Meningokokken-Impfung für Erwachsene: Nebenwirkungen, Empfehlungen und Schutz

Meningokokken sind Bakterien, die schwere und potenziell lebensbedrohliche Erkrankungen wie Meningitis (Hirnhautentzündung) und Sepsis (Blutvergiftung) verursachen können. Zum Schutz vor diesen Erkrankungen werden verschiedene Impfungen empfohlen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Meningokokken, die verfügbaren Impfungen, empfohlene Impfpläne und mögliche Nebenwirkungen.

Was sind Meningokokken?

Meningokokken (Neisseria meningitidis) sind Bakterien, die den Nasen-Rachen-Raum besiedeln können. Es gibt 12 verschiedene Serogruppen, von denen einige häufiger schwere invasive Erkrankungen verursachen. Zu diesen Serogruppen gehören A, B, C, W, X und Y, wobei ihre Verbreitung weltweit variiert. In Deutschland werden die meisten Erkrankungen durch Meningokokken der Serogruppe B verursacht, gefolgt von den Serogruppen C, W und Y.

Wie erfolgt die Ansteckung mit Meningokokken?

Meningokokken werden durch engen Kontakt mit infizierten Personen übertragen, beispielsweise über Speichel oder Nasensekret. Da die Bakterien außerhalb des Körpers rasch absterben, ist eine Ansteckung bei flüchtigen Begegnungen unwahrscheinlich. Meningokokken-Erkrankungen können in jedem Alter auftreten, sind aber besonders häufig bei Kindern im ersten und zweiten Lebensjahr sowie bei Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren.

Krankheitsverlauf und Symptome einer Meningokokken-Erkrankung

Nach einer Inkubationszeit von meist 3 bis 4 Tagen (kann aber auch zwischen 2 und 10 Tagen liegen) treten zunächst grippeähnliche Symptome und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl auf. Eine Meningokokken-Erkrankung kann sich innerhalb weniger Stunden zu einem lebensbedrohlichen Zustand entwickeln.

Symptome der Meningitis (Hirnhautentzündung)

  • Starke Kopfschmerzen
  • Hohes Fieber
  • Nackensteifigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Bewusstseinsstörungen
  • Hautausschlag
  • Bei Säuglingen und Kleinkindern: Vorgewölbte oder harte Fontanelle

Symptome der Meningokokken-Sepsis (Blutvergiftung)

  • Fieber oder ungewöhnlich niedrige Körpertemperatur
  • Schneller Herzschlag
  • Kurzatmigkeit
  • Blasse, fleckige oder kalte Haut
  • Verwirrtheit oder Desorientierung
  • Kleine Einblutungen in Haut und Schleimhaut (Petechien)
  • Kreislaufkollaps und Störungen der Organfunktion

Bei Anzeichen einer Meningokokken-Erkrankung sollte sofort eine Arztpraxis oder das nächstgelegene Krankenhaus aufgesucht werden.

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Behandlung von Meningokokken-Erkrankungen

Meningokokken-Erkrankungen müssen schnellstmöglich im Krankenhaus behandelt werden, da sie fast immer schwer verlaufen und häufig Komplikationen nach sich ziehen. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika. Aufgrund der Schwere der Erkrankungen und der hohen Sterblichkeit empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) verschiedene Impfungen gegen Meningokokken.

Meningokokken-Impfungen: Ein Überblick

In Deutschland stehen Impfstoffe gegen die Serogruppen B, C und ACWY zur Verfügung. Es gibt Konjugat- und Polysaccharid-Impfstoffe. Die Impfstoffe sind Totimpfstoffe, die in den Oberarm injiziert werden.

Meningokokken-B-Impfung (MenB)

Die STIKO empfiehlt seit Januar 2024 allen Säuglingen die Grundimmunisierung mit dem Impfstoff Bexsero ab einem Alter von zwei Monaten. Das Impfschema sieht vor, dass Säuglinge nach dem 2+1-Schema frühzeitig im Alter von zwei, vier und 12 Monaten geimpft werden. Versäumte Impfungen sollen spätestens bis zum fünften Geburtstag erfolgen.

Impfschema für Meningokokken B (Bexsero):

  • Alter 2-5 Monate: 2 Dosen im Abstand von 2 Monaten, 3. Dosis im Alter von 12-15 Monaten (frühestens 6 Monate nach der 2. Dosis)
  • Alter 6-11 Monate: 2 Dosen im Abstand von 2 Monaten, 3. Dosis im 2. Lebensjahr, frühestens 2 Monate nach der 2. Dosis
  • Alter 12-23 Monate: 2 Dosen im Abstand von 2 Monaten, 3. Dosis 12-23 Monate nach der 2. Dosis
  • Alter 2 Jahre und älter: 2 Dosen im Abstand von 1 Monat, Notwendigkeit einer 3. Dosis noch nicht bekannt

Ein weiterer Meningokokken B Impfstoff (Trumenba) ist ab 10 Jahren zugelassen. Hier sind 2 Dosen im Abstand von 0-6 Monaten oder 3 Dosen im Abstand von 0-1-5 Monaten notwendig.

Meningokokken-C-Impfung (MenC)

Allen Kindern im Alter von 12 bis 23 Monaten wird eine einmalige Impfung mit einem Meningokokken-C-Konjugatimpfstoff empfohlen. Die Impfung soll bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.

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Meningokokken-ACWY-Impfung

Personen aller Altersgruppen, bei denen ein erhöhtes Risiko für eine Meningokokken-Erkrankung besteht, wird die Impfung mit einem Meningokokken-Kombinationsimpfstoff gegen die Serogruppen A, C, W und Y empfohlen. Außerdem sollten sie gegen Meningokokken B geimpft werden, wenn dies im Säuglings- oder Kleinkindalter noch nicht erfolgt ist. Zu den Risikogruppen zählen Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche (zum Beispiel bei fehlender Milz) sowie gefährdetes Laborpersonal. Ungeimpfte Haushaltsmitglieder von Erkrankten sowie Personen mit engem haushaltsähnlichem Kontakt sollten sich (zusätzlich zur Gabe von Antibiotika) so bald wie möglich impfen lassen, falls die Infektion beim Erkrankten durch Meningokokken A, C, W, Y oder B verursacht wurde. Darüber hinaus können Impfungen gegen Meningokokken ACWY und/oder Meningokokken B als Reiseimpfungen sinnvoll sein.

Die ACWY-Impfstoffe sind in Deutschland, je nach Hersteller, ab dem Alter von ≥6 Wochen, bzw. ab dem Alter von ≥12 Monaten, bzw. ab dem Alter von ≥2 Jahren zugelassen. Impfschemata je nach Fachinformation.

Indikationen für eine Meningokokken-ACWY-Impfung:

  • Personen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten
  • Reisende in Endemiegebiete
  • Enge Kontaktpersonen von Indexpatienten mit Meningokokken-Meningitis
  • Bei Ausbrüchen oder regionalen Häufungen auf Empfehlung der Gesundheitsbehörden
  • Schüler und Studenten vor Langzeit-Aufenthalten in Ländern mit allgemein empfohlener Impfung für diese Altersgruppen
  • Gefährdetes Laborpersonal

Mögliche Nebenwirkungen der Meningokokken-Impfung

Wie bei jeder Impfung können auch bei der Meningokokken-Impfung Nebenwirkungen auftreten. Diese sind in der Regel mild und klingen innerhalb weniger Tage ab.

Häufige Nebenwirkungen:

  • Schmerzen und Rötung an der Injektionsstelle
  • Fieber
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen

Seltene Nebenwirkungen:

  • Allergische Reaktionen
  • Fieberkrämpfe
  • Schwindel
  • Gefühlsstörungen

Es ist wichtig zu beachten, dass schwere Nebenwirkungen sehr selten sind. Bei Fragen oder Bedenken sollte man sich an einen Arzt wenden.

Kostenübernahme der Meningokokken-Impfung

Schutzimpfungen, die von der STIKO empfohlen werden, sind in der Regel kostenfrei, da sie von den Krankenkassen übernommen werden. Dies gilt für die Meningokokken-B-Impfung für Säuglinge und Kleinkinder sowie für bestimmte Risikogruppen. Für Reiseimpfungen oder Impfungen, die nicht von der STIKO empfohlen werden, kann eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse im Einzelfall geprüft werden.

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Meningokokken-Impfung und Reise

Für Reisen in bestimmte Regionen der Welt, insbesondere in den afrikanischen Meningitisgürtel, kann eine Meningokokken-Impfung empfohlen oder sogar vorgeschrieben sein. Es ist ratsam, sich vor einer Reise rechtzeitig über die aktuellen Impfempfehlungen zu informieren. Für Mekka-Reisende besteht beispielsweise Impfpflicht, wobei ein Vierfach-Impfstoff angewendet werden muss.

Pneumokokken-Impfung: Eine wichtige Ergänzung

Neben der Meningokokken-Impfung ist auch die Pneumokokken-Impfung von Bedeutung, insbesondere für ältere Menschen und Risikogruppen. Pneumokokken können ebenfalls schwere Erkrankungen wie Lungenentzündung, Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung verursachen. Die STIKO empfiehlt allen Personen ab 60 Jahren sowie Risikogruppen ab 18 Jahren eine Impfung gegen Pneumokokken.

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