Frankie Muniz, der durch seine Rolle als Malcolm in der Kultserie "Malcolm mittendrin" bekannt wurde, sorgte in den letzten Jahren immer wieder für Schlagzeilen aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme. Im Fokus standen dabei Berichte über eine Vielzahl von Schlaganfällen, die er erlitten haben soll. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe, Ursachen und möglichen Fehldiagnosen im Fall von Frankie Muniz und gibt einen Überblick über Schlaganfälle bei jungen Menschen.
Die Krankengeschichte von Frankie Muniz
Frankie Muniz erlangte in den 90er Jahren und zu Beginn der 2000er Jahre durch die Serie "Malcolm mittendrin" an der Seite von Bryan Cranston große Bekanntheit. Nach dem Ende der Serie wurde es ruhiger um den Schauspieler. In Interviews sprach Muniz offen über gesundheitliche Probleme, die ihn seit Jahren belasten. Er berichtete von insgesamt 15 Schlaganfällen, die er bis zum Jahr 2017 erlitten haben soll. Der erste Schlaganfall ereignete sich im Jahr 2012, als er gerade einmal 26 Jahre alt war. Knapp ein Jahr später folgte ein zweiter.
Muniz beschrieb die Symptome als "Mini-Schlaganfälle". Er verliere zuerst sein peripheres Sehen, könne Menschen sehen, aber niemanden mehr erkennen. Er könne Wörter sehen, aber wisse nicht, was sie bedeuten. Dann komme ein Taubheitsgefühl. Glücklicherweise trug Frankie aber keine Langzeitschäden davon, nur sein Gedächtnis sei etwas in Mitleidenschaft gezogen. Er erinnere sich kaum noch an die TV-Show, die ihn als Kind berühmt machte.
Die Häufigkeit und die beschriebenen Symptome warfen jedoch Fragen auf. In Interviews betonte Muniz, dass sich keiner seiner sogenannten Schlaganfälle bisher auf diese Art nachweisen ließ.
Zweifel an der Diagnose Schlaganfall
Angesichts der ungewöhnlichen Häufigkeit und der nicht eindeutigen Diagnose äußerten Experten Zweifel daran, ob es sich bei den Anfällen von Frankie Muniz tatsächlich um Schlaganfälle handelte. Privatdozent Dr. Dr. Lars Marquardt, Chefarzt der Neurologie und Geriatrie an der Asklepios Klinik Wandsbek in Hamburg, erklärte, dass die von Muniz beschriebenen Symptome eher auf eine komplizierte Migräne ohne Kopfschmerzen hindeuten könnten. Bei dieser Form der Migräne kommt es zu Spasmen der Hirngefäße und zeitlichen neurologischen Ausfällen. Auch die Frequenz von 15 Attacken in fünf Jahren sei durchaus möglich.
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Marquardt betonte, dass ein Schlaganfall in der Regel dauerhafte neurologische Ausfallerscheinungen verursacht, die im CT oder Kernspintomografen deutlich erkennbar sind. Da sich bei Muniz keine solchen Schädigungen nachweisen ließen, sei die Diagnose Schlaganfall unwahrscheinlich.
Ein weiterer Aspekt, der gegen die Diagnose Schlaganfall spricht, ist der Gedächtnisverlust von Muniz. Fehlendes Erinnerungsvermögen (Amnesie) ist kein typisches Schlaganfallsymptom. Es passt aber zu seinen mehrfachen Autounfällen, bei denen er Schädel-Hirn-Traumata davongetragen hat. Solche Unfälle können dauerhafte Gedächtnisstörungen zur Folge haben. Auch psychische Probleme (wie etwa Depressionen) oder Drogenmissbrauch können dem Erinnerungsvermögen schaden.
Eine weitere Theorie von Marquardt ist, dass Muniz an sogenannten TIAs (transitorische ischämische Attacken) leiden könnte. Das sind vorübergehende Durchblutungsstörungen des Gehirns, bei denen die Symptome (Sehstörungen, Lähmungen) innerhalb von 24 Stunden wieder verschwinden. Allerdings haben TIA-Patienten ein hohes Risiko für einen Schlaganfall.
Schlaganfall bei jungen Menschen
Auch wenn die Diagnose Schlaganfall im Fall von Frankie Muniz umstritten ist, ist es wichtig zu betonen, dass auch junge Menschen einen Schlaganfall erleiden können. Die Zahl der Unter-16-Jährigen, die jährlich in Deutschland einen Schlaganfall erleiden, liegt bei 1,5 pro 100 000 Kindern und Jugendlichen. Bei den 16- bis 55-Jährigen liegt die Zahl bei 14 pro 100 000.
Im Vergleich dazu erleiden jährlich etwa 200 pro 100 000 Deutsche einen Schlaganfall, im Schnitt mit 72 Jahren. Während bei älteren Patienten häufig verkalkte Arterien (Arteriosklerose) oder Bluthochdruck einen Schlaganfall auslösen, sind es bei jüngeren Leuten andere Risikofaktoren.
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Risikofaktoren für Schlaganfall bei jungen Menschen:
- (Auto-)Unfälle oder Traumata: Verletzungen der Gefäße im Gehirn können zu Blutergüssen führen, die die Arterien verengen und den Blutfluss ins Gehirn stören.
- Genetische Vorbelastung: Eine Blutgerinnungsstörung ist meist die Ursache bei kindlichen Schlaganfällen.
- Drogen: Vor allem Kokain und Heroin lassen die Gefäße verkrampfen und erhöhen das Schlaganfallrisiko.
- Falsche Behandlung durch Orthopäden und Physiotherapeuten: Bei Behandlungen am Nacken können Gefäße verletzt werden.
- Arteriosklerose: Auch bei schlanken jungen Erwachsenen verstopfen Gefäße häufig nach und nach, ohne dass sie sich der Gefahr bewusst sind. Eine Studie der Heart and Stroke Foundation zeigt, dass der Anteil junger, augenscheinlich gesunder Erwachsener, die bereits an Arteriosklerose leiden, niederschmetternd groß ist.
Symptome eines Schlaganfalls
Treten plötzlich Gefühlsstörungen, Lähmungserscheinungen, Sehprobleme oder Sprach- und Wortfindungsstörungen auf, handelt es sich um einen medizinischen Notfall. In den ersten Stunden ist ein Schlaganfall akut behandelbar, danach können irreparable Schäden auftreten. Wichtig ist, sich auf keinen Fall selbst mit Blutverdünnern oder anderen Medikamenten zu behandeln, da die Symptome auch auf eine Hirnblutung hinweisen können, die sich durch Blutverdünner verschlimmern würde.
Arteriosklerose im jungen Alter
Die Arteriosklerose, also Fettablagerungen in den Gefäßen der Arterien, gilt als Störung, die eher Ältere oder Übergewichtige trifft. Doch auch bei schlanken jungen Erwachsenen verstopfen Gefäße häufig nach und nach, ohne dass sie sich der Gefahr bewusst sind. Das zeigt eine Studie der Heart and Stroke Foundation.
„Der Anteil junger, augenscheinlich gesunder Erwachsener, die bereits an Arteriosklerose leiden, ist niederschmetternd groß“, sagt Eric Larose, Kardiologe am Institut Universitaire de Cardiologie et de Pneumologie im kanadischen Québec. Doch die Arteriosklerose bereitet lange keine Probleme. Wie eine Art tickende Zeitbombe verschließt sie nach und nach die Gefäße und kann langfristig zu Herzkrankheiten, Schlaganfällen und sogar zum Tod führen.
Eine Studie der kanadischen Forscher schloss 168 junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren ein - der Anteil von Männern und Frauen war gleich hoch. Allen waren keine Fälle von Herzkreislauf-Erkrankungen oder besonderen Risikofaktoren in der Familie bekannt. Sie alle waren nicht herzkrank, hatten keinen Diabetes, rauchten nicht und wussten auch nichts von einem erhöhten Cholesterinspiegel oder Bluthochdruck. Das Team untersuchte die Teilnehmer genau, ermittelte die Körpergröße, das Gewicht, den BMI und Hüftumfang. Sie spürten über MRT Fettspeicher im Körper auf, inklusive das Unterhautfett und das Fett im Bauchraum sowie das in und um Organe gespeicherte Fett. Schlussendlich untersuchten sie die Halsschlagader auf Anzeichen von Arteriosklerose.
Schon während der Untersuchung zeigte sich, dass die Teilnehmer zwar auf den ersten, oberflächlichen Blick keine klassischen Risikopatienten für eine Arteriosklerose waren, doch bei genauerem Hinsehen gab es versteckte Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Gefäßverschlüsse: Insgesamt war der Hüftumfang größer. Im MRT fanden sich Fettdepots um Organe herum, die schwer aufzuspüren sind. „Wir wissen, dass Übergewicht schlecht ist”, sagt Larose.
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Unterstützung und Bewältigung
Frankie Muniz erhält viel Unterstützung von seiner Freundin Payge Pryce, die ein Tagebuch führt, um ihm beim Erinnern zu helfen. Auch sein ehemaliger Co-Star Brian Cranston versprach, ihn an die gemeinsamen Momente bei "Malcolm mittendrin" zu erinnern.
Muniz selbst hat sich dazu entschlossen, besser auf sich zu achten und sein Leben zu genießen. Er nahm an der Show "Dancing with the Stars" teil und zeigte, wie viel Energie er hat.
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