Fast jeder Mensch kennt das unangenehme Gefühl von Übelkeit, auch Nausea genannt, das oft von Schwindel, kaltem Schweiß und allgemeinem Unwohlsein begleitet wird. Übelkeit ist in erster Linie ein subjektives Gefühl und häufig ein Vorbote des Erbrechens. Sie ist ein Warnsignal des Körpers, das durch das Brechzentrum im Gehirn, genauer gesagt in der Medulla oblongata, aktiviert wird.
Was ist das Brechzentrum und wo liegt es?
Das Brechzentrum ist kein klar abgegrenztes Areal im Gehirn, sondern vielmehr ein Netzwerk von Nervenzellen in der Medulla oblongata, dem untersten und hintersten Bereich des Gehirns, der sich direkt an das Rückenmark anschließt. Die Medulla oblongata, auch Nachhirn oder verlängertes Rückenmark genannt, ist ein lebenswichtiges Regulations- und Reflexzentrum. Sie enthält Hirnnervenkerne und ist damit der Ursprung der Hirnnerven VII bis XII.
Das Brechzentrum steht in Verbindung mit verschiedenen anderen Hirnregionen, darunter die Großhirnrinde (zuständig für Geruch und Gefühl), das Kleinhirn, das Gleichgewichtsorgan und der Magen-Darm-Trakt. Diese Verbindungen ermöglichen es dem Brechzentrum, Informationen aus verschiedenen Quellen zu verarbeiten und eine koordinierte Reaktion auszulösen.
Eine wichtige Schaltstelle ist die Area postrema, ein zirkumventrikuläres Organ, das in direktem Kontakt mit dem Blut steht und so Giftstoffe erkennen und Alarm schlagen kann.
Wie funktioniert das Brechzentrum?
Wenn wir etwas essen, sendet der Magen Informationen über die Menge und Art der Nahrung an das Gehirn, um die Verdauung zu regulieren. Wenn Toxine oder Reizstoffe dieses sensible Gleichgewicht stören, schickt der Magen über das vegetative Nervensystem Warnsignale an das Brechzentrum. Dieses reagiert darauf mit der Ausschüttung verschiedener Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin, Histamin und Substanz P. Diese Botenstoffe stimulieren wiederum bestimmte Rezeptoren im Gehirn und lösen so das Gefühl der Übelkeit und unter Umständen den Brechreiz aus.
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Das Brechzentrum koordiniert dann eine Reihe von Reaktionen, die zum Erbrechen führen. Dazu gehören:
- Erschlaffung des Magens
- Zusammenziehen des Dünndarms
- Rhythmisches Zusammenziehen und Erschlaffen der Bauch- und Atemmuskulatur
Diese koordinierten Muskelbewegungen führen dazu, dass der Mageninhalt über die Speiseröhre und den Mund nach außen befördert wird. Gleichzeitig werden Stimmritze sowie Nasen- und Rachenraum verschlossen, um zu verhindern, dass Mageninhalt in die Luftröhre gelangt.
Ursachen von Übelkeit
Die Ursachen von Übelkeit können vielfältig sein und reichen von harmlosen bis hin zu ernsteren Erkrankungen. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
- Magen-Darm-Störungen: Infektionen des Magen-Darm-Trakts (Gastroenteritis) durch Viren, Bakterien oder Parasiten, verdorbene Lebensmittel oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten können Übelkeit verursachen.
- Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD): Der Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre kann nicht nur Sodbrennen, sondern auch Übelkeit verursachen.
- Innere Erkrankungen im Bauchraum: Erkrankungen der inneren Organe wie Gallenblasenentzündung, Lebererkrankungen oder Magengeschwüre können ebenfalls Übelkeit verursachen.
- Migräne: Übelkeit und Erbrechen sind häufige Begleitsymptome von Migräneattacken.
- Nebenwirkung von Medikamenten: Einige Medikamente können als Nebenwirkung Übelkeit verursachen.
- Übermäßiges Essen oder fettige Speisen: Wer übermäßig isst oder besonders fettige und schwere Speisen zu sich nimmt, kann ebenfalls von Übelkeit betroffen sein.
- Stress und Angst: Emotionale Faktoren wie Stress und Angst können das vegetative Nervensystem beeinflussen und Übelkeit auslösen.
- Hormone und Blutzucker: Übelkeit ist ein typisches Anzeichen für eine Schwangerschaft, insbesondere im ersten Trimester.
- Reisekrankheit: Widersprüchliche Informationen der Sinnesorgane bei Reisen mit Auto, Flugzeug oder Boot können Reisekrankheit mit Übelkeit verursachen.
- Krebserkrankungen und Krebstherapien: Sowohl die Tumorerkrankung selbst als auch die Chemotherapie oder Strahlentherapie können Übelkeit und Erbrechen auslösen.
- Weitere Ursachen: Es gibt eine Vielzahl weiterer Ursachen für Übelkeit, darunter Hirntumore, Hirnmetastasen, erhöhter Hirndruck, Infektionen, Nierenprobleme, Stoffwechselstörungen, Verstopfung, Schmerzen, Vergiftungen, Alkohol- und Drogenmissbrauch.
Begleitsymptome von Übelkeit
Übelkeit kann von verschiedenen Begleitsymptomen begleitet sein, darunter:
- Appetitlosigkeit
- Mundtrockenheit
- Schwindelgefühle
- Bauchschmerzen
- Verstopfung oder Durchfall
- Blässe
- Kalte Schweißausbrüche
- Erhöhter Speichelfluss
Was tun bei Übelkeit?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die bei Übelkeit helfen können. Welche am besten geeignet sind, hängt von der Ursache und der Schwere der Übelkeit ab.
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Allgemeine Maßnahmen
- Tiefes Atmen: Langsames und tiefes Atmen kann helfen, sich zu beruhigen und die körperliche Erregung zu reduzieren.
- Auslöser vermeiden: Wenn Übelkeit durch bestimmte Gerüche, Geschmäcker oder visuelle Reize verursacht wird, sollten diese vermieden werden.
- Ablenkungstechniken: Lesen, Musik hören oder Gespräche können helfen, die Wahrnehmung von Übelkeit zu verringern.
- Ruhe und Schlaf: Ausreichend Ruhe und Schlaf können helfen, sich schneller zu erholen.
- Frische Luft: Ein offenes Fenster oder ein Spaziergang an der frischen Luft können die Übelkeit lindern.
Hausmittel
- Ingwer: Ingwer ist bekannt für seine entzündungshemmenden und magenberuhigenden Eigenschaften und kann Übelkeit und Brechreiz lindern. Er kann als Tee, in Speisen oder als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
- Pfefferminze: Pfefferminztee oder Pfefferminzbonbons können ebenfalls bei der Linderung von Übelkeit helfen.
- Kamille: Kamillentee hat entzündungshemmende Eigenschaften und kann den Magen beruhigen.
- Zitronenwasser: Zitronenwasser kann den Magen beruhigen und den Geschmack im Mund angenehmer machen.
- Reiswasser: Reiswasser enthält Stärke und Ballaststoffe, die beruhigend auf den Magen-Darm-Trakt wirken können.
Medikamente
- Rezeptfreie Medikamente: In der Apotheke sind verschiedene rezeptfreie Medikamente gegen Übelkeit erhältlich. Diese enthalten oft Wirkstoffe wie Dimenhydrinat oder Diphenhydramin.
- Verschreibungspflichtige Medikamente: Bei starker Übelkeit oder wenn rezeptfreie Medikamente nicht helfen, kann der Arzt verschreibungspflichtige Medikamente wie Ondansetron oder Metoclopramid verschreiben.
Ernährung nach dem Erbrechen
Nach dem Erbrechen ist es wichtig, den Körper ausreichend mit Flüssigkeit zu versorgen. Kleine Mengen an klarem Wasser oder Elektrolytlösungen sind gut geeignet. Wenn Sie sich besser fühlen, können Sie allmählich mit leichter Kost beginnen, wie z.B. Zwieback, Toast, gekochtem Reis oder Hühnerbrühe. Fettige, schwere oder gewürzte Speisen sollten vermieden werden.
Wann zum Arzt?
In den folgenden Fällen sollten Sie einen Arzt aufsuchen:
- Blut im Erbrochenen
- Starke Bauchschmerzen
- Anhaltende, starke Beschwerden bei schwangeren Frauen
- Übelkeit und Erbrechen nach einer Kopfverletzung
- Anzeichen von Dehydration (z.B. starker Durst, trockene Haut, verminderte Urinausscheidung)
- Wenn die Übelkeit länger als 24 Stunden anhält
- Wenn Sie sich unsicher sind oder sich Sorgen machen
Übelkeit und Erbrechen bei Krebsbehandlung
Übelkeit und Erbrechen sind häufige Nebenwirkungen von Chemotherapie und Strahlentherapie. Die verschiedenen Zytostatika haben ein unterschiedliches Potenzial, Erbrechen auszulösen (emetogene Potenz). Auch reagiert jeder Patient anders auf ein bestimmtes Medikament.
Bei der Entstehung von Übelkeit und Erbrechen spielt die Substanz Serotonin eine wichtige Rolle. Es handelt sich dabei um einen körpereigenen Botenstoff, der in den Zellen des Magen-Darm-Traktes vorkommt und, wenn er freigesetzt wird, das Brechzentrum im Gehirn aktiviert.
Vorbeugung und Behandlung von Übelkeit bei Krebsbehandlung
- Antiemetika: Moderne und wirksame Arzneimittel, die gezielt gegen Übelkeit entwickelt und zugelassen wurden, spielen eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung und Behandlung von Übelkeit bei Krebsbehandlung.
- Individuelle Therapieplanung: Ärzte berücksichtigen bei der Therapieplanung die emetogene Potenz der Behandlung, die Art der Krebserkrankung, den allgemeinen körperlichen Zustand des Patienten und weitere Medikamente, die der Patient einnimmt.
- Hausmittel und alternative Verfahren: Hausmittel wie Ingwer, Pfefferminze und Kamille können die medikamentöse Therapie ergänzen.
- Entspannungstechniken und psychologische Unterstützung: Entspannungstechniken und psychologische Unterstützung können helfen, Angst und Stress zu reduzieren, die Übelkeit verstärken können.
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