Nackenschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden, von dem viele Menschen irgendwann in ihrem Leben betroffen sind. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2021 gaben 45 % der Befragten an, im vorangegangenen Jahr unter Nackenschmerzen gelitten zu haben. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Nackenschmerzen können verschiedene Ursachen haben, von harmlosen Muskelverspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Besonders Menschen, die am Computer arbeiten, leiden häufig an einer verspannten Nackenmuskulatur. In manchen Fällen treten Nackenschmerzen zusammen mit Taubheitsgefühlen auf, was auf eine Reizung oder Schädigung von Nerven hindeuten kann. Es ist wichtig, die Ursachen von Nackenschmerzen mit Taubheitsgefühl zu verstehen, um die richtige Behandlung zu finden und mögliche Folgeschäden zu vermeiden.
Anatomie des Nackens
Der Nacken besteht aus der Halswirbelsäule, den tiefen und oberflächlichen Halsmuskeln, Blutgefäßen und Nerven. Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Wirbelkörpern, zwischen denen sich Bandscheiben befinden. Die Bandscheiben wirken als Puffer und ermöglichen die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Die Halsmuskulatur sorgt für die Stabilität und Beweglichkeit des Kopfes. Aus den Halswirbeln treten seitlich die Spinalnerven aus, von denen jeder eine bestimmte Armregion mit sensorischen und motorischen Informationen versorgt. Der Nacken ist ein komplexes Konstrukt, das uns viele Haltungssünden verzeiht, aber bei Überlastung mit Schmerzen reagieren kann.
Ursachen von Nackenschmerzen
Nackenschmerzen können vielfältige Ursachen haben. In den meisten Fällen handelt es sich um unspezifische Nackenschmerzen, die durch Muskelverspannungen verursacht werden. Diese Verspannungen können durch verschiedene Faktoren entstehen:
- Fehlhaltungen: Langes Sitzen am Computer, Über-Kopf-Arbeiten oder eine ungünstige Schlafposition können zu Muskelverspannungen im Nackenbereich führen. Ein nach vorne gebeugter Oberkörper und verkrampfte Schultern führen auf Dauer zu einer verkürzten, schwachen Nackenmuskulatur, was Verspannungen der unbewegten Muskeln nach sich zieht. Vor allem bei Bauchschläfern besteht die Gefahr, dass sie aufgrund einer ungünstigen Überstreckung des Kopfes mit Nackenschmerzen aufwachen.
- Stress und psychische Probleme: Stress und psychische Belastungen können ebenfalls zu Muskelverspannungen im Nackenbereich führen. So kann beispielsweise Liebeskummer Nackenschmerzen auslösen.
- Zugluft: Kalte Temperaturen im Schlafzimmer oder ein offenes Fenster können muskuläre Nackenverspannungen aufgrund von kalter Zugluft begünstigen.
- Überlastung: Körperliche Überbelastung, z. B. durch Sport, kann Muskelzerrungen im Nacken hervorrufen.
- Operationen: Nicht selten treten Nackenschmerzen nach einer Operation auf. Bei einem operativen Eingriff mit Narkose ist ein Patient nicht in der Lage, sich zu bewegen und regelmäßig kleine Lageveränderungen vorzunehmen. Über einen längeren Zeitraum liegt der Patient in gleicher Position auf dem Operationstisch. Dabei verkürzen sich einige Muskeln, während andere überstreckt werden. Dies kann zu vorübergehenden Rücken- oder Nackenschmerzen führen. Operative Eingriffe an den Zähnen oder in der Mundhöhle belasten die Muskeln im Gesichts- und Nackenbereich und lösen schmerzhafte Verspannungen aus, die häufig durch die psychische Anspannung der Patienten noch verstärkt werden.
In manchen Fällen haben Nackenschmerzen jedoch auch ernstere Ursachen. Dazu gehören:
- Bandscheibenvorfälle: Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule (cervicale Diskushernie) entsteht, wenn die äußere Hülle einer Bandscheibe aufreißt und der weiche Kern herausquillt. Dieser kann dann Druck auf die umgebenden Rückenmarknerven (Radikulopathie) oder das Rückenmark (Myelopathie) erzeugen, was zu Nackenschmerzen, ausstrahlenden Schmerzen im Arm, Schulterschmerzen und Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Arm oder Hand führen kann.
- Arthrose der Wirbelkörper und ihrer Gelenke (Facettengelenksarthrose oder Spondylarthrose): Durch Abnutzung der Knorpelfläche zwischen den Wirbelgelenken reibt Knochen auf Knochen und macht sich als Knirschen bemerkbar.
- Spinalkanalstenose: Bei einer Spinalkanalstenose ist der zentrale Spinalkanal bzw. das Zwischenwirbelloch verengt, was zu einer Kompression des Rückenmarks oder des Spinalnerven führen kann. Für den verringerten Durchmesser können ein Bandscheibenvorfall oder knöcherne Anbauten (Spondylophyten) verantwortlich sein.
- Rheumatische Erkrankungen: Rheumatische Erkrankungen können ebenfalls Nackenschmerzen verursachen.
- Meningitis: Eine Meningitis (Hirnhautentzündung) kann mit starken Nackenschmerzen und Nackensteife einhergehen.
- Tumoren oder Metastasen: In seltenen Fällen können Tumoren oder Metastasen im Halsbereich Nackenschmerzen verursachen.
- Schleudertrauma: Nackenschmerzen nach Sturz oder Unfall liegt meist ein Schleudertrauma zugrunde. Die entspannte Nackenmuskulatur ist auf die unerwartete heftige Bewegung nicht vorbereitet und wird deshalb überstreckt. Als Folge können Muskeln, Bänder und Sehnen im Halsbereich gezerrt oder geschädigt werden.
- Infektionen: Auch Infektionen können Nackenschmerzen verursachen.
- Wirbelbrüche: Bei einem instabilen Wirbelkörper aufgrund von Osteoporose können harmlose Alltagssituationen zu einem Wirbelkörperbruch führen. Brüche (Frakturen) im Bereich der Halswirbel entstehen entweder durch Unfälle, Gewalteinwirkung oder durch eine Erkrankung, die die Knochensubstanz schädigt.
Nackenschmerzen mit Taubheitsgefühl: Ursachen
Wenn Nackenschmerzen mit Taubheitsgefühl in den Armen oder Händen einhergehen, deutet dies oft auf eine Reizung oder Schädigung von Nerven hin. Mögliche Ursachen hierfür sind:
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- Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule kann Druck auf die Nervenwurzeln ausüben und zu Taubheitsgefühl, Kribbeln und Schmerzen in den Armen und Händen führen.
- Spinalkanalstenose: Eine Spinalkanalstenose kann ebenfalls Druck auf die Nervenwurzeln oder das Rückenmark ausüben und ähnliche Symptome verursachen.
- Zervikale Spondylose: Die zervikale Spondylose ist eine degenerative Erkrankung der Halswirbelsäule, die zu einer Verengung der Nervenkanäle führen und Druck auf die Nervenwurzeln ausüben kann.
- Thoracic-outlet-Syndrom: Das Thoracic-outlet-Syndrom ist eine Erkrankung, bei der Nerven und Blutgefäße im Bereich des Schultergürtels eingeengt werden, was zu Schmerzen, Taubheitsgefühl und Kribbeln in den Armen und Händen führen kann.
Symptome von Nackenschmerzen
Nackenschmerzen können sich auf unterschiedliche Weise äußern. Die Art, wie sich der Schmerz anfühlt oder ob er mit anderen Beschwerden kombiniert ist, kann dem Arzt wichtige Hinweise auf eine mögliche Ursache geben. Häufige Symptome sind:
- Schmerzen: Die Schmerzen können stechend, brennend, pochend oder dumpf sein. Sie können im Nacken lokalisiert sein oder in Schultern, Arme oder Kopf ausstrahlen. Stechende Schmerzen entstehen z. B., wenn verschleißbedingt veränderte Strukturen auf Nerven oder Nervenwurzeln drücken - etwa Knochenanbauten bei Spondylarthrose, verdickte Bänder bei Spinalkanalstenose oder Bandscheibengewebe bei einem Bandscheibenvorfall. Brennenden Nackenschmerzen liegen häufig lang anhaltende Muskelverspannungen und gereizte Faszien zugrunde. Pochende Nackenschmerzen am Hinterkopf entwickeln sich u. a. durch Einengung des Hinterhauptnerven. Dazu kann es bei einem zervikalen Bandscheibenvorfall kommen.
- Bewegungseinschränkungen: Nackenschmerzen können die Beweglichkeit des Kopfes einschränken. Besonders das Drehen des Kopfes kann schmerzhaft sein. Nackenschmerzen beim Drehen des Kopfes sind häufig das Resultat von verspannter und verkürzter Muskulatur durch Fehlhaltungen. Besonders der Trapezmuskel, der die obere Wirbelsäule mit dem Hinterhauptbein verbindet, ist oftmals überlastet. Ein steifer Hals entsteht, wenn durch die Nackenverspannung die Beweglichkeit des Kopfes stark eingeschränkt und die Drehung nach rechts, links, oben oder unten nur mit starken Schmerzen möglich ist.
- Verspannungen: Die Nackenmuskulatur kann sich verspannt und hart anfühlen.
- Kopfschmerzen: Nackenschmerzen und Kopfschmerzen können auf zwei Arten zusammenhängen: Entweder der Kopf schmerzt als Folge der Nackenschmerzen, oder die Kopfschmerzen lösen ihrerseits Nackenschmerzen aus.
- Taubheitsgefühl und Kribbeln: Nackenschmerzen können mit Taubheitsgefühl und Kribbeln in Armen und Händen einhergehen. Bei in den Arm ausstrahlenden Nackenschmerzen liegen die Probleme meist im mittleren oder unteren Bereich der Halswirbelsäule. Kommen Taubheitsgefühle, Kraftverlust oder Lähmungen von Hand oder Fingern dazu, ist womöglich ein Nerv eingeklemmt oder eine Nervenwurzel gequetscht (z. B.
- Schluckbeschwerden: Für Nackenschmerzen mit gleichzeitigen Schluckbeschwerden gibt es verschiedene mögliche Ursachen: Neben Verspannungen der Nackenmuskulatur kann eine Nervenreizung, beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall oder eine Spinalkanalstenose, vorliegen. Ein eher seltener Auslöser für Schluckbeschwerden bei Nackenschmerzen ist eine Sehnenentzündung (Enthesiopathie) des langen Halsmuskels (Musculus longus colli).
- Knirschen oder Knacken: Knirschen im Nacken weist auf degenerative Erkrankungen hin. Durch Abnutzung der Knorpelfläche zwischen den Wirbelgelenken (z. B. bei der Facettengelenksarthrose) reibt Knochen auf Knochen und macht sich als Knirschen bemerkbar. Ein Knacken im Nackenbereich ist meist harmlos und kommt beim Kreisen des Kopfes durch die Dehnung der Gelenkkapsel zustande. Bei ruckartigen Bewegungen werden die Gelenkflächen auseinandergezogen und es entsteht ein Vakuum. Das in der Gelenkschmiere enthaltene Kohlenstoffdioxid bildet Bläschen, die beim Platzen ein Knackgeräusch erzeugen. Ein weiterer Grund für einen knackenden Nacken sind Wirbelblockaden, die aufgrund von Muskelverspannungen entstehen.
- Atembeschwerden: Nackenschmerzen in Verbindung mit dem Atmen entstehen durch eine Verspannung der im Nacken lokalisierten Treppenmuskeln. Oft leiden daran Patienten, die an Morbus Scheuermann erkrankt sind. Ihre Brustwirbelsäule weist eine nach vorne gebeugte Krümmung auf (Hyperkyphose).
Diagnose von Nackenschmerzen
Die Diagnose von Nackenschmerzen beginnt mit einem ausführlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient (Anamnese). Dabei lässt der Arzt den Patienten seine Schmerzen genauestens schildern. Besonders wichtig sind die Dauer und die Intensität der Schmerzen, ihre Lokalisation und ob es bestimmte Auslöser dafür gibt. Neben der ausführlichen Beschreibung von Ausprägung und Auftreten der Schmerzen gehört zur Anamnese auch die ausführliche Krankengeschichte. Um innere Erkrankungen, Infektionen oder Krebserkrankungen nicht zu übersehen, fragt der Arzt nach vorangegangenem Gewichtsverlust, Nachtschweiß und Auftreten von Fieber. Wichtig ist auch, ob der Patient regelmäßig Medikamente einnimmt: Eine langfristige Kortisontherapie kann z. B.
Nach der Anamnese folgt eine eingehende körperliche Untersuchung. Dabei tastet der Arzt die Wirbelsäule und die Muskulatur vorsichtig ab. Außerdem führt er eine Reihe von Tests zur Überprüfung der Beweglichkeit der Halswirbelsäule durch. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Untersuchung der Funktion der Nerven, die die Arme versorgen. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung von Nackenschmerzen sucht der Arzt nach Auffälligkeiten in der Körperhaltung sowie Anzeichen für Verspannungen, Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen.
Bei Bedarf können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden, um die Ursache der Nackenschmerzen genauer zu untersuchen. Bildgebende Verfahren wie eine Röntgenaufnahme sind ratsam, wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen und nicht auf konservative Therapien ansprechen. Die bildgebende Diagnostik umfasst Aufnahmen ohne Kontrastmittel (nativ radiologisch) und ergänzende Funktionsaufnahmen. Die Ursachen der Nackenschmerzen dieses Patienten sind im MRT gut zu erkennen: Durch eine Spinalkanalstenose der HWS wird das Rückenmark in drei Segmenten eingeengt (Pfeile).
Behandlung von Nackenschmerzen
Die Behandlung von Nackenschmerzen richtet sich nach der Ursache der Schmerzen. Unspezifische Nackenschmerzen ohne krankhafte Ursache können vom Patienten selbst behandelt werden. Bei spezifischen Nackenschmerzen ist eine spezifische Behandlung erforderlich.
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Konservative Behandlung
Die konservative Behandlung von Nackenschmerzen umfasst in der Regel:
- Wärme: Wärme führt man der Nackenmuskulatur z. B. mit einer Wärmflasche oder einem in der Mikrowelle angewärmten Kirschkernkissen zu. Wenn vorhanden, kann man den Nacken auch mit einer Infrarotleuchte bestrahlen. Das effektivste Hausmittel gegen Nackenschmerzen ist Wärme. Körnerkissen, Wärmepflaster, Tigerbalsam oder ein heißes Bad entspannen die Muskulatur. Durch die gefäßerweiternde Wirkung von Wärme werden die Muskeln besser durchblutet. Thermotherapie kann eine sinnvolle Ergänzung zur konservativen Behandlung von Bandscheibenbeschwerden sein. Dabei ist es ratsam, sich vor der Behandlung ärztlich beraten zu lassen und die individuellen Voraussetzungen zu berücksichtigen. Wärmeanwendungen wie Wärmepflaster, Infrarotlicht oder eine heiße Rolle fördern die Durchblutung im Gewebe, wirken schmerzlindernd und unterstützen die Muskulatur. Dadurch können sie eine wohltuende Wirkung auf Verspannungen haben, die im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls in der Regel auftreten. Die Wärmetherapie lässt sich vor allem nach der Akutphase und bei chronischen Beschwerden gut einsetzen. Die ThermaCare Wärmeauflagen für Nacken & Schulter sorgen 12 Stunden lang für eine therapeutische Tiefenwärme im betroffenen Gewebe.
- Kälte: In seltenen Fällen (z. B. bei einer Nervenreizung) lassen sich die Schmerzen nicht mit Wärme lindern. Ist die Schmerzursache nervenbedingt, hilft eher Kälte. Kälte hemmt die Durchblutung, wodurch der Schmerzreiz nicht so intensiv weitergeleitet wird. Auch entzündlich bedingte Nackenschmerzen sollten Sie eher kühlen. Klassische Kälteanwendungen wie Kühlpads, kühlende Schmerzgele, Eiskompressen oder Kältesprays können sich positiv auf einen akuten Bandscheibenvorfall auswirken, da sie die Durchblutung reduzieren, einen abschwellenden und schmerzlindernden Effekt haben und entzündlichen Prozessen entgegenwirken.
- Schmerzmittel: Starke Schmerzen werden durch NSAR wie Ibuprofen oder Diclofenac gelindert. Sie dürfen jedoch aufgrund der Gefahr von Nebenwirkungen nur kurzfristig über wenige Tage angewendet werden.
- Muskelrelaxanzien: Muskelrelaxanzien sind zur Behandlung von Nackenschmerzen umstritten. Bevor man sie in Eigenregie einnimmt, sollte man dazu seinen Hausarzt oder seinen Orthopäden befragen.
- Physiotherapie: Mit speziellen Übungen sollte die Nackenmuskulatur gedehnt und gestärkt werden. Stellen Sie Ihren Nacken nicht ruhig, auch wenn er schmerzt. Leichte Bewegung ist deshalb empfehlenswert, auch spezielle Übungen gegen Nackenverspannungen können helfen. Bei akuten Nackenschmerzen und anderen Beschwerden, die auf ein HWS-Syndrom zurückgeführt werden können, ist es ratsam, die Halswirbelsäule wieder zu mobilisieren und die Schmerzen zu reduzieren, sodass Sie schnell aus einer Schonhaltung herauskommen. Dabei helfen Dehnübungen, Übungen aus der Rückenschule und ein gezieltes Training der Nackenmuskulatur unter ärztlicher oder physiotherapeutischer Aufsicht. Achten Sie darauf, stets mit kontrollierten, langsamen Bewegungen zu trainieren und abrupte Drehungen des Kopfes zu vermeiden. Geeignete Übungen sind hier z. B. isometrische und kräftigende Übungen für den Nackenbereich, bei der die Halswirbelsäule sanft gedehnt, gekräftigt und mobilisiert wird oder Halteübungen wie der Unterarmstütz. Spazierengehen, Rückenschwimmen und Rudern am Kabelzug tragen ebenfalls dazu bei, die Nackenmuskulatur zu trainieren und zu lockern. Weniger geeignet sind sportliche Aktivitäten, die die Halswirbelsäule belasten, wie Crunches, Sit-ups, Klimmzüge oder Brustschwimmen sowie ein Training, bei dem der Nackenbereich plötzlich bewegt oder erschüttert wird, wie z. B. Zu den Übungen gegen Nackenschmerzen gehört auch der Kopf-Achter.
- Manuelle Therapie: Manuelle Verfahren der Chiropraktik und der Osteopathie können helfen, Blockaden zu lösen.
- Akupunktur: Auch die Akupunktur kann hilfreich sein. Die Triggerpunktakupunktur hilft dabei Verspannungen im Körper zu lösen, die Durchblutung zu fördern und unterstützt mitunter die eigenen Selbstheilungsprozesse. Eine Behandlung der bei Nackenschmerzen auftretenden Beschwerden mithilfe von Triggerpunktakupunktur ist eine bewährte Therapiemethode.
- Injektionstherapie: Von Injektionstherapien (Quaddeln) wird bei unspezifischen Nackenschmerzen abgeraten. Mithilfe der interventionellen Schmerztherapie lassen sich Spondylarthrose oder Gleitwirbel behandeln.
Operative Behandlung
Eine operative Behandlung von Nackenschmerzen ist nur in seltenen Fällen erforderlich, z. B. bei einem Bandscheibenvorfall mit neurologischen Ausfällen oder bei einer Spinalkanalstenose mit schwerer Kompression des Rückenmarks. Sind über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen die Beschwerden nicht verschwunden, sollte man über eine Operation nachdenken. Bei den operativen Therapien gilt es, so schonend wie möglich zu arbeiten. Bei reinen Bandscheibenvorfällen ohne Veränderungen an den Wirbelkörpern im Sinne von knöchernen Vorsprüngen, Einengungen und Verschleißerscheinungen kommt eine künstliche Bandscheibe infrage. Bei der konservativen Therapie versucht man, mit Schmerzmedikamenten, Muskelaufbau, Entspannungstraining und gegebenenfalls Akupunktur eine Lockerung der Nackenmuskulatur zu erreichen. Auch werden eventuell aufgetretene Muskellähmungen behandelt. Zu den invasiven Verfahren gehören oberflächliche Spritzenbehandlungen (Quaddeln) und gezielt Infiltrationen der Nervenwurzel unter dem Computertomogramm. Das nennt man periradikuläre Therapie (PRT).
Weitere Behandlungsmethoden
- Verhaltenstherapie: Treten unspezifische Nackenschmerzen immer wieder auf, stecken manchmal Depressionen, Stress oder Angststörungen dahinter. In diesen Fällen kann eine Verhaltenstherapie helfen.
- Bewegungstherapie: Auch Bewegungstherapien können bei chronischen unspezifischen Nackenschmerzen nützlich sein. Dazu gehören z. B. Entspannungsmethoden, Atemübungen oder Qigong.
Hausmittel und Selbsthilfe
Neben den oben genannten Behandlungen gibt es auch einige Hausmittel und Selbsthilfe-Maßnahmen, die bei Nackenschmerzen helfen können:
- Wärme- oder Kälteanwendungen: Je nach Ursache der Schmerzen können Wärme- oder Kälteanwendungen lindernd wirken.
- Sanfte Dehnübungen: Sanfte Dehnübungen können helfen, die Nackenmuskulatur zu entspannen und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf einen ergonomischen Arbeitsplatz, um Fehlhaltungen zu vermeiden. Gewöhnen Sie sich an, Tätigkeiten wie zum Beispiel Telefonieren im Stehen durchzuführen. Optimalerweise bildet der Rücken im Liegen eine gerade Linie von der Halswirbelsäule bis zur Lendenwirbelsäule. Das Kopfkissen verhindert ein Abknicken des Kopfes.
- Stressmanagement: Erlernen Sie Entspannungstechniken, um Stress abzubauen.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, die Nackenmuskulatur zu stärken und Verspannungen vorzubeugen. Sorgen Sie für ausreichend Bewegung und stärken Sie Ihre Schulter- und Nackenmuskulatur, z. B.
- Ausreichend Schlaf: Achten Sie auf ausreichend Schlaf in einer gesunden Schlafposition. Eine häufige Ursache für nächtliche Nackenschmerzen ist ein fortgeschrittener Verschleiß der Facettengelenke (Facettensyndrom oder Spondylarthrose). Oft sind auch chronische Entzündungsprozesse in den Gelenken daran Schuld. Nackenschmerzen nach dem Schlafen entstehen dadurch, dass sich Muskeln, Sehnen und Bänder über eine längere Zeit in der gleichen Position befinden.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:
- Die Nackenschmerzen sehr stark sind oder plötzlich auftreten.
- Die Nackenschmerzen länger als ein paar Tage anhalten.
- Die Nackenschmerzen mit Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Schwäche in Armen oder Händen einhergehen.
- Die Nackenschmerzen mit Kopfschmerzen, Nackensteife, Fieber oder anderen Symptomen einhergehen.
- Die Nackenschmerzen nach einem Sturz oder Unfall auftreten.
- Die Nackenschmerzen trotz Selbstbehandlung nicht besser werden.
- Wenn die Nackenschmerzen sehr stark sind oder über einen längeren Zeitraum anhalten, sollten Sie nicht zögern, einen Arzt aufzusuchen. Verstehen Sie die Schmerzen als Warnsignal Ihres Körpers. Je früher die Ursache erkannt und behandelt wird, desto geringer das Risiko, dass Sie eine schmerzbedingte Schonhaltung entwickeln oder es zu bleibenden Schäden an der Wirbelsäule kommt. Ihr erster Ansprechpartner bei Schmerzen und Verspannungen im Nacken ist in der Regel Ihr Hausarzt. Werden die Beschwerden trotz Therapie nicht besser oder liegen Veränderungen an der Wirbelsäule vor (z. B. Arthrose der Facettengelenke oder Gleitwirbel), wird der Hausarzt Sie an einen orthopädischen Rückenspezialisten überweisen. Dieser ist auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. Auch in der Gelenk-Klinik werden die meisten Patienten mit Nackenschmerzen im Hinblick auf degenerative Verschleißerkrankungen (z. B.
Nackenschmerzen und andere Erkrankungen
Nackenschmerzen können auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auftreten:
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- Schilddrüsenunterfunktion (Hashimoto-Thyreoiditis): Neben zahlreichen anderen Symptomen wie Müdigkeit oder Gewichtszunahme können auch Nackenschmerzen ein Zeichen für eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis) sein. Grund dafür ist eine Abnahme der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Ein Mangel dieser Hormone führt zu einem Abbau von Proteinen in der Muskulatur. Ein weiterer Grund sind Autoantikörper, die bei Hashimoto-Patienten die Muskelzellen angreifen.
- Schwangerschaft: Eine Schwangerschaft wirkt sich auf den ganzen Körper aus. In der Schwangerschaft werden Hormone ausgeschüttet, die für eine Lockerung des Bandapparates sorgen, damit das Becken während der Geburt flexibler ist. Allerdings lockert sich nicht nur das Stützgewebe im Beckenbereich, sondern auch an der Wirbelsäule.
- Menstruation: Während der Periode werden vermehrt Prostaglandine (Gewebshormone) ausgeschüttet. Prostaglandine sind Schmerzbotenstoffe und vermitteln außerdem die Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur, die als sehr schmerzhaft empfunden werden kann. Auch gynäkologische Erkrankungen können durch starke Unterleibsschmerzen während der Menstruation (Dysmenorrhoe) zu Verspannungen und Beschwerden im Nackenbereich führen.
- Wechseljahre: Die Hormonumstellung in den Wechseljahren der Frau kann zu Nackenschmerzen führen. Ursächlich ist ein Östrogenmangel, wodurch Muskeln und Gelenke schlechter durchblutet werden. Zudem sorgt der Östrogenmangel dafür, dass sich weniger Flüssigkeit in den Gelenken befindet. Dies kann zu Entzündungen führen.
- Lymphknotenschwellung: Leiden Sie zusätzlich zu den Nackenschmerzen an vergrößerten Lymphknoten im Halsbereich, sollten Sie hellhörig werden. Zwar ist es möglich, dass eine Erkältung oder ein viraler Infekt hinter den Symptomen steckt, doch auch ein Tumor oder eine Metastase sind mögliche Ursachen für Nackenschmerzen und vergrößerte Lymphknoten.
- Multiple Sklerose (MS): Rückenschmerzen oder Nackenschmerzen sind häufige Symptome bei Multipler Sklerose (MS). Grund dafür ist vermutlich eine Fehlhaltung, die durch einseitige Belastungen aufgrund von Gleichgewichtsstörungen entstehen.
- Bluthochdruck (Hypertonie): Zunächst einmal vermutet man keinen Zusammenhang zwischen Nackenschmerzen und Blutdruck. Eine Studie um den Neurowissenschaftler Ian Edwards konnte aber aufdecken, dass ein verspannter Nacken Bluthochdruck (Hypertonie) bedingen kann. Verantwortlich ist ein Bereich im Gehirn, der lebenswichtige Funktionen wie Atmung und Blutdruck steuert. Dieses Gehirnareal ist mit der Nackenmuskulatur verbunden.
- Virale Infekte: Leidet jemand an Nacken- und Halsschmerzen, ist ein viraler Infekt die wahrscheinlichste Ursache.
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