Mini-Schlaganfall: Was tun? Erste Hilfe und wichtige Informationen

Ein Mini-Schlaganfall, auch transitorische ischämische Attacke (TIA) genannt, ist ein medizinischer Notfall, der sofortiges Handeln erfordert. Obwohl die Symptome oft nur kurzzeitig auftreten und keine bleibenden Schäden verursachen, ist eine umgehende Abklärung und Behandlung entscheidend, um das Risiko eines nachfolgenden schweren Schlaganfalls zu minimieren.

Was ist ein Mini-Schlaganfall?

Ein Mini-Schlaganfall wird wie ein großer Schlaganfall durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn ausgelöst. Im Gegensatz zum Schlaganfall stirbt jedoch beim Mini-Schlaganfall in der Regel kein Gehirngewebe ab. Neuere Untersuchungen mit der Kernspintomographie zeigen allerdings, dass ab einer Dauer von 60 Minuten oft doch ein kleiner Hirninfarkt nachweisbar ist. Professor Dr. Jürgen Bardutzky, Leiter der Schlaganfallspezialstation (Stroke Unit) am Universitätsklinikum Freiburg, betont, dass eine TIA dennoch gefährlich ist und einen medizinischen Notfall darstellt.

Symptome eines Mini-Schlaganfalls

Die Symptome einer TIA entsprechen den klassischen Schlaganfallsymptomen und treten plötzlich auf:

  • Sehstörungen: Plötzlich auftretende Sehstörungen oder kurzzeitige Erblindung auf einem Auge.
  • Lähmungserscheinungen: Vorübergehende halbseitige Lähmungserscheinungen von Körperteilen wie Hände, Arme, Beine oder einer Gesichtshälfte.
  • Sprachstörungen: Sprachstörungen oder verwaschene Sprache.
  • Schwindel und Doppelbilder.
  • Taubheitsgefühle auf einer Körperseite.
  • Balance Schwierigkeiten

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten müssen. Auch wenn die Symptome nur vorübergehend sind, sollte man umgehend handeln.

Erste Hilfe bei Verdacht auf Mini-Schlaganfall

Professor Bardutzky warnt davor, die Symptome zu unterschätzen: „Nach solch einer Attacke kommt es bei zehn Prozent der Patienten innerhalb der nächsten sieben Tage zu einem richtigen Schlaganfall. Deshalb - und weil man anfangs ja auch gar nicht weiß, ob die Symptome wieder von alleine zurückgehen - ist es enorm wichtig, dass Betroffene und Beteiligte sofort handeln und die Notrufnummer 112 wählen.“

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Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Erste Hilfe:

  1. Notruf wählen (112): Schildern Sie die Symptome und den Verdacht auf einen Schlaganfall. Geben Sie beim Notruf an, dass es sich um einen Schlaganfall handeln könnte.
  2. FAST-Test durchführen: Überprüfen Sie die Symptome mithilfe des FAST-Tests (Face, Arms, Speech, Time).
  3. Ruhe bewahren und Betroffenen beruhigen: Signalisieren Sie, dass Hilfe unterwegs ist.
  4. Betroffenen lagern: Wenn die Person bei Bewusstsein ist, lagern Sie den Oberkörper etwas hoch. Bei Bewusstlosigkeit bringen Sie die Person in eine stabile Seitenlage.
  5. Atemwege freihalten: Lockern Sie beengende Kleidung und öffnen Sie das Fenster.
  6. Nichts zu essen oder zu trinken geben: Aufgrund möglicher Schluckstörungen besteht Aspirationsgefahr.
  7. Atmung und Puls überwachen: Bei Herz- und Atemstillstand mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.

FAST-Test: Schlaganfall schnell erkennen

Der FAST-Test ist eine einfache Methode, um einen Schlaganfall schnell zu erkennen:

  • Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet dies auf eine Halbseitenlähmung hin.
  • Arms (Arme): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Kann die Person die Arme nicht gleich hochheben, sinken die Arme wieder ab oder drehen sich die Handflächen wieder nach unten, deutet dies auf eine Lähmung hin.
  • Speech (Sprache): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist die Sprache undeutlich oder abgehackt, kann dies ein Zeichen für einen Schlaganfall sein.
  • Time (Zeit): Verlieren Sie keine Zeit und wählen Sie sofort den Notruf 112.

Sofortmaßnahmen im Krankenhaus

Im Krankenhaus erfolgt eine umfassende Diagnostik, um die Ursache der TIA zu ermitteln und das weitere Vorgehen festzulegen. Die Diagnostik basiert auf einer neurologischen Untersuchung mithilfe von CT- oder MRT-Befunden des Kopfes. Hier lässt sich erkennen, ob eine Hirnblutung oder ein Hirninfarkt vorliegt. Zudem erfolgt eine Untersuchung der Funktions- und Leistungsfähigkeit des Herzens sowie eine Blutuntersuchung.

Auf der Stroke Unit des Universitätsklinikums Freiburg beobachten Spezialisten die Krankheitsentwicklung des TIA-Patienten für drei bis vier Tage. Dabei untersuchen sie mittels Ultraschall Hirngefäße und Herz, betrachten das Gehirn anhand einer Schichtbilddarstellung und analysieren etwaige Herzrhythmusstörungen, um nach „Hochrisikoursachen“ für einen Schlaganfall zu fahnden.

Behandlung nach einem Mini-Schlaganfall

Eine umfassende, rasche Abklärung der Symptome und Ursachen kann das Risiko eines nachfolgenden richtigen Schlaganfalls um rund 80 Prozent reduzieren, indem die Ärzte mit darauf abgestimmten Medikamenten vorsorgen oder aber zum Beispiel auch eine verengte Halsschlagader operieren. Deswegen sei die Sofortdiagnose so wichtig.

Je nach Ursache und Risikoprofil des Patienten werden verschiedene Behandlungen eingesetzt:

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  • Medikamentöse Therapie: Blutverdünnende Medikamente (z.B. Thrombozytenaggregationshemmer oder Antikoagulantien) zur Vorbeugung von Blutgerinnseln.
  • Operation: Bei einer Verengung der Halsschlagader (Karotisstenose) kann eine Operation (Karotisendarteriektomie) oder eine Katheterbehandlung (Stentimplantation) durchgeführt werden, um die Durchblutung des Gehirns zu verbessern.
  • Lifestyle-Änderungen: Anpassung des Lebensstils zur Reduzierung von Risikofaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht und ungesunde Ernährung.

Risikofaktoren für einen Schlaganfall

Verschiedene Faktoren können das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen:

  • Bluthochdruck
  • Rauchen
  • Diabetes mellitus
  • Herzerkrankungen (z.B. Vorhofflimmern)
  • Erhöhte Cholesterinwerte
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Ungesunde Ernährung
  • Alter
  • Familiäre Vorbelastung

Schlaganfall vorbeugen

Durch eine gesunde Lebensweise und die Behandlung von Risikofaktoren kann man das Schlaganfallrisiko deutlich senken:

  • Regelmäßige Blutdruckkontrolle und -einstellung
  • Nichtrauchen
  • Gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen
  • Regelmäßige körperliche Aktivität
  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht
  • Behandlung von Diabetes mellitus
  • Behandlung von Herzerkrankungen
  • Regelmäßige Cholesterinkontrolle und -einstellung

Was passiert, wenn ein Schlaganfall unbehandelt bleibt?

Ein unbehandelter Schlaganfall kann tödlich verlaufen oder schwerste Schäden im Gehirn verursachen. Je länger ein Schlaganfall unbehandelt bleibt, desto gravierender sind die Folgen wie dauerhafte Lähmungen, neurologische Ausfallerscheinungen, Sprachschwierigkeiten und Verständnisstörungen. Ein selbstständiges Leben ist nicht mehr möglich und es besteht das Risiko, das die / der Betroffene dauerhaft pflegebedürftig und auf Hilfe und Hilfsmittel wie den Rollstuhl angewiesen ist.

Rehabilitation nach einem Schlaganfall

Bereits im Krankenhaus wird mit neurologischen Rehabilitationsmaßnahmen begonnen, damit die möglichen Folgen eines Schlaganfalls minimiert werden können. Ziele sind die Wiederherstellung verlorengegangener Funktionen, eine Anpassung an die Situation und eine Umstellung des Lebensstils. Ab Tag eins beginnt in der Stroke Unit die Früh-Reha entsprechend der Situation der / des Betroffenen.

Folgende Behandlungsmöglichkeiten gibt es nach einem Hirninfarkt:

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  • Logopädie bei Sprech- und Sprachstörungen
  • Ergotherapie zur Wiederherstellung der Eigenständigkeit (Motorik, Gedächtnis- und Konzentrationstraining, Alltagsbewältigung etc.)
  • Physiotherapie/Krankengymnastik bei Lähmungserscheinungen (Bewegungstherapie, Massagen, Wärmetherapie, Elektrostimulation)
  • Neuropsychologie bei kognitiven Störungen
  • Psychotherapie

Hilfsmittel nach einem Schlaganfall

Es gibt zahlreiche orthopädische Hilfsmittel, die zur Unterstützung nach einem Schlaganfall empfohlen und ärztlich verordnet werden. Erfahre hier mehr darüber, welche Hilfsmittel - von der Fußheberorthese bis zur restkraftunterstützenden Knieorthese - helfen können, wieder besser und selbständiger zu gehen.

Hilfsmittel für die körperliche Rehabilitation nach einem Schlaganfall:

  • Gehhilfe
  • Rollstuhl
  • Rollator
  • Dreirad
  • Liegerad
  • Hilfsmittel mit funktioneller Elektrostimulation (FES). Hierbei ersetzt ein elektrischer Impuls das fehlende Nervensignal.
  • Orthopädische Hilfsmittel/Orthesen

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