Meningitis und Blaue Flecken: Ursachen, Symptome und Vorbeugung

Meningitis, der medizinische Fachbegriff für Hirnhautentzündung, ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die vor allem Kinder, Säuglinge und Menschen mit geschwächtem Immunsystem betrifft. Eine bakterielle Meningitis kann lebensbedrohlich sein und erfordert sofortige ärztliche Behandlung. Eltern sollten bei Verdacht auf eine bakterielle Meningitis unverzüglich den Notarzt rufen oder mit ihrem Kind ein Krankenhaus aufsuchen.

Ursachen und Risikofaktoren der Meningitis

Die Hirnhautentzündung kann durch verschiedene Erreger ausgelöst werden, wobei Viren und Bakterien die häufigsten Ursachen darstellen. Der Verlauf der Krankheit variiert je nach Erreger. Während virale Meningitis in der Regel harmloser verläuft, stellt die bakterielle Meningitis eine ernste, potenziell tödliche Erkrankung dar. Seltener können auch Pilze, Malignome oder Autoimmunprozesse eine Meningitis verursachen.

Virale Erreger

Zu den viralen Erregern gehören Herpesviren, die vor allem bei Neugeborenen eine Meningitis verursachen können. Im Kleinkindalter sind oft Masern-, Mumps- oder Echoviren für die Erkrankung verantwortlich. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt aufgrund der Gefahr einer Hirnhautentzündung eine frühzeitige Impfung gegen Masern und Mumps. Die erste von insgesamt zwei Kombinationsimpfungen (gegen Masern, Mumps und Röteln) wird ab dem elften Lebensmonat empfohlen. Auch das Herpes-Simplex-Virus und das Epstein-Barr-Virus sowie Coxsackie-Viren können Ursache für eine Meningitis sein. Sie werden meistens über eine Tröpfcheninfektion übertragen.

Bakterielle Erreger

Meningokokken und Pneumokokken sind die häufigsten Auslöser einer bakteriellen Meningitis bei Kindern. Die Impfung gegen Pneumokokken ist nach dem zweiten Lebensjahr möglich. Eine frühere Immunisierung wird nur für Säuglinge mit besonders hohem Risiko empfohlen, zum Beispiel aufgrund von Vorerkrankungen.

In Deutschland kommen hauptsächlich zwei von insgesamt 13 Untergruppen der Meningokokken vor. Eine Meningitis, hervorgerufen durch Meningokokken Typ C, ist äußerst selten, hat aber oft einen sehr schweren Verlauf. Deshalb wird die Impfung gegen die Erreger im zweiten Lebensjahr empfohlen. Ein Impfstoff gegen Meningokokken Typ B wurde im Sommer 2013 in der EU zugelassen.

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Gegen das Bakterium Haemophilus influenzae Typ B können bereits Babys geimpft werden. Seit der Einführung dieser Impfung sind die Fallzahlen deutlich zurückgegangen.

Weitere Erreger, die vor allem eine Meningitis von Neugeborenen auslösen können, sind Gruppe-B-Streptokokken und Listerien. Auch Borrelien, die durch Zeckenbisse übertragen werden, können eine Meningitis verursachen. Die durch einen Zeckenbiss übertragenen Viren können zudem eine Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) zur Folge haben.

Eine Hirnhautentzündung kann auch dann entstehen, wenn die Erreger eines angrenzenden Entzündungsherds wandern, zum Beispiel im Fall einer Mittelohrentzündung.

Symptome der Meningitis

Die Symptome einer Meningitis können je nach Art des Erregers variieren. Es ist wichtig zu beachten, dass sich die Symptome bei Babys und Kleinkindern von denen bei Jugendlichen und Erwachsenen unterscheiden können. Außerdem entwickeln sich eindeutige Symptome wie die Nackensteifigkeit häufig erst im Verlauf der Erkrankung.

Virale Meningitis

Die Anzeichen einer viralen Meningitis sind Kopfschmerzen, Übelkeit, manchmal auch Erbrechen, Nackensteife sowie Licht- und Lärmempfindlichkeit. Möglicherweise klagt das Kind auch über Schwindel und hat Schüttelfrost.

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Bakterielle Meningitis

Eine bakterielle Meningitis hat ähnliche Symptome. Es kann plötzlich auftretendes hohes Fieber hinzukommen, außerdem kann sich die Nackensteife so stark ausprägen, dass das Kind mit dem Kopf sein Knie nicht mehr berühren kann. Dies bezeichnet man als Meningismus. Alle Symptome können innerhalb kürzester Zeit auftreten.

Meningitis bei Säuglingen

Eine Meningitis eines Säuglings ist schwerer erkennbar, da eher allgemeine Symptome auftreten. Eltern sollten nicht zögern, einen Arzt zu Rate zu ziehen, wenn der Säugling nicht essen möchte oder erbricht, unruhig ist, schrill schreit und sich kaum durch Hochnehmen beruhigen lässt. Ein weiteres Symptom, das jedoch nicht immer auftritt, ist eine angeschwollene und harte Fontanelle.

Meningokokken-Erkrankung und blaue Flecken

Im Fall einer Meningokokken-Erkrankung kann neben der Hirnhautentzündung (Meningokokken-Meningitis) auch eine Sepsis auftreten, eine Überschwemmung des Körpers mit Bakterien. Die Blutgerinnung wird in diesem Fall gestört, es kommt zu Blutaustritten in die Haut, die sich durch blau-violette Flecken zeigen (Petechien). Diese Einblutungen sehen zunächst aus wie kleine blaue oder bräunliche Pünktchen. Diese werden im Verlauf zu größeren Flecken und lassen sich typischerweise mit einem durchsichtigen Gegenstand (Glas) nicht wegdrücken (Glas-Test). Eine weitere Auswirkung der Sepsis ist, dass sich Blutgerinnsel bilden und Blutgefäße verstopfen. Dies kann dazu führen, dass Gliedmaßen amputiert werden müssen. Im schlimmsten Fall kommt es zur Entstehung einer so genannten Gangrän (Wundbrand, Gewebezerfall) - einer Eintrocknung und Schrumpfung des abgestorbenen Gewebes infolge von Wasserverlust. Die Gangrän zeigt äußerlich das Bild einer schwärzlichen, lederartigen Mumifikation. In manchen Fällen hilft dann nur noch die Amputation eines betroffenen Fingers oder sogar ganzer Gliedmaßen.

Meningokokken-Sepsis und Waterhouse-Friderichsen-Syndrom

Eine mögliche Komplikation bei einer durch Meningokokken-Infektion ist eine "Blutvergiftung" (Sepsis). In schweren Fällen kann sich aus dieser Meningokokken-Sepsis das sogenannte Waterhouse-Friderichsen-Syndrom entwickeln, besonders bei Kindern und Menschen ohne Milz. Die Meningokokken tragen auf ihrer Oberfläche schädliche Zuckerketten (Endotoxine). Beim Zerfall der Bakterien werden diese Giftstoffe in großer Menge ins Blut freigesetzt. Das löst eine unkontrollierte Blutgerinnungsreaktion im Körper aus: Es bilden sich zahlreiche Blutgerinnsel (Thromben), die kleinere Gefäße verstopfen können. Zudem werden durch die massive Gerinnselbildung die für die Blutgerinnung notwendigen Gerinnungsfaktoren aufgebraucht (Verbrauchskoagulopathie). Das kann starke Blutungen in der Haut, in Schleimhäuten und an inneren Organen zur Folge haben. Die starken Blutungen lassen den Blutdruck abfallen, es kann sich ein Schockzustand bis hin zum Koma entwickeln. Die Sterblichkeit beim Waterhouse-Friderichsen-Syndrom ist hoch!

Diagnose der Meningitis

Hinweise auf eine Meningitis kann der Kinderarzt durch eine Blutuntersuchung erhalten. Er wird zudem eine Lumbalpunktion vornehmen. Das bedeutet, er entnimmt Nervenflüssigkeit aus dem Wirbelkanal. Diese Untersuchung ist vor allem für Kinder unangenehm und kann Nebenwirkungen wie Rückenschmerzen und Schmerzen an der Einstichstelle nach sich ziehen. Sie ist aber notwendig, um die Hirnhautentzündung schnell zu erkennen und nach Möglichkeit die Art des Erregers festzustellen. Durch sogenannte Blutkulturen kann man versuchen, einen Erreger nachzuweisen und zu identifizieren - vor allem Bakterien. Der Arzt kann dann für die bakterielle-Meningitis-Therapie ein geeignetes Antibiotikum auswählen, das gegen den betreffenden Bakterientyp wirksam ist. Gegebenenfalls wird vor der Liquorpunktion noch eine Computertomografie (CT) durchgeführt, um einen erhöhten Hirndruck auszuschließen. Bei erhöhtem Hirndruck sollte nämlich keine Liquorpunktion durchgeführt werden.

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Therapie der Meningitis

Eine virale Meningitis verläuft im Vergleich zu einer bakteriellen relativ harmlos, eine symptomatische Behandlung reicht in den meisten Fällen aus. Der Kinderarzt entscheidet, ob die Therapie im Krankenhaus stattfinden sollte.

Eine bakterielle Meningitis ist ein medizinischer Notfall. Die Krankheit muss im Krankenhaus behandelt werden. Dort wird der Arzt Antibiotika verabreichen. Auch die anderen Familienmitglieder bekommen häufig Antibiotika, um eine Ansteckung auszuschließen. Meningokokken-Erkrankte sind bis 24 Stunden nach Beginn der Antibiotika-Therapie ansteckend und werden daher für diese Zeit isoliert. Zudem kann es sein, dass auch engen Kontaktpersonen in Familie, Kindergarten oder Schule vorbeugend eine Antibiotikabehandung empfohlen wird.

Vorbeugung der Meningitis

Wenn man einer Meningitis vorbeugen möchte, sollte man sich nach Möglichkeit vor allem vor Infektionen mit den häufigsten Erregern (Viren und Bakterien) schützen.

Impfungen gegen bakterielle Meningitis

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt verschiedene Impfungen für alle Kinder. Dazu zählen auch drei Impfungen gegen häufige Erreger einer bakteriellen Meningitis: Meningokokken-Impfung, Pneumokokken-Impfung und Haemophilus influenzae Typ B-Impfung.

  • Meningokokken-Impfung: Für alle Kinder im Alter von zwölf Monaten ist eine Impfung gegen Meningokokken C empfohlen. Wird dieser Impftermin verpasst, sollte die Impfung bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Zudem stehen für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einem erhöhten Infektionsrisiko Vierfach-Impfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W und Y zur Verfügung. Gegen die viel häufigere Meningokokken-B-Meningitis gibt es seit Ende 2013 bzw. 2017 eigene Impfstoffe.
  • Pneumokokken-Impfung: Die Pneumokokken-Impfung wird allen Kindern ab dem Alter von zwei Monaten empfohlen.
  • Haemophilus influenzae Typ B-Impfung: Die Hib-Impfung wird ebenfalls für alle Kinder empfohlen.

Impfungen gegen virale Meningitis

Einigen Formen viraler Meningitis kann man ebenfalls mit einer Impfung vorbeugen. Standardmäßig für alle Kinder empfohlen werden die Mumps-Impfung, Masern-Impfung und Röteln-Impfung (meist kombiniert als MMR-Impfung verabreicht). Es gibt auch einen Impfstoff gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

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