Monika Lierhaus: Schlaganfall, Ursachen und Fortschritte in der Behandlung

"Da bin ich", sagte Monica Lierhaus, als sie bei der Verleihung der Goldenen Kamera auf der Bühne erschien. Doch hinter dieser Aussage verbarg sich eine komplexe Realität, die von den Zuschauern mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde. Der Artikel beleuchtet die Ursachen von Lierhaus' Schlaganfall, die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert war, und die bemerkenswerten Fortschritte in der Behandlung von Hirnschäden, die ihr und anderen Betroffenen Hoffnung geben.

Der folgenschwere Eingriff und seine Konsequenzen

Die ehemalige "Sportschau"-Moderatorin Monica Lierhaus erlitt einen schweren Schicksalsschlag, als bei einer geplanten Operation zur Beseitigung einer Aussackung eines Blutgefäßes das Gefäß platzte. Die resultierende Blutung beschädigte große Teile ihres Gehirns, und die damals 40-Jährige lag vier Monate im Koma. Ihr Auftritt nach dieser Zeit zeigte die sichtbaren Folgen der Hirnschädigung. Ihre Mimik wirkte erstarrt, ihre Sprache automatisiert.

Lee Blonder, eine Verhaltenswissenschaftlerin von der University of Kentucky, weist darauf hin, dass die emotionale Ausdrucksschwäche von Patienten nach Hirnschädigungen oft ihre sozialen Beziehungen beeinträchtigt. Die Diskrepanz zwischen verbaler Botschaft und Körpersignalen kann dazu führen, dass Betroffene als unsympathisch oder unehrlich wahrgenommen werden.

Fortschritte in der Neurorehabilitation

Trotz der Herausforderungen ist Lierhaus' Weg zurück ins Leben eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte, die auch Mediziner beeindruckt. Jürgen Herzog, Chefarzt der Schön-Klinik in München-Schwabing, Deutschlands ältestem Zentrum für Neurorehabilitation, bezeichnet ihren Weg als "kleines Wunder". Ihr Fall ist ein Triumph des Willens, aber auch ein Zeichen für die großen Durchbrüche in der Behandlung von schwer hirngeschädigten Patienten.

Eberhard Koenig, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation, betont, dass die Versorgung heute deutlich besser ist als noch vor einigen Jahren. Weltklasseringer Alexander Leipold kehrte nach einem Schlaganfall zu alter Form zurück, und die US-Abgeordnete Gabrielle Giffords konnte nach einer schweren Schussverletzung wieder sprechen.

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Neue Erkenntnisse und Behandlungsansätze

Die Fortschritte in der Behandlung von Hirnschäden basieren auf neuen Erkenntnissen über die Funktionsweise des Gehirns. Dank moderner Bildgebungstechniken wie Magnetresonanz- oder Computertomografen können Ärzte und Forscher besser überprüfen, welche Maßnahmen tatsächlich wirksam sind.

Schon kleine Änderungen in der Therapie können spürbare Effekte haben. So gibt es Hinweise darauf, dass eine Physiotherapie direkt im Anschluss an eine Sprachtherapie hinderlich sein kann, da das zuvor Erlernte dadurch gelöscht zu werden scheint.

Die wahren Durchbrüche könnten jedoch völlig neue Ansätze bringen, mit denen Mediziner direkt in das Gehirn eingreifen wollen. Anstatt sich nur auf traditionelle Therapien wie Fahrradergometer oder Denkaufgaben zu verlassen, wollen sie spezielle Medikamente und elektromagnetische Wellen einsetzen, um die Verschaltungen im Gehirn so zu beeinflussen, dass Patienten schneller lernen. Gesunde Areale könnten die Aufgaben der geschädigten Regionen rascher übernehmen, die Umorganisation würde leichter vonstatten gehen. Arno Villringer, Direktor am Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, berichtet, dass viele kleine Studien gezeigt haben, dass sich der Lernerfolg auf diese Weise steigern lässt.

Die erstaunliche Anpassungsfähigkeit des Gehirns

Wie tiefgreifend sich ein menschliches Gehirn neu organisieren kann, zeigte der Fall eines kleinen Mädchens, dem die komplette rechte Großhirnhälfte fehlte. Trotzdem lebte es fast ohne Einschränkungen, da der verbliebene Teil die wichtigsten Funktionen übernommen hatte. Dieser Fund verdeutlicht, wie gut Gehirne Schäden ausgleichen können, insbesondere wenn die Schädigung bereits im Mutterleib geschieht und das Gehirn Zeit hat, sich anzupassen.

Beschleunigung der Lernvorgänge im Gehirn

Die Umorganisation des Gehirns ist für viele Patienten ein mühsamer Prozess, der Hunderte von Trainingsstunden erfordert. Mit neuen Methoden hoffen Mediziner, diesen Prozess zu beschleunigen.

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Studien zu Levodopa, einer Vorstufe des Hirn-Botenstoffs Dopamin, zeigen vielversprechende Ergebnisse. Obwohl das Mittel eigentlich zur Behandlung von Parkinson-Patienten gedacht ist, beweisen neuere Studien, dass die Substanz auch die Lernfähigkeit verbessert. In einem Versuch an der Universität Münster konnten sich Probanden, denen Levodopa verabreicht wurde, 20 Prozent mehr Vokabeln einer Fantasiesprache merken als die Vergleichsgruppe.

Auch das Erlernen von Bewegungen kann durch Levodopa gefördert werden. Ein Team um Eberhard Koenig verabreichte Schlaganfall-Patienten drei Wochen lang täglich eine Dosis Levodopa und beobachtete, dass sie ihre motorischen Fähigkeiten schneller zurückgewannen als die Vergleichsgruppe, die lediglich ein Placebo erhalten hatte. Villringer erklärt die Erfolge mit der Verstärkung des körpereigenen Belohnungssystems. Das Verhalten prägt sich schneller ein und bleibt wahrscheinlich dauerhaft erhalten.

Neurologen setzen derartige Mittel bereits heute ein, aber noch ist ihr Effekt vergleichsweise schwach. Forscher erproben daher stärkere Medikamente wie bestimmte Abkömmlinge von Amphetaminen - die allerdings auch stärkere Nebenwirkungen besitzen. Villringer warnt davor, zu große Hoffnungen zu wecken, prophezeit aber gleichzeitig, dass Medikamente zur Optimierung der Motivation in den nächsten Jahren möglich sind und einen deutlichen Einfluss ausüben dürften.

Transkranielle Magnetstimulation (TMS)

Hohe Erwartungen setzen Mediziner auch in die transkranielle Magnetstimulation (TMS). Dabei wird eine handtellergroße Magnetspule über den Kopf des Patienten gehalten, um das Gehirn durch elektromagnetische Schwingungen zu aktivieren.

Bei Ratten wiesen Forscher nach, dass ein derartiges Magnetfeld die Gedächtnisleistung steigern kann. Klaus Funke, Neurophysiologe an der Ruhr-Universität Bochum, erklärt, dass sich mit der Therapie scheinbar neue Verbindungen zwischen den Hirnzellen leichter bilden und bestehende verstärken.

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Auch das menschliche Gehirn ist sensibel für die Schwingungen, wie Forscher um Arne May von der Universität Hamburg nachwiesen. Sie richteten das Magnetfeld bei 36 Gesunden auf das Hörzentrum und beobachteten, dass die dortige graue Substanz nach fünf Tagen messbar gewachsen war. Cathrin Buetefisch von der US-amerikanischen Emory University kommentiert, dass neue Verschaltungen entstanden sind, „und sie erwiesen sich als funktionsfähig“.

Noch ist unklar, warum sich als Folge der Magnetstimulation Struktur und Organisation des Gehirns verändern. Die US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH) halten die bisherigen Ergebnisse aber für so viel versprechend, dass sie größere Summen in die Erforschung der Methode stecken. Die Neurologin Buetefisch erforscht im Rahmen eines NIH-Projekts, wie sich die Therapie am besten einsetzen lässt und glaubt, dass in fünf bis zehn Jahren die Methode die Behandlung von Hirnschäden spürbar verbessern wird.

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