MRT des Gehirns zur Diagnose von Depressionen: Einblick in die moderne psychiatrische Forschung

Die moderne Medizintechnik, insbesondere die Magnetresonanztomographie (MRT) mit Feldstärken von bis zu 7 Tesla, eröffnet neue Möglichkeiten in der psychiatrischen Forschung und potenziell auch in der Diagnostik von psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Obwohl die MRT in der Radiologie bereits fest etabliert ist, um körperliche Krankheiten zu diagnostizieren, befindet sich ihr Einsatz in der Psychiatrie noch in einem Forschungsstadium.

Fortschritte in der MRT-Technologie und ihre Bedeutung für die Psychiatrie

MRT-Geräte mit höherer Feldstärke, wie 7 Tesla, ermöglichen es Forschern, detailliertere Einblicke in die Gehirnstrukturen und -funktionen zu gewinnen. Diese Fortschritte sind entscheidend, um komplexe Fragestellungen im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen zu untersuchen.

In den 1990er Jahren wurde entdeckt, dass das funktionelle MRT (fMRT) Aktivitäten und Defizite im Gehirn sichtbar machen kann. Neurochirurgen nutzen diese Erkenntnisse bereits, um beispielsweise vor der operativen Entfernung eines epileptischen Fokus die genaue Lage von Gehirnbereichen für Motorik oder Sprache zu bestimmen.

Die Rolle des MRT in der Depressionsforschung

Obwohl die Radiologie heute mit MRT-Untersuchungen bei einzelnen Patienten feststellen kann, ob eine bestimmte körperliche Krankheit vorliegt oder nicht, sind wir in der Psychiatrie bisher an dem Punkt, dass wir statistische Aussagen treffen können. Patienten, die an Depressionen leiden, unterscheiden sich in bestimmten messbaren Daten von gesunden Menschen. Es gibt jedoch noch keine eindeutigen Marker, die wir mit einzelnen Erkrankungen verbinden können.

Ein vielversprechender Ansatz ist der Vergleich der Gehirnaktivität in Ruhe. Während gesunde Probanden bei der Aufgabe, an nichts zu denken, ihre Hirnaktivität reduzieren können, fällt dies Patienten mit schweren Depressionen schwerer. Ihre Gehirnaktivität bleibt erkennbar höher. Die Messung dieser Aktivität könnte in Zukunft dazu beitragen, die Wirksamkeit von Medikamenten frühzeitig zu beurteilen. Wenn ein Medikament es dem Patienten ermöglicht, seine Gehirnaktivität besser herunterzufahren als zuvor, könnte dies ein positives Zeichen für den Therapieerfolg sein.

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MRT zur Vorhersage des Therapieerfolgs

Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass MRT-basierte Verfahren in der Lage sein könnten, den Erfolg verschiedener Therapieansätze bei Depressionen vorherzusagen. So könnten Ärzte bereits frühzeitig abschätzen, ob ein Patient mit einer ersten depressiven Episode an einer uni- oder bipolaren Depression leidet und wie gut er auf eine Elektrokrampftherapie anspricht.

Eine weitere Studie untersuchte, ob sich mit ähnlichen Methoden vorhersagen lässt, ob ein Patient eher von kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) oder von Antidepressiva profitiert. Die Ergebnisse zeigten, dass sich mit einer Sensitivität und Spezifität zwischen 72 und 78 Prozent feststellen lässt, wer unter welcher Therapie in Remission gelangt oder gar nicht anspricht. Solche Verfahren könnten dazu beitragen, unnötige Therapieversuche zu vermeiden und die Behandlung von Depressionen zu personalisieren.

Biotypen von Depressionen

Die Psychiatrie-Professorin Leanne Williams hat mithilfe von bildgebenden Verfahren und künstlicher Intelligenz sechs verschiedene Arten von Depressionen identifiziert, die sich in ihren MRT-Bildern unterscheiden. Je nach Typ scheinen unterschiedliche Behandlungsformen, wie Antidepressiva oder Gesprächstherapien, mehr oder weniger Erfolg zu versprechen.

In einer Studie wurden 801 Probanden mit Depressionen im MRT sowohl im Ruhezustand als auch beim Lösen von Aufgaben untersucht. Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf Hirnregionen und Verbindungen, von denen bekannt ist, dass sie bei Depressionen eine Rolle spielen. Mithilfe der Clusteranalyse wurden die Hirnbilder der Patienten in sechs verschiedene Aktivitätsmuster gruppiert.

Die Ergebnisse zeigten, dass Patienten mit einem Subtyp, der durch eine Überaktivität in den kognitiven Hirnregionen gekennzeichnet war, am besten auf das Antidepressivum Venlafaxin ansprachen. Für eine zweite Gruppe, deren Gehirne im Ruhezustand höhere Aktivitätswerte in typischen Bereichen für Depression und Problemlösung zeigten, brachten therapeutische Gespräche die größte Linderung. Bei Menschen mit einem dritten Subtyp wies der Hirnschaltkreis, der die Aufmerksamkeit steuert, im Ruhezustand niedrigere Aktivitätswerte auf.

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Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Depressionen durch verschiedene Störungen der Gehirnfunktion erklärt werden können und dass ein personalisierter medizinischer Ansatz für die psychische Gesundheit auf der Grundlage objektiver Messungen der Gehirnfunktion möglich ist.

MR-Spektroskopie zur Messung von Neurotransmittern

Die MR-Spektroskopie bietet eine elegante Möglichkeit, die Konzentration von Neurotransmittern wie Glutamat in bestimmten Gehirnregionen zu messen. Dies ist besonders relevant bei der Untersuchung von Erkrankungen wie Borderline-Persönlichkeitsstörungen, bei denen die Impulsivität und Emotionen der Betroffenen stark schwanken. Die Konzentration von Glutamat in bestimmten Hirnregionen scheint mit der Impulsivität zusammenzuhängen.

Neurofeedback im MRT als therapeutischer Ansatz

Ein MRT-Gerät kann auch direkten therapeutischen Nutzen haben, insbesondere im Zusammenhang mit Neurofeedback. Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung können beispielsweise lernen, ihre Emotionen besser zu regulieren, indem sie die Aktivität ihres Mandelkerns (Amygdala) im MRT beobachten und durch Training beeinflussen. Das Training läuft im MRT-Gerät ab, das die Aktivität im definierten Gehirnbereich erfasst und sie dem Patienten in Form einer thermometerähnlichen Skalendarstellung zeigt. Der Patient sieht ausgewählte Bilder und reagiert darauf emotional - und lernt, wie er Stärke und Dauer seiner Reaktion selbst beeinflussen kann.

Technische Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Obwohl die 7-Tesla-Geräte inzwischen als Medizinprodukte zertifiziert sind, gibt es noch nicht alle Untersuchungsprogramme, die von den 3-Tesla-Geräten bekannt sind. Die Hersteller arbeiten jedoch kontinuierlich an der Weiterentwicklung der Technik. Auch für die MR-Spektroskopie sind noch nicht alle Möglichkeiten verfügbar.

Künstliche Intelligenz (KI) spielt ebenfalls eine zunehmend wichtige Rolle in der MRT-Bildgebung. Sie bietet interessante Ansätze, um die Darstellungen zu verbessern, birgt aber auch Risiken, da Algorithmen Veränderungen an den Daten vornehmen können.

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Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Patientenkomfort. Da die Untersuchung relativ lange dauert, müssen die Patienten die Situation und die Enge aushalten. Im Vergleich zu anderen Verfahren wie Röntgen, CT oder PET bietet die MRT jedoch den Vorteil, dass sie keine Strahlung verwendet.

Anwendungsspektrum der Kopf-MRT

Die Kopf-MRT ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem Erkrankungen und Verletzungen im Schädel und Hirn ohne Strahlenbelastung festgestellt werden können. Sie wird bei einer Vielzahl von Symptomen und Erkrankungen eingesetzt, darunter:

  • Anhaltende Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Druckgefühl
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Verdacht auf Tumore, Entzündungen oder Verletzungen im Kopfbereich
  • Abklärung neurologischer Erkrankungen wie Parkinson, Demenz, Multiple Sklerose oder Epilepsie
  • Unklare Sehstörungen

Die MRT des Kopfes ermöglicht es, Weichteilgewebe wie das Gehirn, flüssigkeitsgefüllte Hohlräume wie Blutgefäße sowie Hirnstrukturen und -kammern, Augen- und Nasenhöhlen zu untersuchen.

MRT vs. CT

Sowohl die Magnetresonanztomographie (MRT) als auch die Computertomographie (CT) sind bildgebende Verfahren, die zur Untersuchung des Kopfes eingesetzt werden können. Allerdings gibt es wichtige Unterschiede zwischen den beiden Methoden:

  • Strahlenbelastung: Die CT verwendet Röntgenstrahlen, während die MRT mit Magnetfeldern arbeitet und somit keine Strahlenbelastung verursacht.
  • Bildqualität: Die MRT liefert in der Regel genauere Bilder als die CT, insbesondere bei der Darstellung von Weichteilgeweben. Tumore sind beispielsweise in der MRT oft besser sichtbar.
  • Untersuchungsdauer: Die CT ist in der Regel schneller als die MRT und dauert nur wenige Minuten.
  • Geräuschentwicklung: Während der MRT-Untersuchung entstehen laute Klopfgeräusche, die bei der CT nicht auftreten.

Die Wahl zwischen MRT und CT hängt von der jeweiligen Fragestellung ab. Bei akuten Verletzungen, insbesondere bei Verdacht auf Knochenbrüche, wird häufig die CT bevorzugt. Für viele andere Untersuchungen des Kopfes, insbesondere zur Beurteilung von Weichteilgeweben und neurologischen Erkrankungen, ist die MRT die Methode der Wahl.

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