Multiple Sklerose: Symptome im Rückenmark und ihre Bedeutung

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die sowohl das Gehirn als auch das Rückenmark betreffen kann. Bei MS kommt es zu Entzündungen, die Narben (Plaques) im ZNS verursachen. Lange Zeit wurde angenommen, dass diese Veränderungen hauptsächlich die weiße Gehirnsubstanz betreffen. Neuere Forschungen und der vermehrte Einsatz hochauflösender Magnetresonanztomographie (MRT) haben jedoch gezeigt, dass Läsionen auch in der grauen Hirnsubstanz und im Rückenmark auftreten können.

Die Rolle des Rückenmarks bei MS

Plaques im Rückenmark sind ein wichtiges Merkmal der MS. Sie können auch dann auftreten, wenn Läsionen im Gehirn nicht eindeutig auf MS zurückzuführen sind. Prof. Dr. Frederik Barkhof betont, dass bei unklaren Läsionen im Gehirn, ein Blick auf das Rückenmark entscheidend sein kann.

MRT-Untersuchungen, insbesondere T2- und Protonendichtegewichtete Aufnahmen, sind hierbei die Methode der Wahl.

MRT als wichtiges Instrument zur Diagnose und Therapieüberwachung

Die Magnetresonanztomographie (MRT) spielt eine zentrale Rolle bei der Diagnose und dem Therapiemonitoring von MS. Sie ermöglicht den Nachweis von Entzündungsherden im Gehirn und Rückenmark und zeigt die räumliche und zeitliche Verteilung der Entzündungen. Gemäß den revidierten McDonald-Kriterien von 2010 kann die zeitliche Dissemination mittels MRT oft schon mit einem einzigen Scan nachgewiesen werden.

Die MRT ist auch für das Therapiemonitoring von großer Bedeutung, besonders bei neuen Therapien wie Natalizumab. Dieses Medikament reduziert Entzündungen, die Anzahl der Schübe und die Progression der Krankheit. Allerdings birgt es das Risiko einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML), einer schwerwiegenden Virusinfektion. Mittels MRT können PML-Läsionen von MS-Läsionen unterschieden werden, was eine frühzeitige Diagnose der PML ermöglicht.

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Symptome von MS-Herden im Rückenmark

Die Symptome von MS sind vielfältig und hängen davon ab, welche Bereiche des ZNS betroffen sind. Bei Läsionen im Rückenmark können folgende Symptome auftreten:

  • Sensibilitätsstörungen: Kribbeln, Taubheitsgefühle, brennende Schmerzen oder das Lhermitte-Zeichen (elektrisierende Missempfindungen entlang der Wirbelsäule bei Nackenbeugung).
  • Motorische Störungen: Muskelschwäche, verlangsamte Bewegungsabläufe, Spastik (erhöhte Muskelspannung), Koordinationsstörungen.
  • Blasen- und Darmfunktionsstörungen: Inkontinenz, häufiger Harndrang, Verstopfung.
  • Sexuelle Störungen: Erektionsstörungen, verminderte Libido, Sensibilitätsstörungen im Genitalbereich.
  • Fatigue: Körperliche und psychische Erschöpfung, extreme Abgeschlagenheit und Müdigkeit.

Differentialdiagnosen

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Läsionen im Rückenmark auf MS zurückzuführen sind. Andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können, müssen ausgeschlossen werden. Dazu gehören:

  • Ischämie: Läsionen in der weißen Gehirnsubstanz können durch Ischämie infolge von Diabetes, Bluthochdruck oder Alterung verursacht werden. Diese treten jedoch in der Regel nicht im Rückenmark auf.
  • Neuromyelitis optica (NMO): Eine seltene Autoimmunerkrankung, die vor allem Frauen betrifft und Entzündungen des Rückenmarks und des Sehnervs verursacht.
  • Akute disseminierte Enzephalomyelitis (ADEM): Eine seltene Erkrankung, die vor allem Kinder und junge Erwachsene nach viralen oder bakteriellen Infektionen betrifft.
  • Infektionskrankheiten: Neurosyphilis, chronische Neuroborreliose, HIV-Infektion.
  • Metabolische Störungen: Vitamin-B12-Mangel.
  • Systemische Autoimmunerkrankungen: Neurosarkoidose, systemischer Lupus erythematodes, Morbus Behçet, Sjögren-Syndrom.

Behandlung von MS mit Rückenmarkbeteiligung

Die Behandlung von MS zielt darauf ab, die Entzündungsaktivität zu reduzieren, Schübe zu verhindern und die Symptome zu lindern. Die Therapie umfasst in der Regel:

  • Schubtherapie: Cortison (Methylprednisolon) als Infusion oder Tablette zur raschen Rückbildung der Symptome. In seltenen Fällen kann eine Blutwäsche (Apherese) eingesetzt werden.
  • Immuntherapie: Medikamente, die das Immunsystem modulieren oder unterdrücken, um den Krankheitsverlauf langfristig zu beeinflussen. Es gibt mittlerweile gut 20 Immuntherapie-Mittel, die individuell auf den Patienten abgestimmt werden können.
  • Symptomatische Therapie: Medikamente und Therapien zur Linderung spezifischer Symptome wie Spastik, Schmerzen, Blasenfunktionsstörungen und Fatigue. Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Psychotherapie können ebenfalls hilfreich sein.

Leben mit MS

Trotz der Herausforderungen, die MS mit sich bringt, können die meisten Menschen mit MS ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben führen. Wichtig sind:

  • Regelmäßige körperliche Aktivität: Sport und Bewegung können die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Fisch und Vollkornprodukten kann sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.
  • Nichtrauchen: Rauchen ist ein Risikofaktor für MS und sollte vermieden werden.
  • Positive Lebenseinstellung: Stress kann sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken, daher ist es wichtig, Stress zu vermeiden und eine positive Lebenseinstellung zu bewahren.
  • Soziale Unterstützung: Der Austausch mit anderen Betroffenen und die Unterstützung durch Familie und Freunde können helfen, mit der Erkrankung umzugehen.

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