Demenz: Gibt es Länder ohne Fälle? Eine umfassende Analyse

Demenz ist ein globales Gesundheitsproblem, das Millionen von Menschen betrifft und dessen Prävalenz in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich deutlich ansteigen wird. Während es keine Länder ohne Demenzfälle gibt, variiert die Prävalenzrate erheblich zwischen verschiedenen Regionen. Dieser Artikel beleuchtet die globalen Trends, Risikofaktoren und regionalen Unterschiede im Zusammenhang mit Demenz, um ein umfassendes Bild dieser komplexen Erkrankung zu vermitteln.

Globale Prävalenz und zukünftige Prognosen

Aktuelle Daten und Prognosen deuten auf einen deutlichen Anstieg der Demenzfälle weltweit hin. Forscher des Institute for Health Metrics and Evaluation an der medizinischen Fakultät der Universität Washington schätzen, dass sich die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 auf mehr als 152 Millionen fast verdreifachen wird. Im Jahr 2019 gab es weltweit schätzungsweise 57,4 Millionen Demenzfälle. Die höchsten Anstiege werden im östlichen Afrika südlich der Sahara, in Nordafrika und im Nahen Osten erwartet.

Diese alarmierenden Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit wirksamer Maßnahmen zur Prävention, Behandlung und Versorgung von Menschen mit Demenz. Maria C. Carrillo, PhD, Chefwissenschaftlerin der Alzheimer’s Association, betont, dass ohne wirksame Behandlungen, um Alzheimer und alle Demenzerkrankungen zu stoppen, zu verlangsamen oder zu verhindern, diese Zahl über das Jahr 2050 hinaus wachsen und weiterhin Auswirkungen auf Einzelpersonen, Pflegekräfte, Gesundheitssysteme und Regierungen weltweit haben wird.

Einfluss von Lebensstilfaktoren

Verschiedene Lebensstilfaktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Demenz. Positive Trends beim globalen Bildungszugang werden die Demenzprävalenz bis zum Jahr 2050 weltweit voraussichtlich um 6,2 Millionen Fälle senken. Verbesserungen des Lebensstils bei Erwachsenen in den Industrieländern und an anderen Orten - einschließlich eines verbesserten Zugangs zu Bildung und einer größeren Aufmerksamkeit für Fragen der Herzgesundheit - haben die Inzidenz in den letzten Jahren reduziert.

Auf der anderen Seite werden erwartete Trends beim Rauchen, einem hohen Body-Mass-Index und hohem Blutzucker die Prävalenz um fast die gleiche Zahl erhöhen: 6,8 Millionen Fälle. Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig es ist, Risikofaktoren zu minimieren und gesunde Lebensgewohnheiten zu fördern.

Lesen Sie auch: Medikamentenfreie Schmerzlinderung bei Nervenschmerzen

Regionale Unterschiede und Risikofaktoren

Die Verteilung von Menschen mit Demenz ist regional sehr unterschiedlich. Während die Zahl der Demenzfälle in Westeuropa bis 2050 um 74 Prozent steigen wird, könnte sie in der Region Naher Osten und Nordafrika um bis zu 400 Prozent zunehmen. Diese Unterschiede sind auf demografische Faktoren und regionalspezifische Risikofaktoren zurückzuführen.

In den westlichen Staaten ist es besser gelungen, Zivilisationskrankheiten einzudämmen, die für die Entwicklung von Demenz bedeutsam sind. Herzkrankheiten, Rauchen, Diabetes, Übergewicht im mittleren Lebensalter, wenig körperliche Betätigung, soziale Isolation und Luftverschmutzung erhöhen die Wahrscheinlichkeit für eine Demenzerkrankung im Alter. Auch geringe Bildung und Analphabetismus spielen eine Rolle.

Im Nahen Osten gibt es nur wenige Statistiken über Demenz und nur wenige geriatrische Fachärzte oder Pflegeeinrichtungen. In Ägypten treten altersbedingte Krankheiten wie Schlaganfall und Herzkrankheiten bis zu 10 Jahre früher auf als im Westen. Kulturelle Umstände erschweren mitunter eine angemessene Versorgung in spezifischen Einrichtungen für Demenzkranke.

Demenz im jüngeren Alter

Die Datenlage zur Demenz jüngeren Alters (Younger-Onset Dementia, YOD), bei der die Symptome vor dem 65. Lebensjahr auftreten, ist begrenzt. Die globale Inzidenzrate liegt bei 10 neuen Fällen pro Jahr und 100.000 Personen. Dies lässt vermuten, dass jedes Jahr weltweit etwa 350.000 Menschen an einer Demenz jüngeren Alters erkranken.

Menschen, die mit Alzheimer in jüngeren Jahren leben, stehen vor einzigartigen Herausforderungen, wenn es um die Diagnose, die Familie, die Arbeit, die Finanzen, die zukünftige Pflege und mögliche Behandlungsoptionen geht.

Lesen Sie auch: "Breakout – Der Mann ohne Nerven": Hintergründe zur Produktion und Entstehung

Sterblichkeitsrate und Komplikationen

Die Sterblichkeitsrate durch Alzheimer ist in den USA von 1999 bis 2019 deutlich von 16 auf 30 Todesfälle pro 100.000 gestiegen, was einem Anstieg von 88 % entspricht. Ländliche Gebiete in den Vereinigten Staaten weisen im Vergleich zu städtischen Gebieten eine höhere Sterblichkeitsrate an Alzheimer auf.

Im Allgemeinen führt nicht der geistige Abbau unmittelbar zum Tode, sondern gesundheitliche Komplikationen, die mit Demenz einhergehen. Bei fortgeschrittener Demenz leidet der allgemeine Gesundheitszustand, und die betroffenen Personen werden anfälliger für Infektionen. Viele Menschen mit Demenz versterben daher an einer Lungenentzündung.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Demenz sind enorm. In Deutschland beliefen sich die Kosten für Demenz im Jahr 2020 auf rund 83 Milliarden Euro. Nach Prognosen könnten diese Kosten im Jahr 2040 auf rund 141 Milliarden Euro und im Jahr 2060 auf rund 195 Milliarden Euro anwachsen. Im Jahr 2019 betrugen die weltweiten Kosten für Demenz rund 1,3 Billionen US-Dollar.

Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit von Investitionen in Forschung, Prävention und Versorgung, um die wirtschaftliche Belastung durch Demenz zu verringern.

Prävention und Risikofaktoren

Bislang sind 14 Risikofaktoren für Demenz bekannt, die prinzipiell modifizierbar sind und durch medizinische Vorsorge und gesunde Lebensgewohnheiten beeinflusst werden können. Dazu gehören Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Schwerhörigkeit, Luftverschmutzung, geringe Bildung und soziale Isolation. Bei Beseitigung dieser Risiken wären rund 45 Prozent aller Demenzerkrankungen vermeidbar oder könnten hinausgezögert werden.

Lesen Sie auch: Was tun bei wochenlanger Übelkeit?

Eine Reduzierung in dieser Größenordnung ist in der Praxis jedoch nicht realistisch. Dennoch ist es wichtig, diese Risikofaktoren zu berücksichtigen und Maßnahmen zur Prävention zu ergreifen.

Die Rolle der Nationalen Demenzstrategie

Die von der Bundesregierung verabschiedete Nationale Demenzstrategie hat das Ziel, die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern. Diese Strategie ist ein wichtiger Schritt, um die Herausforderungen im Zusammenhang mit Demenz zu bewältigen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Aktuelle Forschung und Therapieansätze

Trotz aller Fortschritte lassen sich die Symptome von Alzheimer bislang nur mildern. Ein Medikament, das die Krankheit aufhalten oder gar verhindern kann, gibt es nicht. Noch nicht.

Ein vielversprechender Ansatz ist die Forschung an Medikamenten, die die Bildung von Eiweißablagerungen im Hirn verhindern können. Francisco Lopera und sein Team an der Universität Medellín forschen an einer Genmutation, die zu einer besonders aggressiven Form von Alzheimer führt. Sie testen Medikamente, bevor sich die ersten Symptome zeigen, um das Gehirn vor Schäden zu bewahren.

tags: #Länder #ohne #Demenz #Fälle