Kribbelnde Hände, ein unangenehmes Gefühl, das von Taubheitsgefühlen und einem prickelnden Gefühl begleitet sein kann, sind ein deutliches Warnsignal des Körpers und sollten daher nicht ignoriert werden. Fast jeder kennt das Gefühl, nachts wach zu werden und seine Hand oder gar den ganzen Arm kaum mehr zu spüren: Es kribbelt, prickelt oder schmerzt. Allerdings sind solche Missempfindungen oftmals harmlos. Die Ursachen können vielfältig sein und reichen von harmlosen Auslösern wie einer ungünstigen Schlafposition bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Es ist wichtig, die Symptome richtig zu deuten und gegebenenfalls einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache abzuklären und eine geeignete Behandlung einzuleiten.
Mögliche Ursachen für Kribbeln in beiden Händen
Kribbeln und Taubheitsgefühle können in den Beinen, aber auch an anderen Körperstellen auftreten. Dazu gehören Arme, Hände, Finger, Füße, Zehen und das Gesicht. Mitunter kommen die Missempfindungen am Kopf, am Rumpf, an den Lippen und im Mund vor.
Häufig ist die Ursache für das Kribbeln in den Händen nur die Kälte oder eine schlechte Durchblutung. Dann reicht es aus, die Hände durch Durchkneten, Reiben und Bewegen wieder aufzuwärmen. Häufig sind kribbelnde Hände und Taubheitsgefühle aber ein erstes Anzeichen für ein beginnendes Karpaltunnelsyndrom oder treten infolge einer Sehnenscheidenentzündung oder einer Nervenschädigung auf. Es empfiehlt sich daher, bei wiederkehrenden Beschwerden schnellstmöglich einen ärztlichen Rat einzuholen.
Im Folgenden werden einige der häufigsten Ursachen für Kribbeln in beiden Händen näher erläutert:
Karpaltunnelsyndrom
Was sich anfangs oft wie eine eingeschlafene Hand anfühlt, kann das erste Anzeichen für ein Karpaltunnelsyndrom sein, bei dem ein beengter Handnerv zu unangenehmen Empfindungen und Schmerzen führt. Das Karpaltunnelsyndrom ist ebenso wie Arthrose eine Volkskrankheit. Jeder Sechste leidet im Laufe seines Lebens an Karpalband Schmerzen, Frauen öfter als Männer. Um ein Karpaltunnelsyndrom handelt es sich, wenn der Mittelhandnerv (Nervus Medianus) eingeklemmt wird, der sich an der Innenseite von Handgelenk und Handwurzel befindet. Schwillt das Gewebe im Karpaltunnel an, entsteht Druck auf den Nerv und die ihn versorgenden Blutgefäße. Bei dieser Einengung des Nervs am Handwurzelknochen kommt zu sensorischen Störungen und Missempfindungen wie Kribbeln, Schmerzen oder einem Taubheitsgefühl in der Hand. Das Karpaltunnelsyndrom ist keine Entzündung, sondern ein Kompressionssyndrom. Frauen sind wesentlich öfter vom Karpaltunnelsyndrom betroffen als Männer, die meisten erkranken zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr. Mit zusätzlichem Alter steigt auch die Häufigkeit einer Erkrankung. Lebensstil: Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität können das Risiko für KTS erhöhen. Die genaue Ursache für ein Karpaltunnelsyndrom lässt sich in vielen Fällen nicht eindeutig bestimmen. Fachleute gehen davon aus, dass das Karpaltunnelsyndrom keine seelischen Ursachen besitzt. Am häufigsten tritt das Syndrom auf, wenn der Karpaltunnel bereits sehr eng angelegt ist. Die Symptome des Karpaltunnelsyndroms sind einheitlich und meist auf die Hand beschränkt. Erste Anzeichen für das Karpaltunnelsyndrom sind regelmäßiges Einschlafen von Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger an einer oder beiden Händen. Viele Menschen spüren dieses Kribbeln zunächst nur nachts, da sie in der Nacht ihre Handgelenke anwinkeln. Auch bei Tätigkeiten wie dem Fahrradfahren oder Telefonieren kann es zu Beschwerden kommen. Anhaltendes Taubheitsgefühl: Die Hand fühlt sich taub an. Das Karpaltunnelsyndrom tritt meist an beiden Händen zugleich auf, es kann jedoch auch nur die rechte oder die linke Hand taub sein. Schmerzen: Beim Karpaltunnelsyndrom können Schmerzen im Handgelenk, in der Hand oder in einzelnen Fingern auftreten. Funktionseinschränkungen: Schwierigkeiten bei feinmotorischen Tätigkeiten können auftreten.
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Polyneuropathie
Die Polyneuropathie gehört zu den Störungsbildern des peripheren Nervensystems, die in der Bevölkerung relativ häufig auftreten. Zu den Hauptsymptomen der Erkrankung gehören Taubheitsgefühl, Kribbeln und ein Gefühl der Unsicherheit beim Gehen. Polyneuropathie kann sehr unterschiedliche, sowohl interne als auch externe Ursachen haben, die einer differenzialdiagnostischen Abklärung bedürfen. Wichtig ist festzustellen, ob eine Ursache gefunden werden kann, die auch einer Therapie zugänglich wäre und sich somit die Erkrankung positiv beeinflussen oder zumindest in ihrem Fortschreiten verlangsamt werden. Daher ist eine neurologische Abklärung mit laborchemischen Untersuchungen sowie neurophysiologischen Untersuchungen unabdingbar. Eine Reihe von Symptomen führen die Erkrankten zuerst zum Orthopäden, daher muss dieser auch die relevanten Symptome erkennen und eventuell bestehenden orthopädischen Erkrankungen zuordnen können sowie unter Umständen auch die Neurologie als weiteres Fach hinzuziehen.
Typische Symptome der Nervenkrankheit Polyneuropathie sind Kribbeln, Brennen und Taubheit, die anfangs an beiden Füßen und Beinen auftreten. Ihren Ursprung haben die Gefühlsstörungen in den langen Nerven, die Muskeln, Haut und Organe mit dem Gehirn verbinden. Schäden an den Nerven führen dazu, dass die Weiterleitung von Informationen zwischen Gehirn, Rückenmark und dem Rest des Körpers gestört ist. Je nachdem, welche Nerven betroffen sind, können bei der Polyneuropathie unterschiedliche Beschwerden im Vordergrund stehen.
Andere Nervenreizungen und Nervenquetschungen
Nervenreizungen und Nervenquetschungen Die falsche Schlafposition kann in den Bandscheiben der Halswirbelsäule beispielsweise zu harmlosen nervalen Reizungen führen, ohne dass gleich ein Bandscheibenvorfall oder Ähnliches vorliegt. In den meisten Fällen ist die Durchblutung vorübergehend unterbrochen oder ein Nerv gequetscht. Das Kribbeln in den Fingern entsteht dabei durch die empfindlichen Nerven und Nervenenden in der Haut. Sie schicken über die Nervenbahnen Reizwahrnehmungen an das Gehirn. Lassen sich dort die eingehenden Signale nicht eindeutig zuordnen, entsteht ein unangenehmes Prickeln. Es ist also eine Überempfindlichkeitsreaktion überaktiver Leitungsbahnen, auch Parästhesie genannt. Manche Menschen haben eine knöcherne Enge im Wirbelkanal. Auch diese könne zu Missempfindungen in den Händen und Armen führen, lassen sich aber in der Regel einfach und schnell durch einen Positionswechsel ändern. Nur in schwerwiegenden Fällen hilft man den Betroffenen durch eine operative Weitung der Engstelle. Solange solche Missempfindungen sporadisch und in größeren Abständen auftreten, sind sie in der Regel eher harmlos und lagerungsbedingt. Ein ernstes Warnsignal stellen sie dar, wenn sie hingegen regelmäßig auftreten oder von Dauer sind. Langanhaltendes Kribbeln sollte untersucht werden Fühlt sich ein Arm taub und schwach an, ist gelähmt oder hält sich über mehrere Tage das Gefühl laufender Ameisen, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden. Ein Orthopäde kann dann anhand der konkreten Ausfallerscheinungen an der Hand bereits Rückschlüsse auf den betroffenen Wirbel ziehen. Solche Probleme lassen sich zu rund 95 Prozent der Fälle konservativ behandeln und eine Operation ist nicht notwendig. Stattdessen kommen entlastende Verfahren zum Einsatz wie sie Orthopäden oder Physiotherapeuten anbieten. Durch Ausüben eines einen Längszugs auf die Wirbelsäule kann der Gallertkern aus seiner ungünstigen Position wieder zurück ins Zentrum fließen. Ergänzen kann diese Therapie ein Injektionsverfahren, bei dem anti-entzündliche Wirkstoffe unmittelbar an den veränderten Nerv gespritzt werden. Erst wenn solche Maßnahmen keine Linderung bringen, greift man zu operativen Verfahren.
Nährstoffmangel
Klagen beispielsweise Veganer über Empfindungsstörungen in den Händen und anderen Gliedmaßen, kann es sinnvoll sein ein Blutbild zu machen. In seltenen Fällen zeigt sich darin ein Vitaminmangel wie zum Beispiel der von Vitamin B12. Dieser Nährstoff wird normalerweise überwiegend aus tierischen Produkten aufgenommen. Verzichtet man bewusst darauf, kann sich daraus ein solches Defizit ergeben, das sich dann beispielsweise als Polyneuropathie auswirkt. Eine Mangelversorgung bestimmter Mikronährstoffe kann ebenfalls hinter Kribbeln in Armen, Fingern oder Händen stecken. Mögliche Ursachen sind beispielsweise: Magnesiummangel: Eine Unterversorgung mit dem Mineralstoff Magnesium kann Muskelkrämpfe, Kribbeln in Händen und Füßen sowie Herzrhythmusstörungen hervorrufen. Kaliumüberschuss: Ein Zuviel an Kalium im Blut kann unter anderem Missempfindungen wie Kribbeln in Füßen und Händen sowie Muskelschwäche verursachen und die Atmung beeinträchtigen. Vitamin-B12-Mangel: Kribbeln an Händen/Füßen kann ein Anzeichen für einen Mangel an Vitamin B12 (Cobalamin) sein. Weitere mögliche Mangelsymptome sind zum Beispiel Blutarmut (Anämie) und Gangstörungen.
Stoffwechselstörungen
Treten die Missempfindungen eher handschuh- oder strumpfförmig auf, liegt oft die Vermutung nahe, dass es sich um Stoffwechselstörungen handelt. Dies kann ebenso ein Anzeichen der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sein. Kleine Nervenenden werden geschädigt, die für Beschwerden sorgen. Missempfindungen des Daumens, Zeige-, Mittel- und daumenseitigen Ringfingers sowie feinmotorische Einschränkungen können bestehen.
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Muskelverspannungen
Zu nächtlichen Beschwerden in Händen und Finger können auch chronischen Muskelverspannungen im Schulter-Nacken-Bereich führen. Sie können durch Verschaltungen im Rückenmark ebenfalls zu Ameisenlaufen und sogar Schmerzempfindungen in den Händen sorgen. Hier zeigt sich, dass ein unbewegter Tag, bei dem man in starrer Haltung vor dem Monitor verbringt, Auswirkungen bis in die Nacht haben kann. Denn solch falsche oder einseitige Haltung sorgen ebenso wie Stress für den bekannten steifen Nacken. Wichtig sind vor allem Entspannung und lokale Wärmeanwendungen. Hilfreich können zudem den Muskelstoffwechsel anregende Reizstromverfahren sein und daneben Injektionen oder eine medikamentöse Behandlung mit muskelentspannenden und schmerzlindernden Wirkstoffen. Die Beschwerden lassen sich alternativ durch manuelle Verfahren lindern, die auf ein Lockern und Dehnen von bindegewebigen Verhärtungen abzielen. Diese Behandlungen nennt man Myofascial Release. Zu einer der fortschrittlichsten Methoden der Schmerztherapie zählt die Trigger-Stoßwellentherapie (Radiale Stoßwellentherapie). Hochfrequente, Luftdruck-Stoßwellen sorgen für eine gute Durchblutung und lösen Verspannungen in verhärteten und verkürzten Muskeln auf - gezielt und ohne Nebenwirkungen. Diese Methode kann auch ältere Bewegungseinschränkungen beheben und körpereigene Reparatur-Mechanismen aktivieren. Die Methode wird von vielen Orthopäden und Physiotherapeuten angeboten.
Andere Ursachen
Weitere mögliche Ursachen für Kribbeln in Armen, Händen oder Fingern sind eine Ellenbogenverrenkung oder Durchblutungsstörungen infolge von Gefäßkrämpfen: Ellenbogenverrenkung: Wenn der Ellenbogen nach einem Sturz auf den ausgestreckten Arm stark schmerzt, anschwillt und sich nicht mehr bewegen lässt, liegt vermutlich eine Ellenbogenluxation vor. In manchen Fällen löst sie auch Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Unterarm oder Hand aus.Raynaud-Syndrom: Taube Finger, die kribbeln und weiß (blass) verfärbt sind, deuten auf das Raynaud-Syndrom hin. Dabei kommt es zu anfallsartigen, schmerzhaften Gefäßkrämpfen, die in einer vorübergehenden Mangeldurchblutung der Finger (seltener der Füße) resultieren. Nachdem die Finger wegen Blutmangels weiß geworden sind, verfärben sie sich im weiteren Verlauf blau und - sobald sich der Gefäßkrampf löst - schließlich rot.
Gefühlsstörungen als Begleitsymptom von Erkrankungen Nicht selten treten Gefühlsstörungen in Verbindung mit bestimmten körperlichen oder neurologischen Erkrankungen auf. Je nach Lokalisation, Ausprägung und Verlauf der Missempfindungen - ob sie plötzlich einsetzen, sich allmählich entwickeln oder wiederholt auftreten - können sie auf bestimmte körperliche oder neurologische Erkrankungen hinweisen und ein wichtiges diagnostisches Signal darstellen. Beispiele von Erkrankungen, bei denen Gefühls- oder Sensibilitätsstörungen häufig auftreten: Multiple Sklerose Gefühlsstörungen, Sensibilitätsstörungen und Missempfindungen wie Kribbeln, Taubheit oder neuropathische Schmerzen zählen zu den frühesten und häufigsten Symptomen einer Multiplen Sklerose (MS). Bei der chronisch-entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems greift das körpereigene Immunsystem die Nervenfasern an, was zu einer gestörten Reizweiterleitung im Gehirn und Rückenmark führen und u. a. ausgeprägte Empfindungsstörungen versuchen kann. Parkinson Bei Parkinson handelt es sich um eine neurodegenerative Erkrankung, bei der bestimmte Nervenzellen im Gehirn allmählich absterben. Neben den typischen Symptomen wie Muskelsteifigkeit, Bewegungsverlangsamung und dem charakteristischen Zittern können auch Gefühlsstörungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle oder ein diffuses Missempfinden auftreten - vor allem dann, wenn neben den Bewegungszentren auch sensorische Bahnen oder die Wahrnehmungsverarbeitung betroffen sind. Migräne Insbesondere bei einer Migräne mit Aura können Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle frühe Anzeichen einer beginnenden Attacke sein. Die Missempfindungen treten häufig im Gesicht oder den Extremitäten auf und gehören zur sogenannten Aura-Phase, die der eigentlichen Kopfschmerzphase vorausgeht. Bandscheibenvorfall Obwohl ein Bandscheibenvorfall in erster Linie eine orthopädische Erkrankung ist, kann die Kompression von Nervenwurzeln im Bereich des Rückenmarks neurologische Symptome wie Taubheit, Kribbeln oder Muskelschwäche hervorrufen. Solche Gefühlsstörungen treten typischerweise einseitig auf - abhängig davon, welcher Bereich der Wirbelsäule betroffen ist. Häufig äußern sie sich im Bein, Fuß, Arm oder in der Hand und gehen mit Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen einher. In schwereren Fällen kann es auch zu Schwäche oder Lähmungserscheinungen kommen. Psychische Störungen Gefühlsstörungen können auch Ausdruck psychischer Belastungen sein. Besonders bei Angstzuständen, Panikattacken oder chronischem Stress kann das vegetative Nervensystem überreagieren und körperliche Symptome hervorrufen. Wer lange in einer Position sitzt, bemerkt manchmal ein Kribbeln oder taubes Gefühl in den Beinen: Sie sind „eingeschlafen“. Das ist meist harmlos und geht durch Bewegung rasch wieder weg. Lassen die Missempfindungen nicht nach oder kommen sie häufiger vor, steckt womöglich mehr dahinter als bloßes „Einschlafen“. Denn Kribbeln und Taubheitsgefühle können Zeichen für eine Erkrankung sein - beispielsweise der Nerven. Tauchen die Taubheitsgefühle plötzlich auf und bestehen zusätzlich Beschwerden wie einseitige Lähmungen oder Probleme beim Sprechen, könnte es sich um einen Schlaganfall handeln. Psychische Störungen Angst-/Panikattacken und Angststörungen (Phobien): Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle können begleitend zu Panikattacken oder Angstzuständen auftreten. Hyperventilationssyndrom: In Stress-Situationen oder während einer Panikattacke kann es zu hektischem Ein- und Ausatmen kommen. In der Folge atmet man mehr Kohlendioxid aus, wodurch die Menge an Kohlendioxid im Blut abnimmt. Das führt dazu, dass die Nerven und Muskeln kurzfristig zu stark erregt werden. Damit einhergehen können Gefühlsstörungen und Verkrampfungen - etwa an Händen und Lippen. Die Konzentration auf die Atmung zu lenken und bewusst langsam ein- und auszuatmen sollte helfen, die Symptome zu lindern. Falls das nicht genügt, rufen Sie einen Arzt oder eine Ärztin. Somatoforme Störungen: Darunter verstehen Medizinerinnen und Mediziner körperliche Beschwerden, die keine körperliche Ursache haben. Müdigkeit, Muskelverspannungen, Zungenbrennen oder auch Kribbeln sind mögliche Symptome einer somatoformen Störung. Medikamente und Umweltgifte Vergiftungen, zum Beispiel mit Schwermetallen, haben mitunter chronische Schäden an den Nerven zur Folge, die zu Missempfindungen führen. Kribbeln und Taubheitsgefühle treten bisweilen auch als unerwünschte, aber meist vorübergehende Nebenwirkung einiger Medikamente auf. Wichtig: Wenn Sie vermuten, dass bestehende Missempfindungen mit der Einnahme eines Medikaments zusammenhängen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.
Diagnose von Kribbeln in den Händen
Um die genauen Ursachen für Kribbeln in den Händen herauszufinden, ist eine sorgfältige Diagnose erforderlich. Die hausärztliche Praxis ist die erste Anlaufstelle, um Kribbeln und Taubheitsgefühle abklären zu lassen.
Für eine Karpaltunnelsyndrom-Diagnose fragen der Arzt oder die Ärztin nach Ihren Beschwerden. Mittels einer Elektroneurographie kann festgestellt werden, ob ein Karpaltunnelsyndrom die Ursache der Beschwerden ist. Im Mittelpunkt der Diagnostik bei einem Karpaltunnelsyndrom steht das Ausschließen anderer Krankheitsursachen.
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Die Diagnose umfasst in der Regel die folgenden Schritte:
- Anamnese: Der Arzt wird Sie ausführlich nach Ihren Beschwerden, Begleitsymptomen, Vorerkrankungen und eingenommenen Medikamenten fragen. Nimmt man Reize auf der Haut nicht mehr richtig wahr, etwa einen Piks mit der Nadel, sind meist die kleinen Nervenenden geschädigt.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird Ihre Hände und Arme untersuchen, um mögliche Ursachen wie Entzündungen, Schwellungen oder Druckpunkte zu identifizieren.
- Neurologische Untersuchung: Der Arzt wird Ihre Sensibilität, Reflexe und Muskelkraft prüfen, um festzustellen, ob eine Nervenschädigung vorliegt. Zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit wird Strom durch die Nervenbahnen geschickt. Mit einer Stimmgabel prüft der Neurologe das Vibrationsempfinden. Bei der standardisierten Quantitativen Sensorischen Testung werden durch sieben verschiedene Gefühlstests an der Haut 13 Werte ermittelt. Sie helfen zu erkennen, welche Nervenfasern genau geschädigt sind und wie stark die Schädigung fortgeschritten ist. Um das Temperaturempfinden exakt zu messen, kommen bei der sogenannten Thermode computergesteuerte Temperaturreize zum Einsatz.
- Weitere Untersuchungen: Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen erforderlich sein, wie zum Beispiel:
- Blutuntersuchungen: Mit Blut-Tests lassen sich weitere Hinweise auf die möglichen Ursachen finden. Gemessen werden zum Beispiel: der Blutzuckerspiegel, die Menge bestimmter Vitamine und Mineralstoffe, Entzündungswerte
- Elektrophysiologische Untersuchungen (ENG/EMG): Diese Untersuchungen messen die Nervenleitgeschwindigkeit und die Muskelaktivität, um Nervenschädigungen zu erkennen.
- Bildgebende Verfahren (MRT, CT): Diese Verfahren können helfen, andere Ursachen wie Bandscheibenvorfälle oder Tumore auszuschließen. Die Untersuchung einer Gewebeprobe kann helfen, die Ursache einer Polyneuropathie zu finden. Dazu wird eine sogenannte Nerv-Muskel-Biopsie aus dem Schienbein entnommen und feingeweblich untersucht. Hierbei wird festgestellt, ob der Schaden an der Hüllsubstanz des Nerven (Myelin) oder am Nerven selbst entstanden ist. Bei bestimmten Ursachen finden sich zum Beispiel Entzündungszellen oder Amyloid-Ablagerungen. Bei einer Untergruppe der Neuropathien sind insbesondere die dünnen, kleinen Nervenfasern der Haut betroffen. Sie werden unter dem Namen Small-Fiber-Neuropathien zusammengefasst. Die Nervenleitgeschwindigkeit, die die Funktion von dickeren Nerven misst, ist dann oft unauffällig. Für die richtige Diagnose ist die Quantitative Sensorische Testung mit Messung des Temperaturempfindens entscheidend. Darüber hinaus kann eine Gewebeprobe aus der Haut (Hautbiopsie) unter dem Mikroskop untersucht werden.
Behandlungsmöglichkeiten von Kribbeln in den Händen
Die Behandlung von Kribbeln in den Händen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Es gibt eine Reihe von konservativen und operativen Behandlungsmöglichkeiten, die je nach Schweregrad der Erkrankung und individuellen Bedürfnissen des Patienten in Frage kommen.
Wurde ein Karpaltunnelsyndrom diagnostiziert, orientiert sich die Behandlung daran, wie fortgeschritten die Krankheit ist. In jedem Fall sollten Betroffene möglichst umgehend einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, denn liegt beispielsweise schon eine Lähmung aufgrund einer Muskelatrophie vor, sind Prognose und Heilungschancen weniger gut.
Konservative Behandlung
Bei leichten bis mittelstarken Beschwerden können konservative Maßnahmen oft Linderung verschaffen. Dazu gehören:
- Medizinische Bandagen und Orthesen: Bei leichten bis mittelstarken Beschwerden sollten Sie bei einem Karpaltunnelsyndrom medizinische Bandagen und Orthesen kaufen, etwa Handorthesen oder Handgelenksschienen für den Karpaltunnel. Gegen die Beschwerden des Karpaltunnelsyndroms können besonders nachts spezielle Schienen getragen werden, die ein Abknicken des Gelenks verhindern. Für gewöhnlich lindern medizinische Bandagen und Orthesen die Beschwerden erfolgreich. Durch eine Lagerungsschiene des Handgelenks lässt sich eine nächtliche Ruhigstellung erreichen. Dies verhindert die Beugung des Handgelenks und soll eine zusätzliche Druckerhöhung im Karpalkanal vermeiden.
- Medikamentöse Behandlung: Reicht aufgrund der Schwere des Karpaltunnelsyndroms jedoch eine konservative Behandlung nicht mehr aus, kann von einem Arzt Kortison in den Karpaltunnel injiziert werden, um eine Abschwellung des Gewebes zu erreichen. Durch Tabletten mit dem Wirkstoff Kortison oder besser durch eine Kortisoninjektion in den Karpalkanal kann ein Abschwellen der Gewebe im Karpaltunnel (vor allem des Sehnengleitgewebes) erreicht werden.
- Physiotherapie: Bei Symptomen eines Karpaltunnelsyndroms helfen verschiedene Übungen. Strecken Sie den Arm nach vorne, in dem Sie Schmerzen oder Taubheitsgefühle haben. Strecken Sie den betroffenen Arm neben dem Körper aus. Der Ellenbogen ist hierbei gebeugt, so dass der Unterarm nach oben zeigt. Strecken Sie nun Ihren Ellenbogen und Ihre Hand auf ungefähr 75 % der maximalen Streckung. Mithilfe einer Faszienrolle können Arm und Handgelenk gezielt massiert werden. Legen Sie nun die Fingerspitzen einer Hand auf die Rolle und schieben Sie Ihre Hand langsam nach vorne.
- Ergonomische Anpassungen: Arbeiten Sie zukünftig mit einer ergonomisch geformten Tastatur und tragen Sie Handgelenksorthesen oder -bandagen.
- Hausmittel: Bei den ersten Anzeichen eines Karpaltunnelsyndroms können Salben oder Öle aus der Apotheke helfen. Kühlen Sie alternativ das Handgelenk bei Schmerzen unter dem laufenden Wasserhahn.
Operative Behandlung
Leiden Patient*innen unter starken Schmerzen oder sogar neurologischen Ausfällen, hilft eine Karpaltunnelsyndrom-OP, bei welcher der Karpaltunnel erweitert wird. Oft kann aber trotz dieser Maßnahmen keine Beschwerdefreiheit erreicht werden. In diesen Fällen ist eine Operation erforderlich. Das entlastet die Sehnen und vor allem der Medianus-Nerv deutlich; Schmerzen, Taubheitsgefühl und Kribbeln werden rasch besser. In der Regel bessert sich das Karpaltunnelsyndrom kurz nach der Operation. Die Heilungsdauer ist gering und nur selten gibt es Rückfälle. Bedenken Sie trotzdem, dass eine Operation ein größerer Eingriff ist und konservative bzw.
Behandlung von Polyneuropathie
Hat ein Diabetes schleichend über viele Jahre die Nerven angegriffen, muss der Patient seine Blutzuckerwerte in den Griff bekommen, um die Nervenschädigung zu stoppen. Allerdings führt eine zu rasche Senkung der Blutzuckerwerte zu weiteren Nervenschäden. Als optimal gilt eine sanfte Senkung des HbA1c-Wertes um weniger als zwei Prozentpunkte über einen Zeitraum von drei Monaten. Bei Altersdiabetes empfehlen Ärzte eine Umstellung des Lebensstils mit Gewichtsreduktion und viel Bewegung. Ziel ist, dass sich die Nerven wieder erholen. Besteht die Schädigung allerdings schon lange, ist die Polyneuropathie in der Regel nicht heilbar. Sind Alkohol oder Medikamente die Ursache, hilft Abstinenz beziehungsweise ein Wechsel der Präparate. Zur Schmerzbekämpfung haben sich Antidepressiva und Medikamente gegen Krampfanfälle (Epilepsie), sogenannte Antikonvulsiva, bewährt. Capsaicin ist für die Schärfe der Chilischoten verantwortlich und hat sich in Form von Capsaicin-Pflastern auf der Haut in Studien als erfolgversprechendes Mittel gegen Polyneuropathie erwiesen. Es betäubt nicht nur den schmerzenden Bereich und steigert die Durchblutung, sondern scheint sogar die Neubildung kleiner Nervenfasern anzuregen. Bei der Elektrotherapie werden die Nerven durch Impulse aus einem speziellen Gerät so stimuliert, dass Erkrankte statt Schmerzen ein leichtes Kribbeln spüren. Von außen lässt sich dieses durch ein TENS-Gerät erreichen. Die Therapien müssen dauerhaft durchgeführt werden. Eine Pause beeinträchtigt schnell den Behandlungserfolg. Gegen die fortschreitende Gangunsicherheit wirkt Gleichgewichtstraining in der Physiotherapie. Wie die gezielten Reize der Akupunktur die Nerven beleben, ist noch ungeklärt.
Was Sie selbst tun können
Neben den ärztlichen Behandlungen können Sie auch selbst einiges tun, um das Kribbeln in Ihren Händen zu lindern:
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung und Ergonomie am Arbeitsplatz helfen, das Kribbeln zu lindern.
- Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Achten Sie auf eine ergonomische Haltung und vermeiden Sie einseitige Belastungen.
- Entspannungsübungen: Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation können helfen, Muskelverspannungen zu lösen.
- Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Vermeiden Sie Übergewicht, Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum.