bis zum Lebensende plastisch, d.h. durch Erfahrungen und Lernen veränderbar. Allerdings ist die jeweilige Lerngeschwindigkeit dem Alter entsprechend verschieden. Dem liegt zugrunde, dass die neuronalen Verbindungen in bestimmten Phasen förmlich wuchern. Dabei handelt es sich um wichtige Entwicklungsphasen im Heranwachsen eines Kindes.

Bei der Geburt gibt es nur wenige Verschaltungen zwischen den Neuronen, wobei gehirnphysiologisch 50 Billionen Verbindungen erstmal wenig sind. Viele der Verschaltungen zwischen den verschiedenen Arealen und Bereichen des Gehirns entstehen erst im Verlauf der Entwicklung. Die anfänglichen 50 Billionen Verbindungen zwischen den einzelnen Nervenzellen verzwanzigfachen sich von daher bis zum 8 Lebensmonat auf etwa 1.000 Billionen. Dies beruht teilweise auf genetisch bedingten Abläufen, ist aber vor allem auch von Anregungen von außen abhängig, das heißt von Erfahrungen bzw.

Es hängt also von der Umwelt ab, ob sich neuronale Verschaltungen entwickeln, stabilisieren oder auch wieder verkümmern. Denn die fehlende Benutzung synaptischer Kontakte führt dazu, dass eine Verbindung wieder verschwindet. Wir vergessen dann etwas. Ein Beispiel, das alle kennen, ist die häufige Situation, dass uns zu einem bekannten Gesicht der Name nicht mehr einfällt. Neurobiologisch heißt das, dass sich die Verschaltungen zwischen dem Areal, in dem das Gesicht gespeichert ist, und dem Erinnerungsort des Namens aufgrund zu weniger Aktivierungen aufgelöst haben. Vielleicht haben wir den Menschen seit Jahren nicht gesehen bzw.

Was also im entsprechenden Zeitfenster wuchert oder wächst, muss auch aktiviert werden, um sich zu stabilisieren. Bleibt dies aus, weil die passenden Reize fehlen, verschwinden die Verbindungen schnell wieder. Die Gehirnentwicklung wird bestimmt durch den Grundsatz: "Use it or loose it". So reduzieren sich die Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Laufe der kindlichen Entwicklung wieder um 30% bis 50%, sodass letztlich nur etwa 500 Billionen erhalten bleiben. An diesen Beispielen wird deutlich, dass bei der Gehirnentwicklung bzw.

Es gibt für eine Reihe von Entwicklungsprozessen solche sensiblen Phasen. Wenn es um den Spracherwerb bzw. das Sprechen geht, dann erfolgen die beschriebenen Prozesse in den "Spracharealen", also dem Broca-Areal und dem Wernicke-Areal. Hier beginnen dann die Verbindungen zwischen den Neuronen zu wuchern. In diesem Zeitfenster sind die entstehenden Verbindungen und die synaptischen Kontakte darauf angewiesen, von der Umgebung, also durch Umweltreize aktiviert zu werden. Unterbleibt das, verkümmern die sprießenden Nervenzellverschaltungen wieder. Deshalb ist es gerade dann wichtig, ein "sprechendes" Umfeld zu haben, was ja in aller Regel durch die Eltern oder die Familie gegeben ist. Hierbei nimmt das sich entwickelnde Gehirn eine aktive Rolle ein. Es sucht sich die Informationen und Reize, die es als "Futter" für diese Prozesse benötigt. Alles Übrige blendet es aus. Das erklärt auch, warum Kinder sich für andere Dinge interessieren als Erwachsene. Sie achten auf das, was gemäß ihrer Entwicklung gerade wichtig ist. Und so rauscht die Nachrichtensendung über die letzte Bundestagswahl an ihnen vorbei, während der Fisch im Aquarium oder die Oma, die ein Märchen erzählt, volle Aufmerksamkeit genießt.

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Hier gilt als zentraler Grundsatz, dass die Weiterentwicklung im Gehirn immer auf schon Vorhandenes aufbaut und ein dritter Schritt nicht vor dem zweiten getan werden kann. Das läßt sich auch schön an der Sprachentwicklung absehen. In der Einwortphase lernt das Kind, dass die Dinge der Welt mit Lautfolgen angesprochen und bezeichnet werden können. Zum Beispiel "Ball" steht für jenes runde Ding, mit dem man so schön spielen kann. Dem folgt die Zweiwortphase und die Mehrwortphase, die jeweils die vorangehenden Lernschritte voraussetzen. Einzelne Worte stehen für komplexen Zusammenhang, z.B. Drei oder mehr Wörter, meist Substantiv, Verb im Infinitiv und Adjektiv, z.B: "Mama, tomm - nell" (Mama, komm schnell!).

Der Spracherwerbsprozess

Wie aber läuft der Prozess des Spracherwerbs konkret? Jedenfalls nicht über bewusste Lernprozesse, also über das bewusste Lernen von Wortbedeutungen und Grammatikregeln. Es ist vielmehr so, dass Kinder bzw. ihre Gehirne Regeln in jeglichem Input, der auf sie einstürmt, erkennen. Zu diesem Input gehört eben auch die Sprache der anderen. Indem Eltern mit ihren Kindern sprechen, werden die dabei wahrgenommenen Lauteinheiten und ihre Beziehungen zueinander in neuronalen Netzwerken abgebildet. Das beruht genau auf denselben Prozessen, die zuvor beschrieben wurden. Die dabei aktivierten Verbindungen werden zunehmend stabiler, wenn das Kind immer wieder mit den gleichen sprachlichen Strukturen konfrontiert wird. Wenn nun bestimmte Sprach- bzw. Lautstrukturen immer wieder im Gesprochenen auftauchen, werden diese neuronal immer wieder aktiviert und schleifen sich ein. Das selber Sprechen aktiviert ebenfalls die entsprechenden Areale im Gehirn und führt so dazu, dass sich die entsprechenden Verschaltungen noch weiter stabilisieren. Vor allem dient es dem Kind, sein Kommunikationsverhalten so zu gestalten, wie es gerade in seiner Entwicklung benötigt wird.

Elternsprache prägt die Hirnstruktur

Wenn du viel mit deinem Baby oder Kleinkind sprichst, prägt das die Gehirnstruktur deines Kindes. Das fanden Wissenschaftler:innen der britischen Universität von East Anglia heraus. Die von ihnen veröffentlichte Studie im "Journal of Neuroscience" sei eine der ersten, die zeige, dass die Gehirnentwicklung schon früh mit dem sprachlichen Input zusammenhänge. "Mit Kindern zu sprechen, ist in der frühen Entwicklung sehr wichtig, denn es hilft dabei, das Gehirn zu formen", sagte Psychologie-Professor John Spencer, der die Studie leitete.

Untersucht wurden 87 Babys im Alter von sechs Monaten und 76 Kleinkinder im Alter von zweieinhalb Jahren. Mit tragbaren Aufnahmegeräten zeichneten die Wissenschaftler:innen drei Tage lang bis zu 16 Stunden täglich alles auf, was die Kinder an Sprache zu hören bekamen und was sie selbst an Äußerungen produzierten. Insgesamt wurden mehr als 6.200 Stunden Sprachdaten erfasst. Anschließend visualisierten MRT-Scans die Gehirne der Kinder. Betrachtet wurde vor allem die Substanz Myelin. Das ist eine wichtige Biomembran, die isolierend um Nervenzellen herum wächst und dadurch Gehirnsignale effizienter macht.

"Wir haben herausgefunden, dass Kleinkinder, die in ihrer Alltagsumgebung mehr Sprache hörten, auch mehr Myelin im Gehirn hatten", sagte Spencer. Die erhöhten Myelinmengen seien in den sprachbezogenen Gehirnteilen nachweisbar gewesen. Bei Babys zeigte sich ein umgekehrtes Ergebnis. Bei ihnen sei durch viel Erwachsenensprache weniger Myelin nachgewiesen worden. Spencer erklärt das mit den unterschiedlichen Stufen der Gehirnentwicklung. Viel Sprache zu hören, könne das Gehirnwachstum beschleunigen. Ist das Kind zwei bis drei Jahre alt, ist die Myelinbildung dran - und viel Sprachinput kann diese erhöhen.

Studienleiter Spencer empfiehlt Eltern, sich möglichst oft direkt mit dem Kind zu "unterhalten". Das mag vor allem bei Babys für manche ungewohnt erscheinen, habe aber eine ganz andere Qualität, als wenn dein Kind nur den Unterhaltungen anderer zuhöre.

Individuelle Unterschiede und Etappen der Sprachentwicklung

Kinder eignen sich Sprache und Sprechen nach eigenen Regeln und anders als Erwachsene an. Wann und wie schnell ein Kind sprechen lernt, ist ganz unterschiedlich. Das Sprechenlernen ist ein langer Prozess über viele Etappen, zu denen ein Kind jeweils herangereift und bereit sein muss. Wichtige Voraussetzungen hierfür bringt schon das Neugeborene mit: Die Sprachzentren im Gehirn sind bereits bei der Geburt vorhanden. Sie ermöglichen das Verarbeiten und Verstehen von Sprache sowie das Selbersprechen. Auch die für das Sprechen wichtigen Organe und Muskeln sind bei einem gesunden Neugeborenen bereits ausgebildet. Schon im Mutterleib hat das Kind zusammen mit den typischen Geräuschen, wie zum Beispiel den Herzschlag der Mutter, auch deren Stimme wahrgenommen und ist mit dem Klang und der Melodie der mütterlichen Stimme vertraut geworden. Bereits das Neugeborene vermag es, Sprachlaute aus einer Fülle an Geräuschen herauszufiltern und zeigt eine besondere Vorliebe hierfür.

Neben diesen biologischen Voraussetzungen bringt ein Kind die angeborene Bereitschaft mit auf die Welt, eine Beziehung mit den Menschen einzugehen, die sich ihm zuwenden und es umsorgen. Es möchte sich mit ihnen verständigen und Sprache erlernen. Kinder eignen sich ihre sprachlichen Fähigkeiten aus eigenem Antrieb an. Die einzelnen Phasen der Sprachentwicklung und ihre Abfolge sind dabei vermutlich bei allen Kindern gleich.

In welchem Alter aber ein Kind zu sprechen beginnt, wie schnell es seinen Wortschatz erweitert und wann es wie gut Sätze bilden und Wörter richtig aussprechen kann, ist von Kind zu Kind ganz verschieden. Deshalb bieten die nachfolgend beschriebenen Etappen der sprachlichen Entwicklung bloß eine grobe Orientierung.

  • Die Mehrheit der Kinder spricht zwischen ein- und anderthalb Jahren die ersten Wörter - meist „Mama“, „Papa“.
  • Im Alter von zwei Jahren wächst der Wortschatz Ihres Kindes stetig an. Den ersten Sätzen mit zwei („Mama spielen“) folgen Sätze mit drei Worten („Ich Ball haben“).
  • Ihr Kind kann schon den ein oder anderen Satz mit „und“ oder „und dann“ verbinden. Einfache Sätze sind grammatisch richtig: „Der Ball ist bunt“, „Ich habe Hunger.“ Sein Wortschatz vergrößert sich immens, schwierigere Wörter wie „Katze“ oder „Schaukel“ können ausgesprochen werden. Ihr Kind will wissen, was warum um es herum passiert und fragt nicht nur „Was?“, sondern auch „Wie? und „Warum?“.
  • Mit wachsendem Wortschatz möchte Ihr Kind auch mehr erzählen, was es erleben konnte und was es vorhat. Vor lauter Erzählfreude gerät manches Kind ins Stottern, was mit der sich verbessernden Aussprache bald wieder aufhört. Es beginnt, über Vergangenes oder Zukünftiges zu sprechen. Bis auf wenige Ausnahmen (vielleicht Zischlaute wie s, z oder x) beherrscht es alle Laute seiner Muttersprache.
  • Ihr Kind verfügt über einen großen Wortschatz (über 2000 Wörter), kann problemlos Haupt- und Nebensätze bilden und seine Gedanken, auch abstraktere, in Worte fassen. Grammatik.

Kinder eignen sich nach und nach die Sprache an, die sie in ihrer nächsten Umgebung hören, ihre Mutter- oder Erstsprache. Und sie tun dies aus ihren täglichen Erfahrungen heraus, aus dem, was sie hören, sehen, fühlen und tun. Die Sprachwissenschaft spricht von „ungesteuertem Spracherwerb“ oder von „natürlichen Bedingungen“, wie sie vermutlich nur in den ersten Lebensjahren gegeben sind:

  • In den ersten Lebensmonaten entwickeln Kinder ein immer besseres Ohr für die Sprach- und Satzmelodie, die Laute der Muttersprache und die Betonung von Wörtern.
  • Gleichzeitig erproben sie auf spielerische Weise ihre eigene Stimme. Wenn sie die eher zufälligen Muskelbewegungen immer besser kontrollieren können, geben sie gezielt ihre ersten Laute von sich.
  • Schließlich beginnen Kinder, das, was sie sehen, hören oder tun, zu benennen. Dabei meinen sie zunächst meist mehr, als es das bloße Wort besagt: So kann das Wort „Ball“ je nach Situation bedeuten, dass Ihr Kind den Ball haben oder mit ihm spielen möchte. Ebenso gut kann es aber auch heißen, dass der Ball weg ist.
  • Aus der gehörten Sprache ihrer Umgebung erschließen sich Kinder selbstständig die innere Logik und Struktur der Sprache: Nach und nach leiten sie die Regeln über den Gebrauch der Wörter und über den Satzbau ab und wenden sie zunächst konsequent an.

Sprachentwicklung und Gehirn-Entwicklung

Wissenschaftler stellten fest, dass zweieinhalb Jahre alte Kinder, die mehr Sprache in ihrer alltäglichen Umgebung hörten, mehr Myelin in sprachbezogenen Bereichen ihres Gehirns hatten.

„Kleinkinder, die mehr Sprache in ihrer alltäglichen Umgebung gehört haben, hatten auch mehr Myelin, was wahrscheinlich eine fortschrittlichere Sprachverarbeitung unterstützt“, so Spencer. „Anders ausgedrückt: Das Sprechen mit Ihren Kindern ist in der frühen Entwicklung sehr wichtig, da es dazu beiträgt, das Gehirn zu formen.“

Bedeutung der frühen Sprachförderung

Die frühe Kindheit ist die bedeutendste Phase für das Erlernen von Sprachen, da das Gehirn in dieser Zeit besonders aufnahmefähig für neue Sprachen ist. Es ist der ideale Zeitpunkt für Kinder, eine Zweitsprache wie Deutsch zu lernen. Studien belegen, dass Kinder, die früh mit einer zweiten Sprache in Kontakt kommen, über eine bessere kognitive Flexibilität, Problemlösungsfähigkeiten und Kreativität verfügen. Kinder, die früh Sprachen lernen, entwickeln zudem bessere Fähigkeiten im Multitasking und kritischen Denken.

Wenn Kinder anfangen, Deutsch zu lernen, ist es wichtig, typische Meilensteine auf ihrem Lernweg zu erkennen. Diese sind nicht nur Indikatoren für Fortschritt, sondern helfen Eltern und Lehrkräften dabei, ihre Methoden individuell anzupassen. Der Wortschatzerwerb ist eines der sichtbarsten Merkmale des Spracherwerbs im Kleinkindalter. Anfangs erkennen und verwenden Kinder einfache Substantive wie „Hund“ oder „Katze“. Mit der Zeit erweitert sich der Wortschatz um Verben, Adjektive und gängige Redewendungen. Mit wachsendem Wortschatz beginnen Kinder, grammatikalische Strukturen zu erkennen. Anfangs bilden sie kurze Sätze und lassen gelegentlich Satzglieder weg, z. B. „Mama gehen“ statt „Mama geht nach Hause“. Hör- und Sprachkompetenz bilden die Basis des Spracherwerbs und sollten parallel zu Wortschatz und Grammatik beobachtet werden. Zwischen drei und fünf Jahren sollten Kinder auf Fragen antworten und einfache Gespräche führen können.

Tipps zur Sprachförderung

  • Benenne die Objekte, mit denen dein Kind spielt. Reagiere auf dein Baby oder Kleinkind und tritt in Interaktion - hält es dir einen Zug hin, sage "Zug!"
  • Benenne die Farben und Formen in der Umgebung.
  • Mache lustige Laute, spiele mit Wörtern und Silben.
  • Biete eine unterstützende Umgebung, gezielte Interaktion und regelmäßige Beobachtung.

tags: #kinder #gehirn #sprache #entwicklung