Leichtes Taubheitsgefühl im großen Zeh: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Ein Taubheitsgefühl im großen Zeh kann beunruhigend sein, ist aber oft harmlos. Es kann verschiedene Ursachen haben, von vorübergehenden Problemen wie falschem Schuhwerk bis hin zu zugrunde liegenden Erkrankungen. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen eines leichten Taubheitsgefühls im großen Zeh und gibt Hinweise, wann ein Arztbesuch ratsam ist.

Was ist ein Taubheitsgefühl?

Ein Taubheitsgefühl ist eine Missempfindung, bei der die Empfindlichkeit in einem bestimmten Körperbereich vermindert ist. Im Fall des großen Zehs kann dies bedeuten, dass Berührungen, Druck oder Temperaturveränderungen weniger intensiv wahrgenommen werden oder sogar ganz fehlen. Oftmals wird ein Taubheitsgefühl von anderen Empfindungen wie Kribbeln, Stechen oder einem Gefühl des "Einschlafens" begleitet. Diese zusätzlichen Empfindungen werden als Parästhesien bezeichnet.

Ursachen für ein Taubheitsgefühl im großen Zeh

Die Ursachen für ein Taubheitsgefühl im großen Zeh sind vielfältig. Sie lassen sich grob in folgende Kategorien einteilen:

1. Mechanische Ursachen

  • Falsches Schuhwerk: Zu enge, hohe oder schlecht sitzende Schuhe können Druck auf die Nerven im Fuß ausüben und so ein Taubheitsgefühl im großen Zeh verursachen. Hohe Schuhe beispielsweise können durch den dauerhaften Druck auf die Fußsohle die Nerven reizen. Oft wird der große Zeh aufgrund von zu engem, schmalem Schuhwerk taub. Auch zu eng geschnürte Schuhe können die Blutzirkulation stören und zu Taubheit führen.
  • Fußfehlstellungen: Fehlstellungen wie ein Hallux Valgus (Ballenzeh) oder ein Spreizfuß können ebenfalls Druck auf die Nerven ausüben und ein Taubheitsgefühl verursachen. Treten diese Beschwerden vermehrt beim Gehen auf, ist es ratsam, das Gangbild in einer orthopädischen Praxis überprüfen zu lassen. Einlagen können dann helfen, Fehlstellungen zu vermeiden.
  • Überlastung: Bestimmte Aktivitäten wie Fahrradfahren oder Training auf dem Crosstrainer können zu einer Überlastung der Fußballen führen, was die Nerven reizen und ein Taubheitsgefühl im großen Zeh verursachen kann. Spezielle Fahrradschuhe mit steifer Sohle können Abhilfe schaffen, indem sie den Fuß entlasten. Auf dem Crosstrainer können zudem Bewegungsänderungen, zum Beispiel Rückwärtslaufen, die Taubheit verbessern.

2. Neurologische Ursachen

  • Nervenkompression: Eine Kompression der Nerven, die den großen Zeh versorgen, kann zu Taubheitsgefühlen führen. Dies kann beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule verursacht werden, bei dem der Gallertkern einer Bandscheibe durch deren Faserring tritt und Druck auf die umliegenden Nerven ausübt. Auch Kribbeln oder Gefühlsstörungen sind typische Symptome. Taube Zehen, Füße und Beine entstehen meist durch einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule.
  • Morton Neurom: Hierbei handelt es sich um eine Verdickung der Nerven im Mittelfuß. Dieses gutartige Nervengewebswachstum führt häufig neben brennenden und stechenden Schmerzen im Mittelfuß auch zu tauben Zehen. Das Morton Neurom ist eine der häufigsten Mittelfußerkrankungen bei Frauen und meist Folge einer Spreizfuß-Fehlstellung.
  • Polyneuropathie: Als Polyneuropathien werden verschiedene Erkrankungen bezeichnet, die das periphere Nervensystem betreffen. Das periphere Nervensystem umfasst jenes Nervensystem außerhalb des Gehirns und Rückenmarks. Wie der Name schon sagt, sind bei der Polyneuropathie gleich mehrere periphere Nerven erkrankt, dementsprechend variieren auch die Symptome.
  • Multiple Sklerose (MS): Bei MS greift das Immunsystem die Schutzhülle der Nervenfasern an. Störungen in der Reizweiterleitung sind die Folge.
  • Chemotherapie-induzierte Neuropathie: Bestimmte Chemotherapeutika können die peripheren Nerven schädigen und eine Polyneuropathie auslösen. Diese macht sich meist zuerst an den Füßen bemerkbar. Typisch sind Taubheitsgefühle in den Zehen, begleitet von Kribbeln, Brennen oder Schmerzen.

3. Stoffwechselbedingte Ursachen

  • Diabetes mellitus: Diabetes mellitus bzw. Menschen mit Diabetes haben häufig Durchblutungsstörungen in den Beinen, die durch Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) verursacht werden. Neben Taubheitsgefühlen können zudem brennende Schmerzen, Missempfindungen sowie ein verringertes Schmerzempfinden in den Füßen und Zehen vorkommen. Verschiedene Risikofaktoren begünstigen die Verkalkung der Blutgefäße zusätzlich.
  • Vitamin-B12-Mangel: Ein Vitamin-B12-Mangel kann Taubheitsgefühle und Missempfindungen mit sich bringen. Die Ursache liegt in Schädigungen der Myelinscheiden, die die Nerven umhüllen und schützen. Ein langanhaltender Mangel an Vitamin B12 kann zu dauerhaften Nervenschäden führen, die nicht mehr reversibel sind. Um solch einer Neuropathie vorzubeugen, ist eine ausgewogene Ernährung entscheidend. Bei einer vegetarischen oder veganen Lebensweise sollte besonders auf den B12-Haushalt geachtet werden, da das Vitamin hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommt.

4. Vaskuläre Ursachen

  • Durchblutungsstörungen: Eine gestörte Durchblutung, beispielsweise durch periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), kann zu einem Taubheitsgefühl im großen Zeh führen.
  • Raynaud-Syndrom: Hier lösen zum Beispiel Kälte oder Stress Gefäßkrämpfe aus. Dies führt zu anfallsartigen Durchblutungsstörungen, vor allem in den Händen, manchmal auch an den Füßen. Bemerkbar macht sich das typischerweise durch kalte, blasse, bläuliche oder rote und gefühllose Finger, die wehtun und sich taub anfühlen können.

5. Weitere Ursachen

  • Alkohol- und Drogenkonsum: Alkohol- und Drogenmissbrauch können neben Mangelerscheinungen auch Nervenschäden verursachen. Sind die Nerven in den Beinen betroffen, kann es zu tauben Zehen kommen.
  • Erfrierung: Grad 1 einer Erfrierung zeigt sich durch Blässe und Taubheit. Häufig geschieht dies in Fingern oder Zehen und ist auf eine mangelnde Durchblutung zurückzuführen. Schmerzen und Juckreiz treten in der Regel erst bei Erwärmung auf. Neben einer lokalen Erfrierung kommt es oft auch zur allgemeinen Unterkühlung. Ist eine Betroffener fast nicht mehr bei Bewusstsein, darf er auf keinen Fall durch Reiben oder Massieren gewärmt werden. Dadurch kann es zum sogenannten Bergungstod kommen, bei dem das kalte Blut aus den Extremitäten in die Körpermitte gelangt und einen Kreislaufschock verursacht.
  • Taube Zehen nach OP?: Nerven können während einer Fußoperation gereizt und gedehnt werden. Taubheitsgefühle im Fuß und in den Zehen sind als Folge möglich. Auch eine postoperative Blutung kann Nerven abklemmen und dadurch das taube Gefühl auslösen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Gelegentliches Taubheitsgefühl im großen Zeh, das nach einer Änderung der Position oder durch Lockern der Schuhe verschwindet, ist in der Regel harmlos. Es gibt jedoch bestimmte Situationen, in denen ein Arztbesuch ratsam ist:

  • Wenn das Taubheitsgefühl plötzlich ohne erkennbaren Grund auftritt.
  • Wenn das Taubheitsgefühl über einen längeren Zeitraum anhält.
  • Wenn zusätzliche Symptome wie Schmerzen, Kribbeln, Schwäche, Schwindel, Übelkeit oder Sehstörungen auftreten.
  • Wenn sich die Taubheit über eine gesamte Körperhälfte ausbreitet.

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose von Taubheitsgefühlen im großen Zeh beginnt in der Regel mit einem ausführlichen Gespräch mit dem Arzt, in dem die Symptome, die Krankengeschichte und mögliche Risikofaktoren erfragt werden. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Sensibilität, die Reflexe und die Durchblutung des Fußes überprüft werden.

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Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen erforderlich sein, wie zum Beispiel:

  • Blutuntersuchung: Um Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder einen Vitamin-B12-Mangel auszuschließen.
  • Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG): Um die Funktion der Nerven zu überprüfen.
  • Elektromyographie (EMG): Um die Muskelaktivität zu messen und Nervenschäden zu erkennen.
  • Bildgebende Verfahren (MRT, CT): Um Bandscheibenvorfälle oder andere strukturelle Probleme der Wirbelsäule zu erkennen.

Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache des Taubheitsgefühls. Einige mögliche Behandlungsansätze sind:

  • Anpassung des Schuhwerks: Tragen von bequemeren, besser sitzenden Schuhen mit ausreichend Platz für die Zehen. Zusätzlich können Einlegesohlen verwendet werden, die den Fuß im Schuh stützen und fehlerhafte Belastungen besser ausgleichen. Auch hier empfehlen wir Ihnen, sich beraten zu lassen.
  • Physiotherapie: Bei Nervenkompressionen oder mechanischen Problemen kann Physiotherapie helfen, die Nerven zu entlasten und die Durchblutung zu fördern.
  • Medikamentöse Behandlung: Bei Diabetes oder Durchblutungsstörungen können Medikamente zur Blutzucker- oder Blutdruckregulierung zum Einsatz kommen. Bei Nervenschmerzen können spezielle Schmerzmittel (Antineuropathika) helfen.
  • Vitamin-B12-Substitution: Bei einem nachgewiesenen Vitamin-B12-Mangel kann das Vitamin in Form von Tabletten oder Spritzen zugeführt werden.
  • Operation: In schwereren Fällen, wie bei Bandscheibenvorfällen oder chronischen Durchblutungsstörungen, kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein.
  • Fußpflege: Regelmäßige Pflege der Füße und Zehen ist wichtig. Zu lange Nägel können zum Beispiel zu einer Veränderung der Belastung auf den Fuß führen, wodurch es zu Nervenstörungen kommen kann. Hier sollten Diabetespatienten besonders aufmerksam sein. Ein kleiner Schnitt in das Nagelbett kann schnell zu einer Entzündung werden.
  • Massagen: Regelmäßige Massagen an Fuß und Zehen sind empfehlenswert. Mögliche kleinere Verspannungen können so gelöst werden. In Kombination mit einem wohltuenden Fußbad sind Ihre Füße gut versorgt.

Vorbeugung

Um einem Taubheitsgefühl im großen Zeh vorzubeugen, können folgende Maßnahmen helfen:

  • Tragen Sie bequeme, gut sitzende Schuhe mit ausreichend Platz für die Zehen.
  • Vermeiden Sie langes Sitzen oder Stehen in derselben Position.
  • Achten Sie auf eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung. Kurze Wege zu Fuß erledigen oder Rad fahren, sorgen für eine gesunde Durchblutung und unterstützt den Körper dabei fit zu bleiben.
  • Kontrollieren Sie regelmäßig Ihren Blutzucker und Blutdruck.
  • Vermeiden Sie übermäßigen Alkohol- und Nikotinkonsum.
  • Lassen Sie Fußfehlstellungen frühzeitig behandeln.
  • Diabetiker sollten ihre Füße täglich kontrollieren und pflegen, um Schäden an den Nerven frühzeitig zu erkennen und Komplikationen vorzubeugen.

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