Knieschmerzen durch eingeklemmten Nerv: Ursachen und Behandlungen

Knieschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Ursachen haben kann. Unsere Kniegelenke sind ein komplexes System, das hohen Kräften und Belastungen standhalten muss. Wenn Knieschmerzen auftreten, ist es wichtig, die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren, um eine geeignete Behandlung einzuleiten. Eine mögliche Ursache für Knieschmerzen, die oft übersehen wird, ist ein eingeklemmter Nerv. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Knieschmerzen, die durch einen eingeklemmten Nerv verursacht werden.

Das Kniegelenk: Ein biomechanisches Wunderwerk

Das Kniegelenk ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers und besteht aus zwei Einzelgelenken: dem großen, tragenden Gelenk zwischen Oberschenkelknochen (Femur) und Schienbein (Tibia) und dem Gelenk zwischen Kniescheibe (Patella) und Oberschenkelknochen, das für die Kraftumlenkung entscheidend ist. Es ist ein komplexes System aus Knochen, Knorpel, Bändern, Sehnen und Muskeln, das zusammenarbeitet, um Bewegung und Stabilität zu ermöglichen. Hohe Kräfte, die von der Hüfte ausgehen, verlaufen über den Oberschenkelmuskel direkt über das Kniegelenk und werden über den Unterschenkel verteilt. Die Kniescheibe spielt dabei eine besondere Rolle, indem sie diese Kräfte und den enormen Druck gezielt verteilt und so das Kniegelenk schützt.

Im Inneren des Kniegelenks befinden sich die Menisken, die als Stoßdämpfer dienen, um Kräfte aufzufangen und zu verarbeiten. Sie fungieren auch als Kissen zwischen Ober- und Unterschenkelknochen, um die reibungsfreie Beweglichkeit des Kniegelenks zu ermöglichen. Zusätzlich gibt es die Kreuzbänder, die in erster Linie für die Stabilität des Kniegelenks verantwortlich sind.

Ursachen von Knieschmerzen

Knieschmerzen können viele Ursachen haben, darunter:

  • Strukturelle Schäden: Meniskusriss, Kreuzbandriss, Knorpelverschleiß (Arthrose)
  • Entzündungen: Arthritis, Schleimbeutelentzündung, Sehnenentzündung
  • Überlastung: Sportliche oder berufliche Überlastung
  • Fehlbelastungen: Ungleichmäßige Belastung des Knies
  • Eingeklemmter Nerv: Reizung oder Kompression eines Nervs, der das Knie versorgt

Eingeklemmter Nerv als Ursache für Knieschmerzen

Ein eingeklemmter Nerv kann eine oft übersehene Ursache für Knieschmerzen sein. Mehrere Nerven verlaufen in der Nähe des Knies und können durch verschiedene Faktoren gereizt oder komprimiert werden.

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Nervus Obturatorius

Ein Nerv, der Knieschmerzen verursachen kann, ist der Nervus obturatorius. Dieser Nerv entspringt der Lendenwirbelsäule und verläuft durch das kleine Becken, wo er zwischen der Gebärmutter und den Eierstöcken bei Frauen eingeklemmt werden kann. Nachdem der Nerv diesen Engpass passiert hat, verläuft er durch eine Öffnung oberhalb des Sitzbeins, das Foramen obturatorium, das mit Muskulatur überzogen ist. Eine erhöhte Spannung in dieser Muskulatur kann zu einem weiteren Engpass führen, sodass der Nervus obturatorius erneut abgequetscht wird.

Der Nervus obturatorius innerviert unter anderem die Strukturen der Kniegelenkkapseln und die Adduktoren, die mittig am Kniegelenk ansetzen. Eine Reizung dieses Nervs kann daher Schmerzen im Knie verursachen.

Nerven in der Kniekehle

In der Kniekehle verlaufen ebenfalls einige Nerven, die gereizt werden können und Schmerzen verursachen. Besonders der Nervus ischiadicus (Ischiasnerv) oder seine Hauptäste (Nervus tibialis und Nervus fibularis communis) können betroffen sein. Eine Kompression dieser Nerven ist häufig die Ursache für die Reizung.

Mögliche Ursachen für eine Nervenreizung in der Kniekehle sind:

  • Meniskusschäden: Ein gerissener Meniskus kann zu einer mechanischen Reizung der Nerven führen.
  • Sehnenentzündung (Tendinitis): Entzündungen der Sehnen in der Kniekehle können die Nerven irritieren.
  • Fehlbelastungen: Eine unsymmetrische Belastung des Knies kann dazu führen, dass Muskeln auf die in der Kniekehle verlaufenden Nerven drücken.
  • Überlastungen: Ungewohnte Belastungen können zu einer Kompression der Nerven in der Kniekehle führen.
  • Myogelosen: Muskelverhärtungen in der Kniekehle können Druck auf die Nerven ausüben.
  • Mechanische Ursachen: Zu eng anliegende Hosen oder Kniestrümpfe können die Nerven in der Kniekehle komprimieren.

Symptome eines eingeklemmten Nervs im Knie

Die Symptome eines eingeklemmten Nervs im Knie können variieren, abhängig davon, welcher Nerv betroffen ist und wie stark die Reizung oder Kompression ist. Häufige Symptome sind:

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  • Schmerzen: Lokale Schmerzen in der Kniekehle, stechende oder ziehende Schmerzen, ausstrahlende Schmerzen in Wade oder Oberschenkel
  • Taubheitsgefühl oder Kribbeln: In der Kniekehle oder im Unterschenkel
  • Schwäche: Eingeschränkte Beweglichkeit, Kraftverlust in der Waden- oder Oberschenkelmuskulatur
  • Neuropathische Schmerzen: Unangenehme, ziehende und stechende Schmerzen
  • Schwellung: In der Kniekehle oder im Unterschenkel (Wade)
  • Bewegungseinschränkung: Vor allem Nerven, die Muskeln aus der Kniekehle motorisch versorgen, können betroffen sein.

Diagnose eines eingeklemmten Nervs im Knie

Die Diagnose eines eingeklemmten Nervs im Knie beginnt mit einer gründlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung. Der Arzt wird Fragen zu den Beschwerden stellen, wie lange sie bestehen, welche Art von Schmerzen auftreten und bei welchen Bewegungen sie sich verstärken oder vermindern.

Bei der körperlichen Untersuchung wird der Arzt unter anderem:

  • Reflextests durchführen: Um die Funktion der Nerven zu überprüfen.
  • Sensibilitätsprüfung durchführen: Um festzustellen, ob sensible Nerven im Bereich der Kniekehle gereizt oder verletzt sind.
  • Motorische Tests durchführen: Um die Funktion der Muskeln zu überprüfen, die von den Nerven versorgt werden.

Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT eingesetzt werden, um die Ursache der Nervenreizung zu identifizieren. Eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung kann ebenfalls durchgeführt werden, um die Funktion der Nerven zu beurteilen.

  • Ultraschall: Mit Hilfe der Ultraschall Untersuchung, kann man Strukturen, wie Muskeln oder Sehnen, die dicht unter der Haut liegen, deutlich darstellen und kann im Falle einer Nervenreizung in der Kniekehle herausfinden, ob ein entsprechender Muskel auf einen Nerven drückt. Der Nerv beziehungsweise die Nerven in der Kniekehle kann man mit einem Ultraschall meistens nicht darstellen. Es bietet sich aber an, bei einem Verdacht einer Nervenreizung mit dem Ultraschallkopf über die Kniekehle zu fahren, um so die Muskeln darzustellen.
  • MRT: Ein MRT der Kniekehlewird immer dann benötigt, wenn man eine genaue Beurteilung der entsprechenden Nerven, die in der Kniekehle laufen, durchführen will. Ein MRT des Knies würde sowohl Knochen, als auch Nerven und Blutgefäße aber auch Sehnen und Weichteilgewebe darstellen. Vermutet man eine Nervenverletzung in der Kniekehle, die zu den Beschwerden führen, sollte in jedem Fall ein MRT durchgeführt werden.
  • Ganganalyse: Bei der Ganganalyse wird der Patient auf ein Laufband gestellt und gebeten zu stehen, zu traben zu gehen und schließlich zu laufen. Eine Kamera zeichnet die Belastung und die Stellung auf, ein Computer errechnet eine entsprechende Fehlbelastung.
  • Elektromyogramm (EMG): Durch ein EMG kann man den elektrischen Fluss in Muskeln beurteilen. Hierzu werden Elektroden auf die zu untersuchenden Muskeln geklebt und die Spannung der elektrischen Aktivität der Muskeln gemessen. Fehlbelastungen werden zu einem Spannungsdifferenz führen.

Behandlung eines eingeklemmten Nervs im Knie

Die Behandlung eines eingeklemmten Nervs im Knie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Konservative Behandlungsmethoden sind oft ausreichend, um die Beschwerden zu lindern. In einigen Fällen kann jedoch eine Operation erforderlich sein.

Konservative Behandlung

  • Schmerzlinderung: Schmerzlindernde Salben oder Gels (z.B. mit Ibuprofen oder Diclofenac) können auf die Kniekehle aufgetragen werden. Bei starken Schmerzen können auch Schmerzmittel in Tablettenform eingenommen werden.
  • Entzündungshemmung: Entzündungshemmende Salben oder Gele können ebenfalls helfen, Entzündungen zu reduzieren. In einigen Fällen kann auch Cortison in Form von Tabletten oder Injektionen verabreicht werden.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, Muskelverspannungen zu lösen, die Nerven zu entlasten und die Beweglichkeit des Knies zu verbessern.
  • Orthopädische Schuheinlagen: Bei Fehlbelastungen können orthopädische Schuheinlagen helfen, die Belastung des Knies zu korrigieren.
  • Dehnübungen: Dehnübungen können helfen, die Muskeln der Kniekehle zu lockern und zu dehnen.
  • Faszienbehandlung: Eine Faszienbehandlung mit einer Faszienrolle kann helfen, Verklebungen im Bindegewebe zu lösen, die die Nerven komprimieren könnten.
  • Vermeidung von Überlastung: Überlastungen und Fehlbelastungen sollten vermieden werden, bis die Beschwerden nachlassen.
  • Kühlung: Bei einer begleitenden Schwellung kann eine Eispack-Behandlung 2x täglich durchgeführt werden.
  • Anpassung der Ernährung und der Lebensweise an die Erkrankung: u. a. Bei rheumatoider Arthritis ist die Gelenkinnenhaut entzündet.

Operative Behandlung

In seltenen Fällen, wenn konservative Behandlungsmethoden nicht ausreichend helfen, kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv zu entlasten. Dies kann beispielsweise bei einer Kompression des Nervus obturatorius durch Muskelverspannungen oder bei einer Einengung des Nervs in der Kniekehle der Fall sein.

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Vorbeugung von Knieschmerzen durch eingeklemmten Nerv

Einige Maßnahmen können helfen, Knieschmerzen durch einen eingeklemmten Nerv vorzubeugen:

  • Vermeidung von Fehlbelastungen: Achten Sie auf eine gleichmäßige Belastung des Knies und vermeiden Sie ungünstige Körperhaltungen.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige, gelenkschonende Bewegung kann helfen, die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit des Knies zu erhalten.
  • Gewichtsreduktion: Übergewicht kann die Belastung des Knies erhöhen und das Risiko für Nervenreizungen erhöhen.
  • Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes, um Fehlhaltungen und Überlastungen zu vermeiden.
  • Dehnübungen: Regelmäßige Dehnübungen können helfen, Muskelverspannungen zu lösen und die Flexibilität zu verbessern.
  • Vermeidung von enger Kleidung: Vermeiden Sie zu eng anliegende Hosen oder Kniestrümpfe, die die Nerven in der Kniekehle komprimieren könnten.

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