Meningitis-Impfung in Bergamo: Faktencheck und Kontext

In den letzten Jahren, insbesondere während der COVID-19-Pandemie, kursierten zahlreiche Falschmeldungen und Desinformationen im Internet. Es ist wichtig, ein gesundes Maß an Skepsis zu bewahren und Informationen kritisch zu hinterfragen. Viele Falschmeldungen enthalten wahre Fakten, die jedoch verdreht, überspitzt oder aus dem Kontext gerissen wurden. Um Fehlinformationen zu vermeiden, sollte man sich stets aus mehreren Quellen informieren und sich an offiziellen Stellen orientieren. Im Zweifelsfall kann die Konsultierung eines Faktencheckers Abhilfe schaffen.

Die Behauptung: Meningokokken-Impfung als Ursache für Todesfälle in Bergamo?

Im Frühjahr 2020, als die Bilder aus Bergamo schockierten und die Todeszahlen in Norditalien in die Höhe schnellten, tauchten Gerüchte auf, dass nicht das Coronavirus, sondern eine Impfung für die vielen Todesfälle verantwortlich sei. Konkret wurde behauptet, dass eine breit angelegte Meningokokken-C-Impfung, bei der sich im Januar 34.000 Italiener impfen ließen, die Ursache für die Tragödie in Bergamo sei. Es wurde argumentiert, die Impfung habe das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) als Nebenwirkung, das in 25 Prozent der Fälle zu Atemlähmungen führe. Diese Atemlähmungen seien dann fälschlicherweise als COVID-19-Todesfälle erfasst worden.

Die Fakten: Warum die Behauptung falsch ist

Diese Behauptung ist im Kontext falsch. Um die Situation richtig einzuordnen, ist es wichtig, die Fakten zu kennen:

  • Meningokokken-C-Impfkampagne: Im Winter 2019/2020 traten in der Lombardei fünf Fälle von Meningokokken-C-Sepsis auf, darunter zwei Todesfälle von Studentinnen. Daraufhin bot die zuständige Gesundheitsbehörde eine freiwillige Meningokokken-C-Schutzimpfung an, an der fast 34.000 Menschen (70 Prozent der dort lebenden Menschen) teilnahmen.
  • Guillain-Barré-Syndrom (GBS): Das GBS ist eine seltene Erkrankung, bei der es zu Entzündungen des peripheren Nervensystems kommt, insbesondere des Rückenmarks. Dies kann zu Lähmungen führen, die typischerweise in den Beinen beginnen und sich aufwärts ausbreiten. In etwa 25 Prozent der Fälle treten Atemlähmungen auf, die eine Beatmung erforderlich machen. Jährlich erkranken 1 bis 2 von 100.000 Menschen an GBS. Die genaue Ursache ist unbekannt.
  • GBS als mögliche Impfnebenwirkung: In seltenen Fällen kann das GBS als Nebenwirkung nach Impfungen auftreten, einschließlich der Meningokokken-C-Impfung und der Grippeimpfung.

Statistische Unwahrscheinlichkeit

Das von einer Meningokokken-C-Schutzimpfung ausgelöste GBS kann die vielen Todesfälle in Bergamo nicht erklären. Das GBS wird nach einer Impfung extrem selten beobachtet. Laut dem US-amerikanischen Center of Disease Control and Prevention (CDC) wurden bei einem Impfprogramm von März 2005 bis Februar 2006 insgesamt 15 Fälle von GBS nach 7,46 Millionen verabreichten Impfdosen registriert. Das entspricht einer Fallhäufigkeit von 0,2 Fällen pro 100.000 Personen.

Übertragen auf die Meningokokken-C-Impfung in Bergamo bedeutet dies, dass statistisch gesehen 3,4 Millionen Menschen geimpft werden müssten, um einen einzigen GBS-Fall zu beobachten. Da aber nur 34.000 Menschen geimpft wurden, ist es extrem unwahrscheinlich, dass auch nur ein einziger Mensch an einer Atemlähmung infolge von GBS gestorben ist.

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Medizinisch nicht plausibel

Darüber hinaus ist medizinisch nicht bekannt, wie das Guillain-Barré-Syndrom überhaupt ausgelöst wird. Grundsätzlich werden in dem verbreiteten Gerücht keine Fallzahlen genannt. Ein Zusammenhang lässt sich nur ohne Fallzahlen behaupten.

Vergleich mit COVID-19-Todeszahlen

In ganz Italien sind seit dem Ausbruch der Pandemie Zehntausende Menschen an oder mit dem Coronavirus gestorben. Um auf eine solch hohe Zahl an Todesfällen durch Impfstoff-induzierte GBS-Fälle zu kommen, müssten demnach Milliarden Menschen geimpft worden sein.

Fazit

Weder die Meningokokken-C-Impfkampagne noch das vermeintlich daraus resultierende Guillain-Barré-Syndrom können für die hohen Todesfallzahlen in Norditalien verantwortlich sein. Die statistische Häufigkeit schließt dies vollständig aus. Die Ursache für die Tragödie in Bergamo war die COVID-19-Pandemie, die das Gesundheitssystem der Lombardei an den Rand des Zusammenbruchs brachte.

Die Situation in Bergamo während der COVID-19-Pandemie

Die Situation in Bergamo war im Frühjahr 2020 dramatisch. Die Intensivmediziner der städtischen Klinik "Papa Giovanni XXIII" berichteten von einer "düsteren" Lage, in der eine normale Krankenversorgung nicht mehr möglich war. Es gab stundenlange Wartezeiten für Intensivbetten, ältere Patienten konnten nicht mehr wiederbelebt werden und starben ohne angemessene Palliativversorgung. Die Krankenhäuser waren überfüllt, es mangelte an Medikamenten, Beatmungsgeräten, Sauerstoff und Schutzausrüstung. Impfprogramme wurden gestoppt.

Die westlichen Gesundheitssysteme, die auf einer zentralisierten Patientenversorgung basieren, waren auf eine solche Epidemie nicht vorbereitet. Schwerkranke wurden mit Rettungswagen in die Klinik transportiert, wo sie nicht strikt von nicht-infizierten Patienten getrennt wurden. Dies führte zu einer schnellen Übertragung der Infektion in den Kliniken.

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Lehren aus der Krise

Die COVID-19-Pandemie in Bergamo hat wichtige Lehren aufgezeigt:

  • Notwendigkeit einer gemeinschaftszentrierten Versorgung: Eine vermehrte häusliche Krankenversorgung und mobile Kliniken können unnötige Patiententransporte vermeiden und die Krankenhäuser entlasten.
  • Schutz des medizinischen Personals: Der Schutz des medizinischen Personals muss Vorrang haben. Die nötige Ausrüstung muss jederzeit verfügbar sein.
  • Einbeziehung verschiedener Experten: Für die Bewältigung einer Epidemie müssen Sozialwissenschaftler, Epidemiologen, Logistikexperten, Psychologen und Sozialarbeiter einbezogen werden.
  • Soziale Distanzierung: Ein Lockdown ist eine wichtige Maßnahme zur Reduzierung der Übertragung.
  • Langfristige Planung: Es ist ein langfristiger Plan für die nächste Pandemie notwendig.

Kawasaki-Syndrom und COVID-19

Im Zusammenhang mit COVID-19 wurde auch ein Zusammenhang zwischen dem neuartigen Virus und einer Krankheit festgestellt, die dem Kawasaki-Syndrom ähnelt. Das Kawasaki-Syndrom ist eine Gefäßentzündung der Arterien, die Auswirkungen auf die Herzkranzgefäße haben kann. Am häufigsten betroffen sind Kleinkinder zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr.

Im italienischen Bergamo wurde eine Studie durchgeführt, die einen Zusammenhang zwischen COVID-19 und dem Kawasaki-Syndrom untersuchte. Aus den Unterlagen des Papa Giovanni XXIII Krankenhauses geht hervor, dass es seit dem Ausbruch dort mehr dem Kawasaki-Syndrom ähnelnde Krankheitsverläufe pro Monat gegeben hat. Von den Kindern, die behandelt wurden, konnten viele positiv auf Corona-Antikörper getestet werden.

Obwohl die Mediziner einen Zusammenhang sehen, betonen sie, dass die Krankheit sehr selten auftritt und nur etwa eines von 1.000 mit dem Virus erkrankten Kinder betrifft - und nur eine geringe Anzahl dieser Kinder müsste wiederum intensivmedizinisch behandelt werden. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass das eigene Kind betroffen ist, selbst wenn es an COVID-19 erkrankt sein sollte. Bei auffälligen Symptomen wie Fieber, Hautausschlag, geröteten Augen, gerissenen Lippen und/ oder Unterleibsschmerzen sollte man aber schnell handeln und umgehend einen Arzt kontaktieren.

Reisewarnungen und Sicherheitshinweise für Italien

Die italienischen Sicherheitsbehörden haben in allgemeiner Form auf die Gefahr terroristischer Anschläge hingewiesen und ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. In allen größeren italienischen Städten ist an den touristischen Orten wie Bahnhöfen und belebten Metrostationen besondere Achtsamkeit geboten. Autoeinbrüche kommen häufig vor. Es werden immer wieder Fahrzeuge und Wohnmobile mit komplettem Inhalt gestohlen.

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Es ist ratsam, Geld, Ausweise, Führerschein und andere wichtige Dokumente sicher aufzubewahren und ggf. elektronische Kopien/Fotos zu speichern. Wertsachen, Ausweise und andere Gegenstände sollten nicht im Auto zurückgelassen werden.

Der italienische Zivilschutz stellt detaillierte Informationen über verschiedene Naturrisiken zur Verfügung. Die phlegräischen Felder in Kampanien werden als Supervulkan eingestuft und zeigen immer wieder Veränderungen, die in der Vergangenheit auch zu Evakuierungsmaßnahmen führten. Im Mittelmeer kann es insbesondere von August bis November zu vereinzelten schweren Herbststürmen bis hin zu sogenannten "Medicanes" kommen. Vor allem in den Sommermonaten kommt es in Italien aufgrund der herrschenden klimatischen Bedingungen immer wieder zu Busch- und Waldbränden. Es kann jederzeit zu Straßensperren und weiteren Einschränkungen kommen.

In den Sommermonaten kommt es häufig zu Hitzewellen mit Temperaturen bis zu 40° C. Insbesondere für Säuglinge, Kinder, Senioren sowie Menschen, die an chronischen Erkrankungen der Atemwege, des Herz-Kreislaufs etc. leiden, ist besondere Vorsicht geboten. Aufenthalte in der Sonne und überfüllte öffentliche Bereiche sollten möglichst gemieden werden.

Im Heiligen Jahr 2025 werden mehr als 30 Mio. Pilger in Rom erwartet.

In der norditalienischen Provinz Trient/Trentino wurde Mitte Juli 2024 ein Jogger nördlich des Gardasees von einer Bärin attackiert und verletzt. Im Jahr 2023 wurde ein Jogger von einem Bären getötet. Es ist wichtig, die Hinweise und Verhaltensregeln auf der Webseite der Autonomen Provinz Bozen bei Begegnung mit einem Bären bzw. bei Sichtung zu beachten.

Italien wendet das Schengener Abkommen an, Grenzkontrollen sollen nur noch ausnahmsweise durchgeführt werden. Aus Sicherheitsgründen werden Reisende auf dem Luftweg bei Ein- und Ausreise jedoch verstärkt kontrolliert.

In Italien kommt es immer wieder zu regionalen und landesweiten Streiks im öffentlichen Nah- und Fernverkehr, von denen auch Flugverbindungen betroffen sein können.

Die meisten italienischen Autobahnen und viele Tunnel sind mautpflichtig.

Der italienische Straßenverkehr ist sehr lebhaft und dicht. Die Straßenverkehrsregeln werden nicht immer eingehalten. Die Promillegrenze beträgt 0,5; für Fahrer mit weniger als drei Jahren Fahrpraxis bzw. Berufskraftfahrer gilt ein Alkoholverbot.

Auf Autobahnen und außerhalb geschlossener Ortschaften ist das Mitführen von Warnwesten in Signalfarben sowie auch tagsüber die Einschaltung des Abblendlichts gesetzlich vorgeschrieben.

Das italienische Waffenrecht ist streng und komplex. Grundsätzlich ist das Mitführen von Schusswaffen, Hieb- und Stichwaffen, Messern, Schlagstöcken aller Art, Taser, Pfefferspray usw. verboten bzw. nur mit behördlicher Erlaubnis oder unter strengen Auflagen möglich.

In Rom verhängt die Stadtverwaltung zum Schutz der Denkmäler teilweise hohe Strafen für Verstöße. Auf Sardinien ist jede Art von Veränderung der Sandstrände oder die Mitnahme von Sand, Kiesel oder Quarzgestein gesetzlich verboten.

In mehreren Städten ist es verboten, sich im öffentlichen Raum außerhalb von Badebereichen oberkörperfrei oder in Badekleidung aufzuhalten.

Nutzer italienischer Skipisten müssen eine gültige Haftpflichtversicherung für Schäden gegenüber Dritten besitzen und diese auch nachweisen können.

Die Obergrenze für Barzahlungen in Italien liegt seit 2023 bei einem Höchstbetrag von 4.999 EUR.

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