Nervenabszess der Wirbelsäule: Ursachen, Symptome und Behandlung

Ein Nervenabszess der Wirbelsäule ist eine seltene, aber schwerwiegende Erkrankung, die eine schnelle Diagnose und Behandlung erfordert. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten dieser spezifischen Art von Abszess.

Was ist ein Nervenabszess der Wirbelsäule?

Ein Nervenabszess der Wirbelsäule ist eine Ansammlung von Eiter im Bereich der Nervenstrukturen der Wirbelsäule. Dies kann zu einer Kompression der Nerven und einer Reihe neurologischer Symptome führen.

Ursachen

Verschiedene Faktoren können zur Entwicklung eines Nervenabszesses der Wirbelsäule beitragen. Die häufigsten Ursachen sind:

  • Infektionen: Bakterielle Infektionen, insbesondere solche, die von anderen Körperstellen streuen (hämatogene Streuung), können zu einem Abszess führen. Staphylococcus aureus ist ein häufiger Erreger. In seltenen Fällen können auch Pilze beteiligt sein.
  • Pyelonephritis: Eine Nierenbeckenentzündung kann sich ausbreiten und einen perinephritischen Abszess verursachen, der sich bei Durchbrechen der Gerota-Faszie zu einem paranephritischen Abszess entwickeln kann.
  • Direkte Ausbreitung: In seltenen Fällen kann sich eine Entzündung von benachbarten Strukturen, wie z.B. einer Appendizitis, direkt auf die Wirbelsäule ausbreiten.
  • Urogenitales Trauma: Verletzungen im Urogenitalbereich können ebenfalls das Risiko für die Entwicklung eines Abszesses erhöhen.
  • Eingriffe an den Harnwegen: Instrumentation an den Harnwegen kann ebenfalls zu Infektionen führen.
  • Bakteriämie: Bei Bakteriämie kann es zu deszendierenden Infektionen kommen

Symptome

Die Symptome eines Nervenabszesses der Wirbelsäule können vielfältig sein und hängen von der Lage und Größe des Abszesses sowie dem Ausmaß der Nervenkompression ab. Typische Symptome sind:

  • Rückenschmerzen: Oft einseitig und im Flankenbereich lokalisiert, können die Schmerzen bis in den Bauch oder Rücken ausstrahlen.
  • Fieber: Häufig begleitet von Schüttelfrost.
  • Neurologische Ausfälle: Schwäche, Taubheitsgefühl oder Kribbeln in den Beinen oder Füßen, Schwierigkeiten beim Gehen oder Kontrollverlust über Blase und Darm.
  • Allgemeine Abgeschlagenheit: Ein allgemeines Krankheitsgefühl und Müdigkeit.
  • Hautrötung: In einigen Fällen kann eine Rötung der Haut im Bereich des Abszesses auftreten.
  • Schwellung: Ein großer Abszess kann als Schwellung unter der Haut tastbar sein.
  • Verminderte Urinausscheidung: In manchen Fällen kann die Urinausscheidung vermindert oder sogar komplett eingeschränkt sein.

Diagnose

Die Diagnose eines Nervenabszesses der Wirbelsäule erfordert eine sorgfältige Anamnese, körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren. Zu den wichtigsten diagnostischen Maßnahmen gehören:

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  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Beschwerden.
  • Körperliche Untersuchung: Beurteilung der neurologischen Funktionen, Abtasten des Rückens und der Flanken.
  • Blutuntersuchung: Nachweis von Entzündungszeichen (erhöhte CRP, Procalcitonin, Leukozyten) und Beurteilung der Nierenfunktion (Harnstoff, Kreatinin).
  • Urinuntersuchung: Untersuchung auf Bakterien und Bestimmung von Resistenzen.
  • Bildgebende Verfahren:
    • Ultraschall (Sonographie): Kann eine echoarme Raumforderung innerhalb der Nierenkapsel zeigen. Echogenere Strukturen können auf Lufteinschlüsse hindeuten.
    • Computertomographie (CT): Wichtig zur Bestätigung des Verdachts und zum Ausschluss anderer Ursachen wie Tumore.
    • Magnetresonanztomographie (MRT): Kann eine Pyelonephritis zeigen.
  • Gewebeprobe (Biopsie): Eine Biopsie aus dem Tumor ist nicht bei allen Patienten notwendig.

Differentialdiagnose

Es ist wichtig, einen Nervenabszess der Wirbelsäule von anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zu unterscheiden. Dazu gehören:

  • Rückenschmerzen: Nierenschmerzen sind meist tiefer, dumpf oder Kolik artig und verändern sich nicht bei Bewegung.
  • Akute Pankreatitis: kann mit Fieber und Bauchschmerzen einhergehen, wobei der Schmerz typischerweise im Epigastrium lokalisiert. Akute Pankreatitis erhöhte Amylase- und Lipasewerte auffallen können.
  • Cholezystitis: ist der Schmerz jedoch im rechten, unteren Quadranten lokalisiert.
  • Appendizitis: ist typischerweise im rechten, unteren Quadranten lokalisiert.
  • Urogenitales Trauma: Eingekapselte Ansammlung von extravasalem Urin.
  • Nierensteine: Nierensteine können den Harntrakt blockieren und starke Schmerzen verursachen, die in der Regel plötzlich und sehr intensiv auftreten.
  • Harnwegsinfektionen (HWI): Eine Harnwegsinfektion, die bis zu den Nieren aufsteigt (Pyelonephritis), kann ebenfalls Nierenschmerzen verursachen.
  • Nierenentzündungen (Nephritis): Entzündliche Erkrankungen der Nieren wie die Glomerulonephritis können auch zu Schmerzen führen.
  • Polyzystische Nierenerkrankung: Bei dieser genetischen Erkrankung bilden sich Zysten in den Nieren, die mit der Zeit das Nierengewebe schädigen können.
  • Nierenverletzungen: Direkte Verletzungen der Nieren, wie sie bei einem Unfall oder einer sportlichen Aktivität auftreten können, können ebenfalls Nierenschmerzen verursachen.
  • Niereninsuffizienz: Bei einer chronischen Niereninsuffizienz (auch chronische Nierenerkrankung genannt) kann es über lange Zeit zu einem Funktionsverlust der Nieren kommen.
  • Blutgerinnungsstörungen oder Gefäßprobleme: Eine unzureichende Blutzirkulation in den Nieren, etwa durch eine Thrombose oder Aneurysmen, kann ebenfalls zu Nierenschmerzen führen.

Behandlung

Die Behandlung eines Nervenabszesses der Wirbelsäule umfasst in der Regel eine Kombination aus Antibiotikatherapie und Drainage des Abszesses.

  • Antibiotikatherapie:
    • Breitbandantibiotika werden in der Regel intravenös verabreicht, bis die Ergebnisse der Erregerdiagnostik vorliegen.
    • Die Antibiotikatherapie wird dann an die spezifischen Erreger und ihre Resistenzen angepasst.
    • Eine typische antibiotische Therapie kann Amoxicillin und Clavulansäure und Gentamicin oder mit sogenannten Cephalosporinen erfolgen.
    • Die Behandlungsdauer beträgt in der Regel 2 bis 3 Wochen.
  • Drainage des Abszesses:
    • Kleine Abszesse (unter 3 cm Durchmesser) können möglicherweise nur mit Antibiotika behandelt werden.
    • Größere Abszesse erfordern in der Regel eine Drainage.
    • Die Drainage kann perkutan (durch die Haut) oder chirurgisch erfolgen.
    • Bei Abszessen zwischen 3 und 5 cm reicht meist eine perkutane, retroperitoneale Drainage des Abszesses kombiniert mit einer Antibiotikatherapie aus.
    • Abszesse mit einer Größe über 5 cm können mehrere Punktionen oder gar ein offen chirurgisches Vorgehen erfordern.
  • Weitere Maßnahmen:
    • Schmerzlinderung mit Analgetika.
    • Fiebersenkende Maßnahmen.
    • Bei Übelkeit und Erbrechen können Antiemetika verabreicht werden.

Komplikationen

Ein unbehandelter Nervenabszess der Wirbelsäule kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen, darunter:

  • Urosepsis: Eine lebensbedrohliche Blutvergiftung.
  • Organversagen: Insbesondere Nierenversagen.
  • Neurologische Schäden: Permanente Nervenschäden durch Kompression.
  • Durchbruch des Abszesses: Kann zu Entzündungsreaktionen und einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen.
  • Chronische Nierenbeckenentzündung: Kann zu Müdigkeit, Rückenschmerzen und Blutarmut führen.

Prävention

Einige Maßnahmen können helfen, das Risiko für die Entwicklung eines Nervenabszesses der Wirbelsäule zu verringern:

  • Frühzeitige Behandlung von Harnwegsinfektionen: Um eine Ausbreitung der Infektion auf die Nieren zu verhindern.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Um die Nieren zu spülen und die Ausscheidung von Bakterien zu fördern.
  • Vermeidung von Unterkühlung: Um das Immunsystem zu stärken.
  • Vermeidung von Intimsprays und parfümierten Seifen: Um das Hautmilieu im Genitalbereich nicht zu stören.
  • Beseitigung von Harnabflussstörungen: Um einen Urinstau zu verhindern.
  • Gesunde Lebensweise: Mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung, um das Immunsystem zu stärken.

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